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Munchkin Fu
Bewertung:
(4.5)
Von: Marcus Niechciol
Alias: Tex
Am: 04.09.2006
Autor:Steve Jackson, Illustrationen von Greg Hyland
Typ:Kartenspiel
Setting:Munchkin
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:3-937826-85-8
Inhalt:168 Karten, Anleitung
Sprache:Deutsch

Munchkin Fu

„Töte die Monster – Klau den Schatz – Fall deinen Kumpeln in den Rücken (mit Karatesprüngen)“

 

Munchkin Fu ist der neueste Spross der Munchkin-Kartenspiele. Nach dem klassischen Mittelalter-Fantasy, dem Weltraum und Vampiren sind nun die „schlechtesten Martial-Arts-Filme, die du je gesehen hast“ das Thema. Also fix das Bananen-Kung-Fu noch mal eingeübt, den Wok deines Großvaters auf den Kopf gesetzt und los geht’s!

 

Erster Eindruck:

Das Spiel kommt wie immer in einer kleinen Pappschachtel, deren Inhalt aus den 168 Spielkarten (98 Gassenkarten und 70 Schatzkarten) besteht und einem doppelseitig bedruckten DIN-A3 Blatt mit den Regeln. Die Karten an sich machen einen guten Eindruck, sie sind auf stabile Pappe gedruckt und sollten viele Runden ohne größere Knicke überstehen. Beim Überfliegen der Regeln sind mir allerdings recht viele Fehler aufgefallen, hier hat anscheinend der Lektor etwas geschlampt, denn diese wären eigentlich alle vermeidbar gewesen (z.B. mehrere Rechtschreibfehler, ein Absatz zum Thema Hong-Kong-Karten ist unter einer falschen Überschrift eingeordnet, etc.). Insgesamt aber alles Kleinigkeiten, über die man hinwegsehen kann.

 

Die Regeln:

Wer die normalen Munchkin-Regeln kennt, der kann den folgenden Absatz überspringen, die Regeln sind nämlich zum größten Teil gleichgeblieben. Lediglich die Rassen wurden gegen Kampfstile ersetzt, von denen man dann allerdings auch mehrere besitzen kann. Für diejenigen, die die Regeln nicht kennen folgt ein kurze Zusammenfassung:

 

Jeder Spieler (von denen man mindestens 2 benötigt, richtig Spaß macht’s aber erst mit 3-4) beginnt als Stufe 1 Charakter ohne Klassen und Kampfstile. Ziel des Spiels ist es, als Erster die 10. Stufe zu erreichen. Am Anfang eines Spielzugs zieht man eine Gassenkarte. Findet man ein Monster, so muss man es bekämpfen (oder vor ihm weglaufen), findet man eine Klassenkarte oder etwas Ähnliches. so darf man die Karte behalten. Jetzt kann man entweder ein Monster, von dem man glaubt, es locker und leicht besiegen zu können, von seiner Hand spielen und bekämpfen oder eine weitere Gassenkarte verdeckt ziehen. Der Kampf ist das Hauptelement des Spiels. Grundsätzlich ist es so, dass der Kampf durch einen Stufenvergleich zwischen dem Monster und dem Spieler entschieden wird. Erschwert wird die Sache aber dadurch, dass die Gegenspieler Karten spielen können, die die Stufe des Monsters erhöhen, genauso wie ein Spieler Karten (Ausrüstungsgegenstände, Kampfstile, etc.) ausspielen kann, die die eigene Stufe erhöhen. Noch fieser wird es, wenn die Gegenspieler Fallen ausspielen, die etwa Ausrüstungsgegenstände klauen oder die Stufe senken...So kann es durchaus sein, dass ein Stufe 8 Samurai (eine der 4 Klassen) in seiner Elefantenhautrüstung mit einem Drachenklauen-Wakizashi gegen ein „Götzenbild der unermesslichen Hässlichkeit“ (Stufe 1) verliert, wenn nur die richtigen (oder falschen, je nach Standpunkt) Karten ausgespielt werden. Bei einer Niederlage geschehen „Schlimme Dinge“, die beim jeweiligen Monster genannt sind und meistens in einem massiven Stufen- und/oder Ausrüstungsverlust enden. Bei einem Sieg steigt der Spieler eine Stufe auf und darf Schatzkarten ziehen.

 

Wie man sieht sind die Regeln alles andere als kompliziert und schwer zu erlernen. Nach ein bis zwei Partien hat man den Dreh raus und kann sich dem Wichtigsten widmen: hinterhältig sein und seinem Gegner in die Suppe spucken sooft es geht. Was mir beim Durchlesen der Regeln noch aufgefallen ist, ist der lockere Stil in dem diese formuliert sind. Auch Formulierungen wie „Entscheidet auf irgendeine angenehme Art und Weise, wer anfängt (hähä)“ und „Jede andere andere Streitigkeit sollte dadurch geregelt werden, dass ihr euch gegenseitig laut anschreit“ zeigen, wie abgedreht das Spiel eigentlich ist und bringen das Flair des Spiels schon beim Regeln Studieren perfekt rüber.

 

Die Karten:

Das Wichtigste am Spiel sind natürlich die Karten, also die Gassenkarten auf der Einen und die Schatzkarten auf der Anderen. Die Zeichnungen den Karten sind meiner Meinung nach sehr gut gelungen und illustrieren das jeweilige Monster oder den Ausrüstungsgegenstand sehr gut. Besagte Zeichnungen stammen allerdings diesmal nicht von John Kovalic sondern von Greg Hyland, ich hatte leider kein anderes Munchkin da zum Vergleich, also kann ich auch nicht sagen, ob die Zeichnungen von Greg Hyland im Vergleich besser oder schlechter sind. Mir jedenfalls gefielen sie ganz gut. Auch die Texte passen sehr gut zum Flair des Spiels, auch wenn ich den Zusammenhand bei manchen Karten (z.b. bei Krakzilla Kid: „Auftragen, Polieren, auftragen, polieren, auftragen, polieren) nicht wirklich verstehe, Aber das kann entweder daran liegen, dass ich eigentlich mit der Materie der Martial-Arts-Filme nicht vollends vertraut bin oder an der Übersetzung, bei der ein Teil des Flairs und Witzes leider unvermeidlich verloren geht, gerade bei einem Spiel wie diesem, dass von Wortwitzen lebt (bestes Beispiel ist der oben genannte Krakzilla Kid, in Englisch Karate Squid; der Bezug ist offensichtlich und kommt leider im Deutschen nicht rüber). Nichtsdestoweniger kann man sich vor Allem in den ersten Runden immer wieder über die teilweise skurrilen Namen amüsieren (z.B. Tsu Phat, der Dämon der Fresssucht oder Han So Low, der Schmugglerdämon).

Schön finde ich auch, dass es bei Munchkin Fu Karten gibt, die ihre volle Wirkung erst im Zusammenspiel mit anderen Munchkin-Teilen entfalten. So hat man beim Mischen ungeahnte Kombinationsmöglichkeiten.

 

Fazit:

Munchkin Fu ist ein herrlich abgedrehtes Spiel, das einfach nur Spaß macht. Die Schadenfreude, wenn man dem Gegner beim Kampf gegen ein eigentlich unterlegenes Monster mal wieder kräftig einen reingewürgt hat, ist einfach durch nichts zu ersetzen. Größere Kritikpunkte finde ich so gut wie keine, lediglich die Schlamperei beim Text der Regeln ist mir etwas negativ aufgefallen. Insgesamt bekommt das Spiel von mir eine sehr gute 4,5.