Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Runequest: Monsters
Bewertung:
(4.7)
Von: Nico K. Bracht
Alias: Cut
Am: 31.10.2006
Autor:Richard Ford & Greg Lynch
Typ:Monster & Kreaturen Sammlung
System:D100 RuneQuest (MRQ)
Setting:Runequest
VerlagMongoose Publishing
ISBN/ASIN:1-905471-14-9
Inhalt:160 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Monsters

Vorwort:

Die aktuelle Version von RuneQuest ist mittlerweile mit einem Grundregelbuch („RuneQuest“), einem Regelergänzungsband („Companion“) und einem ersten Einsteigerszenario („Rune of Chaos“) im gut sortierten Fachhandel an den Start gegangen.

Aber der interessierte Rollenspieler wird merken: Da fehlt doch noch was...

Stimmt: Und im Oktober 2006 legt Mongoose Publishing das nach, was noch fehlte.

RuneQuest Monsters!

 

Ein Quellenbuch über Wesen und Monster die man in jeder anständigen Fantasy Welt antreffen kann. Aber nicht nur klassische Wesen, nein, auch solche die das klassische RuneQuest Setting Glorantha bevölkern, sind im Buch RuneQuest Monsters zu Hause.

 

All diejenigen unter Euch, die jetzt in sich eine Stimme sagen hören: „nicht noch ein Monsterbuch. Das brauch’ ich doch nicht!“ möchte ich freundlich bitten trotzdem hier weiter zu lesen.

Denn mir ging es anfangs ebenso. Waren doch im Grundregelbuch einige nützliche Kreaturen vertreten und vermisste ich irgendwie nur den Halbling für den Fall das ich mit RuneQuest einmal nach Mittelerde gehen wollte.

Irgendwie war ich zögerlich, doch als ich das Buch dann endlich einmal in die Hände nahm, wurde ich angenehmst überrascht.

 

Aufmachung und Qualität:

Die erste positive Überraschung ereilte mich gleich beim allerersten Öffnen des 160 Seiten starken Hardcover Buches. Die Seiten die mir da entgegenlachten boten mir nicht das von den ersten Produkten der RuneQuest Serie gewohnte Bild. Nein, dieses mal lächelten mich kein schwarz-weiß Druck auf normalem Standardpapier an, sondern es warteten bunte Zeichnungen auf hochwertigem und beschichtetem Papier auf mich. Das ganze Buch ist farbig. Ich war es zufrieden mit schwarz-weißen Büchern bisher, aber für diesen Wechsel zu diesem Zeitpunkt, dafür zolle ich dem Team von Mongoose Publishing meine Anerkennung: Sie haben alles richtig gemacht!

Bei den vorhergehenden Titeln der Serie, die hauptsächlich die Regeln, die Charaktererschaffung und Abenteuerbeschreibungen zum Thema hatten, haben sie sich auf eine schlichte Darstellung der Materie verlegt und sich mit einfachen Mitteln begnügt. Richtig so! Doch jetzt wo es darum geht visuelle Reize zu setzen, die Darstellung der Wesen die das Setting bevölkern sollen so farbig und lebendig wie möglich zu gestalten, greifen sie graphisch in die Vollen. Und der Kunstgriff gelingt. Selten habe ich mich so an einem Rollenspielbuch erfreut, wie beim ersten anlesen des Monsters.

 

Weiterhin bleiben die Graphiker von Mongoose Ihrer Linie treu und führen das durch die anderen Titel in der Serie etablierte Layout des Inneren des Buches auch in einem farbigen Band, fort. Auch im Buntdruck wird optisch der Eindruck erweckt durch die Seiten eines alten, ehrwürdigen Buches zu blättern. Einen weiteren Treffer landet das Team mit dem Stil in dem die Zeichnungen gehalten sind. Mir persönlich gefällt er sehr gut. Da das aber absolut subjektiv ist, lade ich Euch dazu ein, Euch selber ein Bild zu machen. Dazu empfehle ich die beiden Previews unter „Links zur Rezi“ rechter- hands im Infokasten, anzusteuern die zu jeweils 3 Beispielseiten aus dem fertigen Buch führen.

 

Auch in der Umschlaggestaltung bleibt man sich bei Mongoose weiter treu: Das klassische in dunklen Erdtönen gehaltene RuneQuest Cover der vorangegangenen Bände bleibt erhalten.

Dieses mal findet sich im Runensteinkreis eine dreidimensional anmutende, pyramidenförmige schwarze Rune auf einem hölzernen Untergrund.

 

Das Buch verfügt über eine stabile Bindung, die es alle Strapazen die es bei mir während der Vorbereitung und der Erstellung dieser Rezension zu erdulden hatte, geduldig und sicher hat überstehen lassen. Es wird auch Spielabende und Abenteuervorbereitungen gut erdulden.

 

Sprache:

RuneQuest Monsters ist zur Zeit leider nur exklusiv auf Englisch erhältlich.

 

Inhalt:

Nachdem auf Seite 1 die obligatorischen Credits und Danksagungen abgehandelt werden, geht’s auch schon auf den nächsten Seiten richtig los mit dem Inhalt.

Die ersten 9 Seiten befassen sich mit neuen Regeln und Tipps. Zum Beispiel wie man die verschiedenen Kreaturen des Buches sinnvoll in das Spiel einbauen kann, sei es als Gegner oder als Charaktere. Es finden sich detaillierte Hilfen, Anregungen und Regeln wie man Spielercharaktere aus anderen Wesen erschafft als aus Menschen.

Dann finden sich Beschreibungen neuer Eigenarten von Wesen unterteilt nach natürlichen („Traits“) und bösen („Chaotic Features“).

„Traits“ sind besondere Eigenschaften die nicht von den Fertigkeiten abgedeckt werden, wie Nacht Sicht oder ähnliches.

Für die enthaltenen verschiedenen „Chaotic Features“ ist eine Würfeltabelle bereitgestellt, so dass man für Kreaturen die vom Chaos beeinflusst und verändert wurden jeweils zufällig erstellen kann, in welcher Weise sie verändert wurden.

Als Schmankerl finden sich explizite Anweisungen, wie man verschiedene Kreaturen die man in seinen Abenteuern besiegt hat zu Panzerungen verarbeiten kann, die die Helden dann weiter tragen können.

Im Folgenden gehen die alphabetisch angeordneten Kreaturenbeschreibungen los.

Diese beginnen auf Seite 12 mit einer großen, zweiköpfigen Schlange (an jedem Ende des Körpers findet sich einer) mit dem schönen Namen „Amphisboena“ und enden auf Seite 153 mit dem untoten Genre Klassiker „Zombie“.

Daran anschließend finden sich noch sieben weitere „Grosse Monster und Schrecken“. Dies sind Kreaturen die stärker und unheimlicher sind als alle anderen die vorher aufgeführt wurden und im Normalfall nicht durch Spielerfiguren besiegt werden können. Siehe hierzu Preview 2 mit der unglaublichen Beispielkreatur „Mother of Monsters“.

Im Ganzen bringt es das Buch auf über 150 Kreaturen, von denen aber nicht allen eine ganze Seite alleine gewidmet wurde. So muss man manchmal etwas suchen, wo ein Eintrag beginnt, aber dank der großen abgesetzten Überschriften ist das zumeist unproblematisch. Wie für aktuelle Monsterbücher üblich sind die Eintragungen nicht unglaublich detailliert, aber erfüllen ihren Zweck.

Zu jeder Eintragung gehören eine farbige Zeichnung des jeweiligen Wesens, eine kurze und bündige Beschreibung der vorgestellten Spezies und seiner typischen Vertreter und dann noch die Trefferzonen-Würfel-Tabelle für Mitglieder dieser Art. Es sind typische Werte für die einzelnen Charakteristika eines typischen Vertreters einer Art angegeben, aber auch die Würfel werden angegeben um zufällig die Werte der Charakteristika zu bestimmen.

Weiter finden sich dort wo es angebracht ist Angaben über typische Fertigkeiten, Waffen, Panzerung und Ausrüstungsgegenstände einzelner Mitglieder des Volkes.

In RuneQuest Monsters sind unter anderem die Spielwerte für folgende Wesen enthalten:

Fantasy Klassiker wie Orcs, Goblins, Trolle (diverse Arten) und Riesen.

Verschiedensten Mischformen von Tiermenschen z.B. Sartyre und Centauren sowie Wesen aus der griechischen Mythologie wie etwa Harpien.

Natürlich sind auch Drachen, Greifen, Einhörner und Gargoyles dabei.

Und für Freunde von Harry Potter kann ich verraten, dass sich Basilisk und Hippogreif ein Stell-Dich-Ein geben. Auch wenn der Basilisk hier keine Schlange ist.

Aber auch wer einfach nur Raubtiere sucht wird etwa mit Wölfen, Bären und Löwen fündig.

Auch sind Nutztiere wie etwa Ochsen, Pferde, Hunde und Falken vertreten.

Dazu kommen Dinosaurier in allen Arten, Fleisch- wie Pflanzenfresser. Kleine und Grosse.

Und das ganze untote Stammpersonal, wie Mumien, Vampire (die in RuneQuest übrigens extrem lästig sind!) und Zombies wartet geduldig auf einen Einsatz im Spiel.

Besonders reichhaltig ist die Auswahl an Vertretern aus dem Insektenreich, egal ob als übergroße Käfer oder als Mischform (beispielsweise der Skorpionmensch), hier findet sich für jeden Anlass und jeden Helden der richtige „Ansprechpartner“.

Neben den Viechern aus dem klassischen Fantasy Bereich finden sich aber auch Wesen ein, die eigentlich nur ein zuhause kennen, nämlich Glorantha.

Typische Vertreter dieser Sorte von Monstern wären etwa die Broo, die Duck aber auch die reptilienartigen Slarge oder die mysteriösen Dragonnewts, die sich Stückchenweise einem Dasein als Drachen annähern oder eben die schon oben genannten Skorpionmenschen.

 

Diese Listen ließen sich fast nach Belieben fortsetzen aber ich möchte stattdessen lieber noch ein, zwei Worte zu den Zeichnungen im Buch verlieren.

Zum einen muss angemerkt werden, dass nicht wirklich alle Eintragungen auch eine eigene Zeichnung haben. Tiere wie Bären, Löwen oder Wolf werden nicht illustriert.

Aber seien wir mal ehrlich: Wen von uns stört es, wenn wir keine weitere Zeichnung eines Bären, Löwen oder Wolfs in diesem Band finden?

Da nehme ich doch lieber statt weiterer Bilder zwei oder drei neue, ausgefallenere Monster samt Infoblock mehr mit ins Buch und freue mich an Ihnen anstatt etwas Altbekanntes gezeichnet zu bekommen.

Zum anderen finde ich es beachtlich vom Verlag, wo das Buch doch auch (und vielleicht ja sogar grade) für den amerikanischen Markt gedacht ist, dass einige Zeichnungen recht freizügig daherkommen.

Beispielsweise sind die Darstellungen der weiblichen Körper der Naiaden und Dryaden, für amerikanische Verhältnisse, nun sagen wir mal, doch recht „gewagt“, weil ziemlich textilfrei.

In unseren Breiten wird das kaum einen Sittenwächter hinter seinem Ofen hervorlocken, zumal absolut nichts anstößiges dabei ist, aber dessen bedarf es ja (zumindest in Amerika) auch nicht wirklich. Mich hat es jedenfalls verwundert!

 

Fazit:

Abschließend hatte ich den Eindruck, dass mir fast alle Lücken und Fragen die das RuneQuest Regelbuch seinerzeit bei mir offen gelassen hatte, beim zufriedenen Schmökern im Monsters gefüllt und beantwortet wurden.

Hatte ich mich bei der Lektüre des Grundbuches noch echauffiert, dass ich nicht ohne größere Umstände einen Elfen spielen konnte und eine Beschreibung für Halblinge ganz vermisste, so bekomme ich hier nun die Beschreibung für Elfen, Zwerge und (siehe da!) auch für die im Grundbuch vollständig abwesenden Halblinge auf dem silbernen Tablett geliefert, samt Bild, Beschreibung und einer grob ausgearbeiteter Beispiel Figur.

RuneQuest Monsters ist das Buch aus der RuneQuest Serie welches mich bisher vielleicht am meisten überrascht und auch überzeugt hat.

Vielleicht lag es an meiner unterkühlten Erwartungshaltung zu einem weiteren Monster-Quellenbuch, aber wie auch immer, jetzt platziere ich es auf meiner persönlichen Hit-Liste von Quellenbüchern über Wesen und Monster auf einem absoluten Spitzenplatz.

RuneQuest Monsters ist ein Goldstück in meiner Sammlung.

Die Auswahl der Wesen und die Darstellung ihrer Spielwerte ist gelungen.

Die Aufmachung gefällt mir ausgesprochen gut, die Bilder sind toll, die Beschreibungstexte passend. Handwerklich ist das Buch einwandfrei gemacht und dazu liebevoll gestaltet.

Bis auf ein paar Kleinigkeiten ist Mongoose hiermit der große Wurf gelungen: Was ich allerdings noch ändern würde wäre, schon aus Gründen der Übersichtlichkeit, dass pro Seite nur ein Wesen abgehandelt werden würde. Bei wichtigen Kreaturen dürften es auch gerne mehrere Seiten für die Beschreibung sein, aber ich würde mit einem neuen Eintrag immer am Kopfe einer neuen Seite begonnen haben wollen. Es würde das Werk noch übersichtlicher machen und insgesamt großzügiger wirken lassen.

Da diese Behandlung das Buch aber leicht um geschätzte 30 bis 35 Seiten dicker werden lassen würde als die Stärke die es im jetzigen Layout hat, kann ich verstehen, warum das Buch gemacht ist, wie es ist, schließlich ist das Werk mit seinem Preis von US 34,95 $ für seine zwar hochglänzenden und durchweg farbigen 160 Seiten schon jetzt kein echtes Schnäppchen mehr, aber Mongoose hat hier sicher den richtigen Mittelweg gewählt.

Gerne gebe ich diesem Spitzenprodukt mit 4,7 Punkten die Topnote, die es sich redlich verdient hat!