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Waffenhandbuch
Bewertung:
(3.8)
Von: Alex Heppe
Alias: Alex Heppe
Am: 29.04.2008
Autor:Hans-Christian Vortisch unter Mitwirkung von Frank Heller und Oliver Fedtke
Übersetzer:Für Teile: Robert Maier
Typ:Quellenbuch / Waffenkatalog
System:H.P. Lovecrafts Cthulhu / Call of Cthulhu
Setting:alle Cthulhu
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:978-3-939794-14-1
Inhalt:297 Seiten, Hardcover
Sprache:Deutsch

Waffenhandbuch

Ein neues Quellenbuch für Cthulhu hat Pegasus auf den Markt gebracht. Ohne große Schnörkel sagt uns der Titel relativ unverblümt, um was es sich dabei handelt: Das Waffenhandbuch.

 

Erneut muss ich als Rezensent eines Pegasus-Produkts zunächst die wirklich tolle Aufmachung loben. Das Buch bricht ein wenig mit der gewohnten Cthulhu-Optik, wirkt der Einband doch wie ein sehr gelungener Kompromiss aus der „klassischen“ Reihe und Cthulhu NOW. So zeigt neben dem im alten Design gehaltenen Titel „H.P. Lovecraft Cthulhu“ der Schriftzug „Waffenhandbuch“ eine leicht abgenutzte Optik, angedeutete Pulverschwaden (Tentakel?) ziehen sich über das in dunkelblau und Rosttönen gehaltene Cover; den größten Platz nehmen jedoch die Zeichnungen von Schusswaffen mehrerer Epochen ein. Während das Grunddesign der Umschläge der Cthulhu-Linie nach wie vor von Manfred Escher stammt, hat die Gestaltung dieses Einbands jedoch Hans Schneider vollführt, und dies ist ihm rundum gelungen.

 

Schrift und Papierqualität haben ebenfalls die gewohnte Pegasusqualität und suchen auf dem deutschen Markt nach Auffassung des Rezensenten ihresgleichen. Auch das beliebte Lesebändchen ist wieder vorhanden.

 

Eine besondere Erwähnung müssen jedoch die Illustratoren finden, da diese zu jeder(!) Waffe eine stimmige und exakte Zeichnung vorlegen konnten, die in meinen Augen einen zusätzlichen Reiz dieses Bandes ausmachen. Der Großteil der Illustrationen stammt von Felix Mertikat, unterstützt von Jim Branch (übernommene Illustrationen aus „From Stone to Steel“), Susanna Jerger (Handgranaten, Flammenwerfer, schw. Maschinengewehre, sonst. schwere Waffen) und Jens Weber (außerirdische und Kultistenwaffen). Da sich in dem Buch 76 Nahkampfwaffen, 28 Fernkampfwaffen, 1.106 Handfeuerwaffen, 84 schwere Waffen und 16 Waffen der außerirdischen Wesen und Kultisten befinden, kommt man auf die stattliche Zahl von 1.328 Waffen, die allesamt beschrieben und mit einem Bild versehen sind. Man kann hier die Fleißarbeit gar nicht genug hervorheben und hat so eine Vorstellung davon, was die Illustratoren hier geleistet haben.

 

Inhaltlich gliedert sich das Buch in ein Vorwort, dem einleitenden Kapitel „Vom Faustkeil zur Atombombe“, dem schließen sich die einzelnen Waffenarten in jeweils einem eigenem Kapitel an; beginnend mit (auch antiken und mittelalterlichen) Nahkampfwaffen bis hin zu schweren Waffen und Handgranaten. Es folgen Abhandlungen über Waffenkauf und Waffenrecht, gefolgt von einem Mythoswaffenkapitel und den typischen Arsenalen von Militär- und Polizeieinheiten mehrerer Länder. Abgeschlossen wird der Band von einem umfangreichen Anhang, der Kopien von Waffenscheinen der 1920er Jahre zum Spielgebrauch zeigt sowie einem Index, gegliedert nach Waffenart und einem weiteren Index, gegliedert nach Alphabet.

 

Hans-Christian Vortisch, der Haupt-Autor dieses Waffenkatalogs (denn um einen solchen handelt es sich wirklich!) hat nahezu den gesamten Text alleine verfasst, mit Ausnahme kleinerer Ergänzungen durch Frank Heller und Oliver Fedtke.

 

Vortisch stellt ergänzende Anmerkungen und Spieltipps immer an den Anfang der jeweiligen Kapitel, so dass hier eine sehr übersichtliche Gliederung erfolgt. Neben Spielleitertipps, wie man Waffen angesichts der drohenden Ohnmacht gegenüber dem Mythos dennoch stimmig einsetzen kann, finden sich zahlreiche Regelergänzungen und Zusatzregeln, so z.B. in Bezug auf das Verbergen von Waffen, aber auch eine Verdeutlichung der bei den jeweiligen Waffen angewandten Fertigkeiten des Charakters. Bei den sich anschließenden Auflistungen der einzelnen Waffen erfährt man viele Einzelheiten und Details, so dass dieses eigentlich leblose Stück Ausrüstung für den Spieler an Inhalt und Bedeutung gewinnt. Diese katalogisierten Auflistungen der einzelnen Waffen werden immer wieder durch Textkästen aufgelockert, die im Hinblick auf einzelne Waffen kleine Anekdoten erzählen, die ein geschickter Spielleiter leicht einbauen kann. Dass sämtliche Spielwerte angegeben werden, und diese in neuen Tabellen zusammengefasst werden, versteht sich da ja schon fast von selbst.

 

Den größten Platz nehmen –wen wundert’s- die Handfeuerwaffen ein, die eine besonders umfangreiche Einleitung und Regelerläuterung erhalten. Mehrere optionale Zusatzregeln werden vorgestellt, die besondere Situationen wie Schnellziehen, beidhändiges Schießen, Schnellfeuer und Feuerrate, Nachladen und Fehlfunktionen. Schusswaffenzubehöre wie Zielfernrohre und Schalldämpfer bleiben ebenfalls nicht unerwähnt. Auch Kalibertabellen befinden sich im Buch, Spezialmunition wird auch erläutert. Es folgen schwere Waffen und Handgranaten, bevor das Buch auf die Themen Waffenkauf und Waffenrecht zu sprechen kommt. Dieses Kapitel dürfte für die meisten Investigatoren von gehobenem Interesse sein und erläutert gut und knapp, welche rechtlichen und behördlichen Hürden zu nehmen sind, bis man legaler Waffenbesitzer ist. Kein Cthulhu-Quellenbuch wäre komplett ohne einen Bezug zum Mythos; und so finden sich auch hier einige Beispiele außerirdischer Technologie, bevor schließlich die Arsenale der Polizeien und Armeen dargestellt werden.

 

 

Fazit:

Nun, ich tue mich etwas schwer mit einer Bewertung. Das Quellenbuch ist eine gewaltige Fleißarbeit und stellt den wohl umfangreichsten Waffenkatalog dar, der mir im Rollenspielbereich je untergekommen ist. Und genau da setzt meine leichte Kritik ein: Mehr als ein Katalog ist es im Wesentlichen nicht. Man kann Cthulhu problemlos ohne diesen Quellenband spielen, indem man auf die bekannten Werte aus den Grundregeln zurückgreift. Sobald sich allerdings in einer Kampagne abzeichnet, dass bewaffnete Konflikte unvermeidbar sind (So etwa beim „Niemandsland“-Setting), bzw. besondere Spielsituationen eine Neuregelung bedürfen, weil etwa die Charaktere immer bestimmte Waffen bevorzugen, dann kann man auf dieses Buch und seine optionalen Regeln zurückgreifen. Nebenbei lernt man auch –abseits der für das Rollenspiel interessanten Pfade- einiges über Waffen, deren Geschichte, Entwicklung, Technologie und Einordnung, so dass sich dieses Buch, von den abgedruckten Spielwerten einmal abgesehen, durchaus auch sehr gut für andere Rollenspielsysteme eignen kann. Eine solche umfangreiche und hervorragend bebilderte Waffendarstellung, garniert mit zahlreichen Anekdoten und Hintergrundinformationen wird man nicht so schnell finden. Sicher, nicht jeder wird dieses Buch brauchen, aber ich kann jedem wirklich nur empfehlen, mal einen Blick beim Händler seines Vertrauens hineinzuwerfen. Ich hätte mir evtl. noch ein Szenario oder Abenteuer gewünscht, in dem es um Waffen geht, beziehungsweise eine noch dichtere Verknüpfung mit dem Mythos. Auf der anderen Seite ist es so in weiten Teilen systemunabhängig und kann, mit Ausnahme weniger Seiten, von nahezu jedem waffeninteressierten Spieler oder Spielleiter verwendet werden. Trotzdem, für eine Wertung jenseits der 4 Punkte ist es mir einfach nicht cthuloid genug, in Anbetracht des positiven Gesamteindrucks und der interessanten Lektüre, die es bietet, halte ich gute 3,8 Punkte für gerechtfertigt.