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DMZ 3 - Ganz unten
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 14.08.2008
Autor:Brian Wood, Riccardo Burchielli
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:DMZ
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-598-6
Inhalt:128 Seiten, Softcover, Sammelband
Sprache:Deutsch

Leider liegen dem Rezensenten die ersten beiden Bände zu DMZ nicht vor. Eventuell werden sie zu einem späteren Zeitpunkt nachrezensiert.

 

Inhalt:

Ein kurzer Überblick zum Thema der Serie vorab:

Vor fünf Jahren wurden die USA von einem zweiten Bürgerkrieg zerrüttet, als die „Freien Staaten“ (FSA) aus dem Landesinneren aufbegehrt haben und nach außen drängten. Als die US-Regierung ihre Streitkräfte mobilisiert hatte, war es bereits zu spät und erst in Manhattan, New York, konnte die FSA gestoppt werden. Manhattan Island wurde zur demilitarisierten Zone (DMZ) deklariert. Ein Niemandsland zwischen den Fronten und niemand weiß genau, was in diesem Gebiet vor sich geht.

Zwei Reporter schleichen sich in die DMZ, um der Welt zu zeigen, was hier geschieht, doch alles läuft schief und schon bald befinden sie sich alleine inmitten des Chaos und der Intrigen zwischen US-Regierung, FSA und der Trustwell Gesellschaft, die für die US-Regierung die DMZ wieder aufbauen soll. Als einer der beiden stirbt, befindet sich Matty als Vermittler wieder. Doch er muss erkennen, dass der angeblich freie Sender „Liberty News“ gar nicht so frei ist und die Tatsachen zum Nachteil der FSA verdreht.

 

Der Inhalt des vorliegenden Bandes:

UN-Truppen haben die DMZ besetzt, um die Trustwell Gesellschaft bei dem Wiederaufbau zu unterstützen. Doch immer wieder gibt es Selbstmordattentate gegen die Gesellschaft und die UNO, bei denen viele Menschen das Leben verlieren. Der Reporter Matty hat sich in eines der Arbeiterteams eingeschmuggelt und versucht Zugang zu einer der Terrorzellen zu bekommen, um eine Story zu schreiben. Das gelingt ihm auch, doch als sich die hübsche Amina selbst in die Luft sprengen will, lässt Matty das nicht zu und rettet sie. Dennoch gelingt der Zelle ein Bombenattentat auf den UN-Generalsekretär und die UN-Truppen ziehen umgehend aus Manhattan ab. Nun hat die Trustwell in Manhattan freie Hand und entsendet ihre eigenen Sicherheitsleute, die nicht gerade zimperlich sind.

Als Matty Kelly und seine Kollegen von Independent World News kontaktiert, kommt Danzinger ins Spiel, der für Trustwell gearbeitet hat. Gemeinsam decken sie etwas auf, das ungeheuerlich ist. Etwas, das ihre Leben in höchste Gefahr bringt…

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

„DMZ“ ist eine andere Art Comic, denn sie erzählt die Seite eines Krieges, die sonst kaum jemand erzählt. Brian Wood und Riccardo Burchielli haben sich diese Thematik ausgedacht und ein New York gezeichnet, welches durch einen Bürgerkrieg, zu einer Art Niemandsland wurde. Dabei erzählt Brian Wood die Story nicht etwa aus der Sicht der kämpfenden Truppen, sondern aus der Sicht der Nichtkämpfer, den Menschen, wie die meisten von uns es sind. Matty, der Protagonist, ist eigentlich auch so ein Nichtkämpfer. Allerdings ist er auch ein Reporter und wagemutig dazu, weswegen er für eine Story einiges auf sich nimmt, um die Wahrheit aufzudecken.

Der Autor zeigt die dreckigen Seiten des Krieges, packt sie dabei aber gekonnt in einen packenden Plot, intelligente Dialoge und in bildgewaltige Szenen, die von Zeichner Burchielli detailliert und ohne Beschönigungen künstlerisch umgesetzt wurden. Die Artworks wissen zu überzeugen, sehen hervorragend aus und passen einfach zum dreckigen, deprimierenden Thema des Comics.

Dass „DMZ“ auch gleichzeitig starke Kritik an der, vom Kapitalismus geprägten, amerikanischen Gesellschaft respektive Regierung ist, wird dabei schnell klar, denn es geht auch bei DMZ eigentlich nur um eine Sache: Um Geld. Und Geld ist hier gleichzusetzen mit Macht.

Cory Doctorow, seines Zeichens Autor, Journalist, Blogger von Boing Boing und der Schreiber des Vorwortes in diesem DMZ-Band, schreibt in diesem sehr passend: „Wenn es nach mir ginge, stände dieser Comic auf den Leselisten des Bürgerkundeunterrichts in ganz Amerika!“. Wenn man „DMZ“ gelesen hat, kann man dieser Aussage eigentlich nur beipflichten.

 

Die Übersetzung durch Panini ist ein weiteres Mal wirklich gut gelungen und auch Fehler sind keine aufgefallen. Der graphische Roman kommt im Softcover und hat das typische US-Comicformat. Papier, Druck und Bindung sind wie gewöhnlich von hoher Qualität.

 

Fazit:

„DMZ“ ist schon ein etwas anderer Comic, welcher – zumindest bei mir – nicht nur für Unterhaltung und Spannung gesorgt, sondern auch zum Nachdenken angeregt hat. Der Grund liegt klar auf der Hand, denn „DMZ“ zeichnet ein zerstörtes und anarchistisch anmutendes Manhattan – ein Kriegsszenario inmitten der größten Metropole der USA, welches, obwohl eigentlich Niemandsland, hart von mehreren Fraktionen umkämpft wird. Dabei spielt der private Trustwell-Konzern eine gewichtige Rolle, die der Reporter Matty Undercover aufdecken will.

„DMZ“ ist ein Wort- aber vor allem ein Bildgewaltiger graphischer Roman, der einen Bürgerkrieg aus einer anderen Sicht erzählt, nämlich aus der der Nichtkämpfer, der normalen Menschen. Dabei üben die Autoren unverhohlene Kritik an der amerikanischen Regierung und ihrer kapitalistischen Gesellschaft. Das Ganze wird in atemberaubende Artworks gepackt, die ungeschönt und glaubhaft echt wirken. Aus diesen Gründen gehört „DMZ“ für mich zu einer der besten Comic-Serien der letzten Zeit. Liebhaber von ganz besonderen Comics und Geschichten sollten hier einen Blick riskieren!