Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Der Dunkle Turm - Collector's Edition
Bewertung:
(4.4)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 23.02.2009
Autor:Stephen King, Peter David, Robin Furth, Jae Lee, Richard Isanove
Übersetzer:Wulf Bergner
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Der Dunkle Turm (Wild West/ Dark Fantasy)
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-453-26578-3
Inhalt:240 Seiten, Hardcover, Albumformat (320x230mm), Herausnehmbarer Coverdruck im hinteren Deckel
Preis:39,90 €
Sprache:Deutsch

Vorab:

Da sich die normale Ausgabe und die Collector’s Edition von “Der Dunkle Turm” vom Inhalt und Präsentation der geschichte nicht unterscheiden, gleichen sich einige Teile beider Rezensionen.

 

Erster Eindruck:

Das dicke und schwere Album macht einiges her und sieht sogar noch besser aus als die Softcovervariante, nicht zuletzt, weil es großformatiger ist. Auch hier gibt es einen Mix zwischen Hochglanz-Optik und normalem Druck.

 

Inhalt:

30 Jahre lang hat Stephen King an seinem selbstdeklarierten Opus magnum „Der Dunkle Turm“ gearbeitet, das mit dem siebten vorgelegten Buch sein Ende fand. Anstatt einer Adaption seiner Romane stellt dieses Graphic Novel nun die Vorgeschichte dar und erzählt die Anfänge und die Jugend von Roland, dem Revolvermann, und wie er zu dem ruhelosen Rächer geworden ist, dessen einziges Ziel die Suche nach dem Dunklen Turm ist.

 

Roland Deschain ist ein herausragender Nachwuchs-Revolvermann und muss seine Prüfung letztendlich viel früher als geplant ablegen. Anschließend muss er sich mit seinen engsten Freunden in die Baronie Majis begeben, denn dort gibt es Individuen, die düsteren Machenschaften gegen den so genannten Bund nachgehen. Farson ist ihr Anführer und ein ganz und gar nicht netter Mann. Die jungen Revolverhelden sollen die Sache investigieren und für Recht und Ordnung sorgen, was sich allerdings schwieriger darstellt als angenommen.

Bald schon trifft Roland auf die schöne Susan Delgado, deren Vater kürzlich gestorben ist und die nun nichts mehr hat und gegen ihren Willen den Bürgermeister heiraten soll. Es ist Liebe auf den ersten Blick, doch über dieser Verbindung schweben von Anfang an dunkle Schatten. Bald schon müssen die Revolvermänner gegen Farsons Leute antreten und Rolands und Susans Liebe wird auf eine tragische Probe gestellt.

 

Stil & Artwork:

Wild West meets Dark Fantasy. Das ist der schnellste und direkteste Weg, um den “Dunklen Turm” in knappen Worten zu beschreiben. Die Story ist dabei nahezu episch, was bei einem Autor wie Stephen King natürlich nicht verwunderlich ist. Allerdings ist King nicht allein für die Umsetzung verantwortlich. Mit Robin Furth und Peter David sind zwei ganz Große des Comic-Business involviert, was man der Erzählung deutlich anmerkt. Der Plot ist fesselnd und birgt viele Wendungen, die die Spannungskurve immer wieder nach oben drücken. Die geschickte Anordnung der Panels, die in vielen Varianten - mal klein und rechteckig, mal ganzseitig, mal überlappend - präsentiert werden, lockern die düstere Story enorm gut auf und machen viel vom Flair des graphischen Romans aus.

„Der Dunkle Turm“ ist das Prequel zu der siebenteiligen Romanreihe, was für Eigenständigkeit sorgt. Doch genau diese scheinbare Eigenständigkeit ist dann auch gleichzeitig das größte Manko des Comics. Zwar kann man die Story durchaus auch alleine lesen und wird sie auch verstehen, dennoch wird der Plot schnell konfus und unübersichtlich, denn die Handlung ist einfach extrem komplex. Dem Leser wie mir, der die Romane nicht kennt, bleiben wahrscheinlich dabei einfach einige Zusammenhänge verschlossen, was dafür sorgt, dass sich die Story nicht vollends entfalten kann. Ohne Zweifel macht der „Dunkle Turm“ Spaß, ist ein toller Comic für sich und hat auch genug Eigenständigkeit, dennoch fehlt eben das wohlbekannte I-Tüpfelchen, wenn man die Romane nicht kennt.

Kommen wir zur Optik, sprich den Artworks. Mit dem Koreaner Jae Lee ist ein erstklassiger und renommierter Zeichner für die Illustration des Comics verantwortlich, der von Kolorist Richard Isanove hervorragend unterstützt wird. Zusammen präsentieren sie ein atemberaubendes Artwork, das nicht nur die Stimmung der Story perfekt definiert, sondern auch seinesgleichen sucht. Die Zeichnungen sind einfach umwerfend und vor allem die ganzseitigen Panels reißen einen vom Hocker.

 

Qualität & Übersetzung:

Inhaltlich gesehen gleichen sich Collectors Edition und Softcover-Ausgabe. Auch die CE enthält die Bände #1 - 7 von „The Dark Tower: The Gunslinger Born“ und ist damit ein recht üppiges und vor allem schweres Buch, schon allein weil das Format für die CE größer gewählt wurde. Anstatt dem Standard US-Comicformat ist Splitter ganz firmenüblich auf das übergroße Albumformat um geschwungen, welches eigentlich für europäische Comics eher üblich ist. Außerdem kommt die CE im Hardcover-Einband. Dadurch macht „Der Dunkle Turm“ allerdings noch mehr her, vor allem die ganzseitigen Panels kommen jetzt noch besser und epischer.

Die Übersetzung ist dieselbe wie beim Softcover und somit ebenso gut. Dasselbe gilt für das Lektorat. Bei den Extras geht Splitter einen anderen Weg als Heyne. Anstatt einer umfassenden Covergalerie gibt es in der CE gleich einige mehrseitige Texte, die mehr über das Setting Mittwelt erzählen. Die verschiedenen Abhandlungen wie „Die geheiligte Geographie von Mittwelt“, „Maerlyns Regenbogen“, „Die Revolver der Deschain“ oder „Der Lachende Spiegel“ werden dabei mit Illustrationen aufgelockert, die ebenso atemberaubend sind wie die der eigentlichen Comicgeschichte. Insgesamt umfassen diese Texte gute 34 Seiten des xxx Seiten dicken Buches und werden zusätzlich noch von zwei doppelseitigen Karten der Welt abgerundet.

Am Ende der Collectors Edition findet sich ein hochwertiger Kartonprint eines der Originalcover zum Herausnehmen. Auch dies ist bei Collectors Edition von Splitter üblich.

Alles in allem macht die Collectors Edition schon allein wegen ihrer Größe mehr her, aber auch die Extras wissen auf jeden Fall mehr zu überzeugen als die der normalen Edition von Heyne. Allerdings kommt diese Aufwertung auch zu einem doppelt so hohen Preis.

 

Fazit:

„Der Dunkle Turm“ ist ein herausragender Comic, der sowohl in optischer als auch in erzählerischer Hinsicht überzeugen kann. Optisch allerdings auf jeden Fall mehr als erzählerisch, was aber einzig und allein daran liegt, dass einem einige Zusammenhänge aufgrund des Prequel-Charakters verschlossen bleiben, wenn man die eigentliche Romanserie von Stephen King nicht kennt, so wie ich. Die Story ist spannend und actionreich, hat eine gute Geschwindigkeit und nahezu epische Ausmaße. Durch die komplexe Handlung wird es mitunter etwas konfus, wenn man - wie gesagt - die Romanreihe nicht kennt, aber mit eingehender Beschäftigung kann man die Story dennoch sehr gut genießen.

Das Artwork des graphischen Romans ist schlichtweg atemberaubend und gehört zum Besten, was das Comicbusiness bieten kann. Die Artworks sorgen für eine düstere Stimmung, die das Flair der Erzählung perfekt untermalt.

Die vorliegende Collectors Edition hinterlässt dabei einen noch besseren Eindruck als die ebenfalls begutachtete Softcover-Version von Heyne. Vor allem liegt dies an dem größeren Format, welches Splitter bei ihrer CE gewählt hat, denn dadurch kommen die Artworks deutlich besser zur Geltung. Aber auch die Aufmachung (Hardcover), ebenso wie die Extras im Inneren wissen bei der CE einfach besser zu überzeugen und machen auch mehr Sinn. Dem entgegen steht der annähernd doppelt so hohe Preis, der mit fast 40 Euro sicherlich kein Pappenstiel ist.

Wer „Wild West meets Dark Fantasy“-Geschichten in toller Optik mag oder bereits ein Fan von Stephen King oder gar von seiner „Der Dunkle Turm“-Reihe ist, der sollte hier auf jeden Fall zu greifen, denn gerade für diejenigen, die die Romane kennen, ist dieser Band eine tolle Erweiterung, die auch noch hervorragend präsentiert wird.

Wer bei den Artworks und dem Drumherum mehr Genuss haben will und ein echter Fanboy ist, sollte dabei auf jeden Fall zur Collectors Edition greifen. Wer nur die Geschichte lesen will, der kann sich auch mit dem Softcover zufrieden geben.

 

 

Info:

:

Der vorliegende Hardcoverband ist die Collectors Edition, die Anfang 2009 bei Splitter erschienen ist und deutlich aufgewertet wurde. Storytechnisch sind CE und Softcover-Edition von Heyne eineiige Zwillinge, nur bei Aufmachung und Extras unterscheiden sich die beiden Ausgaben schon enorm.

Die Rezension zur Heyne-Ausgabe findet ihr rechtsseitig unter dem Rezidatenblock.