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Das fünfte Evangelium 1 - Die Hand der Fatima
Bewertung:
(4.3)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 15.09.2009
Autor:Text: Jean-Luc Istin, Zeichner: Thimothée Montaigne
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Das 12. Jahrhundert, Israel, Kreuzzüge
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-043-9
Inhalt:48 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat (230 x 320 mm)
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die israelische Stadt Akko im 12. Jahrhundert während der Kreuzzüge. Die Leiche Herzogs Milon von Plancy wird schrecklich verstümmelt aufgefunden und der Erzdiakon von Tyrus - Wilhelm - fühlt sich dazu berufen, das Verbrechen aufzuklären. Scheinbar sind drei Assassine mit weißen Kutten und Schwertern dafür verantwortlich, das zumindest hat ein Mönch beobachtet. Während der Erzdiakon nach Jerusalem pilgert, um dem jungen Herrscher Balduin IV von dem Tod seines Untertanen zu berichten, wird mit Robert von Edaret ein weiterer Gefolgsmann in Jerusalem brutal und von den gleichen Kuttenträgern ermordet. Doch der Ermordete schafft es, eine Nachricht zu hinterlassen und diese führt den Erzdiakon auf eine Spur, denn in Jerusalem verschwinden seit einiger Zeit Kinder und zwar ausschließlich arabische Mädchen, die ein spezielles Symbol auf dem Unterarm tätowiert haben - die Hand der Fatima. Scheinbar geht es bei den Morden um viel mehr. Doch diese Erkenntnis bringt sowohl den Erzdiakon als auch Balduin in Lebensgefahr…

 

Schreibstil & Artwork:

Jean-Luc Istin hat schon mit „Die Druiden“ (ebenfalls Splitter) bewiesen, das er ein Händchen für historisch angehauchte Comics hat, auch wenn bei den Druiden eine Menge Fantasy mit eingeflossen ist. „Das fünfte Evangelium“ geht da zumindest beim ersten Band noch einen anderen Weg, denn die Story ist in vielen Facetten historisch belegt. So zum Beispiel in Bezug auf die Ermordung von Milon von Plancy im Herbst 1174, die tatsächlich so überliefert ist. Auch der Erzdiakon von Tyrus und der junge Balduin IV sind historisch belegte und wichtige Person aus dieser Zeit.

Dabei haut Istin dem Leser nicht gleich alle Fakten um die Ohren, sondern baut seinen Plot geschickt nach und nach auf. Zunächst weiß man zum Beispiel überhaupt nicht, was der Prolog mit der Story an sich zu tun hat oder was den Titel mit der Handlung verbindet. Das alles eröffnet sich erst später und doch bleibt auch vieles im Dunkeln und wird wohl erst in den beiden angesetzten Folgebänden offenbart. Aber gerade das, erzeugt sehr viel Spannung und führt zu einer komplexen und vertrackten Erzählung, die schnell fesselt, wenn man sich mit dem tollen Setting und der Thematik anfreunden kann.

Dabei scheint das Werk nicht in die fantastisch historische Richtung zu gehen (wie bspw. Die Druiden) - denn Mystik und Magie kommen im ersten Band nicht vor - sondern wirkt eher wie ein historischer Krimi-

Thriller, der ein kleines bisschen an das Kultwerk „Der Name der Rose“ erinnert.

 

Die Artworks stammen von Thimothée Montaigne, der damit sein Debut abliefert - und das macht er hervorragend. Seine Illustrationen sind einfach atemberaubend schön, wirken dabei aber auch realistisch und vor allem lebendig. Die einzelnen Zeichnungen sind dabei sehr detailreich und werden in klar definierten Linien und Strichen präsentiert, die für eine klare Optik sorgen. Die Kolorierung lässt das Ganze dabei ansprechend düster wirken, was sehr gut zum Ambiente der Erzählung passt. Die Anordnung der Panels ist zumeist sehr linear und ordentlich, einige kleine Ausreißer in Form seitenfüllender Szenen gibt es aber auch. Generell wirken die Artworks allerdings nicht wirklich typisch europäisch und im Allgemeinen kann man franko-belgische Comics schon an ihren Artworks deutlich erkennen. Montaignes Artworks könnten auch gut einem amerikanischen Comic entstammen, was aber im Gegenzug nicht heißt, das sie schlecht wären, denn das Gegenteil ist der Fall.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Für die Übersetzung aus dem französischen ist - wie so oft bei Splitter - Tanja Krämling zuständig und die Übersetzerin macht ihre Sache hervorragend, denn die Dialoge und Texte sind allesamt sehr flüssig und ansprechend zu lesen. In Sachen Produktion gibt es auch nichts zu meckern. Der Band kommt im üblichen übergroßen Albumformat und hat einen Hardcover-Einband, den ein sehr schickes Covergemälde der drei weißen Assassinen ziert, welches ebenfalls aus Montaignes Feder stammt. Extras gibt es in dem 48 seitigen Album keine.

 

Fazit:

„Das fünfte Evangelium“ ist der Auftakt zu einer sehr viel versprechenden Trilogie und überzeugt auf ganzer Linie. Die historisch anmutende und in vielen Bereichen auch belegte Erzählung ist einfach atemberaubend toll inszeniert und erzählt eine höchst spannende Krimi-Story. Das Ganze wird von authentisch wirkenden Artworks geziert, die zwar nicht unbedingt europäisch wirken, aber dennoch einfach hervorragend sind und perfekt zum Setting passen.

Wer also historische Comics mit einem Krimi-Touch mag, sollte hier einen näheren Blick riskieren. Mag sein, dass in den Folgebänden auch noch mehr Fantasy Einzug in die Erzählung erhält. Das muss aber nicht sein. So oder so, ist die Vorfreude auf die Fortsetzung groß.