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Martha Washington 2 – Martha zieht in den Krieg!
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 15.10.2010
Autor:Autor: Frank Miller, Zeichner: Dave Gibbons
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:USA in der nahen Zukunft
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:n/a
Inhalt:204 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Happy Birthday, Martha Goes to War, Stranded in Space
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Martha Washington Gefangene, Flüchtling, Verrückte, Soldatin und nun Aufrührerin hat die Zukunft gesehen. Auf dem Papier sieht diese Zukunft prima aus, doch nur dort. Denn die US-Regierung wird von machthungrigen Irren kontrolliert. Die ökologische Katastrophe droht: Jeder redet über das Wetter, doch niemand tut etwas dagegen. Niemand außer PAX und dem extrem teuren Wetterkontrollsatelliten "Harmony". Doch die „Geister“ sorgen unter den Soldaten von Pax für Angst und Schrecken. Martha wird auf eine Mission geschickt, um das Geheimnis der Geister zu lüften, dabei trifft sie auf alte Bekannte. Doch Martha werden auch die Augen geöffnet und sie muss erkennen, dass sie die ganze Zeit auf der falschen Seite gestanden hat…

 

Schreibstil & Artwork:

Viel hat sich nicht zum ersten Band der Reihe geändert. Martha Washington ist durch und durch eine actionreiche Polit-Satire und heute wahrscheinlich realistischer und glaubwürdiger als beim Erscheinen der Serie vor 20 Jahren. Im zweiten Band geht es genauer um PAX, der Bösewicht des ersten Bandes – die Fast-Food-Ketten – sind eher Nebensache geworden und alles dreht sich um die seltsamen „Geister“, die PAX bedrohen. Wie sich herausstellt, sind die Geister viel mehr als nur Gespenster und Martha erkennt das irgendwann. Bis dahin ist es aber ein weiter, gefährlicher und vor allem blutiger Weg für die junge Soldatin, den sie nicht immer mit Bravour beschreitet.

Außerdem ist auch ein alter Gegner von Martha wieder zur Stelle: der Gesundheitsminister.

Wie im ersten Band ist „Martha“ dabei wieder äußerst skurril und satirisch angelegt. Erkennbar überzogen, was Gesellschaft, Gewalt und Politik angeht und oft auch sehr zweideutig und ironisch – beispielsweise dann wenn die PAX-Soldaten gegen die Fast-Food-Kette ziehen und am Ende des Einsatzes in einer Filiale herzhaft Burger essen, weil sie einfach Hunger haben.

Martha selbst macht eine enorme Charakterentwicklung mit, schon allein weil sie viel dazu lernt und dabei erkennt, das nicht alles schwarz und weiß ist und man Dinge von verschiedenen Blickwinkeln betrachten muss. Frank Miller macht seine Sache hier hervorragend und ist einfach überzeugend in seiner Story, auch wenn diese sehr abgefahren ist.

 

Die Artworks stammen von Dave Gibbons (Watchmen) und bestechen durch viele Details und feine Konturen und eine kraftvolle Kolorierung. Parallelen zu "Watchmen" sind hier unverkennbar, aber das Ganze passt einfach sehr gut zum Setting und der Erzählung ist aber auch nichts für schwache Nerven, weil schon sehr brutal und blutig.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der Band kommt im Softcover mit Faltklappen. Das üppige Buch ist optisch sehr amerikanisch aufgemacht. Die Produktionsqualität weiß zu überzeugen. Extras gibt es nicht. Der Band umfasst den zweiten Zyklus und ist die zweite von drei Episoden.

 

Fazit:

"Martha Washington 2" ist erneut ein Hammer und steht dem ersten Band in nichts nach. In Fachkreisen gilt Martha sowieso als satirisches Sci-Fi-Meisterwerk und wurde nicht umsonst mit einem Eisner-Award prämiert. Martha ist bitterböse und schwarz satirisch und zeigt eine Zukunftsvision von Amerika, die heute nicht mal allzu weit her geholt scheint, auch wenn sie das damals vor 20 Jahren als die Reihe erschien, durchaus war.

Alles dreht sich hier um machtgierige Personen innerhalb der USA und einem militärischen Staat, der alles ausbeutet, was er kann. Paradox, dass ausgerechnet ein Mädchen aus den untersten Schichten der Gesellschaft zu einem der besten Soldaten aufsteigt und so viel bewegt, bis sie erkennen muss, das sie für die Bösen arbeitet.

Martha nimmt dabei nicht nur den amerikanischen Traum ins Kreuzfeuer, sondern auch Regierung und Gesellschaft, und zeigt gnadenlos, wohin der Weg der USA aus Sicht des Autors führt. Dabei nimmt die Erzählung kein Blatt vor den Mund, weder in sprachlicher noch optischer Hinsicht, und ist extrem brutal. Dennoch ist die Story spannend und fesselnd und regt auch zum Nachdenken an. Eine Sache, die nicht viele Comics von sich behaupten können. „Martha“ ist in meinen Augen zweifellos ein Meisterwerk und gleichsam ein Klassiker, der in das Regal eines jeden gehört, der solche Stories mag. Oberklasse!