Sharner Kobold Sharner Kobold

 

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Metronom - Null Toleranz
Bewertung:
(2.9)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 20.01.2011
Autor:Éric Corbeyran, Grun
Übersetzer:Tanja, Krämling
Typ:Comic/Graphic Novel
Setting:Science-Fiction
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-238-9
Inhalt:56 Seiten, übergroßes Hardcover, 230 x 320 mm
Preis:13,80 €
Sprache:Deutsch

Inhalt

Nach einem kurzen Ausflug in eine Art Märchen, in dem der Namensgeber der Serie - ein magisches Metronom - kurz angerissen wird, beginnt die eigentliche Geschichte. In einer dystopischen Welt, in der die Industrie die Natur erfolgreich vertrieben hat und in der eine Regierungsstimme überall auf der Welt aus Mikrofonen oder Bildschirmen auf die Massen einzureden scheint, lebt Lynn. Sie gehört nicht zu den Massen von Armen auf dieser Welt, sie ist verheiratet und sie hat eine Schwester im Ministerium. Lynns Mann ist Müllmann im Weltall. Zusammen mit einer Mannschaft bringt er brisanten Müll in spezielle Regionen im All. Von der letzten Mission kam er jedoch nicht zurück, oder zumindest sagte niemand der Protagonistin Lynn, dass er zurückgekehrt sei. In der straff durchorganisierten Welt, in der die Polizei mit gezückter Waffe an jeder Ecke steht, und Regelverstöße sofort ahndet, bedeutet das, sie bekommt den Lohn ihres Mannes nicht ausgezahlt und niemand sagt ihr warum. Ohne Einkommen ist sie nicht gefährdet, immerhin hat sie ihre gut verdienende Schwester, doch die Ungewissheit, was mit ihrem Mann geschehen ist, lässt sie aktiv werden.

Im Lautsprecher erfährt der Leser nebenbei, dass Selbstmord - ein trauriges Massenphänomen in dem gezeigten Dystopia - in Zukunft für die Familie des Verstorbenen rechtliche Konsequenzen haben wird und auch andere wirre diktatorische Maßnahmen begleiten den Leser an der Seite der Protagonistin bei ihrer Suche nach Hinweisen auf das Schicksal ihres Mannes. Ein weiterer Mitspieler erscheint auf der Bildfläche. Er ist Reporter und noch nicht vom straff reglementierten System assimiliert worden. Er rebelliert und bekommt die rauen Konsequenzen des Systems schnell zu spüren. Zudem wird er von seinem Chef verladen. Zusammen mit Lynn sucht er nach den Spuren ihres Mannes. Rein zufällig kennt er eine Person, die ihm Wissen, Daten und mehr zu diesem Thema sagen kann. Mehr will ich hier nicht sagen, denn die einzige kleine Spannung in der Geschichte vorweg zu nehmen, wäre nicht fair.

Bleibt zu erwähnen, dass die Autoren auch den zu Beginn erwähnten Märchenband mit dem Metronom ohne weiteren Hintergrund in die Geschichte mit einbauen. Er wird anonym an den Präsidenten geschickt und dort als unerwünschte, bzw. nicht genehmigte Literatur eingestuft. Das muss natürlich amtlich untersucht werden. Der damit beauftragte Kommissar eilt mit dem Buch sofort zum Chef des rebellischen Reporters und dieser schiebt unserem Reporter die Erschaffung desselben in die Schuhe, um ihn loszuwerden. Nicht sehr originell und bislang auch in keinster Weise mit der Geschichte verknüpft, zumal nach dem Lesen des Bandes, der Reporter mit diesem Märchenbuch wirklich nichts zu tun haben kann. Vielleicht bringen zukünftige Bände da mehr Licht ins Dunkel.

 

Schreibstil & Artwork

Beginnen wir mit der Geschichte. Der Autor Éric Corbeyran ist kein Unbekannter in der Comicwelt. Mit Werken wie Blutige Mauern, Dedal, oder Die Klauen des Sumpfes hat er schon vor längerer Zeit beim Splitter Verlag gezeigt, was in ihm steckt. Der Regulator und Weena erschienen von ihm im Arboris Verlag und auch weitere Werke sind in Vorbereitung. Der bekannte Comiczeichner (Schwermetall), Illustrator und mehrfach ausgezeichnete Filmregisseur Enki Bilal verfasste sogar ein Vorwort für diesen Band. Die schmeichelhaften Worte einer internationalen Größe im Science Fiction Bereich für diese Geschichte sind nach dem Studium des Bandes jedoch keinesfalls nachvollziehbar. Die Geschichte ist flach, sehr konstruiert und zudem überhaupt nicht originell. Es wird ein wenig von Klassikern wie Ray Bradburys Fahrenheit 451 geklaut, ein wenig bei Alien nachgesehen und ohne jeden Aufhänger ein mystisches Buch eingeschoben. Die Geschichte ließt sich mehr wie eine Dokumentarserie dieses Planeten und wird auch optisch dabei unterstützt.

Der Zeichner Grun hat mich ebenfalls nicht überzeugt. Zu viele Personen lassen sich nur anhand von Frisuren oder Kleidungsstücken auf den zweiten Blick voneinander unterscheiden. So ist der rebellische Reporter die kurzhaarige Version ohne Sonnenbrille des ihn verfolgenden Kommissars. Das liegt nicht unbedingt am Können des Herrn Brun, sondern vielmehr daran, wie er es einsetzt. In meinen Augen ist das einfach ungeschickt. Die Welt ist zudem eintönig dargestellt, man sieht immer die gleichen Farben. Das mag Absicht sein und ist dann recht gut gelungen, nur eintönig ist schon die Geschichte, da hilft die gewählte Kunst des Zeichners nicht gerade ein wenig Farbe in das Werk zu bringen. Damit will ich beide nicht zu stark kritisieren. Sowohl Brun als auch Éric Corbeyran verstehen ihr Handwerk und die großartige Übersetzerin Tanja Krämling lässt den Inhalt des Comics erscheinen, als sei Deutsch des Autors Muttersprache - wie so oft. Aber wir sind bei Splitter doch bessere Kunst gewohnt.

 

Qualität und Ausstattung

Über die Qualität dieses großformatigen Comics aus dem Hause Splitter lässt sich nicht viel schreiben. Wie immer liefert Splitter großartige Materialien und ein stabiles Hardcover. Der Druck ist ohne jeden Makel. Da bleibt einem nur, den Verlag zu loben.

 

Fazit:

Diesen Comic kann ich nicht empfehlen. Die Geschichte ist schlecht zusammengeklaut, das Artwork ist befriedigend, aber nicht faszinierend, um die Geschichte auszugleichen, und das Vorwort des Enki Bilal ist schlicht an diesem Band vorbei geschrieben. Das schlimmste ist jedoch die fehlende Spannung. Es ließt sich, wie ein Bericht über das Jahr 2xxx und erzählt anhand von Einzelschicksalen, was in dem Jahrzehnt so alles schief läuft. Keine der Figuren hat ein Profil, mit dem man sich mit ihr identifizieren oder mit ihr mitfiebern kann. Dazu kommt das Problem, dass der Comic unvermittelt endet und ein paar Zeilen über das Märchen nachgeschoben werden, die bislang ohne Zusammenhang zu den wenigen Ereignissen im Buch stehen. Was immer für den Fluss der Geschichte gebraucht wird, entsteht spontan, Wendungen oder Überraschungen sind Fehlanzeige und der einzige ´3-Seiten Moment minimaler Spannung löst sich sogleich wieder auf. Es sollen noch 2 Bände nachfolgen. Bevor die nicht auf dem Markt sind und sehr positiv rezensiert wurden, kann ich vom Kauf dieses Bandes wirklich nur abraten. Er bekommt von mir nur 58%, oder eben 2.9 Punkte.