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Bunker 2 - Nullpunkt
Bewertung:
(3.5)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 23.09.2011
Autor:Christophe Bec (Autor), Stéphane Betbeder (Autor), Nicola Genzianella (Zeichner)
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Science-Fiction
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-223-5
Inhalt:56 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die Geschichte beginnt zunächst in den eisigen Höhen des Ulu-Wardak-Massivs und es gibt ein Wiedersehen mit Zoltan Velikic , der eine überaus mysteriöse Mitteilung über den einfachen Gefreiten Aleksi Stassik erhält Haupthandlungsort des zweiten Bandes ist doch das südliche Territorium, in das es Stassik und einige andere Männer vom Bunker 37 verschlagen hat.

 

Regiert wird das südliche Territorium von Prinz Aberrahman Derleth Al-Hazin, der zugleich das Oberhaupt der verschiedenen Völker dieses Territoriums ist. Die Truppen des Imperators schicken sich diesmal weniger in kriegerischer Absicht, als in diplomatischer Mission um dem Prinzen ihre Aufwartung zu machen, da das Imperium von Groß-Velikiistok dringend auf die Versorgung mit kriegswichtigem Öl angewiesen ist. Doch ist es kein einfaches Unterfangen den Prinzen für die Besorgnisse des Imperators zu gewinnen, kämpften doch einst die Truppen von Velikiistok erbittert gegen die Truppen des südlichen Territoriums.

 

Hauptmann Plazil, dem auch Stassik untersteht, führt als Offizier eine Delegation an, die mit Prinz Aberrahman Derleth Al-Hazin über ein Abkommen zwischen den beiden Staaten verhandeln soll. Der erste Empfang beim Prinzen ist geprägt von rassistischen Ressentiments der velikiistoker Soldaten und auch die Forderung des Prinzen nach Auslieferung der sterblichen Überreste ihres Freiheitskämpfers Antaras stößt bei den Verhandlungen zunächst nicht unbedingt auf Gegenliebe. Man wird sich jedoch einig und ein großes Festmahl soll als Zeichen der Gastfreundschaft dienen.

 

Während des Festmahls macht Stassik Bekanntschaft mit der Hohepriesterin, die mit ihrer düsteren Prophezeiung die anwesenden Gäste zutiefst verstört und vom Prinzen weggeschafft wird. Beide Seiten – sowohl der Prinz als auch die Delegation von Plazil – haben ihre ganz eigenen Pläne, die weit von den gegenseitigen Versprechen entfernt sind und letztlich zum Krieg führen dürften.

 

Am nächsten Tag macht sich der Konvoi von Plazil wieder auf den Weg zu ihrem Hauptquartier. Allerdings stellen sich Probleme an dem gepanzerten Fahrzeug ein, auf dem sich auch Stassik befindet. So sind die Männer gezwungen mitten in der Wüste eine Zwangspause einzulegen, während sich der Rest des Konvois weiterbewegt. Allerdings sind es keine Zufälle die sich hier einstellen – als der restliche Konvoi geradewegs in einen Hinterhalt der Truppen des Prinzen fährt, sieht sich Stassik mit den anderen Männern alleine in der Wüste zurückgelassen. Für Stassik und seine Kameraden liegt ein weiter und gefährlicher Weg vor ihnen.

 

Aber auch andere Dinge gibt es zu erfahren, scheinen doch Zoltan Velikic und der Imperator wesentlich mehr von der Existenz der seltsamen Zwischenwelt im Ulu-Wardak-Massiv zu wissen, als man meint.

 

Biographie der Künstler:

Der französische Zeichner und Szenarist Christophe Bec wurde am 24.04.1969 in der südfranzösischen Stadt Rodez geboren. Wegen der beruflichen Tätigkeit seiner Eltern verbrachte er die ersten Monate seines Lebens in Marokko, später dann im Kanton La Salvetat Peyralès im Département Aveyron.

 

Seit frühester Kindheit war Christophe Bec von Comics begeistert und so wundert es nicht, dass er bereits mit elf Jahren ein eigenes 46-seitiges Album mit dem Titel “ L'Enigme Bright“ gezeichnet hat. Gemeinsam mit seinem Bruder Guilhem erschuf er einige Jahre später das Fanzine „Esquiss“ mit einer bescheidenen Auflage von 50 Exemplaren, welches die beiden in ihrer Heimatstadt an den Mann zu bringen versuchten. Der Erfolg dieses kleinen Fanzine sollte sich allerdings erst 1990 einstellen, als es für den „Alp´art“ in der Kategorie „Bestes Fanzine“ auf dem Comic-Festival in Angoulême nominiert wurde. Noch im gleichen Jahr bestand er die Aufnahmeprüfung an der Kunsthochschule in Angoulême und traf dort einige andere talentierte junge Künstler, so zum Beispiel Eric Hübsch, Servain, David Prudhomme und Aristophane, die zum Teil entscheidenden Einfluss auf seinen eigenen Stil hatten.

 

Bec erhielt1991 die Anfrage des Fremdenverkehrsamtes von Marvejols einen historischen Comic zu zeichnen und so entstand innerhalb von nur vier Monaten „La Bête du Gévaudan“, von dem über 3.000 Exemplare verkauft wurden. Als erfolgversprechender Nachwuchskünstler unterzeichnete er 1992 nach seinem Studium einen Vertrag für den Verlag „Soleil“. Sein erstes Album für „Soleil“ erschien 1993 unter dem Titel „Dragan - Les Geôles D'Avade“ und basierte auf dem Szenario des überaus produktiven Autors Eric Corbeyran. 1997 erschien in Zusammenarbeit mit Richard Marazano der erste Band von „Zéro Absolu“ und mit dem Szenaristen Xavier Dorison entstand 2001 der erste Band der Reihe „Santuaire“ („Heiligtum“) für den Verlag „Humanoïdes Associés“, der sich zu einem Bestseller entwickeln sollte und bislang auf über 150.000 verkaufte Alben zurück blicken kann.

 

Im Jahr 2004 entstand der One-Shot „Anna“, nach einem Szenario von Stéphane Betbeder, den Christophe Bec bei dem kleinen Verleger „La Boîte à Bulles“ veröffentlichte. In 2006 folgte der apokalyptische Western-Reihe „Le Temps des Loups“ und in erneuter Zusammenarbeit mit Stéphane Betbeder der Militärthriller „Bunker“ für „Humanoïdes Associés“, dem 2007 die Reihe „Carthago“ und 2008 die Reihe „Prometheus“ folgte.

 

Unterstützt wird Christophe Bec in diesem Szenario durch den Autor Stephane Betbeder, der 1971 in Pau in der Region Aquitanien geboren wurde und seine Leidenschaft für Comics bereits in frühen Jahren entdeckte. Er schaffte es 1989 an der renommierten Kunsthochschule in Angoulême zu studieren, wo er seinen Freund Christophe Bec kennen lernte. Sehr schnell entdeckte er bei seinem Studium allerdings auch das Medium der Video- und Fotoinstallationen für sich und machte 1994 seinen Abschluss. Es sollte allerdings noch einige Jahre dauern, bis er schließlich mit seinem Studienfreund Bec zusammenarbeitet. Doch auch in der Zwischenzeit zeigte sich Stéphane Betbeder mit anderen Zeichnern recht erfolgreich, wie die 2004 gemeinsame begonnene Arbeit mit Eric Henninot an der Reihe „Alister Kayne – Chasseur de Fantôme“ für den Verlag Albin Miche zeigt, die bedauerlicherweise noch nicht auf deutsch vorliegt.

 

Schreibstil & Artwork:

 

Es geht mysteriös weiter in dieser auf fünf Bände konzipierten Reihe und das Duo Bec und Betbeder sorgt für etliche weitere ungelöste Fragen, die man sich als Leser unweigerlich in der Entwicklung des Szenarios stellt. Zumindest dürfte für den Leser bewusst geworden sein, das Stassik eine überaus zentrale Rolle in der Reihe spielt und es auch am Schluss des Bandes einige mehr als seltsame Hinweise auf seine Herkunft gibt.

 

War der Einstieg im ersten Band noch recht vielversprechend und dynamisch, so scheint es, als hätten Bec und Betbeder in diesem Band den Bogen vielleicht etwas zu sehr überspannt. Der Wechsel des Schauplatzes mag noch zu verkraften sein, damit die „Prophezeiung“ mehr Gewicht bekommt, aber ansonsten ist die Fortführung des bisherigen Szenarios etwas sperrig. Man bleibt zwar durch den geschickten Aufbau der Handlung neugierig über die weitere Entwicklung, aber es ist schwer im letzten Drittel des Bandes dem nicht einfach zu erkennenden roten Faden zu folgen.

 

Als Zeichner hat sich Christophe Bec scheinbar vollkommen aus der Reihe verabschiedet und überlässt die graphische Leitung Stéphane Betbeder, als auch die Ausführung dem italienischen Zeichner Nicola Genzianella, der dem deutschen Publikum unter Umständen aus der Reihe „Dampyr“ bekannt sein könnte. Dieser schafft es problemlos den photorealistischen Stil von Bec weiterzuführen, ihn dabei allerdings auch etwas zu entschärfen. Dies äußert sich vor allem in den weniger statisch wirkenden Figuren.

Der Aufbau der Panels ist recht abwechslungsreich. So gibt es Bildfolgen in unterschiedlichen Formaten und mit wechselnder Umrandung sowie großflächige Bildkompositionen, in denen die einzelnen Panels ineinander übergehen. Das ist für den Leser überaus angenehm komponiert und wird durch die Farbgestaltung von Marie-Paule Alluard, der auch am ersten Band mitgearbeitet hat, sinnvoll ergänzt.

 

Ansonsten tobt sich Genzianella - ähnlich wie bereits Bec – vornehmlich bei technischen Details wie wissenschaftliche Gerätschaften, Waffen oder Panzerfahrzeugen aus und zeigt sich ebenfalls als Minimalist bei der Zeichnung aufwendiger Hintergrundbilder. Es ist schon erstaunlich, wie Genzianella den Stil von Bec zu kopieren weiß. Hätte man keinen Hinweis auf diesen „neuen“ Zeichner der Reihe, so hätte ich persönlich keinen Unterschied festgestellt.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Auch dieser Hardcover-Band des Splitter Verlages besticht durch seine qualitativ hochwertige Verarbeitung, die sich sowohl im Einband, als auch im verwendeten Papier und im Druckbild äußert. In Sachen Ausstattung gibt es für den Leser auf der Innenseite des Umschlags eine Übersicht über die wichtigsten Akteure des vorliegenden Bandes, die mit einem kurzen erklärenden Text versehen sind. Bei der Fülle von Charakteren, die auch in diesem Band auftauchen, eine willkommene Hilfe, um nicht den Überblick zu verlieren. Die Übersetzung aus dem französischen stammt wiederum von Tanja Krämling und lässt sich gut und flüssig lesen.

 

Fazit:

Die Grundidee des Szenarios von Christophe Bec und Stephane Betbeder ist überaus reizvoll: Man nehme den Entwurf einer alternativen Welt, die unserer nicht unähnlich ist, und vermische sie mit einem gehörigen Schuss Phantastik und etwas Science-Fiction. Die Mischung hat es in sich und weiß auch durchaus den Leser für sich zu gewinnen. Doch dieser zweite Band der Reihe scheint es insgesamt etwas zu gut zu meinen. Als Leser beschleicht einen das Gefühl, als hätten Bec und Betbeder diesen Band einfach mit Bildern und etlichen (wenn auch zum Teil unverständlichen) Informationen überfrachtet.

 

Wie allerdings schon beim ersten Band angemerkt, besitzt dieses Szenario gerade durch seinen Wechsel von Schauplätzen, Akteuren und der Andeutung über die Geheimnisse der Zwischenwelt und der Aufgabe von Stassik in diesem Szenario einen überaus großen Reiz, der neugierig auf die Fortsetzung macht. Insbesondere sind es die Anleihen bei Lovecraft oder anderen Größen aus der „Welt von Cthulhu“, die mich auf mehr hoffen lassen. Interessanterweise findet man auf diese Art auch den Namen des Schriftstellers August Derleth, einem Zeitgenossen und Freund des Autors H. P. Lovecraft, im Namen des Prinzen Aberrahman Derleth Al-Hazin wieder. Die Szenarios von Bec sind nicht jedermanns Geschmack und man sollte auf jeden Fall viel Geduld und ein Faible für Serien amerikanischer Machart mitbringen, um diesem Comic genießen zu können.

 

Und wie es bereits auch beim ersten Band der Fall war, so kann auch die Fortsetzung trotz einiger Schwächen und Kritik am Ende durch einen gelungenen Cliffhanger überzeugen und macht spätestens hier den letzten unentschlossenen Leser neugierig auf den Fortgang dieser Geschichte.