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Incognito 2 - Schlechter Einfluss
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 18.10.2011
Autor:Ed Brubaker, Sean Phillips
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Incognito
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3862010103
Inhalt:132 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Incognito Vol2 1-5
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Schon seit einem Jahr ist Zack Overkill nicht mehr im Zeugenschutzprogramm, sondern hat die Seiten gewechselt und arbeitet nun für die Regierung, genauer gesagt für das S.O.S. Doch zu seinem Leidwesen muss er erkennen, dass es keinen großen Unterschied macht, ob man auf der einen Seite oder der anderen Seite arbeitet. Als der Undercoveragent namens Slaughter abtrünnig wird und im Begriff ist die Leitung der Gegenseite zu übernehmen, muss Zack selbst undercover gehen, um diesen Agenten zur Strecke zu bringen. Doch damit wird Zack wieder mit seiner alten Welt und alten Freunden, die jetzt Feinde sind, konfrontiert. Eine Gratwanderung.

 

Schreibstil & Artwork:

Ed Brubaker und Sean Phillips sind in der amerikanischen Comic-Krimiwelt eine große Nummer und gelten als Top-Team, wenn es um düstere und intrigante kriminologische Stories geht. Mit „Criminal“ und “Sleeper“ haben die Beiden zwei umwerfende Serien geschaffen und auch der erste Band von “Incognito”, war ein absoluter Hammer.

Durch so zahlreiche hervorragende Stories ist die (selbstauferlegte) Messlatte bei neuen Erzählungen des Teams natürlich enorm hoch und gleich vorweg gesagt, ganz so überzeugend fällt das Ergebnis dann auch nicht aus. Und dennoch ist auch der zweite Incognito-Band durchaus interessant und schlägt in dieselbe Kerbe, wie der erste Band der Reihe und „Sleeper“, auch wenn er nicht ganz an diese Werke herankommt.

Aber woran liegt das? Eigentlich ist die Sachlage das sehr einfach: mit „Incognito 2“ haben sich Brubaker und Phillips nicht weiterentwickelt, sondern präsentieren eher eine Selbstkopie – zumindest im Kontext mit der „Sleeper“-Reihe. Für sich alleinstehend gesehen, kann der vorliegende Band durchaus auf ganzer Linie überzeugen, aber eben nicht hinsichtlich der vorigen Werke. Vor allem fällt auch negativ auf, das „Schlechter Einfluss“ den Vorgänger fast vollständig übergeht und links liegen lässt, was schade ist, denn man hätte hervorragend daran anknüpfen können.

Wie auch immer, Brubaker hat nicht nahtlos daran angeknüpft respektive das Thema wieder aufgegriffen, sondern sich auf die Nuancen, die feinen Unterschiede zwischen der guten und der bösen Seite konzentriert, mit denen Zack Overkill sich hier auseinander setzen muss. Und genau das macht der Autor wieder hervorragend, er seziert diesen inneren Zwist des ehemaligen Superschurken und erforscht diese Thematik in der ihm üblichen (und grandiosen) Art und Weise. Interessant ist dabei vor allem auch wieder der Aspekt, das es sich bei Zack und auch bei den Gegnern um Superwesen handelt, sprich Menschen die enorme Kräfte haben. Zack beispielsweise ist kugelsicher und auch ansonsten recht kräftig und genau diese Kräfte haben ihn aus seiner Sicht immer über die normalen Menschen gestellt, um die er sich kein Stück geschert hat. Das hat sich durch seinen Seitenwechsel geändert und genau darum geht es hier. Spannend, actiongeladen, intrigant und vor allem anspruchsvoll.

 

Die Artworks von Sean Phillips sind wie üblich ein Knaller. Sie sehen toll aus, haben dieses unglaubliche Noir-Feeling und zeigen einen guten Detailreichtum. An den Artworks hat sich soweit nichts geändert, sie erzählen die vielschichtige Story und bildgewaltigen Panels.

 

Fazit:

Mal abgesehen davon, das Brubaker dieses Mal nicht das Krimi-Rad neu erfindet, sondern eher eine Selbstkopie eines seiner früheren – zugegebermaßen grandiose – Werke in abgewandelter Form präsentiert, erhält der Leser hier wieder eine atemberaubende und anspruchsvolle Noir-Story mit Superwesen-Charakter. Im Grunde ist „Incongnito 2“ eine Fallstudie, bei der es um die Unterschiede zwischen Gut und Böse geht und das funktioniert hervorragend, was aber kein Wunder ist, denn Brubaker ist einfach ein Genie an der Krimi-Feder. Das die Artworks von Phillips einfach perfekt dazu passen, hat das Team schon oft genug bewiesen und das ist diesmal auch nicht anders. „Incognito 2“ ist kein Geniestreich, wie der erste Band, aber immer noch sehr sehr gute grafische Krimilektüre, an der Fans von Brubaker/Phillips nicht vorbeikommen. Oberklasse!