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Traveller - Alien-Modul 1 - Aslan
Bewertung:
(4.2)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 03.01.2012
Autor:J. Andrew Keith, John Harshman, Marc W. Miller
Übersetzer:Heiko Eschenbach, Marcus Sollmann
Typ:Quellenband
System:Traveller
Verlag13Mann Verlag
ISBN/ASIN:978-3-941420-10-6
Inhalt:230 Seiten, Hardcover
Sprache:Deutsch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Schon das Äußere des schweren Hardcovers unterscheidet Aslan etwas von den üblichen Traveller-Bänden. Ebenso wie der erste Band zum Dritten Imperium (und dem Roboter-Band) ist Aslan nicht einfach schwarz, sondern hat eine „echte“ Coverillustration, die direkt einen ersten Blick auf die fremdartige Rasse der Aslan erlaubt. So sieht man einige der löwenköpfigen Krieger in Reih und Glied stehen, man erkennt einige Individuen, die typisch für die aslanische Gesellschaft sind und erhält Einblick in ihre Architektur. Coooooool! Sie haben sogar Drachenlanze-ähnliche fliegende Städte/Festungen. Architektonisches Hauptmerkmal scheint der gepflegte Kuppelbau zu sein. Gut, so schrecklich fremdartig ist das nicht, sieht eher etwas orientalisch aus...

Ansonsten bietet das Cover die Informationen, dass man es bei Aslan mit einer Veröffentlichung zum „Dritten Imperium“ zu tun hat, sprich: der Band ist mit den bereits erschienenen Spinwärts-Marken zu verwenden.

Etwas verwirrend ist dann der eigentliche Titel: „Alien-Modul 1: Aslan“, wird doch der Begriff „Modul“ beispielsweise bei Rolemaster oder alten D&D-Versionen gleichbedeutend mit „Abenteuer“ verwendet. So suchte ich dann beim ersten Überfliegen vergeblich das enthaltene Abenteuer und war doch etwas enttäuscht „nur“ die Beschreibung einer Alien-Rasse und einen weiteren Teil der Hintergrundwelt vorzufinden. Im Traveller-Kontext ist der Begriff „Modul“ allerdings absolut passend verwendet, kann man sich doch diesen Band als weiteren Baustein einer großen Datenbank vorstellen, der nun implementiert werden kann.

Noch eine kleine Seitenbemerkung, falls DSA-Fans mitlesen, die in dieser Hinsicht sehr speziell sind: Das Hardcover hat zwei schwarze Lesebändchen!

 

Im Inneren ist dann aber wieder alles wie gehabt. Es gibt ein übersichtliches zweispaltiges Layout mit deutlich abgesetzten Tabellen (ja, von denen gibt es Traveller-üblich wieder einige) und Illustrationen schwankender Qualität. Ich habe keine Ahnung wie es mit der Mimik echter Löwen steht, aber es fällt schon auf, dass die Aslan nur die Modi „wütend“, „ärgerlich“, „aggressiv“ oder im freundlichsten Falle „arrogant“ zu beherrschen scheinen. Erinnert mich an den Regisseur John Houston, der mal über Lex Barker gesagt haben soll: „Er beherrscht zwei Gesichtsausdrücke: mit und ohne Hut.“

Insgesamt hatte ich mir die Aslan doch immer noch fremder und mysteriöser vorgestellt. Hier sind sie einfach etwas kräftigere Menschen mit Löwenköpfen und leicht merkwürdigen Rüstungen. Gut, das macht sie vielleicht auch einfacher zu spielen. Mag ein Vorteil sein.

Was mir immer sehr gefällt, sind die lediglich skizzierten oder sich in der Entstehung begriffenen Illustrationen, die einem etwas Einblick in den Erschaffungsprozess geben.

 

Was genau wird inhaltlich geboten?

Nach einer kurzen Einleitung geht es ansatzlos in die Generierung aslanischer Charaktere, die sich nur in Details von der Generierung menschlicher Charaktere unterscheidet. Die Karrieren werden genau gleich abgehandelt, wichtig ist es aber schon hier zu beachten, dass Männern sämtliche kriegerischen Optionen offen stehen, während die Frauen in den Bereichen Verwaltung, Handel oder Finanzen brillieren. Weitere Unterschiede sind Akhuaeuhrekhyeh (der Übergangsritus, den jeder Aslan über sich ergehen lassen muss) und das Attribut „Territorium“, das die Grundlage des aslanischen Sozialstatus darstellt.

Was die Karrieren angeht, gibt es an wirklich Neuem eigentlich nur die Boten (Händler und Spione) und die Zeremonienmeister (Vertreter des aslanischen Glaubens), alle anderen Karrieren kennt man in ähnlicher Form schon von der Charaktererschaffung für Menschen aus dem Grundregelwerk.

Wächst ein Aslan im Imperium auf, so kann man ihn auch mit den „normalen“ Generierungsregeln unter Verwendung der Tabelle „Aslanische Lebensereignisse“ erschaffen. Elegant und flexibel.

 

Die nächsten Seiten widmen sich der aslanischen Spezies – hier wird ein grober Überblick über Bereiche wie Physiologie, Gesellschaft, Kriege oder Riten gegeben. Teilweise mit dem groben Pinsel gezeichnet, teils sehr präzise, wie zum Beispiel bei der Zeitmessung. Klar sind Traveller-Anhänger oft Mathe-Asse, aber dass ein aslanisches Jahr (auch Ftahea genannt) 212,2 Eeakhau (aslanische Tage) hat und 320 imperialen Tagen entspricht, ist zwar interessant, aber ich will doch mal den kennen lernen, der dann hier tatsächlich umrechnet, um „so richtig aslanisch“ zu spielen. Ungleich nützlicher ist da der Abschnitt über Sprache und Namensgebung. Auch dieser ist zwar etwas „abstrus“, aber doch im Spiel problemlos zu verwenden.

 

Sehr kurz wird auf die Geschichte eingegangen und die größten Clans werden geschildert. Genau den Teil über die Clans hätte ich mir etwas umfangreicher gewünscht, spielt doch gerade die Bevölkerungsorganisation eine wichtige Rolle und die wird wohl im Spiel meist auf Ebene der Clans auftauchen.

 

Die neuen Ausrüstungsgegenstände beinhalten spezielle Aslan-Rüstungen der unterschiedlichsten Techlevels sowie ein paar speziell auf Aslan angepasste Dinge wie die Bioanpassungspille, mit der der Aslan auch außerirdisches Fleisch verdauen kann. Schön sind hier auch kleine Details wie das Affenmesser (Hi'Asoi), das ein unter Aslan lebender Mensch als Afterkralle verwenden kann, um so auch an offiziellen Duellen teilnehmen zu dürfen.

 

Im Anschluss folgen Raumschiffe, Raumschiffe und noch mehr Raumschiffe. Insgesamt finden sich hier 2 Scouts, 2 Händler, 1 Transporter, 1 Kurier, 1 Bote, 1 Kreuzer, 1 Träger, 1 Geleitschiff, 1 Sucher, 1 Forscher, 1 Sturmträger, 1 Sklavenschiff, 1 Frachtschlepper und 1 Taschenkriegsschiff im Bereich zwischen 100 und 1600 Tonnen.

 

Sehr traditionell wiederum sind Begegnungstabellen für Aslan inklusive Namen. Noch besser sind 7 unterschiedliche aslanische Auftraggeber mit etlichen Abenteueraufhängern (die auf Wunsch auch jeweils einfach mit einem W6 ausgewürfelt werden können). Das ist einer der Punkte, die mir an Traveller sehr gut gefallen – es ist eine der letzten Bastionen der kompletten Zufallsbasierung. Man kann Charaktere, Begegnungen, Abenteuer und Teile des Alls komplett von Tabellen erschaffen. Und das sage ich nicht, weil ich zu wenig Fantasie hätte, mir selber Dinge auszudenken, sondern weil es mit sehr entgegenkommt, eine Welt auf diese Art zu simulieren.

 

In geboten kurzer Traveller-Manier werden auf fünf Seiten aslanische Tiere, potentiell vorkommende NSC und Hintergründe zu aslanischen Welten vorgestellt.

 

Jetzt folgt für mich der große Wurf des Bandes. Die nächsten 71 Seiten beschreiben die Trojan-Ausdehnung, eine – ich zitiere – „chaotische und heimtückische Region des Weltraums, die am Schlund des Großen Grabens taumelt“.

Politisch gesehen ist dies der Ort, wo das Dritte Imperium und die Aslan aufeinandertreffen, die diese Region als große Spielwiese für zukünftige Eroberungen ansehen, was natürlich über kurz oder lang zum großen Knall führen wird. Die Frage ist hier nicht „Ob?“, sondern „Wann?“. Es ist schwer diesen Teil im Rahmen einer Rezension zu erfassen, da er auf engstem Raum eine Fülle von Informationen und Ideen enthält. Es gibt Infos zur Geschichte und Politik (beispielsweise zum Sindalianischen Imperium oder der Florianischen Liga) mit jeweils vielen Abenteueraufhängern und kleinen, unauffälligen Nebensätzen, die einem Inspirationen fast schon ins Gehirn bohren. Eine kleine graue Box gibt sogar alle Informationen, die benötigt werden, um Floriani auch als SC spielen zu können.

Alleine 55 Seiten widmen sich den einzelnen Karten dieses Sektors und geben in komprimierter Form alle benötigten Informationen.

 

Die letzten beiden Abschnitte widmen sich kurz dem Leiten von Abenteuern in der Trojan-Ausdehnung und dem Spielen von Aslan-Charakteren. Gerade der letzte Abschnitt hätte ruhig noch etwas ausgewalzt werden können, um die Aslan noch „alienmäßiger“ rüberkommen zu können und ihnen etwas mehr „Fremdheit“ zu verpassen.

 

 

Fazit:

Ein absolut solides Teil, wie immer bei den Mongoose/13Mann-Traveller-Sachen. Sieht klassisch schick aus und erfüllt seinen Zweck, eine neue, recht interessante Alien-Rasse inklusive Hintergrund und einen neuen All-Abschnitt einzuführen.

Man kann nun sowohl Aslan spielen, als auch als Reisender ihre Gebiete besuchen und ihre expansive Kultur näher kennenlernen.

Etwas merkwürdig ist die „Fokussierung“ des Autoren, denn die „Fremdheit“ der Aslan hätte gerne noch etwas deutlicher über ihre Persönlichkeit oder ihre Gesellschaft definiert werden können, als über 61 Seiten mit neuen Raumschiffen. So bleiben sie irgendwie Menschen mit Löwenköpfen, deren Männer auf Expansion drängen.