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Johann und Pfiffikus 1 - Der Page des Königs
Bewertung:
(3.6)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 16.02.2012
Autor:Peyo
Übersetzer:Marcel LeComte/Peter Müller/Max Murmel
Typ:Comic
Setting:Rittertum/Fantasy
VerlagToonfish / Splitter
ISBN/ASIN:978-3-86869-995-1
Inhalt:176 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat(230 x 320mm)
Preis:29,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Der vorliegende Band ist aus gutem Grund so umfangreich: es ist der Beginn der fünfbändigen Gesamtausgabe von Johann und Pfiffikus. In einer guten Gesamtausgabe darf natürlich der Hintergrund dieser Comicbände und seiner Autoren nicht fehlen. Daher widmen sich die ersten 30 Seiten in diesem Werk auch ausführlich dem Wirken des Autors Peyo. Sein gesamter Werdegang nebst einiger seiner Werke werden hier aufwändig dargeboten.

 

Bösenbergs Racheschwur

Danach kommen drei Geschichten in vollem Umfang, die ich hier nur kurz anreißen will. In der ersten Geschichte wird der Page des Königs - Johann - vorgestellt, wie er in einem turbulenten Abenteuer König und Königreich vor einem rachsüchtigen Adeligen beschützt.

 

Der Herr von Burg Eckstein

In der zweiten Geschichte hilft Johann einem Ritter, dessen vermissten Vater wieder zu finden, der immerhin der Herrscher der örtlichen Baronie ist. Steckt des Ritters Bruder dahinter oder gar ein anderer Adeliger? Auch der finstere Berater des Schurken aus der ersten Geschichte taucht wieder auf. Ist das nur ein seltsamer Zufall, oder steckt mehr dahinter?

 

De Kobold aus dem Felsenwald

Schließlich in der dritten Geschichte trifft Johann zum ersten Mal auf Pfiffikus und dieser wirbelt das gesamte Königreich mächtig durcheinander. Wieder ist jemand auf die Idee gekommen den König gegen dessen Willen zu beerben und abermals gelingt es Johann den Plan zu vereiteln. Pfiffikus ist bei der Lösung der Geschichte zunächst ein Hindernis, doch schon bald kommen seine gewollten sowie ungewollten Talente Johann gerade recht, um am Ende wieder erfolgreich zu sein. Man erzählt hier nicht zu viel, wenn man das Ende vorweg nimmt, diese Art von Geschichten geht immer gut aus.

 

Schreibstil & Artwork

Die drei Geschichten, die in vollem Umfang auf die Vorstellung des Autors und Zeichners Peyo folgen, sind aus sehr frühen Jahren. Die Leseprobe zeigt daher einen Comic aus der Nachkriegszeit. Die Geschichten in diesem Band erschienen zuerst im belgisch-französischen Magazin Spirou in den Jahren 1952-1954. Das Magazin wird durchgehend seit dem Jahr 1938 im Dupuis Verlag aufgelegt und ist ohne Übertreibung ein Meilenstein der Comic Geschichte in Europa und ein Füllhorn vieler Comichelden und Autoren geworden. Verbunden mit Namen wie Jijé (Vater von Spirou und Mentor von André Franquin), Morris (Lucky Luke), André Franquin (Spirou, Gaston, Marsupilami), Eddy Paape (Valhardi, Marc Dacier, Luc Orient) und natürlich Peyo, der neben Johann und Pfiffikus auch die Schlümpfe ins Leben gerufen hat, hat das Magazin Spirou im Comic Genre Geschichte geschrieben. Man schreibt all den Figuren und Autoren und insbesondere deren Zeichenstil gar einen speziellen Namen zu, die École Marcinelle .

 

Diese Comics waren und sind allesamt kindertauglich. Die Geschichten sind einfach und eingängig, die Helden schnörkellos wie der Zeichenstil und mit denen der heutigen Zeit natürlich schwer zu vergleichen. In der ersten Geschichte wurde gar eine Seite in der ursprünglichen Form ersatzlos gestrichen, da dort – wenngleich spielerisch – ein Bösewicht gefoltert wurde, was in das kindgerechte Magazin Spirou nicht hinein passen wollte und der Zensur geopfert wurde. Im vorliegenden Band ist die Originalseite zum allerersten Mal mit abgedruckt mitsamt einer Erklärung warum einst diese Seite ersatzlos gestrichen wurde.

 

Pierre Culliford, so der weltliche Name des Künstlers Peyo, hat nicht nur Johann und Pfiffikus, sondern auch die viel bekannteren Schlümpfe erschaffen. Bisweilen trafen die Helden beider Serien aufeinander, allerdings nicht in dem vorliegenden Band. Peyo ist sicher einer der großen Künstler der Comicgeschichte und er hatte das Glück mit anderen großen Künstlern seiner Zunft zusammen zu arbeiten. Seine Geschichten und Zeichnungen haben ihn sehr vereinnahmt, sodass er recht früh schon seiner Frau das Kolorieren der Zeichnungen aufgedrängt hat. Damit wollte er sich nicht befassen, ihm waren Form und Aussage seiner Figuren wichtiger. Nach heutigem Standard sind diese Zeichnungen auch recht schlicht, aber das war Mickey Maus in den 50gern auch. Wer will das heute noch kritisieren. Es ist ein anderer Stil und fast 60 Jahre her.

 

Die Geschichten sind Heldengeschichten für Kinder und keine tiefgründigen Thriller und Krimis oder Fantasygeschichten, wie wir sie heute vorfinden. Aber sie haben ihren ganz eigenen Charme, wie so vieles, was aus der École Marcinelle hervorgegangen ist.

 

Die einzelnen Geschichten und das Intro sind von unterschiedlichen Personen aus dem Französischen übersetzt worden. Alle Übersetzungen machen dabei einen gelungenen Eindruck.

 

Qualität und Ausstattung

Wo toonfish drauf steht ist natürlich Splitter drin. Ganze 175 hochwertig bedruckte Seiten aus festem Material sind im Splitter üblichen übergroßen Hardcover gebunden. Die Bindung ist vorbildlich und die Geschichten durch farbigen Seitendruck schon seitlich voneinander abgegrenzt. Toll. Das Intro über den Künstler Peyo und seine Arbeit lohnt allein schon den Band zu erwerben, auch wenn der mit fast 30 Euro natürlich richtig Geld kostet - für einen Comic Band.

 

Fazit:

Beeindruckend. Wer wie ich mit Fix und Foxi Heften, Spirou & Co aufgewachsen ist, der kennt vieles was hier erwähnt und beschrieben wurde. Ein wenig Wehmut kam beim Lesen schon auf, auch wenn ich Peyos Werke als Kind meist völlig überlesen habe. Die erste Geschichte in dem Band fand ich noch etwas platt, aber schon die zweite gefiel mir besser und die dritte, in der Pfiffikus zum ersten Mal auftaucht ist gute alte Comickunst. Wegen ihr und dem tollen Intro zur Geschichte Peyos und seiner Werke habe ich am Ende 3.6 Punkte vergeben. Es ist jedoch nur ein Band für Liebhaber und Sammler. Ein Kind der heutigen Zeit, wird wohl mit Comics der 50er Jahre kaum zu locken sein. Und 30 Euro für einen Band mit Kindergeschichten zahlt umgekehrt ein Erwachsener doch eher nicht, der nichts mit dem Band verbindet. Dennoch, wer Comicgeschichte mag oder kennen lernen möchte, die nicht aus den USA kommt, der wird unweigerlich die belgisch-französische Schule in die Finger bekommen und da ist dieser Band sicher eine gute Investition.