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Magic 2014 - Duels of the Planeswalker (Steam)
Bewertung:
(3.9)
Von: Tristan Berlet
Alias: Drazon
Am: 30.07.2013
Autor:Stainless Games
Typ:Computerspiel, Kopierschutz: Steam
System:Magic
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:
Inhalt:Download, Steam
Preis:9,99 EUR
Sprache:Deutsch

Vorweg:

Mein erster Kontakt mit dem Sammelkartenspiel Magic: The Gathering war auf dem Schulhof. Neben Yu-Gi-Oh! wurde hier jede Menge Magic gespielt. Ich hatte nie selber Karten, konnte mir aber fast immer für die Pause ein Deck ausleihen um zu spielen. 2010 habe ich dann den ersten Teil von "Duels of the Planeswalker" (DotP) für den PC entdeckt und dachte mir, da meine Schulzeit vorbei ist könnte ich damit weitermachen. Dieses Spiel habe ich nun seit etwa 2 Jahren nicht mehr gespielt und mich auch sonst überhaupt nicht mit Magic beschäftigt. Somit gehe ich recht frisch an die Thematik ran. Ich werde auch recht ausführlich auf einzelne Punkte eingehen, wer nur eine Kaufempfehlung möchte, der scrollt zum Fazit.

Getestet wurde die PC Version welche auf STEAM setzt. Dort ist auch eine Demo verfügbar.

 

Umfang:

Ich weiß nicht wie viele und welche Karten insgesamt im ganzen Spiel enthalten sind, aber folgendes bekommt man, wenn man das Spiel kauft:

 

- 10 verschiedene vorgefertigte, aber modifizierbare Decks, die man der Reihe nach freischalten kann.

- Eine Einzelspieler-Kampagne bestehend aus fünf Kapiteln mit jeweils drei Begegnungen und einem Kapitel-Endgegner, sowie am Ende einen Oberbösewicht.

- Die "Rache"-Kampagne in der man gegen jeden Endgegner der normalen Kampagne und die fünf Planeswalker des Spiels noch einmal antritt.

- 10 Herausforderungen, fünf "Erste" und fünf "Fortgeschrittene".

- Die "Sealed"-Kampagne in der man sich aus zufälligen Karten ein Deck zusammenbastelt und dann der Reihe nach gegen die Planeswalker antritt.

- Ein Multiplayer mit den Modi "Jeder-gegen-Jeden" (2-4 Spieler), "Zweiköpfiger Riese" und "Sealed"

 

 

Erster Eindruck:

Zuerst fällt mir auf, dass die Standard-Einstellung der Auflösung, 1024x768, das Bild unschön von 4:3 auf meinen 16:9-Monitor verzerrt. Die erste Cutscene wird auch in dieser Auflösung abgespielt, was die nicht sonderlich packenden Animationen noch billiger erscheinen lässt. Wenn man dann im Menü die Auflösung hochschraubt, stellt man fest, dass die Grafik für ein Kartenspiel ganz ordentlich ist. An der Qualität der Handlung und der Cutscenes ändert das aber nichts, aber die sind hier ja auch nur nebensächlich. Die Planeswalkerin Chandra Nalaar wurde von einem gewissen Ramaz verraten und der Spieler muss nun Hinweise sammeln, wo sich Ramaz verstecken könnte. Dabei stellen ihm sich verschiedene Gegenspieler, wie eine Elfen-Schamanin oder ein Remasurischwarm, entgegen. Die Kämpfe gegen die Gegner werden natürlich in Magic-Partien ausgetragen, wie es sich für mächtige Planeswalker gehört.

 

Zu fast jedem Aspekt des Kartenspiels Magic gibt es ein eigenes kleines Turtorial in Form einer Partie gegen den Computer. Sollte jemand also gar keine Ahnung von Magic haben werden ihm hier Stück für Stück die Regeln erläutert. Man kann das Turtorial aber auch einfach überspringen und kommt gleich zum ersten Kampf gegen einen Planeswalker. Wenn man den gewonnen hat, darf man anfangen mit dem eigentlichen Spiel.

Das Kartenspiel wurde gut für den PC umgesetzt und lässt sich mit der Maus ausreichend präzise steuern, man kann aber auch mit Tastatur oder Gamepad spielen. Beim lokalen Multiplayer nimmt ein Spieler das Gamepad und der andere Tastatur und Maus. Die Musik ist nichts besonderes, nervt aber nicht und schafft Atmosphäre. Das finde ich besser, als wenn einem ein packender Soundtrack vom spielen ablenken würde, schließlich muss man bei Magic ab und zu auch mal nachdenken. Nur das letzte Lied, das beim Abspann läuft passt rein gar nicht zum Rest des Spiels, auch wenn ich es ganz nett finde.

Zuletzt nervt es, dass in unregelmäßigen Abständen Werbung für andere Magic-Produkte und Friday-Night-Magic gemacht wird. Diese wird manchmal im Vollbild eingeblendet (aber zum Glück nicht während einer Partie) und muss weggeklickt werden, damit es weitergeht. Ich weiß nicht wie teuer das Spiel ohne die Werbung gewesen wäre aber es ist auf jeden Fall störend.

 

 

Kampagne:

Die Kampagne setzt sich aus Begegnungen und Partien gegen die Endgegner des jeweiligen Kapitels zusammen. Begegnungen sind besondere Magic-Partien in denen der Computergegner mit einem vorsortiertem (nicht gemischten) Deck immer gleiche Züge macht (wobei er natürlich auf den Spieler reagiert) und der Spieler versuchen muss die Taktik des Gegners zu kontern. Manchmal gibt es besondere Bedingungen in den Begegnungen. Bei "Gefängnisausbruch" hat man beispielsweise nur 9 Züge Zeit zu gewinnen, dafür hat der Gegner nur 10 (statt 20) Lebenspunkte und man bekommt einen Wachposten-Gargoyle (der mit Gefängnisstrafe verzaubert ist) extra. Das lockert den Spielablauf auf und einige Begegnungen sind dadurch sogar interessanter als die normalen Partien, die im Spiel vorkommen.

Am Ende von jedem Kapitel steht ein Gegner, der mit einem Deck kämpft, das man für sich selbst freischaltet, wenn man gegen ihn gewinnt. In dem Deck sind hauptsächlich Karten vorhanden, die einem im Kapitel begegnet sind. Mein Lieblingsdeck gab es direkt im ersten Kapitel zu gewinnen. Ein weißes Deck, dass hauptsächlich Menschen benutzt, die Vorteile erhalten, wenn andere Menschen ins Spiel kommen oder das Spiel verlassen und Karten die jede Menge Mensch-Spielsteine ins Spiel bringen, so dass man seinen Gegner irgendwann mit unzähligen kleinen Kreaturen überrennt. Dazu gibt es ein paar Engel, die die Menschen von oben unterstützen und Karten die jeder deiner Kreaturen +1/+1 geben. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich in einigen Zügen mit 10 5/5-Mensch-Spielsteinen angreifen zu können.

Wenn man ein Kapitel abgeschlossen hat, dann kann man einen der fünf Planeswalker freischalten (einen für jede Farbe). Wenn man den besiegt hat, bekommt man auch dessen Deck und darf damit spielen. Um weiterzukommen muss man aber nicht zwingend gegen einen Planeswalker antreten und die Decks der Kampagne fand ich persönlich auch interessanter, so dass ich die Planeswalker erst später besiegt habe.

Der Endkampf gegen Ramaz wird 2-gegen-1 zusammen mit Chandra, der Mentorin des Spielers, ausgetragen. Man kann sich bei Magic nie sicher sein, da auch jede Menge Kartenglück mit dabei ist, aber mir kam Ramaz als letzter Gegner zu leicht vor. Wenn man ihn besiegt hat bekommt man zwar nicht sein Deck, aber die Rache-Kampagne wird freigeschaltet, in der man jeden Endgegner der Kampagne und jeden Planeswalker noch einmal bekämpfen kann. Die Gegner haben jetzt ein deutlich verstärktes Deck und eine bessere Taktik und es kommt mir so vor, als wäre technisch sichergestellt, dass sie keinen Murks ziehen können. Ich habe es bis zum Verfassen der Rezension nicht geschafft den ersten Gegner der Rache-Kampagne zu besiegen. Durch die klassische Kampagne und die Planeswalker bin ich hingegen (bis auf einige knifflige Begegnungen) größtenteils locker durchmarschiert. Die Rache ist wohl vor allem interessant für Profis, die für jeden Gegner das passende Deck parat haben.

 

Deckbau:

Damit kommen wir zum Deckbau. Jedes vorgegebene Deck hat eine Bewertung in den vier Bereichen Kreaturengröße, Deck-Tempo, Deck-Flexibilität und Karten-Synergie. Das erwähnte Menschen-Deck hat 1 von 5 Punkten in Kreaturengröße, 4 Punkte in Deck-Tempo, 2 in Flexibilität und 5 Punkte in Synergie. Das bedeutet, dass man zwar fast nur 1/1er und 2/2er Kreaturen hat, aber im vierten Zug schon 10 davon draußen haben kann, die sich alle gegenseitig verstärken, wenn aber ein Anti-Kreaturen-Zauberspruch vom Gegner kommt, kann man einpacken. Auf diese Weise kann man die Decks auch einschätzen ohne sich alle Karten anzuschauen.

Wenn man mit einem Deck gewinnt, dann schaltet man eine neue Karte frei. Bis zu 30 Karten sind freischaltbar, man kann aber auch das ganze Deck für einen Euro sofort freischalten. Für einen Euro kann man auch allen Uncommons und Rares in einem Deck mit einem "Foil"-Effekt versehen. Dann glänzen die Karten schön, wenn man sie spielt. Aus allen Karten eines Decks, die man freigeschaltet hat kann man dann sein persönliches Deck bauen. Da man die Decks aber nicht untereinander kombinieren kann sind dem kreativen Deckbauer Grenzen gesetzt.

 

Sealed-Kampagne:

Etwas mehr Freiheiten hat man in der "Sealed"-Kampagne. Hier bekommt man 6 Booster mit jeweils 14 Karten, also 84 zufällige Karten, aus denen man sich dann ein Deck bauen darf. Wenn man sich das nicht zutraut oder wem das zu zeitaufwändig ist, der kann sich ein angefangenes Deck vom Computer zusammenbauen lassen, oder gleich automatisch die beste Kombination aus den Karten zusammenstellen lassen. Da aber auch noch ein paar Tipps gegeben werden, was in einem guten Deck enthalten sein sollte, dürfte der Deckbau kein Problem auch für weniger erfahrene Magic-Spieler sein. Die Decks die der Computer baut sind aber in jedem Fall mit das Beste, was man aus den zufälligen Karten machen kann, diese Option kann man also bedenkenlos wählen. Wirklich gut ist das Ergebnis aber nie, was man beim Sealed-Format auch nicht erwarten darf. Dass die Decks nicht an "normale" Magic-Decks ran kommen merkt man schnell in der zugehörigen Kampagne, in der die Planeswalker mit ihren nur leicht modifizierten Decks gegen den Spieler antreten. Außerdem kann man sein Deck gegen ein Deck, das nur aus Sonnenschwanz-Falken besteht, testen. Bei bestimmten Gegnern bekommt man als Gewinn einen weiteren Booster, den man im Deck verbauen kann.

Der Platz für Sealed-Decks ist begrenzt. Man darf zu Beginn nur 2 verschiedene Decks haben, weitere Slots muss man gegen Geld freischalten. Die Slots 3, 4 und 5 kosten 2 Euro, bis zu 15 weitere Slots gibt es für 9 Euro pro 5 Slots, bis zu einem Maximum an 20 Slots, also 33 Euro für alle Slots.

Die Möglichkeit das von Turnieren bekannte Format einzubauen ist eine nette Idee, aber ich hätte gerne ein Option gehabt, dass man alle erspielten Karten, sowohl die vorgegebenen Decks, als auch alle Sealed-Booster in einen großen Topf werfen kann und sich daraus beliebig viele eigene Decks bauen kann. Am idealsten wäre natürlich, dass von Anfang an sämtliche vorhandenen Magic-Karten frei verfügbar sind und man sich daraus zusammenbauen kann, was man möchte, aber das ist wohl zu viel von den Wizards verlangt. Die Kompromisslösung wäre aber problemlos umsetzbar. Vielleicht kommt sie ja in Magic 2015.

 

Herausforderungen:

Bei einer sogenannten Herausforderung wird der Spieler in den letzten Zug eines Spiels versetzt, dass er noch gewinnen muss. Oft sieht es für den Spieler nicht gut aus und nur mit einer bestimmten Kombination an gespielten Karten kann man gewinnen. Bei zwei Herausforderungen muss man intelligent blocken um im nächsten Zug gewinnen zu können oder durch einen Karteneffekt zu gewinnen. Die fünf Herausforderungen auf dem niedrigeren Schwierigkeitsgrad fühlen sich eher an wie Tests, ob der Neuling im Turtorial auch alles verstanden hat. Oft gibt es nur eine sinnvolle Möglichkeit, die Karten zu spielen und erfahrenere Magic-Spieler sollten kein Problem haben. Die fünf Herausforderungen vom höheren Schwierigkeitsgrad sind schon etwas kniffliger, aber spätestens beim zweiten Versuch hatte ich die Lösung, obwohl ich wahrlich nicht der beste Taktiker bin. Ich erinnere mich, dass ich beim ersten DotP-Teil deutlich länger an den Herausforderungen saß und auch einige nicht geschafft hatte. Hier war es nur die letzte, bei der man mit diversen Remasuris und Gestaltwandlern die gegnerische Mauer aus dicken Kreaturen durchbrechen muss, die ich noch nicht gelöst habe. Da man hier, neben einem recht großen Manavorrat, Karten ziehen und das Deck nach Karten durchsuchen (und somit auch mischen) kann, sind die Möglichkeiten bei dieser Herausforderung enorm. Sagt mir Bescheid, wenn ihr die Lösung habt.

 

Multiplayer:

Der Multiplayer ist meiner Meinung nach unnötig kompliziert. Es gibt die Möglichkeit "Jeder-gegen-Jeden" mit 2-4 Spielern (auch das klassische 1-gegen-1 ist hier "Jeder-gegen-Jeden") oder "Zweiköpfiger Riese", also 2-gegen-2, entweder im Online-Coop, mit jemandem zufälligen Mitspieler oder einem aus eurer Freundesliste, oder mit einem Freund zuhause. Zudem kann man mit dem Deck, das man in der Sealed-Kampagne zusammengebaut hat gegen andere Sealed-Decks antreten.

Ihr könnt ein Spiel ausrichten, einem Spiel beitreten oder ein schnelles Spiel wählen, bei dem ihr in irgendein offenes Spiel reingesteckt werdet. Ich habe nur durch das Ausrichten eines Spiels einen Gegner gefunden. Bei den anderen Möglichkeiten lädt oder sucht das Spiel erst sehr lange bevor es sagt, dass das gesuchte Spiel bereits voll oder nicht mehr vorhanden ist. Eine bessere Lösung wäre es gewesen das Format und eventuelle Freunde als Mitspieler (online oder lokal) anzugeben und dann eine Warteliste zu betreten die einen mit den passenden Mitspielern zusammensteckt und auch nicht aufhört zu suchen, wenn der erste Versuch fehlschlägt. Vielleicht wird es ja besser, sobald mehr Leute das Spiel spielen.

 

 

Fazit:

Wer nie zuvor Magic gespielt hat wird bei Magic 2014 einen guten Einstieg finden, da das doch recht komplexe Spiel hier Schritt für Schritt erklärt wird. Auch fortgeschrittene Magic-Spieler, die sich die DotP-Reihe mal anschauen möchten, oder bereits alles in einem der letzten Teile gemacht haben und was Neues brauchen, können sich das Spiel ansehen. Es ist nicht der ganz große Wurf, gerade im Bereich des Deckbaus ist noch eine Menge Luft nach oben, aber die Kampagne macht Spaß und der Multiplayer hat Potenzial, wenn man denn Gegner findet. Wenn jemand aber auch bei einem Kartenspiel eine spannende Handlung haben möchte, muss er sich woanders umsehen und das Free-to-Play-hafte Freischalten von Inhalten und die (seltene) Werbung nerven, auch wenn man es leicht ignorieren kann. Für 10 Euro kann man hier aber wenig falsch machen.