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Neil Young's Greendale
Bewertung:
(4.9)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 10.09.2013
Autor:Joshua Dysart, Cliff Chang, Neil Young
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Heute
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-1401226985
Inhalt:160 Seiten, Hardcover, US-Format, US-Originale: Neil Young's Greendale
Preis:24,99 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Sun Green ist die jüngste Tochter einer Familie, deren Frauen eine besondere Beziehung zur Natur haben. Als ein Fremder im beschaulichen Städtchen Greendale auftaucht, kann nur Sun ihn sehen. Schon bald muss sie sich gegen ihn wehren - und das Geheimnis der Familie Green lüften.

 

Meinung:

Der kanadische Sänger und Songwriter Neil Young dürfte zumindest vom Namen her, ziemlich bekannt sein. Zugegenermaßen bin ich selbst, auch fast gar nicht mit den Werken des renommierten und berühmten Künstlers vertraut. Dennoch fiel mir der Name bei diesem Comic direkt auf und mein Interesse war geweckt. Interessanterweise hat dieser Graphic Novel ein ganz besonderes Konzept und tatsächlich ist der Name "Neil Young" hier keineswegs reine Geldmacherei. Ganz im Gegenteil, "Greendale" basiert auf dem gleichnamigen Konzeptalbum - einer Rock-Oper - aus dem Jahre 2003, das zu den Besten seiner Art zählt und dabei das 27. Album des Sängers war. Wie gesagt, ich kenne das Album bisher nicht, was sich aber in Kürze ändern wird.

Vielleicht ein Grund, warum ich sehr offen und unvoreingenommen an diesen grafischen Roman herangegangen bin und... mehr als positiv überrascht wurde.

 

Grundtenor von "Greendale" ist eine Ablehnung des Irak-Krieges und der Umweltschutz - im konkreten Fall geht es um den Raubbau von Ölreserven in Alaska zum Nachteil der unangetasteten Natur dort. Das Ganze wird in eine mystisch angehauchte Gut gegen Böse-Story verpackt, bei der sich alles um die junge Sun Green und den Teufel in Person dreht, der in rot-schwarzem Cowboy-Outfit samt Cowboy-Hut und Mundharmonika, Greendale einen Besuch abstattet und dabei sehr viel Unruhe in das eigentlich idyllische kleine (und fiktive) Städtchen bringt. Dummerweise kann nur Sun den Advocatus Diaboli sehen, was auf die Geschichte der Frauen ihrer Familie zurückzuführen ist - mit der dann auch der mystisch-esotherische Teil der Story Einzug in die Erzählung hält. Alle Green-Frauen haben nämlich eins gemeinsam: sie sind sehr nah mit der Natur verbunden und können diese in gewissen Ausmaßen kontrollieren. Das ist auch bei der Protagonistin Sun so und darüber hinaus wird sie immer wieder von den anderen - lange verschwundenen - Green-Frauen "besucht", die ihr bei ihrer Mission helfen wollen. Letztendlich dreht sich der Großteil der Story, um Suns Kampf gegen den Teufel, auch wenn dieser keineswegs in klassischer Manier als Mann-gegen-Frau-Fight abläuft, sondern sehr viel subtiler und komplexer von statten geht. Aber genau das macht die Erzählung umso interessanter und fesselnder. Sicherlich ist die Story stellenweise pathetisch und bedient dabei gerne mal das eine oder andere Klischee, aber dem stehen der zielstrebige und konsequente Idealismus, die komplexe und vielschichtig ausgearbeitete Interaktion der verschiedenen Charaktere, die zumeist mit wortkargen Dialogen auskommt, sowie der unglaublich dramaturgische Erzähl- und Zeichenstil, gegenüber.

 

Cliff Chang stellt sich dabei als ganz hervorragende Wahl bezüglich der Artworks da, denn seine Illustrationen zeigen sich fein skizziert und schön detailliert. Der Künstler hat ein ausgesprochen gutes Händchen für Mimik und Dramatik, weiß gerade Gesichtsausdrücke sehr feinfühlig zu illustrieren, was der Komplexität der Erzählung nur zu Gute kommt. Die geschickte Inszenierung der Panel und eine solide, aber dezente Kolorierung runden den hervorragenden Eindruck ab.

 

Darüber hinaus bekommt man mit "Greendale" ein perfekt produziertes Hardcover in die Hand, das in ebenfalls dezenten, aber dennoch edlem Look präsentiert wird, die dem Werk schlichtweg einfach nur gerecht wird.

 

Fazit:

Die grafische Umsetzung von Neil Youngs Rockoper überzeugt von der ersten bis zur allerletzten Seite. Politisch und gesellschaftlich kritisch, idealistisch anregend, dramatisch, mystisch und vor allem komplex, wird hier eine unglaublich packende Gut-gegen-Böse-Story präsentiert, die zwar einige Klischees bedient, aber ansonsten einen gänzlich anderen Weg einschlägt, als die üblichen Stories, dieser Art. Die Geschichte ist in sich abgeschlossen und man muss die musikalische Vorlage auch nicht kennen (auch wenn man durch den Comic durchaus Appetit auf das Album kriegen kann). Einfach umwerfend!