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The Wake
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 21.04.2015
Autor:Scott Snyder, Sean Murphy
Typ:Comic
Setting:Heute und Zukunft
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:
Inhalt:228 Seiten, Hardcover, US-Format, The Wake 1-10
Preis:24,99 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Als die Meeresbiologin Lee Archer vom US-Heimatschutzministerium um Hilfe gebeten wird, lehnt sie ab. Doch das "Bitte" war rein rhetorisch. Kurz darauf befindet sie sich am Polarkreis auf einer Unterwasser-Bohrinsel voller Wissenschaftler, die kurz vor einer unglaublichen Entdeckung stehen, denn sie haben einen seltsamen Fischmenschen gefangen. Doch dann geht etwas fürchterlich schief und die Station wird zur Todesfalle…

 

Meinung:

Scott Snyder ist sicherlich eine Name im Comic-Business, verdanken wir diesem Autor doch grandiose Strecken zu diversen Batman-Serien und die ebenso grandiose Vampire-Reihe „American Vampire“. Mit „The Wake“ wagt sich der Schreiber in feuchtere Gefilde und liefert eine faszinierende Endzeit-Horror-Geschichte in zwei Kapiteln. Zu Beginn von „The Wake“ bekommt man direkt einen Einblick in eine relativ nahe Zukunft, nämlich in eine ziemlich zerstörte Erde etwa 200 Jahre in der Zukunft. Doch schon nach wenigen Seiten finden wir uns im heute wieder, wo die Story ihren Anfang findet und wir die Meeresbiologin Lee Archer und ihr Team auf einen Unterwasser-Höllentrip begleiten, bei dem sie in feinster Alien-Manier in einer klaustrophobischen Umgebung, um ihr Überleben gegen die grausamen Meeresbewohner – den Mers – kämpfen. Ziemlich spannend gemacht und das Horror-Feeling wird hier richtig gut transportiert, was nicht nur am gelungenen Storytelling, sondern auch an den ultragenialen Zeichnungen von Sean Murphy liegt. Als Leser fiebert man hier förmlich mit und hofft mit jeder Seite auf Rettung, nur um festzustellen, dass wieder eine Teammitglied von den Mers erwischt wird. Ziemlich klasse und überzeugend gemacht.

 

Allerdings ist dieser erste Part nur der Anfang, so richtig entwickelt sich die Geschichte dann erst im zweiten Teil – 200 Jahre in der Zukunft – wenn wir die junge Leeward auf ihren Abenteuern in einer Waterworld-ähnlichen Erde begleiten. Nach den Angriffen der Mers wurde ein Großteil der Menschen ausgelöscht und die meisten Küstenstädte überflutet. Die Kontinente haben neue Formen und die Grenzen sind neu gesteckt. Verzweifelt versuchen die überlebenden Menschen die Angriffe der Mers und ihren Vormarsch zu verhindern. Leeward ist eine Mers-Jägerin, die durch einen Zufall eine Nachricht von Lee Archer auffängt und nun davon besessen ist, diese aus den Tiefen des Meeres zu retten.

Dabei geht es hoch her, denn auch wenn das Setting eher postapokalypticher Natur ist, gibt es immer noch einen Haufen Technik. Außerdem ist da die militante Regierung, die alles in ihrem Griff hält – natürlich im Namen der Menschen und mit dem Hintergrund alles zu tun diese zu retten.

 

Wie auch immer, der zweite Teil ist noch einen ganzen Tacken spannender geraten und erzählt eine vielschichtige Story, bei der zum einen nicht alles schwarz und weiß ist, zum anderen auch viele anderen Dinge nicht das sind, was sie zunächst zu sein scheinen. Mit sehr viel Spaß und Kurzweile verfolgt der Leser hier das Abenteuer um Leeward, das mit einem hohen Actionanteil, aber eben auch Komplexität glänzen kann. Dabei erscheint die „Waterworld“ – wie ich sie einfach mal nenne – gut durchdacht und vermittelt ein sehr starkes „Swashbuckling“-Ambiente gepaart mit einem Hauch von Indiana Jones. Einzig und allein hat mir persönlich das Ende nicht ganz so gut gefallen, weil es einfach nicht so richtig greifbar ist. Ich persönlich hätte da lieber etwas handfesteres, aber ich möchte hier auch nicht zu viel verraten.

 

Keine gute Story ohne tolle Artworks… und genau das ist hier der Fall. Die Illustrationen sind umwerfend und haben eine unglaubliche Detailfülle. Gerade bei der hochtechnologischen Unterwasser-Bohrinsel im ersten Teil wird dieser Detailreichtum dem Beobachter bewusst, aber auch im zweiten Teil profitiert das Setting von diesem fast schon peniblen Artwork. Die Kolorierung zeigt sich dabei mit eher matten Farben, die die düstere Atmosphäre des Endzeit-Horrors begünstigt.

 

Fazit:

„The Wake“ gehört zu den wenigen großen Überraschungs-Hits, die ich in den letzten Monaten in den Händen gehalten habe. Anfangs war ich noch ein wenig skeptisch, aber ganz schnell schlug diese Skepsis in die Faszination um… und hat bis zum Ende angedauert. Die zweigeteilte Geschichte ist absolut packend und kann auf ganzer Linie überzeugen, ist ein gelungener Mix aus Horror und postapokalyptischer Endzeit-Story mit Waterworld-Feeling. Die Frage bleibt nun, ob es noch eine Fortsetzung geben wird, denn Potenzial hat dieses Setting auf jeden Fall. Der Comic jedenfalls ist ein Kracher und wer Endzeit-Horror mag, der sollte sich hier heranwagen. Oberklasse!