Lhesot kommentiert: Von Dreck und Diamanten

Man möchte meinen, dass tief im Dreck dieser Stadt etwas funkelt, so voll Anziehungskraft, dass auch ehrenwerte Bürger in die Grotten und Slums Sharns hinabsteigen, um dieses zu begutachten. Gespickt mit den kühnsten Erwartungen verlieren sich immer mehr Breländer im Sog eines konspirativen Netzwerks aller übelster Sorte. Viel ‚Gutes‘ hört man indes davon: Es sei neu, verwegen, durchtrieben und andere hiesige Zeitungen berichten bereits sehr positiv hierüber.

Nun, es macht auf jeden Fall den Anschein, dass einige unter Ihnen, meine geneigten Leser, sich mehr und mehr solcher Dinge annehmen. Sicher verstanden Sie sogleich, dass es sich bei meinen Anspielungen um nichts weniger als das jüngst eröffnete „Diamanttheater“ in den Tiefen Menthis‘ handelte.

Zunächst war es nur der nicht-breländische Pöbel, der sich dieser Sache annahm, doch jetzt strömen immer mehr von Ihnen, treuen und aufrichtigen Breländern, in ein Theater, in dem subversives Spiel von bald konspirativem Ausmaße den Glanz und die Glorie Brelands, für die unzählige unserer treuesten Seelen im Letzten Krieg gefallen sind, zelebriert werden. Initiiert von dem neuen ‚Stern‘ am Sharner Kulturhimmel Luca Syara verstehen es die Stücke, systematisch die Massen mit frech frivolen Parolen und Inszenierungen von einem neuem Ideal zu überzeugen, das jedem Breländer zutiefst Ekel bereiten müsste. Wo sind die Tugenden, die das Klassische Theater in Mitten Menthis‘ immer wieder auf ein Neues zeigt? Tapfere Helden unserer Nation, wie sie im Kampf gegen Kronverräter aus Thrane oder bestialische Horden aus Darguun ihre Lieben hier in diesem wunderschönsten aller Länder Khorvaires schützen, werden scheinbar vergessen oder von Ihnen als nicht mehr ‚in‘ eingestuft.

Spricht es denn nicht für ihr Unvermögen, dass Fräulein Syara es nur in ein Theater in den Tiefen Menthis‘ geschafft hat?

Um nun keinen falschen Eindruck zu erwecken: Ich selbst habe mich in die Grotten Sharns hinabbegeben, um mir ein Urteil von diesem Spiel zu machen. Und ich sage Ihnen, dass ich zutiefst beschämt war, wie sich viele Breländer gar zur Gänze vergnügt einem klamaukhaften und völlig niveaulosen Schund zufrieden gaben. Die zentrale Aussage, die das gezeigte Spiel, man nannte es wohl „Von Kronen und Königen“, postulierte, war stets die selbe, unbegründete Annahme, es gäbe in den administrativen Ebenen unseres Königreichs bis hin zu unserem strahlenden König Boranel Korruption. Dass für diese infame Verleumdung weder Beweise, nicht einmal Indizien, sondern nur possenhafte Clownerie, die sich selbst noch als ‚Kunst‘ schimpfte, geliefert wurde, zeigte nurmehr, dass wir vielleicht in einer Zeit angelangt sind, in der wahre, epische Kunst nicht mehr anerkannt wird.

Nun frage ich Sie, meine werten Leser: Sind Sie wirklich geneigt, die traditionsreiche Kunst Brelands für einen weniger als gar nicht unterhaltenden Abend im Dreck Sharns zu opfern? Wenn Sie nach wahrer Korruption suchen wollen, dann fangen Sie genau da an, wo von ihr angeblich berichtet wird, nämlich im Diamanttheater – anders kann ich mir nämlich nicht erklären, wie ein Fräulein Luca Syara es überhaupt in die Theaterwelt der farbenreichsten und größten Stadt des Kontinents schaffen konnte. [sl]

Weitere outtime Infos und Plotidee

Mehr zu dem Thema Entertainment in Sharn findet ihr in Buch Sharn: City of Towers, S. 17f, woher ich auch diese Infos habe.

Plotidee:

Der neue Stern am Theaterhimmel Sharns, Luca Syara, ist mit ihrem Spiel „Von Kronen und Königen“ (sinngemäß „Von Geld und Boranel“) so richtig in das Sharner Leben eingestiegen. Seit einem Monat sind sämtliche Vorstellungen ausverkauft und Luca hat bereits die ersten Angebote von den großen Sharner Theatern erhalten, denn das Diamanttheater war zu vorsichtig und hat ihrem neuen Star nur einen Vertrag über drei Monate angeboten.

Im Freudentaumel widerfährt Luca eines Nachts nach einer erneut grandiosen Vorstellung etwas Merkwürdiges: Vor der Tür ihrer Loft in Middle Menthis, die sich inzwischen leisten kann, findet sie einen Brief. In diesem heißt es, dass sie mit ihren konspirativen Stücken lieber aufhören solle, wenn sie an ihrer Gesundheit hänge.

Doch damit nicht genug: Gerade will sie am nächsten Tag das Haus verlassen, da wird sie von einigen gut 2m großen Gestalten in ein Lufttaxi mit verdunkelten Scheiben gezogen. Ihr gegenüber sitzt nun ein gedrungener, übergewichtiger Halbelf, der mit einem Zahnstocher zwischen seinen Zähnen spielt. Valderius Thuzan, Inhaber des des Classic Theater in Middle Menthis, sieht es gar nicht gerne, wie Lucas Spiele ihm die Zuschauer rauben.

Völlig entgeistert schmeißt er sie in Lower Menthis heraus und Luca taumelt wie benommen ins Diamanttheater. Dort wartet bereits der finale Schreck: In der Garderobe findet sie einen an sie adressierten Brief von einem der großen Theater zu Sharn – dieses bietet ihr zwar nicht mehr Geld als die anderen Theater, doch es behauptet etwas von Luca zu haben, dass ihr sehr sehr wichtig ist …

So ist Luca gefangen zwischen den Machenschaften der Häscher der Krone, denen des Classic Theater und denen der anderen großen Theater Sharns. An wen kann sie sich in dieser Lage noch wenden?