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Dragon #344
Bewertung:
(2.7)
Von: Björn „Wormys_Queue“ Arnold
Am: 09.06.2006
Autor:Diverse
Typ:
System:D&D / D20 3.5
Setting:Universell
VerlagPaizo Publishing
ISBN/ASIN:
Inhalt:130 Seiten, Magazin
Sprache:Englisch

30th Anniversary Ausgabe

Vor genau 2 Jahren (Dragon #324) gab es schon einmal ein 30 Jahre-Jubiläum, damals zum Thema „30 Jahre D&D“. Zum diesjährigen Jubiläum fällt ein Rückblick auf die Historie des Spielsdaher aus, ein recht geschickter Kniff der Editoren sorgt aber dafür, dass ein entsprechender Rückblick auf die Geschichte des Magazins nicht zu langweilig ausfällt. Stattdessen werden von Größen wie Gary Gygax und Ed Greenwood alte Storylines bzw. Artikelserien wiederbelebt, während Keith Baker die Moderne (Eberron) abdeckt. Und natürlich sind – wie immer im Juni – Drachen ein fester Bestandteil.

Zunächst aber ein kleiner Ausflug in die Welt der CRPGs. Eine Preview zum für September 2006 angekündigten Neverwinter Nights 2 lässt erahnen, dass der Nachfolger das Spielprinzip seines Vorgängers nicht revolutionieren, aber weiter verfeinern wird. Über die Storyline wird natürlich nicht allzuviel verraten, aber da die Designer unter anderem an Titeln wie Planescape:Torment und der BG-Serie mitgearbeitet haben, darf man natürlich einiges erwarten. Für Bastler und Tüftler ist das Spiel eh ein Muss, da wieder der Editor mitgeliefert wird, mit dem sich komplette eigene Spielwelten erstellen lassen.

Auf den nächsten Seiten werden die Herzen der Miniaturen-Fans höher schlagen, da eine Top10 der bisher erschienenen Drachen ein paar der furchterregendsten Wesen zeigt, die das Spiel zu bieten hat. Und auch wenn ich selbst mit Miniaturen nicht sehr viel am Hut habe, beeindruckend sind diese Wesen schon und sicher dazu geeignet, seinen Spielern das Herz in die Hose rutschen zu lassen.

Der erste größere Artikel dieser Ausgabe, Planar Dragons (Mike McArtor) fügt der bereits großen Vielfalt an Drachenvarianten vier weitere Prachtexemplare hinzu. Diese Drachen sind vor allem für Gruppen interessant, die sich durch die Ebenen bewegen, aber natürlich könnte ein gemeiner DM diese aber auch auf die materielle Ebene verfrachten, um seinen Spielern eine kleine unangenehme Überraschung zu bereiten. Persönlich am Interessantesten fand ich den Elysian Dragon , dessen Genusssucht dem Thema Drachen einen humoristischen Aspekt abgewinnt.

Im Anschluss folgt ein für deutsche Leser wohl eher belangloser Vorbericht über den GenCon 2006 in Indianapolis. Ich persönlich lese ja ganz gerne Berichte über bereits vergangene Conventions, aber den Terminkalender einer Veranstaltung, die ich (zugegeben leider) eh nicht besuchen kann, interessiert mich nicht wirklich.

 

The Return of Gord (Gary Gygax & K.R. Bourgoine) ist die Geschichte um eine Falle, die dem Dieb gestellt wird und in die dieser auch prompt hineintappt. Der Storyverlauf selbst ist nicht besonders aufregend und auch Gord (der seinen ersten Auftritt im Dragon #100 hatte) ist nicht gerade der charismatischste und unkonventionellste Heldencharakter. Das die Geschichte trotzdem funktioniert, zeigt Gary Gygax' unbestreitbares Talent zum Geschichten erzählen, auch wenn sein schriftstellerisches Talent damit nicht ganz Schritt halten kann. Ich hab das Wiedersehen mit dem sympathischen Schurken genossen, und Greyhawk-Fans freuen sich eh über jedes bißchen an Information über ihre Kampagnenwelt.

 

A Dark and Stormy Knight (Ed Greenwood) greift ebenfalls eine alte Tradition, die „Wizards Three“-Serie, wieder auf, allerdings wurde Dalamar der Dunkle, der in früheren Artikeln das Dragonlance-Setting vertrat, durch Rautheene, eine Schülerin Mordenkainens ersetzt. Es ist ganz lustig, zu lesen, wie die beiden ehrwürdigen Erzmagier in Anwesenheit einer jungen Schönheit zu pubertierenden Teenagern mutieren. Immerhin resultieren aus diesem Treffen drei weitere Zauber, die der geneigte DM in seine Kampagne einbauen kann.

 

The Voyage of the Princess Ark (Bruce A. Heard) ist ein weiterer Griff zurück in die Vergangenheit des Magazins und bedeutet gleichzeitig in Wiedersehen mit dem Kampagnensetting Mystara, was Fans desselben sicher freuen wird. Ich kann allerdings nicht wirklich viel zur Akuratesse der Geschichte sagen, da ich von Mystara keine Ahnung habe. Immerhin ist sie sicher die beste der drei Geschichten mit einem vergleichsweise originellen Ende.

 

Ab hier nun wird es richtig interessant:

Dreadhold (Keith Baker & Jason Bulmahn) beschreibt bis ins kleinste Detail die Zitadelle auf der bereits im ECS kurz beschriebenen Gefangeneninsel, inklusive der Verteidigungsvorrichtungen bzw. Ausbruchssicherungen und einiger Beispiele für die Art von Personen, die dort inhaftiert werden (viel Spass beim Raten, wer der Mann mit der Maske aka Prisoner #14 wirklich ist).

Natürlich erinnert Dreadhold alleine aufgrund seiner geographischen Lage an das legendäre Gefängnis Alcatraz, und es gilt als ähnlich ausbruchsicher. Wer seinen Spielern eine harte Nuss zu knacken geben möchte, ist mit Dreadhold jedenfalls glänzend bedient. Und alleine die Vielfalt an Abenteuerideen, die dieser Artikel enthält, macht ihn zu einem Gewinn für jeden Spielleiter einer Eberron-Kampagne (und ehrlich gesagt auch für jeden SL eines anderen Settings, da das Gefängnis prinzipiell auch anderswo eingebaut werden kann).

 

Der zweite Glanzpunkt dieser Ausgabe ist die Ecology of the Dracolich (Richard Pett &Greg A. Vaughn). Auch dieses Wesen hat ja seine Geschichte in den Seiten des Dragon Magazins, und wer den AP2 „Age of Worms“ im Dungeon zu leiten beabsichtigt, wird sich sicher freuen, genaueres über die Entstehungsgründe und (Un-)Lebensumstände dieser mörderischen Bestien zu erfahren. Besonders bemerkenswert an diesem Artikel aber sind zum einen die Beispiele für Dracolichs, die eine Ahnung davon verschaffen, wie verschieden diese Wesen voneinander sein können. Und auch mit den angebotenen Alternativen für die Erschaffung eines Dracolichs geht der Artikel weit über das bisher bekannte hinaus.

 

Wormfood: Becoming Epic Heroes (James Jacobs) bildet parallel zum Abschluss des Abenteuerpfads „Age of Worms“ den Abschluss dieser begleitenden Artikelserie. Wie der Titel es andeutet, geht es um den gegen Ende der Kampagne wahrscheinlichen Aufstieg der Helden zu epischen Helden; unter der Prämisse, das die Helden nicht weitergespielt werden, versucht der Autor, Hinweise zu geben, welche Feats am geeignetsten für den jeweiligen Charaktertyp sind, worauf ein epischer Held bei der Auswahl neuer Ausrüstungsgegenstände achten sollte, und welche Zauber auf diesen Stufen einen besonderen Nutzen haben. Für Spieler, die sich zum ersten Mal in diesem Levelbereich aufhalten, ist da sicher der ein oder andere nützliche Ratschlag dabei.

 

Der Sage Advice behandelt dieses Mal natürlich Fragen rund ums Thema Drachen. Am besten gefiel mir die Frage, ob man auf eine Dragonhide-Rüstung erfolgreich Resurrection zaubern könne, da die Antwort mir ganz neue Möglichkeiten eröffnete, wie ich meine drachenschuppensammelsüchtigen Helden in Zukunft ärgern kann ;).

 

Die Class Acts dieses Monats sind durch die Bank weg brauchbar: Adventurer:Out of the Shadows (Hal Maclean) gibt mit der neuen Feat-Klasse der Ambush-Feats jedem Charakter, der sneak Attacks einsetzen kann, verschiedene Optionen, den dadurch erzielten physikalischen Schaden teilweise durch anderen Schaden zu ersetzen. Eldritch Erosion, um ein Beispiel zu nennen, dient dazu, die Zauberresistenz eines Gegners temporär zu senken.

 

Arcane:The Anagakok (Richard Farrese) bringt dagegen eine bereits aus der 2. Edition bekannte Magiervariante auf den neuesten Stand. In aller Kürze: Bei dem Anagakok handelt es sich um einen Magiespezialisten einer eher barbarischen Tradition, der bevorzugt mit Naturzaubern (teilweise auch Druidenzaubern) umgeht, und daher vor allem bei Wildnisabenteuern nutzbringend einsetzbar ist.

 

Divine: Devotees of the Dragon (Joshua Cole) variiert die aus dem Spell Compendium bekannte

Dragon Domain, in dem sie verschiedenen Typen von Drachen verschiedene Zauber zuordnet, was eine gewisse Spezialisierung ermöglicht.

 

Und Warrior:Hunting the Wyrm (Amber E. Scott) fügt dem Inventar eines jeden potentiellen Drachenjägers ein paar Ausrüstungsgegenstände hinzu, die den Kampf gegen Drachen sehr erleichtern können. Von eher handfesten Items wie den Wing Clips, die die Flugfähigkeit von Drachen behindern, bis hin zu sehr exotischen Waffen wie der Sugar Bomb, die die Abneigung von Drachen gegen Zucker ausnutzen und ihren blindsense kurzfristig ausschalten, reicht die Auswahl.

Bleiben noch der sechzehnseitige D&D-Buyers Guide, der die WotC-Neuerscheinungen bis einschließlich August auflistet, sowie die üblichen vier Comic Strips (Nodwick zeigt neue Möglichkeiten für den Einsatz von Vorpalschwertern auf, während Order of the Stick sich mit dem Problem des richtigen Einsatz des Feat Dodge auseinandersetzt

 

 

Fazit:

Um es kurz zu machen: der Wermutstropfen dieser Ausgabe liegt nicht in der Qualität der Artikel begründet. Die relativ schlechte Endnote ist hauptsächlich durch die im Vorfeld betriebene Augenwischerei namens Übergröße begründet, über die ich mich fürchterlich geärgert habe. Zum Vergleich: 98 Seiten einer durchschnittlichen Ausgabe des DRAGON (von denen z.B. im Mai 2006 77 Seiten einen redaktionellen Inhalt haben (inkl. Artwork)), stehen 130 Seiten (108 Seiten) in der Juni-Ausgabe gegenüber. Was zunächst sehr, sehr fair aussieht, relativiert sich aber, wenn man den D&D Buyers Guide (16 Seiten), die NWN2-Preview (4 Seiten) sowie die GenCon-Vorberichterstattung (6 Seiten) abrechnet, die ja eher Werbezwecken dienen und kaum dem eigenen Spiel zugute kommen. Schon sind es nur noch 5 Seiten mehr, und dafür 2 US-Dollar mehr bezahlen zu sollen (was bei Abonennten vielleicht entfällt, das weiß ich nicht), ist in meinen Augen ein Unding. Dazu fallen sage und schreibe 23 Seiten auf die Gord-Geschichte von Gary Gygax, Ed Greenwoods „Wizards Three“-Artikel und Bruce Heards Fortsetzung der „Voyage of the Princess Ark“, deren spielerischer Mehrwert auch eher begrenzt sein dürfte, ohne damit ihren Unterhaltungswert schmälern zu wollen. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung abzugeben, fällt mir daher extrem schwer, auch wenn ich Keith Bakers „Dreadhold“ und den „Ecology“-Artikel für sensationell halte und auch die angesprochenen Storys sehr genossen habe.

Als Nostalgiker bzw. als Fan der Designergrößen Gygax, Greenwood und Baker und ihrer Geschichten lohnt sich die Ausgabe dennoch. Alle anderen sollten sich aber überlegen, ob die oben besprochenen Artikel ihnen die Mehrausgabe wert sind. Immerhin wird unter paizo.com/dragon ein Weberweiterung mit Addenda und Errata zu verschiedenen Artikeln hinzugefügt, die kostenfrei heruntergeladen werden kann. Diese fließt zwar nicht mit in die Bewertung des Magazins mit ein, erhöht aber dennoch den Nutzen, den man aus dieser Ausgabe ziehen kann, und sollte daher nicht unerwähnt bleiben.