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Manual of the Planes
Bewertung:
(4.7)
Von: David Bücker
Am: 11.11.2003
Autor:Jeff Grubb, Bruce R. Cordell, David Noonan
Typ:
System:Dungeons & Dragons 3E
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:
Inhalt:224 Seiten, Hardcover
Sprache:Englisch

Manual of the Planes

Einige Monate nach dem Erscheinen der 3. Edition des D&D Spiels, wurde mit Erscheinen des "Manual of the Planes" auch die Kosmologie des D&D Universums umgekrempelt. Das Erscheinen löste auch prompt starke Kontroversen aus, widmete sich das Buch doch einem Thema, dass in der 2.Edition unter dem Namen "Planescape" ein eigenständiges Kampagnensetting (wie die Vergessenen Reiche), samt etlicher Zusatzbände hatte, aber leider aufgrund mangelnder Erfolgs vor dem breiten Publikum im Vergleich der allmächtigen Vergessenen Reiche, wie so viele andere Settings eingestellt wurde.

 

Verständlich, dass ein Neuerscheinen des Regelwerks losgelöst vom Planescape Setting starken Unmut bei den Liebhabern dieses Spielhintergrundes hervorrufen könnte, sollte es zu sehr vom Original abweichen.

 

Nun, das tut es, und es tut es auch wieder nicht. Vorweg die Behauptung: Die Restrukturierung der kosmischen Ordnung hat dem Spiel als Ganzem gut getan. Fragte man sich in der Vergangenheit immer, wieso sich die Götter der verschiedenen Welten so wenig zu sagen hatten (oder dies nicht erwähnt wurde, weil es möglich, aber für die meisten Kampagnen bedeutungslos war), wie Götter die Anhänger auf mehr als einer Welt hatten, damit umgingen, und dergleichen mehr, so sind all diese Fragen nun beseitigt:

 

In der neuen Ordnung existiert das "Great Wheel", die Standardform des Multiversums in AD&D 2.Edition, nun nicht mehr für alle Welten einheitlich. Die Standard D&D Welt, Greyhawk benutzt es weiter. Die Vergessenen Reiche haben nun eine gänzlich eigene Kosmologie (was im Rückblick dann auch ein ganz anderes Licht auf die Zeit der Sorgen wirft, die aufgrund der Geschehnisse Planescape-Kundigen die auch in den Reichen spielten starkes Kopfzerbrechen bereitete).

 

Andere Welten haben andere Kosmologien. Somit wird nun eine völlige Separierung unterschiedlicher Welten vorgenommen. Die verschiedenen Welten sind nun nicht mehr durch einen gemeinsame Kosmologie verbunden, und somit kann es die zu Toril (die Welt der Vergessenen Reiche) gehörenden 9 Höllen geben, diese müssen aber nichts mit dem gleichnamigen 9 Höllen Oerdes (Greyhawk) zu tun haben. Somit haben Aktionen von Charakteren, die einen der 9 Höllenfürsten Torils töten (nur als Beispiel), keine Auswirkungen auf andere Welten. Kompliziert? ?Nein. Vor allem für den SL und die offiziellen Materialschreiber ist es nun viel einfacher. Denn nun haben Veränderungen im Kosmos einer Welt nicht zwangsläufig Veränderungen auf anderen Welten zur Folge.

 

Die Reise zwischen den Welten ist noch immer möglich, nur die Möglichkeiten sind stark eingeschränkt. Die Schattenebene erlaubt es noch immer, jede Welt zu erreichen, bspw. zwischen Krynn und Toril umherzureisen. Die Astralebene und die Ätherbene jedoch sind nun vollständig an eine Kosmologie gebunden.

 

Alte Planescape Fans werden es verfluchen, denn das ursprüngliche Planescape Flair geht damit verloren. Alte Planescape Spieler haben aber auch alle Informationen, und brauchen nur die Regeln anpassen. Das ist mit dem Manual of the Planes ohne weiteres möglich. Deswegen beruht die folgende Rezension, und auch die Wertung, auf dem Nutzen des Buches für Spieler der 3.Edition, für die es auch gedacht ist.

 

Soweit das Vorwort.

 

Das Buch ist 224 Seiten stark, kommt im Hardcovereinband und ist vollfarbig illustriert. Es macht einen qualitativ sehr guten ersten Eindruck, und auch der Informationsgehalt scheint sehr hoch zu sein.

 

Das erste Kapitel beschäftigt sich damit, was eine Ebene überhaupt ist, und welche Eigenschaften eine Ebene im Vergleich zur "normalen Welt" haben kann, bspw. geringere Gravitationskräfte oder Veränderungen in der Magie.

 

Das zweite Kapitel beschäftigt sich damit, wie verschiedene Ebenen miteinander verbunden sind: Weclhe Ebenen gibt es, wie reist man von Ebene zu Ebene, und am wichtigsten: Wie baut man seine eigene Kosmologie, um eine Gruppe darin herumreisen zu lassen. Das Kapitel ist recht kurz gehalten, erfasst aber alles Wesentliche, zumal im folgenden eine komplette Kosmologie am Beispiel des "Great Wheel" dargestellt wird.

 

Das dritte Kapitel beschäftigt sich mit Charakteren auf den Ebenen. Ein paar neue, den Ebenen eigene Völker werden dargestellt, und einige Prestige Klassen ebenfalls. Alles macht einen sehr soliden und gut durchdachten Eindruck. Auch das Thema "Zauber auf den Ebenen" wird abgehandelt, und eine Anzahl neuer Zauber sind ebenfalls beschrieben.

 

Kapitel 4 erläutert die Eigenschaften der materiellen Ebene (also einer "normalen" Welt). Viel gibt es hier nicht zu sagen, da dies ja im jeweiligen Kampagnensetting (also der D&D Gazetteer oder der Living Greyhawk Gezetteer), getan wird.

 

Die Kapitel 5, 6 und 7 machen nun mit einem Umfang von 90 Seiten den größten Teil des Buches aus. Hier werden die "Transitive Planes", die Ebenen, über die man andere Ebene erreicht (Astralebene, Äthereben und Schattenebene), die Inneren Ebenen (die Ebenen der Elemente), und die Äußeren Ebenen (die Heimat der Götter), jeweils recht ausführlich mit ihren Besonderheiten erläutert.

Auf alles im einzelnen einzugehen würde hier zu weit führen, doch lässt sich sagen, das in keinem anderen einzelnen Buch jemals so viel über die Ebenen zu erfahren war, wie in diesem.

 

Kapitel 8 beschäftigt sich mit Halbebenen, also kleinen, besonderen Ebenen, die in keine der oben genannten Kategorien passen, und besondere, sehr ungewöhnliche Eigenschaften haben.

 

Das neunte und letzte Kapitel beschäftigt sich schließlich mit Monstern der Ebenen, und beglückt den Spielleiter mit einer Reihe alter Vermisster wie dem Ultroloth, Spinagon oder Xeg-Yi, die in jede Kampagne in den Ebenen gehören. In diesem Teil sticht besonders die extrem hochwertige Illustration des Buches ins Auge.

 

Schließlich reihen sich in einem Anhang noch einige Beispiele für andere Ebenen an.

 

Das Problem einer Rezension über ein solches Werk ist, das es unmöglich ist, das Konzept der Ebenen einem Leser näher zu bringen, ohne das Buch nahezu abzuschreiben. Zu viele Kleinigkeiten müssten immer erwähnt werden, um das vollständige Verständnis zu gewährleisten. Deswegen will ich versuchen, abschließend eine Einschätzung des Buches vorzunehmen, die ein wenig besser als das Auflisten von Inhalten den Gehalt des Buchs wiedergibt:

 

Das Manual of the Planes ist in meinen Augen bisher eines der besten, wenn nicht sogar das beste Zusatzbuch für die 3.Edition. Selten hat man in einem Buch derart viele Informationen vor sich ausgebreitet. Allein die Anzahl an Optionen, die ein Spielleiter in sage und schreibe 66 durch das Buch verteilten Sidebars und etlichen weiteren Wahlmöglichkeiten wahrnehmen kann spricht für sich, wobei gesagt werden muss, dass die Informationsfülle den Leser nie überwältigt, sondern immer gut sortiert und klar verständlich daherkommt.

Das Buch bietet einem jeden Spielleiter die Möglichkeit, seinen Kosmos individuell zu gestalten, oder die sehr ausführlich dargestellte Kosmologie des "Great Wheel" ganz oder teilweise zu übernehmen, so dass jemand der in den Vergessenen Reichen spielt, trotz der unterschiedlichen Kosmologie große Teile der Beschreibungen problemlos übernehmen kann.

 

Die sensationelle Optik tut ein Übriges. Kein anderes D&D 3rd Edition Produkt ist derart hochwertig bebildert. Nicht nur die Illustrationen von Charakteren und Monstern, sondern auch die Karten und Diagramme von Ebenen und Kosmologien sind einfach nur erstklassig zu nennen.

 

Ein jeder Spielleiter, der seine Gruppe die Wunder von Mechanus bis Acheron nicht vorenthalten möchte, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Aber auch wer nicht ständig die Ebenen bereist ist mit dem Werk gut beraten, denn es bietet eine immense Anzahl von Optionen, die auch in eine "normale" Kampagne eingebunden werden können.

 

Eingefleischte Planescape-Kenner werden dennoch vieles vermissen, da in 224 Seiten nicht die mehreren hundert Seiten des Materials aus der 2.Edition gezwängt werden können. Da sich dieses Buch aber eigentlich nicht an sie richtet, schmälert dies die Wertung in keiner Weise.