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Marvel Exklusiv 71: Fallen Son - Der Tod des Captain America
Bewertung:
(4.7)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 08.02.2008
Autor:Jeph Loeb, Leinil Yu, Ed McGuiness, John Romita, David Finch, John Cassaday
Übersetzer:Michael Strittmatter
Typ:Graphic Novel (Comic)
Setting:Marvel Universum
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3866075603
Inhalt:124 Seiten, Sammelband, Softcover
Sprache:Deutsch

Der Tod des Captain America

“Er war der großartigste Soldat, den die Welt je kannte. Als ein verheerender Krieg die Superhelden entzweite, beendete er mit seiner Kapitulation den Konflikt. Trotz seines selbstlosen Opfers wurde er ermordet. Captain America ist tot! Zeit, Abschied zu nehmen und eine Legende zu Grabe zu tragen…“

 

Erster Eindruck:

Wow. Der erste Eindruck, den ich schon beim Anblick des genialen Covers – es zeigt den schwarzen Spiderman, der im Regen vor dem zerbrochenen Schild Cap Americas kniet – hatte, bestätigt sich beim ersten Durchblättern der vorliegenden Graphic Novel. Die Optik ist hervorragend und im heutigen Comic-Standard gefertigt. Das Ganze wirkt dabei ansprechend in Szene gesetzt.

 

Die Story: (Vorsicht Spoiler!!!)

Captain America aka Steve Rogers ist auf dramatische Art und Weise ums Leben gekommen. Ein Attentäter hat den patriotischsten aller Superhelden auf den Stufen eines Gerichtsgebäudes kaltblütig erschossen. Doch die Welt und vor allem diejenigen, die Cap kannten und nahestanden, wollen noch nicht glauben, dass Cap wirklich tot ist.

Zu Beginn des Comics, welches aus fünf Kapiteln besteht, macht sich Wolverine in „Unglaube“ aus eben diesem Grund auf die Suche nach der Leiche von Cap, um sich zu vergewissern. Dazu holt er sich Beistand vom Dämon. Zusammen begeben sie sich heimlich auf den Helicarrier von Shield, auf dem Crossbones, der vermeintliche Attentäter, festgehalten wird. Und dort finden sie auch tatsächlich die Leiche von Cap. Die Gerüchte sind also wahr.

In „Wut“ werden mehrere Lager der bekannten Superhelden dabei gezeigt, wie sie mit ihren Gefühlen ob Caps Tod umgehen. Während die einen auf die Jagd nach Bösewichten gehen, um sich einen Sündenbock zu suchen, sitzen andere trauernd am Pokertisch und versuchen sich gegenseitig Trost zu spenden (soweit das bei Superhelden geht).

Dann taucht der totgeglaubte Hawkeye plötzlich wieder auf - in „Selbsttäuschung“. Tony Stark (Iron Man) bietet dem ehemals engen Freund von Cap das echte Schild und die Rolle als Cap an, doch Hawkeye erkennt schnell, dass dieser Weg für ihn der falsche wäre und lehnt letztendlich ab.

Noch immer ist Tony Stark ein eiserner Verfechter der Superhelden-Registrierung, die Cap zum Opfer gemacht hat, und Stark hat sich geschworen, die Gegner der Registrierung auch weiterhin zu bekämpfen.

In „Depressionen“ erleben wir einen äußerst niedergeschlagenen Spiderman am Grabe seines Onkels Ben, der auf dem Friedhof auf Rhino trifft und diesen aus falschen Gründen angreift. Denn auch Rhino ist nur der Trauer wegen auf dem Friedhof (oh ja, auch die Bösewichte haben Gefühle). Immer wieder gibt es hier Rückblicke, wie der junge Spiderman mit dem Hulk kämpft und wie ihm Cap schließlich zur Hilfe kommt.

Abgeschlossen wird das Buch mit „Akzeptanz“, in der die enorm große Beerdigung der Legende Captain America gezeigt wird. Falcon hält eine elegante und eingehende Rede, die ebenfalls immer wieder mit Rückblicken auf Cap gespickt wird. Abgeschlossen wird das Ganze mit der geheimen Beerdigung von Cap im Freundeskreis.

 

Qualität & Übersetzung:

Die Graphic Novel ist qualitativ absolut erhaben. Das Artwork ist atemberauben und stammt aus den Federkielen von Leinil Yu, Ed McGuiness, John Romita jr., David Finch und John Cassady - allesamt renommierte Größen im Comic-Business. Die Illustrationen sind atemberaubend gezeichnet und in Szene gesetzt. Sie liefern exakt das, was man heutzutage von einer Superhelden Graphic Novel erwartet (oder zumindest was ich davon erwarte). Hier wird geschickt zwischen farbenfroher Action und düsterer Dramatik gewechselt, was die gesamte Thematik stimmungsvoll hervorhebt.

Die Story wurde von Jeph Loeb geschrieben und er zollt Cap America wahrlich Tribut, natürlich nicht ohne den nötigen Patriotismus des Übersoldaten gegenüber seinem Heimatland klar zu machen. Doch Loeb übertreibt es hier absolut nicht, und das werden ihm vor allem die deutschen Fans danken. Im Gegensatz zur weit verbreiteten Meinung beschäftigen sich Superhelden-Comics häufig mit politischen Dingen und üben indirekt Kritik (gerade an der amerikanischen Regierung) an diesen, wobei sie die Meinungen der Autoren widerspiegeln. Jeph Loeb verzichtet bei der Inszenierung von „Fallen Son“ jedoch auf politische Anspielungen, gleichwohl setzt er den Grundstein für einen Nachfolger von Cap, indem er aufzeigt, wie schnell Tony Stark alias Iron Man den echten Schild Cap Americas an einen neuen Patrioten weitergeben will. Die Begründung: das Volk braucht Cap!

Jeph Loeb zeigt in seiner Geschichte sehr bewegend, wie sich der anfängliche Schock über die bittere Nachricht in verschiedenen Stadien der Trauer weiterentwickelt. Erst macht sich Unglaube breit, der von Wut abgelöst wird und letztendlich über Depressionen zur Akzeptanz führt. Treffenderweise haben die einzelnen Kapitel eben auch genau diese Titel.

Abgeschlossen wird die Geschichte durch eine sehr gut gelungen Grabrede von Falcon und später auch von Tony Stark.

 

Die Übersetzung durch Panini Comics ist ein weiteres Mal sehr gut geworden und auch das Korrektorat hat seinen Job gut gemacht. Gut finde ich hier wieder einmal, dass in diesem Sammelband alle fünf Teile der Originalgeschichte zusammengefügt wurden.

 

Fazit:

„Fallen Son“ ist ein absolut atemberaubendes Graphic Novel, die ihrem Namen wirklich alle Ehre macht. Die Auswahl der Zeichner ist vortrefflich gewählt und alle haben ihren Teil hervorragend umgesetzt. Zumindest treffen die tollen Illustrationen meinen Superheldencomic-Geschmack, wie die sprichwörtliche „Faust aufs Auge“. Jeph Loeb, der für die Story verantwortlich ist, hat dem „Nachruf“ für Cap America einen besonderen Touch gegeben und schafft es ohne Zweifel, der Legende höchsten Tribut zu zollen. Außerdem ist es interessant und geschickt gemacht, in welche Richtung es mit Captain America weitergehen wird. Sicher, Steve Rogers, der originale Cap America ist tot (davon haben selbst die großen und realen Nachrichtendienste weltweit im März 2007 berichtet), aber wer wird in seine Fußstapfen treten? Ein erster Schritt in diese Richtung wird auf jeden Fall in der vorliegenden Novel gemacht.

„Fallen Son“ ist einfach ganz großes Kino im Comic-Format. Ein Muss für alle Fans!