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Das Einhorn 1 - Der letzte Tempel des Asklepios
Bewertung:
(4.7)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 30.08.2008
Autor:Mathieu Gabella, Anthony Jean
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-939823-75-9
Inhalt:48 Seiten, Hardcover-Album
Sprache:Deutsch

Inhalt:

(Vorsicht Spoiler!!!)

Frankreich im Jahre 1565. Die Zeit der Renaissance. Auch Wissenschaft und Medizin sind von ihr betroffen, denn die Gelehrten sind in zwei Lager gespalten. Auf der einen Seite stehen diejenigen, die an die alte und bisher gültige Medizin glauben, auf der anderen Seite stehen die Asklepiaden, die gegen neuartige Theorien zur Anatomie nichts einzuwenden haben.

Als plötzlich mehrere berühmte Mediziner ermordet werden, findet der Hofchirurg des Königs Ambrosius Paré, der zwar selbst auch Medicus ist, aber ebenso fortschrittliche und umstrittene Heilmethoden vertritt, heraus, dass er als nächstes auf der Todesliste steht. Als dann Sylvius, ein alter Freund von Ambrosius, den dieser aber vor 10 Jahren zu Grabe getragen hat, plötzlich wieder auftaucht und in den Armen seines alten Freundes stirbt, wird der Medicus quasi unfreiwillig in den Zwist zwischen der katholischen Kirche und den Asklepiaden gezogen.

Dabei ist kein geringerer als Nostradamus selbst der Anführer der Asklepiaden und er hat herausgefunden, dass die alte Medizin nicht mehr anwendbar ist, da sich der menschliche Körper in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Außerdem gibt es da noch die geheimnisvollen Tapisserien – große Bildwandteppiche –, die den Opfern zuvor zugeschickt wurden und die ein wichtiges Geheimnis verbergen.

Als sich die Lage zuspitzt, flüchten die Asklepiaden vor den Häschern der katholischen Kirche, die unter der Führung des Meisterjägers stehen. Nostradamus und seine Freunde werden hingegen von seltsamen und mysteriösen Wesen, die als Primordiale bezeichnet werden, unterstützt. Diese Wesen sind äußerst anpassungsfähig und unterstützen die Theorie der Asklepiaden. Letztendlich treffen die beiden Gruppierungen am Tempel des Asklepios aufeinander…

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Ohne Zweifel beruht der Reiz von „Das Einhorn“ auf dem guten Mischungsverhältnis von historischen Begebenheiten und Fiktion. Der Autor, Mathieu Gabella, erzählt eine packende Geschichte aus der Renaissance, die sich um den Wandel der Medizin dreht und in der bekannte Charaktere der Zeitgeschichte auftauchen. Durch die Primordialen, die zweifelsohne mysteriöse Kreaturen sind, bekommt das Ganze einen phantastischen Hauch, bleibt aber dabei auf der anderen Seite durch die akribische Darstellung von tatsächlichen Elementen des Mittelalters glaubhaft. Als Beispiel sei die Darstellung einer Operation am Grauen Star genannt, die tatsächlich in dieser Epoche schon auf genau diese Art und Weise durchgeführt wurde, wie sie hier gezeigt wird.

Aber nicht nur der Autor erzählt hier eine erstklassige Geschichte, sondern auch der Zeichner und Kolorist, Anthony Jean, liefert geradezu atemberaubende Arbeit ab. Sein Artwork, das deutlich europäischen Charakter aufweist, ist einfach wundervoll, wirkt dabei aber auch sehr realistisch. Dabei werden die Illustrationen von sauberen Strichen dominiert, weisen aber einen hohen Detailgrad auf. Die düstere Kolorierung sorgt für die richtige Stimmung und rundet die Optik absolut passend ab.

 

Die Übersetzung aus dem Französischen ist sehr gut gelungen und der gesamte Band lässt sich flüssig lesen. Das Hardcover-Buch hat die für Europa oftmals typischen 48 Seiten und kommt im ebenfalls typischen Album-Format daher, welches etwas größer als DinA4 ist. Im hinteren Deckel gibt es noch ein paar historische Informationen, die gut recherchiert wirken. Der Preis von 12,80 Euro erscheint angemessen.

 

Fazit:

Der erste Band von „Das Einhorn“ weiß nicht nur durch atemberaubende Optik zu bestechen, sondern kann auch durch eine fesselnde Geschichte überzeugen, die eine Mixtur aus historisch belegten und phantastischen Elementen bietet. Dabei hat die Story um die tödliche Auseinandersetzung zwischen den Asklepiaden und der katholischen Kirche die richtige Geschwindigkeit, ist aber an der einen oder anderen Stelle auf Anhieb auch ein wenig undurchsichtig. Das schmälert aber den Lesespaß keineswegs, sondern macht den Comic vielmehr interessanter.

Man merkt im Übrigen sofort, dass dieser graphische Roman aus Europa kommt (genauer aus Frankreich), denn allein schon die Optik der Illustrationen unterscheidet sich schon enorm von den amerikanischen Werken, die ich in der letzten Zeit oft in den Händen hatte. Das heißt aber auf der Gegenseite nicht, dass das europäische Artwork nicht gefällt. Ganz im Gegenteil, es ist grandios und wirklich atemberaubend, was der Künstler Anthony Jean hier abliefert und allein der Detailgrad hat mich schnell in seinen Bann gezogen.

„Das Einhorn“ ist eine Graphic Novel, die wirklich zu überzeugen weiß. Absolute Empfehlung!