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Silbermond über Providence 1 - Kinder des Abgrunds
Bewertung:
(4.0)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 05.12.2008
Autor:Eric Herenguel
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Wilde Westen
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-940864-79-6
Inhalt:68 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat (230 x 320 mm)
Preis:14,80 €
Sprache:Deutsch

Kinder des Abgrunds

Inhalt:

Providence, eine kleine idyllische Stadt in New Hampshire im Jahre 1880. Eigentlich geht es hier eher uhig und friedlich zu, doch seit kurzem sterben die Einwohner weg wie die Fliegen und das nicht aufgrund natürlicher Umstände. Eine blutige Mordserie verbreitet Angst und Schrecken, denn ihre Opfer werden auf bestialische Art und Weise um ihr Leben gebracht. Sheriff James Redwall hat damit einen Haufen Probleme am Hals. Nicht nur muss er den Mörder schnappen, er muss sich auch gegen den Bürgermeister behaupten, der seine nächste Wahl gefährdet sieht, weil ihm die Anwohner auf das Dach steigen. Als dann auch noch die schöne Cathy Gattine aus Washington in Providence auftaucht, die sich um den Nachlass kümmern soll, muss und will sich der Sheriff auch noch um diese kümmern. Zumal Cathy scheinbar nicht ganz das ist, was sie zu sein scheint.

Außerdem ist da noch Dixon Deadwood, ein übler Zeitgenosse, der vom Bürgermeister angeheuert wurde, um den Mörder zu fangen, da der Sheriff dies anscheinend ja nicht hinbekommt. Die Lage spitzt sich zu und der Indianer Ironcloud wird aufgrund seiner Abstammung mehr und mehr zur Zielscheibe der Anwohner, die von Deadwood aufgehetzt werden. Als Cathy und Ironcloud vor dem Mob flüchten werden sie getrennt und Cathy macht eine schreckliche Entdeckung…

 

Stil & Artwork:

Der Comic wurde von Eric Herenguel (u.a. Die Reise ans Ende der Welt) erdacht, geschrieben und auch gezeichnet. Geschickt gaukelt der Autor dem Leser zunächst eine liebliche Kleinstadt im „Wilden Westen“ vor, doch recht schnell wendet sich das Blatt und es geht ans blutige, horrorbehaftete Eingemachte. Nämlich genau dann, wenn Cathy und der Sheriff die Ranch des ersten Opfers Spencer besuchen, wo Cathy eine wahrlich abscheuliche Greueltat präsentiert wird. Nicht nur der Zimmermann ist Opfer des Mörders gewesen, dessen Tat eher an die eines Schlächters erinnert, sondern auch das Rind des Mannes hat auf blutigste Weise den Tod gefunden. Von da an wird die Geschichte weitestgehend rasant und spannend, ist aber mit einigen Elementen auch ein wenig zögerlich. So wird nur schwerlich Preis gegeben, um was es sich bei dem Mörder tatsächlich handelt. Was Natürliches ist es jedenfalls nicht.

Der Autor hat dabei seinen Charakteren viel Tiefgang einverleibt. Egal ob es um die hübsche aber geheimnisvolle Cathy geht, dem liebestollen Sheriff, dem zwielichten Dixon Deadwood oder gar dem miesbehandelten aber nicht minder mysteriösen Objiwa-Indianer Ironcloud - diese und auch alle anderen Charaktere im Comic wirken glaubwürdig und unikat. Davon abgesehen scheut der Autor auch nicht vor blutigen Panels und auch vor grausigen und überraschenden Wendungen. Dabei zeigt er nicht immer das Grauen in vollem Bilde, sondern verschleiert das Ganze auch gerne mal mit eben fehlenden Darstellungen, die nur die Fantasie des Lesers anregen und damit den Schrecken der Situation nur verstärken. Quasi frei nach dem Motto: weniger ist manchmal mehr. Sehr geschickt gemacht.

Die Zeichnungen passen sehr gut zur Geschichte, da sie zum Einen sehr detailverliebt sind, zum Anderen in einem saftigen Aquarelllook daherkommen. Gesichtszüge, Körperproportionen und auch die Gestiken sind stimmig und der Zeichner schafft es hervorragend sowohl das idyllische Kleinstadt-Flair, als auch das schreckliche Grauen einzufangen. Herenguel lässt dazu ein sehr geschicktes Spiel von Licht und Schatten in seine Artworks mit einfließen.

 

Qualität & Übersetzung:

Wie üblich, kommt der Comic als Hardcover-Album und hat 68 Seiten. Die Übersetzung und die Qualität des Buches ist sehr gut und allein schon die Aufmachung weiß zu überzeugen. Am Ende der Geschichte gibt es ein paar Seiten mit Skizzen, Hintergrundinfos und einem einseitigen Slapstick zum Comic, in dem eine Szene aus der Geschichte so dargestellt wird, als ob sie gerade an einem Film-Set gedreht wird. Nettes Gimmick.

 

Fazit:

Auch wenn ich zunächst etwas anderes von „Silbermond über Providence“ erwartet hatte, konnte mich der Comic schon sehr begeistern. Die Geschichte bietet alles von Western-Idylle bis hin zu absolutem Horror und hat eine gute Geschwindigkeit. Dabei wird für meinen Geschmack jedoch etwas wenig verraten. Auf der anderen Seite ist die Reihe aber auch auf mehrere Bände ausgelegt und so muss eben auch einiges offen bleiben. Die Zeichnungen sind stimmig und sehr detailreich und überhaupt wirkt die gesamte Optik wie aus einem Guss. Prinzipiell ist diese Art von Aquarelloptik nicht ganz so mein Ding, aber im Falle von „Providence“ passt es einfach, wie die Faust auf das Auge.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie die „Werwölfe im Wilden Westen“ Geschichte weitergeht. Jene, die einem Mix aus „Wild West meets Werwölfe und Dämonen Horror“ nicht abgeneigt gegenüber stehen, sollten hier auf jeden Fall einen Blick riskieren. Der Comic hat es in sich.