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Hellboy 5 - Die Rechte Hand des Schicksals
Bewertung:
(4.7)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 20.12.2008
Autor:Mike Mignola
Übersetzer:Michael Groenewald, Gunther Nickel
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Hellboy
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-936480-05-2
Inhalt:168 Seiten, Din A5 Hardcover, Inhalt weitestgehend schwarz-weiß
Preis:19,80 €
Sprache:Deutsch

Die Rechte Hand des Schicksals und andere Geschichten...

Inhalt:

Auch dieser Band der Hellboy-Reihe setzt sich wie sein Vorgänger ausschließlich aus Kurzgeschichten (8 an der Zahl) zusammen. Deswegen verzichte ich auf einzelne Inhaltsangaben, denn diese würden zu viel verraten. Die Kurzgeschichten sind allesamt in sich abgeschlossen, greifen aber viele Elemente aus früheren HB-Stories auf und beschäftigen sich auch mit einigen Mysterien um den weltbesten Ermittler der BUAP.

Ein kurzer, aber loser Überblick über die Themen der acht Geschichten:

„Pfannkuchen“ ist eine zweiseitiger Slapstick aus HB’s (Äytsch Biis) kurzer Jugendzeit, die zeigt, was eine scheinbar lapidare und alltägliche Handlung für Auswirkungen haben kann. Im Mittelpunkt von „Die Natur des Tieres“ stehen eine englische Legende und ein Drache. „König Vold“ basiert dagegen lose auf einer norwegischen Sage. „Köpfe“ orientiert sich an einer japanischen Legende (wer HB Animated kennt, der wird die Köpfe übrigens wiedererkennen) und handelt von asiatischen Dämonen. „Leben sie wohl, Mister Tod“ folgt den Pfaden von H.P. Lovecraft und „Der Varcolac“ greift das immer wieder beliebte Thema Vampire auf.

In der Titelstory „Die Rechte Hand des Schicksals“ und der abschließenden Story „Die Truhe des Bösen“ muss sich Hellboy mit seiner Vergangenheit und seiner Zukunft herumschlagen. Neue Aspekte bezüglich seiner rechten Steinhand werden aufgedeckt. Ein uralter Dämon will nämlich Hellboys Hand und das nicht ohne Grund…

 

Schreibstil & Artwork:

Was soll ich noch zu Mignola und Hellboy sagen, was ich nicht schon in den vorigen Rezensionen der HB-Reihe gesagt hätte? Erzähl- und Zeichenstil von Herrn Mignola (nicht Magnolia) haben sich nicht einschlägig verändert, höchstens ein bisschen weiterentwickelt. Aber auch das ist schwer zu beurteilen, denn ohne Frage ist Mignolas Stil wirklich einzigartig und sofort erkennbar. Die Stories an sich haben wieder alles, was Mignola ausmacht, ein bisschen Lovecraft hier (beispielsweise das Monster in der „Mister Tod“-Geschichte), ein bisschen Poe da (das House of Usher wird sogar explizit erwähnt) und das Ganze abgeschmeckt mit gehörigen Einflüssen von Moorcok (ich hab gerade kein Netz, aber der schreibt sich anders, ;-) ), Stoker, Shelley und einer Handvoll anderer klassischer Autoren.

Die Erzählungen sind wieder wunderbar düster und haben den typischen obercoolen Charme und Witz, mit dem HB schon immer glänzen konnte. Natürlich kriegt der rote Ermittler kräftig auf die Hörner, löst aber seine Fälle wie immer mit seinem brachialen Geschick. Aber gerade die beiden zuletzt genannten Geschichten zeigen auch die sensible Seite des Protagonisten und es wird klar, dass er nur nach außen hin so cool erscheint. In seinem Inneren brodelt es zunehmend und man kann gespannt sein, was Mignola noch so mit HB vorhat.

Auf jeden Fall sind die zahlreichen Kurzgeschichten wieder abwechslungsreich, die Charaktere wohl durchdacht und basieren zum Großteil auf alten Mythen und Legenden, die der belesene Mignola irgendwann mal irgendwo aufgeschnappt hat. Deswegen sind auch die kleinen Vorworte bezüglich der Entstehungsgeschichten der einzelnen Stories vor jedem Kapitel so interessant, denn durch dieses „Nähkästchengeplauder“ kann man sich besser in die Gedanken und Intentionen des Künstlers hineinversetzen.

Kommen wir zum Artwork.

Kurz gesagt: es hat sich nichts zu den Vorbänden geändert. Mignola ist eben Mignolas und sein Stil ist unverkennbar. HB ist immer noch schwarz-weiß, was sich auch in zukünftigen Bänden nicht so schnell ändern wird. Das Spiel mit Licht und Schatten ist eben ein besonderes Merkmal von Mignola und Hellboy, das einen Großteil des Charmes der Reihe ausmacht. Ich kann hier nur jedem empfehlen, sich jedes einzelne Panel genauestens anzusehen und es auf sich wirken lassen, denn so holt man 100% aus Mignolas Werken heraus.

 

Qualität & Übersetzung:

An der Qualität der Übersetzung und der Buchproduktion hat sich ebenfalls nichts geändert. Das 168 Seiten starke Buch kommt im Din A5-Hardcover-Format und kann optisch überzeugen. Einband und Coverartwork fügen sich nahtlos in die bisherige Hellboy Reihe ein. Abgerundet wird das Buch mit einer kleinen Cover-Galerie verschiedener Künstler, einem Sketchbook, einem Bericht über Mignolas literarische Einflüsse und ein paar Seiten Werbung. Dieser Bereich ist auch das einzige wirkliche Manko, denn die genannten Gimmicks umfassen satte 40 Seiten des Bandes und auch wenn sie durchaus interessant sind, hätte sich der Leser wahrscheinlich lieber ein oder zwei HB Geschichten mehr gewünscht.

 

Fazit:

„Hellboy 5 - Die Rechte Hand des Schicksals“ birgt acht spannende Kurzgeschichten über den weltbesten Ermittler paranormaler Phänomene. Zwar wird kein weiterführender Handlungsfaden verfolgt, aber die Stories geben Einblicke in besondere Ereignisse, die mit Hellboys Vergangenheit und Zukunft zu tun haben. Gerade die Titelgeschichte und auch die darauffolgende Story haben es in sich und offenbaren einige sehr mysteriöse Aspekte über Hellboy und seine monströse rechte Hand, ohne dabei aber zu viel zu verraten.

Andere Stories sind aus verschiedenen tatsächlich existenten Legenden zusammengebaut, eine Erzählweise, die für Mignola sehr typisch ist und einen großen Teil des Flairs der Serie ausmacht. Alle Geschichten treffen den Hellboy Grundton perfekt und sind eine perfekte Mischung zwischen Mystery, Horror, Action und Komik.

Band 5 kann mit dem vierten Band locker mithalten, gerade aus den Gründen, die ich bei der Rezension zum vierten Band schon genannt hatte. Die Kurzgeschichten sind nicht ganz so ernst wie die ersten Bände. Zwar haben sie oftmals bitterböse Wendungen oder Enden, aber immer bleibt immer ein humorvoller Beigeschmack zurück (Anmerkung: liest Du mit der Zunge? :-D). Einfach toll, einfach grandios! Hellboy muss man einfach lieben (finde ich zumindest).

Ach ja: Vorkenntnisse sind übrigens nicht notwendig, um die Kurzgeschichten zu verstehen, denn sie sind auf jeden Fall eigenständig. Dennoch kann es natürlich nicht schaden, die Vorbände zu kennen. Mignola und Hellboy-Fans müssen hier einfach zugreifen. Sonstige Interessierte können ganz klar ebenfalls einen Blick riskieren, denn der Band ist auch als Einstieg tauglich, dennoch würde ich Band 1 als Start empfehlen.

 

Kleiner Hinweis:

Der fünfte HB-Band wurde in Deutschland bereits im Jahr 2004 erstmalig veröffentlicht. Derzeit ist der Band offiziell vergriffen, aber ein Reprint soll Anfang 2009 im Handel erhältlich sein.