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Bite Club 1
Bewertung:
(4.3)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 29.01.2009
Autor:Howard Chaykin, David Tischman, David Hahn
Übersetzer:Bernd Kronsbein
Typ:Comic / Graphic Novel
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-647-1
Inhalt:140 Seiten, Softcover, US-Format
Preis:16,95 €
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Den Del Toros kann keiner das Wasser reichen, schon gar nicht die Sopranos, denn die Del Toros sind ein Clan von Vampiren, der schon seit einem guten Jahrhundert die organisierte Kriminalität in Miami kontrolliert.

Sie sind immens reich, sehen gut aus und sind nahezu unsterblich und sie sind Meister der Intrigen und des Hinterhalts. Doch als der Patriarch Eduardo kaltblütig ermordet wird, zeigen die diversen hohen Tiere der Familie die spitzen Zähne. Dabei suchen sie jedoch nicht nur den Schuldigen, sondern wollen auch an die Spitze der Familie. Die schöne, aber auch skrupellose Tochter Risa beispielsweise malt sich Großes aus, doch sie hat ihre Rechnung ohne ihren verstorbenen Vater gemacht, der die Nachfolge testamentarisch bereits geregelt hat.

Sein jüngster Sohn Leto ist demnach als neuer Pate vorgesehen, doch auch hier ergibt sich ein Problem: Leto hat sich schon vor Jahren von den Machenschaften der Familie abgewendet und ist Priester geworden. Und diesen Posten will er eigentlich nicht aufgeben.

Aber Geistlicher oder nicht, Leto ist immer noch ein Del Toro, und er hat sein ganzes Leben unter Raubtieren verbracht. Deshalb weiß er ziemlich genau, wie der Hase nun läuft und er ist sich der Feinde, die sowohl von innerhalb als auch von außerhalb der Familie kommen, vollkommen bewusst. Letztendlich bleibt die Frage offen, welchen Weg er einschlagen wird: den des Paters oder den des Patens…

 

Stil & Artwork:

Für die interessante Mafiastory sind Howard Chaykin und David Tischman verantwortlich, die Beide keine unbeschriebenen Blätter im Comicbusiness sind. Chaykin ist beispielsweise durch zahlreiche Werke aus den Achtzigern bekannt (wie The Shadow oder Blackhawk), aber auch durch spätere Arbeiten, während Tischman unter anderem für Son of Superman, JLA oder Green Lantern auf sich aufmerksam machte. Die Liste der Werke beider Autoren ist jedoch deutlich länger als die genannten Werke.

Wie dem auch sei, Tischman und Chaykin haben schon vor „Bite Club“ zusammengearbeitet.

Die Story von „Bite Club“ gehört ohne Zweifel zu den abgedrehteren Geschichten des Genres. Sicherlich sind Vampire nichts Neues, aber die beiden Autoren erschaffen eine gute Mischung aus Vampirstory und Mafiageschichte. Dabei sind die Vampire in „Bite Club“ sowieso nicht mit den traditionellen Vampiren zu vergleichen und haben eigentlich kaum was mit diesen gemein, mal abgesehen von den Grundelementen wie die spitzen Zähne und die Ernährung von Blut.

Dass die Del Toros Vampire sind, ist auch prinzipiell eher Nebensache der Story, denn es geht mehr um den jungen Leto, der quasi dazu gezwungen wird, sein katholisch-kirchliches Leben aufzugeben und als Pate in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Doch er will das nicht und sträubt sich dagegen. „Bite Club“ erzählt die Geschichte seines Werdegangs und zeigt, ob Leto sich gegen die anderen Raubtiere, die zum Teil enge Familie, zum Teil auch externe Feinde sind, behaupten kann. Die Story ist spannend und fesselnd und hat einen sehr eigenen Charme, der zu gefallen weiß. Auch das „Mafia-Flair“ kommt sehr gut herüber.

Gezeichnet wurde „Bite Club“ von David Hahn (u.a. Fables), dessen Stil dem Comic eine sehr eigene Note gibt, die aber wirklich sehr gut zum Plot passt. Seine Artworks sind klassisch. Starke, dominierende Konturen, nicht allzu viele Details und die Farbgebung hat auch eine ganz eigene Art. Die Panels schillern nicht allein in vollen Farben, sondern die gesamten Seiten sind jeweils - je nach Stimmung der Szene - mit einer Art Filter belegt. So erscheint eine komplette Szene zum Beispiel in Sepiatönen, die nächste in leicht violetten Tönen und die dritte dann in eher rötlichen. Das sorgt für eine ganz besondere Stimmung, die hervorragend zu den Geschehnissen der Geschichte passt.

Wie sich das gehört, fehlt in der Mafiageschichte nichts, was fehlen sollte. Es gibt Action, Gewalt, Intrigen und auch Sex.

 

Qualität & Übersetzung:

Panini üblich kommt der Comic in einem Softcover, der das US-Comicformat hat. Das Coverartwork ist interessant und auch die innere Aufmachung lässt keine Wünsche offen. Die Übersetzung ist gut gelungen und auch das Korrektorat erscheint ordentlich. Der Sammelband umfasst alle sechs Einzelhefte der Originalreihe und wird mit den hervorragenden Coverartworks im Retrostil aufgelockert, die zu den Originalheften gehörten.

 

Fazit:

„Bite Club“ ist ein erfrischend anderer Comic, der durch eine interessante Story glänzen kann. Sicherlich ist die Idee der Vampire nichts Neues, aber die Kombination mit dem Mafiaelement birgt eine ansprechende Perspektive. Die Story ist fesselnd, bietet alles, was eine Mafiageschichte benötigt und kann auch zeichentechnisch überzeugen, auch wenn der Stil eher als klassisch minimalistisch zu bezeichnen ist. „Bite Club“ hat mir außerordentlich gut gefallen und ich würde es jedem Comicfan empfehlen, der außergewöhnliche Comics mag und auch nichts gegen unkonventionelle Vampire, Mafiaaction, Gewalt und Sex hat.