Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Wolverine - Waffe X
Bewertung:
(3.0)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 10.07.2009
Autor:Barry Windsor-Smith
Übersetzer:Reinhard Schweizer
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Marvel Universum
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3866078185
Inhalt:148 Seiten, Softcover (Marvel Comics Presents # 72-84, allen Covern + 5 Extra-Seiten aus Wolverine # 166)
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

Unter der Bezeichnung „Waffe X“ versucht die kanadische Regierung in einem Geheimprojekt den Soldaten der Zukunft zu erschaffen: Unverwundbar, absolut gehorsam und loyal.

In James Howlett (Logan), einem Mutanten mit erstaunlichen Selbstheilungskräften, der sich als Kleinkrimineller durchs Leben schlägt, scheinen die mit dem Projekt befassten Wissenschaftlicher endlich den richtigen Aspiranten für ihr Ziel gefunden zu haben. Sie entführen Logan und verschleppen ihn ein geheimes Labor. Für Logan folgt ein grausamer Alptraum, da zunächst sein Skelett mit dem superharten Metall Adamantium überzogen und anschließend auf chemischem Wege das Muskelwachstum stimuliert wird. Der Wille von Logan soll gebrochen, seine Erinnerungen gelöscht und er selbst als brutale und willige Kampfmaschine seiner Schöpfer völlig neu konditioniert werden.

 

Doch trotz aller Grausamkeiten gelingt es den Wissenschaftlern nicht, Herr über ihre „Waffe X“ zu werden und das wahnwitzige Experiment gerät außer Kontrolle. Der Überlebensinstinkt von Logan ist stärker als jegliche Konditionierung und so wendet er sich gegen seine Peiniger – denn Waffen töten Menschen. Am Schluss verbleibt eine Spur der Zerstörung und aus Logan ist „Wolverine“ geworden, der sich in einem Schneesturm auf den Weg ins nirgendwo macht, um sich - wieder in Freiheit - auf die Suche nach seinem eigentlichen ich zu machen.

 

Schreibstil & Artwork

Die Figur des Wolverine wurde ursprünglich von den den Autoren Len Wein, Roy Thomas und vom Zeichner John Romita senior sowie mit künstlerischer Hilfe des Hulk-Illustratoren Herb Trimpe geschaffen und hatte ihren ersten Auftritt im Oktober 1974 auf der letzten Seite des Marvel-Comics Incredible Hulk #180.

 

Die ursprüngliche Konzeption sah eigentlich vor, dem Charakter Wolverine nur ein recht kurzes Dasein zu bescheren, doch glücklicherweise erkannten Frank Miller und Chris Claremont das unglaubliche Potenzial dieser Figur und wollten sie nicht nach nur einem halben Dutzend Auftritten seit dem Debüt opfern. Gemeinsam mit anderen Autoren und Zeichnern bauten sie die Geschichte von Wolverine über viele Jahre hinweg aus und schufen damit nicht zuletzt eine der beliebtesten - und auch im Gegensatz zu manch anderem Superhelden – facettenreichsten Figuren.

 

Mit dem vorliegenden Band gibt es endlich ein Wiedersehen mit Barry Windsor-Smiths berüchtigtem und lange vergriffenem Klassiker aus dem Jahr 1991 über die Entstehung von Wolverine. Windsor-Smith ist sicherlich einer der bekanntesten und einflussreichsten amerikanischen Comic-Zeichner, der sich vor allem auf Fantasy-Zeichnerei spezialisiert hat. Bekanntheit erlangte er im deutschsprachigen Raum Ende der 70er Jahre, als die ersten enorm erfolgreichen und künstlerisch durchaus wertvollen Conan-Alben (gemeinsam mit Roy Thomas) erschienen.

 

Wer Wolverine von den X-Men her kennt, dürfte bei diesem Comic unter Umständen über die düsteren Züge dieses Charakters entsetzt sein, der nach seinen unfreiwillig erlittenen Qualen nur noch Schmerz und die unstillbare Gier nach Rache in sich trägt. Der Autor und Zeichner Barry Windsor-Smith schafft es mit seinen großartigen Illustrationen, seine Figuren geradezu brutal und archaisch in Szene zu setzen und legt damit seine eigene Konzeption über die Ursprünge dieses X-Man-Charakters in einem visuell berauschenden Sammelband vor.

 

Die Komposition des Seitenaufbaus in Verbindung mit der zum Teil abstrusen aber genialen Kolorierung vermittelt gemeinsam mit den harten Konturen der Charaktere auf 148 Seiten in eindringlicher und dramatischer Weise die Entstehungsgeschichte von Wolverine. Die Grafik versprüht dabei zwar immer einen seltsamen Charme, der man das Alter des Comics deutlich anmerkt und die für jüngere Leser überaus gewöhnungsbedürftig ist, aber dennoch macht dies gerade für mich den Reiz dieses Bandes aus.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Die Übersetzung von Reinhard Schweizer nebst dem Lettering von Inside Studio ist einwandfrei, wobei einige Passagen gänzlich ohne Text auskommen und lediglich die Bilder für sich sprechen.

Zusätzlich enthält dieser Comic auch eine Cover-Galerie der im vorliegenden Band zusammengefassten Einzelhefte „Marvel Comics Presents # 72-84“ so wie einen Auszug aus Wolverine # 166 „The Hunted: Conclusion“ aus dem Jahr 2001, in der in einem Rückblick noch einmal der Ausbruch von Wolverine aus dem Geheimlabor eindrucksvoll in Szene gesetzt wird. Besonders interessant dürfte hier der Stilwechsel von Barry Windsor-Smith sein, der ebenfalls für die Zeichnungen von Wolverine #166 verantwortlich war und die mit der 10 Jahre zurückliegenden Serie „Waffe X“ auf den ersten Blick optisch absolut nichts gemeinsam haben.

 

Fazit

Der Comic „Wolverine – Waffe X“ weiß auch 18 Jahre nach seinem ersten Erscheinen den Leser zu begeistern und gibt in seinen geradezu apokalyptischen Bildern Aufschluss über die wohl dunkelste Episode im Leben von Logan bzw. Wolverine. Zudem gibt es noch einiges an schönem Bonusmaterial aus der Feder von Windsor-Smith zu einem sehr erschwinglichen Preis. Gerne hätte ich mir diesen farbenprächtigen Comic auf dem billigen alten Pulp-Papier gewünscht und so ist der Hochglanzdruck dieses Klassikers für mich etwas zu viel – hierfür gab es leider einige Abzüge in der Bewertung. Ansonsten für mich aber nicht nur eine Kaufempfehlung für die Fans von Barry Windsor-Smith oder Wolverine sondern auch für Leser, die es gerne absolut extravagant mögen.