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Sandman 8 - Worlds' End
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 09.08.2009
Autor:Autor: N. Gaiman, Zeichner: M. Buckingham, B. Talbot, J. Watkiss, M. Allred, M. Zulli, S. Pensa, A. Stevens, G. Amaro
Übersetzer:Gerlinde Althoff
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Sandman
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86607-783-6
Inhalt:172 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Sandman 51-56
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

In diesem Band werden dem Leser sechs unterschiedliche Geschichten präsentiert, die von einer Rahmenhandlung zusammengehalten werden.

Brant du Charlene haben auf der Fahrt nach Chicago während eines Sturms einen Autounfall, bei dem Charlene schwer verletzt wird. Mit letzter Kraft schleppt Brant seine Freundin zu einem seltsamen Gasthaus mit dem Namen „Worlds‘ End“ um dort Hilfe zu bekommen, die ihm auch gewährt wird. Während Charlene schläft setzt sich Brant an einen Tisch an dem ein paar verschrobene Reisende sich Geschichten erzählen, die seltsam und mysteriös sind…

Ein Tagträumer steigt abends in den falschen Zug ein und entdeckt seine Stadt auf ganz andere Weise, wie er sie bisher kennt; ein junger Abenteurer begibt sich auf Seereise und erfährt bald, dass nicht alle Legenden wirklich nur Mythen sind; ein Elf wird von seiner Königin auf eine Mission geschickt, die ihn in die Menschenwelt führt, wo er allerdings in tödliche Intrigen verstrickt wird…

Das sind nur drei der Geschichten, die Brant, wie in einem Traum zu hören bekommt…

 

Schreibstil & Artwork:

Die Sandman-Reihe glänzt durch bizarre und äußerst seltsame Geschichten, die ganz klar Neil Gaimans Stempel haben, denn dieser ist ein Meister des Bizarren. Diesmal gibt es sechs Kurzgeschichten, bei denen natürlich wieder Dream, der Herr der Träume, eine gewichtige Rolle spielt, auch wenn dieser diesmal nicht im Rampenlicht steht, sondern eher als Aufpasser und Beschützer fungiert.

Bei den einzelnen Geschichten ist es dann auch ungewiss, ob sie Realität oder Traum sind, denn die Grenzen verschwimmen hier stark. Immer wieder wird der Leser mit überraschenden Wendungen konfrontiert, die die bisherigen Überlegungen und Schlüsse, die man sich erarbeitet hat, kurzum ad acta legen.

Das bringt Spannung und Kurzweile, vor allem deswegen, da die Stories voll von Situationen aus unserem alltäglichen Leben sind und man sich oft sehr gut in diese hinein versetzen kann. Dabei wirken die Erzählungen aber nur bedingt real, denn den mystischen Einfluss spürt man deutlich überall. Im Gegensatz zu einigen Vorbänden ist World’s End bei weitem nicht so deprimierend melancholisch, sondern sogar überraschend optimistisch und positiv von den Geschichten her. Dabei vermisst man die fehlende Action und gewalttätige Szenen nicht, denn Worlds‘ End arbeitet - wie eigentlich alle Sandman-Comics - auf einer subtileren Ebene und wird durch tiefgründige Dialoge und (un)gesagte Andeutungen geprägt.

 

So vielseitig wie die Geschichten sind auch die Artworks, denn praktisch jede Geschichte wurde von einem (oder mehreren) anderen Zeichnern geschaffen, von denen einige ziemlich namhaft sind (beispielsweise Mark Buckingham (Fables)). Auch wenn sich die Stile hier schon teilweise stark voneinander unterscheiden, so passt das doch hervorragend zu diesem Buch, denn so hat man auch eine optische Trennung. Mal davon abgesehen haben aber alle Stile eins gemeinsam: nämlich den unübersehbaren Comic-Look der frühen 90er Jahre in denen die Sandman-Reihe ja ursprünglich erschienen ist.

Die verschiedenen Stile mag man oder nicht, das ist immer Geschmackssache, aber allesamt geben die Stimmung der Sandman-Reihe sehr gut wieder, denn sie wirken an sich schon ein wenig skurril, ganz so wie die Erzählungen von Gaiman…

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Auch dieser Band kann was Druck-, Papier- und Bindungsqualität angeht, auf ganzer Linie überzeugen und wirkt robust. Auch die Übersetzung ist gut gelungen und die Texte lassen sich sehr flüssig lesen, was gerade bei so tiefsinnigen Texten, wie sie in der Sandman-Reihe an der Tagesordnung sind, wichtig ist. Das 172 seitige Softcover hat, abgesehen von einem ausführlichen Vorwort von Stephen King und einer extrem ansprechenden Aufmachung, keine Extras.

 

Fazit:

Nachdem der siebte Band nicht ganz so überzeugen konnte, wie die Ausgaben davor, macht die Sandman-Reihe mit „Worlds‘ End“ wieder einen gewaltigen Sprung nach vorne. Tatsächlich gehört dieser Band zu den bisher Besten der anspruchsvollen Serie, die bereits in den 90er Jahren erstmals veröffentlicht wurde, da allerdings bei Ehapa. Gaiman erzählt auch hier eine - genauer gesagt sechs - spannende Geschichten, bei dem es natürlich um Dream, dem Herrn der Träume, geht. Als beständiger Leser der Reihe war der erste Gedanke hier zwar „Hmm, schon wieder mehrere Kurzgeschichten“, aber die Zweifel die hier ursprünglich aufgrund des siebten Bandes entstanden sind, werden schnell weggeweht, denn Worlds‘ End treibt die Ereignisse um Dream spürbar weiter. Am Ende des Bandes fügen sich viele Elemente zusammen und erzeugen eine gewisse Vorfreude auf den neunten Band.

 

So oder so ist Sandman ganz klar ein episches Werk, das auch in der achten Ausgabe wieder all das hat, was man an der Sandman-Reihe und Neil Gaiman liebt und zu schätzen weiß. Worlds‘ End gehört dabei zu den bisher besten Episoden der Reihe. Fans kommen um diesen Band auf keinen Fall rum. Neulinge sollten vorne beginnen.