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Pandemie
Bewertung:
(4.4)
Von: Matrix33
Alias: Matrix
Am: 20.01.2010
Autor:Matt Leacock
Typ:Brettspiel
VerlagPegasus Spiele
ISBN/ASIN:
Inhalt:Spielanleitung, 96 Holzklötzchen, 116 Karten, Spielanleitung
Sprache:Deutsch

4 Seuchen breiten sich über den gesamten Globus aus. Nun ist es an den Spielern für diese Seuchen Gegenmittel zu finden und die Seuche auszurotten – willkommen beim Brettspiel Pandemie!

 

Erster Eindruck

Pandemie ist ein Brettspiel für 2-4 Spieler. Auf der diesjährigen Spielmesse in Essen war es ein Überraschungserfolg und bekam auch eine Nominierung für das Spiel des Jahres.

 

Beim ersten Öffnen der Schachtel kommt einem zuerst der große Spielplan entgegen. Dieser ist aus stabiler Pappe und zeigt die Weltkarte mit herausgehobenen Städten und ihren Verbindungen. Der Plan ist übersichtlich und kann sich auf jeden Fall sehen lassen!

Neben dem Plan sind noch jeweils 24 farbige Holzklötzchen in den 4 Farben der Seuche, die Spielkarten und die Spielanleitung enthalten.

Die Spielkarten sind vierfarbig, nett gestaltet und sehen richtig gut aus. Sehr positiv finde ich den Umstand, dass die Klötzchen aus Holz und nicht aus Plastik sind.

Negativ ist jedoch, dass die Spielpackung keine Möglichkeiten bietet, das Spielmaterial unterzubringen. Einzig und allein ein paar Tütchen sind dabei, in die man die Spielsteine pressen kann. (Eine richtige Verpackung für die Spielsteine gibt es erst mit der Erweiterung.) Die Karten fahren hingegen in der Schachtel herum.

 

Spielregeln

Die 4 Seuchen in Pandemie brechen auf der ganzen Welt aus. Mit dieser Grundsituation beginnt das Spiel. Jede Seuche hat einen begrenzten Raum, in dem sie sich hauptsächlich verbreitet. Dies wird auf dem Spielplan mit den verschiedenen Farben der Städte gekennzeichnet. Ist eine Stadt mit einer Seuche infiziert, wird ein farbiges Klötzchen auf diese Stadt gestellt. Die Infektion kann sich ausbreiten, was mit jeweils einem weiteren Klötzchen gekennzeichnet wird. Würde jedoch ein 4.Klötzchen auf die Stadt kommen, bricht die Seuche stattdessen aus. Dies äußert sich so: In jeder der umliegenden Städte wird ein Holzklötzchen platziert. Sollte es auch dort das 4. sein, kommt es erneut zu einem Ausbruch, was zu einer Kettenreaktion führen kann.

 

Mit diesem Vorwissen kann man auf die Rolle der Spieler eingehen.

Jeder Spieler hat eine Rolle in Pandemie inne, die ihm besondere Möglichkeiten bei seinen Spielzügen erlaubt. Dazu hat man eine Spielfigur, die man über das Spielfeld von Stadt zu Stadt ziehen oder mit eigenen Spielerkarten durch die Gegend fliegen lassen kann. Es gibt in Pandemie 2 Sorten von Karten. Die Spielerkarten bekommen die Spieler im zweiten Teil ihrer Runde. Auf diesen Karten sind Städte abgebildet. Um ein Gegenmittel für eine Seuche zu entdecken, benötigt der Spieler 5 Karten, die die Farbe der auszulöschenden Seuche haben. Der zweite Kartentyp sind die Infektionskarten, die im 3.Teil der Runde gezogen werden müssen. Sie geben an, welche Städte infiziert werden, also ein Seuchenklötzchen bekommen.

 

Jede Runde des Spielers besteht aus 3 Schritten:

 

a) 4 Aktionen

Jeder Spieler hat zu Beginn 4 Aktionen, die er aufbrauchen kann. Als Aktion zählt das Herumreisen von einer Stadt zur anderen oder das Fliegen. Neben diesen Bewegungsaktionen gibt es weitere besondere Aktionen. So kann der Spieler mit jeweils 1 Aktion 1 Seuchenklötzchen aus einer Stadt entfernen, ein Gegenmittel entdecken, Wissen teilen oder ein Forschungslabor errichten.

Forschungslabore werden benötigt, um Gegenmittel zu entdecken. Darüber hinaus können die Spieler mit einer Bewegungsaktion von einem Forschungslabor zum nächsten fliegen.

Mit der Fähigkeit „Wissen teilen“ kann ein Spieler, der die Stadtkarte einer Stadt besitzt, einem zweiten Spieler, der sich in der gleichen Stadt aufhält, die Karte übertragen. Sind also Spieler A und B in Essen und Spieler B hat Essen als Karte, so kann er diese A geben.

 

b) 2 Spielerkarten ziehen.

Diese Karten benötigt er für das Entdecken von Gegenmitteln oder um zu reisen. Unter den Spielerkarten gibt es je nach Schwierigkeitsgrad eine bestimmte Anzahl von Epidemie-Karten. Wird eine solche gezogen, wird die Gefahr der Seuchen akuter. Dies wird dargestellt, indem der Infektionsratenmarker, der angibt, wie viele Karten im 3.Teil der Runde gezogen werden müssen, weitergeschoben und eine Stadt mit 3 Würfeln infiziert wird.

 

c) Den Überträger spielen.

Der Spieler zieht Infektionskarten der Infektionsratenleiste entsprechend und legt auf jede dieser Städte jeweils ein Seuchenklötzchen.

 

Gewonnen haben die Spieler, wenn sie zu allen 4 Seuchen ein Gegenmittel entdeckt haben. Verlieren können die Spieler dagegen auf viele verschiedene Arten. So verlieren sie, wenn alle Spielerkarten weg sind, der 9. Ausbruch stattfindet oder es keine Seuchenwürfel der entsprechenden Farbe mehr gibt.

 

Die Spieler sind nun dazu angehalten, über das Brettspiel zu reisen und Seuchenherde einzudämmen, während sie gleichzeitig versuchen, die 5 benötigten Karten zu besorgen, um ein Gegenmittel zu entdecken.

 

Die Regeln wirken beim ersten Lesen sehr umfangreich. Dank der guten Anleitung legt sich dieser Eindruck bereits beim ersten Testspiel. Die Regeln wurden beim Testspiel von allen schnell verstanden.

 

Spielerlebnis

Nach einer kurzen Erläuterung der gröbsten Spielregeln begannen wir das Testspiel in unserer Testgruppe mit 4 Spielern. Während dem Spiel stellte es kein Problem dar, die gerade benötigten Regeln kurz nachzulesen, und nach wenigen Runden war der Ablauf auch schon in Fleisch und Blut übergegangen und das eigentliche Strategieren konnte beginnen. Den Regeln entsprechend haben wir die leichteste Schwierigkeitsstufe mit 4 Epidemie-Karten gewählt.

Das Spielerlebnis an sich war sehr kommunikativ. Durch den kooperativen Charakter des Spiels ist ein reger Austausch untereinander von Nöten. Dies ist ein Kernpunkt des Spiels und bringt auch den wesentlichen Spielcharakter: Man verliert eben zusammen oder man gewinnt zusammen. Die verteilten Spielerrollen zeigten nach den ersten Spielen jedoch deutliche Unterschiede. So ist der Arzt, der mittels der besonderen Aktion „Seuche eindämmen“ statt einem gleich alle Steine in einer Stadt wegnehmen darf, wesentlich wichtiger und stärker als bspw. der Betriebsexperte, der als einzige besondere Fähigkeit Forschungslabore ohne die entsprechende Karte aufstellen darf. Dies ist ein Schwachpunkt, der in der Erweiterung ausgemerzt wurde, nichtsdestotrotz liegt hier das Grundspiel zur Bewertung vor.

Weiterhin fehlte in beiden Spielen die Forscherin als Rollenkarte. Diese darf die Aktion „Wissen teilen“ benutzen, ohne selbst die Karte dieser Stadt zu besitzen. Diese Fähigkeit trägt maßgeblich dazu bei, dass die anderen Spieler die jeweils 5 notwendigen Spielerkarten einer Farbe sammeln können.

Somit ist ein Spiel ohne Arzt und Forscherin sehr schwierig und im Testspiel wurden auch beide Runden verloren.

 

Die weiteren Spielregeln griffen gut ineinander und jede Runde konnte schnell abgehandelt werden. Planen ist bei diesem Spiel auf jeden Fall notwendig. Wer eher seichte Unterhaltungsspiele sucht, ist fehl am Platz.

 

Der kommunikative Charakter und die großen planerischen Möglichkeiten konnten meine Mitspieler auf jeden Fall begeistern.

 

Fazit

Pandemie ist ein kooperatives Spiel, das die Spieler zwingt, sich miteinander auszutauschen, zu planen und zu taktieren. Die Regeln und die Anleitung sind gut erklärt und erschließen sich nach den ersten paar Spielzügen zur Gänze. Der Schwierigkeitsgrad kann variabel angepasst werden, ist aber für Anfängergruppen auf der leichtesten Stufe schon recht knackig. Das Balancing ist noch nicht perfekt. So sind besonders der Arzt und die Forscherin für ein erfolgreiches Spiel fast zwingend notwendig, während der Betriebsexperte nur eine geringe Bedeutsamkeit hat.

Das Spielmaterial ist von guter Qualität, leider ist die Aufbewahrung der Karten nicht zufrieden stellend gelöst, diese fahren in der Verpackung einfach herum. Das ist schade. Ansonsten kann Pandemie allen Freunden von taktischen Spielen absolut empfohlen werden.