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Frag - Gold Edition
Bewertung:
(1.0)
Von: Matrix33
Alias: Matrix
Am: 28.01.2010
Autor:Rhilipp Reed
Übersetzer:Jens Kaufmann
Typ:Brettspiel
VerlagPegasus Spiele
ISBN/ASIN:
Inhalt:Spielanleitung, Spielmaterial, 18 Würfel
Preis:37,45 EUR
Sprache:Deutsch

 

„Computerspiele sind roh und brutal. Dies ist ein Computerspiel. Aber ohne Computer…“ So wird das neue Brettspiel „Frag – Gold Edition“ beworben, welches bei Pegasus Spiele erschienen ist.

 

Bereits mit diesem Zitat ist der Spieleinhalt eindeutig geklärt: Man spielt einen Ego Shooter und zwar als Brettspiel.

Erster Eindruck und Verpackung

Der erste Eindruck von Frag ist nicht schlecht: Die knallgelbe Verpackung macht was her und auch ein Blick ins Innere bringt gute Qualität zutage. Das Spielbrett ist sehr stabil. Auch die einzelnen Marker lassen sich leicht aus dem Stanzbogen herauslösen und bestehen aus dicker Pappe. Die Spielanleitung im doppelseitigen A3-Format lässt jedoch schon auf ein Spiel schließen, das nicht allzu viel Spieltiefe besitzt…

Regeln

„Töte den anderen 3x, bevor er dich tötet“. So könnte man das Spielziel zusammen fassen. Zu Beginn des Spiels verteilt jeder Spieler auf seinen Kämpfer 7 Attributpunkte. Er darf diese für „Leben“, „Geschwindigkeit“ oder „Treffsicherheit“ ausgeben. Im Anschluss stellt jeder Spieler seine Spielfigur in die Respawn-Area. Dann beginnt das Spiel.

Mit einer Anzahl von W6ern in Höhe des Geschwindigkeitsattributes wird die erlaubte Feldanzahl ausgewürfelt, die der Kämpfer in dieser Runde laufen kann. Das Spiel gliedert sich dabei in zwei Situationen: a) bewaffnen und b) angreifen. Das Bewaffnen und Ausrüsten funktioniert mittels sog. Power-Up Felder. Auf diesen kann man eben ein Gadget, also ein Item, oder eine Waffe bekommen. Der Mechanismus ist dabei simpel. Betritt man ein solches Feld, wird ein W6 geworfen. Bei 4 oder höher hatte der Spieler Erfolg und darf sich das Gadget oder die Waffe nehmen.

 

Hat der Spieler genug Ausrüstung angesammelt, wirft er sich aufs Spielfeld. Dort sucht er nach anderen Spielern. Hat er eine weitere Figur gefunden, wird ermittelt, ob er seinen Gegner treffen kann. Befindet sich der Gegner in einer direkten Linie zum eigenen Kämpfer, ist ein Angriff möglich. Sollte dieser stattfinden, wird es umständlich:

 

Zuerst findet ein Angriffswurf statt. Die Höhe, die überboten werden muss (sozusagen die „RK“, wenn man in D&D Termini spricht), ist dabei gleich der Anzahl an Feldern, die sich zwischen Angreifer und Gegner befinden. Der Angreifer würfelt sodann. Die Anzahl der Würfel entspricht dabei dem Wert der Treffsicherheit plus diverse Boni. Übertrifft dieser Wert die Anzahl der Felder, ist der Angriff geglückt und der Schaden wird ausgewürfelt. Dazu nimmt der Angreifer wieder W6er, die Anzahl entspricht der Waffe. Und nun wird es abstrus: Der Verteidiger würfelt ebenfalls. Seine Würfelanzahl berechnet sich aus der Höhe seines „Leben“-Attributes. Haben beide gewürfelt, wird das Ergebnis des Angreifers durch das Ergebnis des Verteidigers geteilt. Das Resultat dieser Division ist sodann die Höhe des Schadens, die vom „Leben“-Attribut des Angreifers abgezogen wird.

 

Sollte bei solch einem Angriff das „Leben“-Attribut auf 0 oder darunter fallen, ist der Kämpfer tot. Er lässt seine Waffe fallen und „respawnt“ (erscheint wieder) in seiner nächsten Runde in dem entsprechenden Respawn-Bereich.

 

Jener Spieler, der zuerst drei Kämpfer umgebracht hat, gewinnt das Spiel bzw. die Runde.

Spielerlebnis

Bevor es zu einem Spielerlebnis kommen kann, müssen die Regeln erst einmal verstanden werden und dies war bei Frag kein leichtes Unterfangen. Die Anleitung ist zwar angenehm kurz, leider sind die Formulierungen oftmals nicht eindeutig genug und lassen mehrere Sichtweisen zu. Der Untertitel des Spiels mit „WARNHINWEIS: Dieses Spiel enthält sinnlose Gewalt und kann zu verstärkter Lärmentwicklung und unkontrollierter Blasenentleerung führen“ hat sich jedenfalls im Punkt der Lärmentwicklung bestätigt, als es lautstarke Diskussionen über bestimmte Regelpassagen gab.

 

Frag schafft es leider nicht, auch nur ansatzweise Spannung ins Spiel zu bekommen. Die Regeln für den Angriff sind umständlich und bremsen das Spiel unheimlich aus. Bis die gesamte Würfelei und Rechnerei überstanden ist, langweilen sich die anderen Spieler bereits. Könnte man bei diesem Aspekt auch noch ein Auge zukneifen, so käme trotzdem noch die fehlende Spielbalance zum Tragen. Die 3 zu verteilenden Attribute sind nicht verhältnismäßig. So ist ein hohes Attribut bei „Leben“ sehr viel nützlicher als bspw. das „Geschwindigkeit“-Attribut. Weiterhin gibt es einige Waffen, die eine solch große Menge Schaden austeilen, dass der Verteidiger keine Chance hatte. Das führte bei der Testrunde zu schnellem Frust, da sich die Ungleichheit rasch abzeichnete und der bevorteilte Spieler absolut übermächtig war.

 

Die Testrunde fand laut Spielregeln („Macht am meisten Spaß mit 4 bis 6 Spielern.“) mit 5 Spielern in der optimalen Zusammensetzung statt, doch der Frust und die Langeweile hätten fast zu einem vorzeitigem Abbruch des Spieles geführt.

Fazit:

Frag – Gold Edition möchte ein Computerspiel in Brettform sein und scheitert dabei kläglich. Neben ungenauen Spielbeschreibungen ist die Spielbalance nicht gewährt und durch unnötig komplizierte Spielmechanismen führt das Spiel schnell zu großer Langeweile oder gar Frust. Einzig und allein die stabile Verarbeitung der Spielmaterialien kann lobend hervorgehoben werden, dies rettet das Spiel jedoch auch nicht mehr. Keine Kaufempfehlung.