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Marvel Noir: Spider-Man 1
Bewertung:
(4.3)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 11.02.2010
Autor:David Hine, Fabrice Sapolski, Zeichner: Carmine di Giandomenico
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Marvel Noir
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:n/a
Inhalt:108 Seiten, Softcover mit Faltklappen, US-Format, US-Originale: Spider-Man Noir 1-4
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Die Leute von Marvel sind ohne Frage geschäftstüchtig und da man die Leser bei der Stange halten will, müssen auch immer wieder neue Wege und Mittel gefunden werden, Comics an den Mann respektive die Frau zu bringen. Marvel hat in den letzten Jahren immer wieder gezeigt, das sie kein Problem damit haben, neue Wege zu ergründen- Das Ultimate-Universum ist das große Aushängeschild in der Sache, aber auch so Alternativwelten wie "Marvel Zombies" gehören dazu und haben ihre eigene Leserschaft gewonnen.

Mit "Marvel Noir" geht der große Comic-Publisher nun eine Symbiose mit den so genannten Pulps ein, ein Genre, das vor allem in den 30er Jahren sehr populär war und die Anfänge des heutigen Comics darstellt.

Dabei geht Marvel aber einen eigenen Weg und nimmt bekannte und populäre Superhelden aus ihrem Universum, wie beispielsweise Spider-Man und die X-Men, und verpackt sie komplett neu.

 

Inhalt:

New York City, 1933. Die Zeiten der großen Depressionen, in der normale Bürger mehr und mehr verarmen und das Verbrechen die Stadt in festem Griff hat. Es ist die Zeit der großen Gangsterbosse und Auftragskiller, aber auch die Zeit von korrupten und macht besessenen Cops und Politikern, sowie gefährlichen Femme Fatales. Einer der ganz großen Gangster der Stadt ist Norman Osborn besser bekannt als der Kobold, der absolut skrupellos ist. Als sein Onkel ermordet wird, bricht für Peter Parker eine Welt zusammen. Durch Zufall gerät er an den Journalist Ben Urich, der den Jungen unter seine Fittiche nimmt. Doch Peter hat sich geschworen, den Kobold zur Strecke zu bringen, was für einen normalen Jungen leichter gesagt ist als getan. Als Peter jedoch von einer Spinne gebissen wird, wird er von einer afrikanischen Spinnengöttin mit besonderen Kräften gesegnet und so wird er zu Spider-Man. Und die Stadt kann jeden Helden gebrauchen...

 

Zu Story, Schreibstil & Artwork:

Natürlich ist die grundlegende Story von "Spider-Man Noir" der eigentlichen Spider-Man Geschichte sehr ähnlich, wenn sie auch sichtbar abgeändert wurde. Zum Beispiel erhält Peter seine Fähigkeiten nicht von einer radioaktiven oder genetisch veränderten Spinne, sondern von einer afrikanischen Göttin. Die Autoren David Hine (Spawn) und Fabrice Sapolsky haben den Spider-Man Plot aufgegriffen und sehr gekonnt in das "Noir"-Setting transportiert und auch wenn einige Elemente zwangsläufig ähnlich zum Original sind, so ist die Noir-Geschichte innovativ und ansprechend gestaltet. Die Autoren haben die wichtigsten Charaktere von Spider-Man genommen und sie maßgeblich verändert und an das Setting angepasst. Ben Urich ist nicht der Ben den man aus der Ultimate-Reihe kennt, ebenso wenig J.J. Jameson oder Tante May. Auch der Geier oder Kraven dürfen hier nicht fehlen und haben ihren ganz eigenen und zumeist anderen Platz in diesem neuen dunklen Setting und machen dabei allesamt eine gute Figur.

"Spider-Man Noir" zeigt dabei sehr gut die Begebenheiten in den USA der 30er Jahren und zeigt die Armut und die Hoffnungslosigkeit, die damals herrschte und das in einem Superhelden-Comic. Nicht schlecht. Aber die Story will nicht geschichtlich korrekt sein, sondern unterhalten und das macht sie sehr gut und dabei trifft sie den "Pulp"-Faktor nahezu perfekt. Schon allein das "Kostüm" von Spidey ist sowas von authentisch, das man schmunzeln muss. Eine langer Lodenmantel, eine grob genähte schwarze Kappe und eine fette Fliegerbrille - Spidey hat irgendwie noch nie cooler ausgesehen.

 

Gezeichnet wurde die Story von Carmine de Giandomenico dessen Stil ziemlich gut zur Noir-Welt passt. Die Illustrationen sind dabei nicht allzu detailliert, aber auch das passt irgendwie zur rauen Noir-Welt und dem düsteren Ton, die diese mit sich bringt. Mir persönlich gefallen die Artworks nicht ganz so, was aber wieder einmal eine sehr persönliche Geschmackssache ist, denn man kann auf jeden Fall sagen, das die Optik sehr gut zum Setting passt. Die ansprechende und ebenfalls düstere Kolorierung sorgt dabei für die richtige Stimmung und rückt die Story in das richtige Licht.

 

Qualität & Ausstattung:

"Spider-Man Noir" kommt im üblichen Softcovermit Faltklappen und ist von guter Qualität. Der deutsche Band vereint die vier einzelnen US-Hefte. Extras gibt es bis auf die originalen Cover keine. Diese haben es aber gerade in sich, denn sie sehen besonders schick aus und zeigen den "Noir Spidey" von seiner besten Seite.

 

Fazit:

Immer neue alternative Welten machen die Marvel-Welt mehr und mehr unübersichtlich, bringen aber auch unter Umständen tolle neue Facetten in die Marvel Kollektion. Ich denke da beispielsweise an das frivol splatterige Marvel Zombies, das durchaus überzeugen konnte. Mit "Marvel Noir" hat der Publisher vor einiger Zeit eine ganz neue Reihe (und auch Welt) begonnen, die dem Leser zwar altbekannte Superhelden präsentiert, diese aber ins düstere Amerika der 30er Jahre verfrachtet und dem Ganzen dabei einen "Pulp"-Flair auserlegt. Dabei haben die Autoren nicht einfach die Spider-Man Geschichte kopiert, sondern nur die Basis übernommen und alles andere teilweise extrem verändert und an diese Ära angepasst - und das sehr geschickt und gekonnt.

Erzählt werden die Anfänge von Spider-Man Noir, eine Geschichte die zwar irgendwie bekannt ist, aber noch nie so erzählt wurde. Einfach toll und mal etwas völlig anderes vom Ambiente her.

Auch optisch ist der Comic ansprechend und passend in Szene gesetzt und fängt die melancholische und hoffnungslose Stimmung des Noir-Settings hervorragend ein. Zwar wirken die Artworks oftmals nicht allzu detailreich und etwas grob, aber das unterstreicht nur die Stimmung des gesamten Settings.

Wer also offen für neue Varianten von Spider-Man (und demnächst auch der X-Men und Daredevil) ist und vor allem pulpige "Noir"-Stories mag, der sollte hier unbedingt zu greifen. Eine wirklich klasse Sache und mal was komplett anderes!