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Comanche 2 - Krieg ohne Hoffnung
Bewertung:
(3.8)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 17.02.2010
Autor:Autor: Greg; Zeichner: Hermann
Übersetzer:Dr. Marcus Schweizer
Typ:Graphic Novel – Wild West
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-052-1
Inhalt:72 Seiten, Hardcover mit Spotlack
Preis:15,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Durch den Bau der Eisenbahntrasse über das Gelände der „Tripple Six“-Ranch verbessert sich die finanzielle Situation für Comanche wesentlich, weil sie in der Eisenbahngesellschaft einen festen Abnehmer für ihre Rinder hat, da diese täglich ihr gewaltiges Heer an Arbeitern versorgen muss. Insofern könnte die Ranch nun guten Zeiten entgegen sehen, doch eines Tages stehen berittene Cheyenne-Indianer unter der Führung von Tasunke-Najinn (Aufrechtes Pferd) vor den Gattern der Ranch und wollen die Rinder, die eigentlich für die Eisenbahngesellschaft bestimmt waren, mit sich nehmen.

 

Die Indianer, denen früher das Weideland gehörte, sind zwischenzeitlich von der Regierung in ein Reservat in den Bergen umgesiedelt worden. Dabei wurden ihnen vertraglich eine ausreichende Versorgung zugesprochen, doch diese blieb in den letzten Monaten aus. Die Cheyenne leiden Hunger und so haben sie beschlossen, sich von den Farmern zu nehmen was sie brauchen.

 

Comanche und Red Dust können in dieser Situation die Indianer zunächst beruhigen und bitten darum, über die ganze Angelegenheit mit dem Häuptling des Stammes zu sprechen. Gemeinsam machen sich die Indianer mit Comanche und Red Dust auf den Weg ins Dorf der Indianer, während Ten Gallons, Toby und Clem zurück auf der Ranch bleiben müssen. Die Männer auf der Ranch bekommen eingeschärft, die Eisenbahngesellschaft mit der ausstehenden Lieferung von Rindern um zwei Tage zu vertrösten, da die Indianer die Rinder kurzerhand mit sich nehmen.

 

Angekommen im Dorf der Cheyenne kann Häuptling „Drei Stöcke“ die Forderung seines ältesten Sohnes Tasunke-Najinn nur unterstützen. Man habe die Indianer betrogen und der Vertrag mit der Regierung sei damit hinfällig, da diese nicht die versprochenen Lebensmittel liefern würde. Nunmehr würde man sich nehmen was man zum Überleben bräuchte. Wiederum ist es das Geschick von Comanche, die Häuptling „Drei Stöcke“ einen Handel vorschlägt: Red Dust soll sich auf den Weg nach Arrow Creek zum Büro für Indianerangelegenheiten machen und klären, warum die Lieferungen von Lebensmitteln eingestellt worden sind. Nach anfänglichem Zögern willigt der Häuptling ein, behält aber Comanche als Geisel und gibt Red Dust drei Tage Zeit, die Angelegenheit zu klären. Sollte es bis dahin keine zufriedenstellende Lösung für die Cheyenne geben, so würde man Comanche töten und dann in den Krieg gegen die Weißen Siedler ziehen.

 

Red Dust macht sich auf den Weg nach Arrow Creek, doch seine Zeit ist knapp für den weiten Weg. Glücklicherweise trifft er auf seinem Weg Tierarzt Wetchin, den er beauftragt die Männer von der „Tripple-Six“ von den bisherigen Geschehnissen im Lager der Cheyenne zu unterrichten, um nicht noch den zusätzlichen Umweg bis zur Ranch reiten zu müssen. Insbesondere sollen die Männer in den nächsten drei Tagen nichts gegen die Indianer unternehmen, da Comanche ansonsten in Lebensgefahr schwebt. Wetchin willigt ein, die Nachricht weiter zu geben, doch nutzt er die Gelegenheit für seine eigene persönliche Rache für die erlittene Schmach bei dem Vorfall mit den Rindern (siehe Band 1 – Red Dust) und so erzählt er den Männern, man habe Comanche gefangen genommen und Red Dust habe sich auf den Weg zum Fort gemacht um die Kavallerie zu informieren.

 

Unter diesen Voraussetzungen machen sich Toby und Clem Noch am gleichen Tag auf den Weg zum Indianerdorf, um Comanche in der Nacht zu befreien. Doch ihr Befreiungsversuch schlägt fehlt und schnell müssen die beiden feststellen, dass die Aussage des Tierarztes gelogen war. Die Cheyenne sind verärgert und nehmen Toby und Clem gefangen. Da sie nun auch Red Dust für einen Verräter halten, werden Toby und Clem von den Indianern misshandelt.

 

Währendessen trifft Red Dust in Arrow Creek ein. Das Büro für Indianerangelegenheiten ist allerdings verlassen und von Mr. Calhoun weit und breit keine Spur. Die einzige Person, die sich in dem heruntergekommenen Haus aufhält ist ein alter Bekannter von Red Dust namens Pharaon Colorado, der ihn darüber informiert, dass sich Mr. Calhoun nebst der Kasse aus dem Staub gemacht und sich der Gruppe von Banditen in den Bergen unter der Führung der Brüder Dobbs angeschlossen hat.

 

Ten Gallons versucht derweil die Mitarbeiter der Eisenbahngesellschaft wegen der ausstehenden Rinderlieferung zu beruhigen, doch dafür ist es leider schon zu spät. Angestachelt durch Hunger und ihren unbändigen Hass auf die „Rothäute“, die ihnen ihre Rinder gestohlen haben, machen sich die Arbeiter bewaffnet auf den Weg zum Dorf der Indianer in die Berge.

 

Und so zeichnen sich dunkle Wolken am Horizont von Wyoming ab, da die Arbeiter entschlossen sind, das Dorf der Indianer stürmen und ein „Krieg ohne Hoffnung“ sich seinen Weg zu bahnen scheint, während Red Dust sich in Begleitung von Colorado auf den Weg zum Fort Calamity um die Armee über die Vorkommnisse zu informieren.

 

Schreibstil & Artwork:

Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym „Greg“, wurde am 5. Mai 1931 in Ixelles, einem Vorort von Brüssel geboren und zählt mit über 250 veröffentlichten Alben in gänzlich unterschiedlichen Genres unbestritten zu den ganz großen und enorm produktiven Autoren der franko-belgischen Comic-Szene.

 

Bereits im Alter von 16 Jahren veröffentlichte er 1947 im belgischen Magazin „Vers l'Avenir“ seinen ersten selbst gezeichneten Comic: „Nestor et Boniface“. Der Erfolg als Szenarist sollte Régnier allerdings in seiner Arbeit bestätigen und so begann er bereits recht früh als Texter für andere Zeichner zu arbeiten. So arbeitete er zwischen 1960 bis 1966 für die von André Franquin gezeichnete Serie „Spirou und Fantasio“ und verfasste auf Bitten Hergés ein Szenario für „Tim und Struppi“, das bedauerlicherweise jedoch nie als Album realisiert wurde.

 

Seine kreativste Schaffensphase hatte Régnier in der Zeit zwischen 1965 bis 1974, in der er als Chefredakteur des Magazins „Tintin“ arbeitete. Mit damals zum Teil noch jungen und recht unbekannten Zeichnern schuf er eine ganze Reihe von Veröffentlichungen, die sich später zu Klassikern des franko-belgischen Comics entwickeln sollten: Ab 1966 schrieb er für Hermann „Andy Morgan“, ab 1967 für Paape „Luc Orient“, ab 1968 für Vance „Bruno Brazil“ und ab 1970 - ebenfalls für Hermann – „Comanche“. Großen Bekanntheitsgrad erreichten diese Serien dann aber auch in Deutschland durch ihre Veröffentlichung in dem seit Anfang der 70er Jahre erschienen Comic-Magazin ZACK.

 

Bis zu seinem Tod im Jahr 1999 schrieb Régnier insgesamt vierzehn große Abenteuer für „Comanche“ sowie einige Kurzgeschichten für diese Serie. Als sein langjähriger Zeichner Hermann nach dem zehnten Abenteuer aus stieg, übernahm Michel Rouge 1990 dessen Nachfolge. Bei seinem Tod im Oktober 1999, hinterließ er ein 19 Seiten umfassendes unvollendetes Szenario für ein fünfzehntes Abenteuer von „Comanche“: „Red Dust Express“. Dieses wurde im Auftrag des Verlagshauses Dargaud von Rodolphe und Michel Rouge beendet.

 

Regnier war einer der wenigen herausragenden Autoren, der sowohl in dem Genre „Humor“ als auch „Abenteuer“ durch geniale Szenarien überzeugen konnte. Doch Regnier zeigte noch viele weitere Talente: So agierte er als Roman- und Drehbuchautor, und wirkte für das Comic-Magazin „Tintin“ und das Verlagshaus Dargaud in führender Position, für das er auch viele Jahre in den USA verbrachte. Michel Regnier starb am 29.10.1999

 

Hermann wurde 1938 in Bévercé in der Nähe von Lüttich in Belgien geboren. Nach einem Studium in Möbeldesign arbeitete er zunächst als Innenarchitekt, entdeckte jedoch bald seine Liebe zu Comics und arbeitete ab 1964 unter anderem für die Magazine „Spirou“ und „Tintin“, wobei er für das Magazin „Spirou“ seinen ersten eigenen Comic schrieb und zeichnete.

Greg erkannte sein Talent und bat ihn, weiterhin als Comiczeichner zu arbeiten. 1966 begann er mit Greg als Texter mit der Serie „Andy Morgan“, die in der Zeitschrift „Tintin“ erschien. 1969 kam als weitere Serie „Comanche“ hinzu.

1977 begann er eigene Geschichten zu schreiben und realisierte die sehr erfolgreiche Serie „Jeremiah“, die er für den deutschen Herausgeber Koralle erfand und die bis heute erscheint. 1983 kam die im Mittelalter spielende Serie „Die Türme von Bos-Maury“ hinzu.

Neben den Serien entstanden viele Einzelbände, so auch der mittlerweile verfilmte Band „Lune de Guerre“ (Die Bluthochzeit).

 

Als einer der wohl bekanntesten und renommiertesten Zeichner besitzt Hermann die wunderbare (und zugleich wohl auch wundersame) Gabe, sich selbst immer wieder zu übertreffen und neu zu erfinden: Egal ob es sich um Menschen, Tiere oder die Darstellung von Technik handelt – er schafft es, sowohl die Dynamik als auch zahllose Details in sauberer Perfektion zu einem absolut harmonischen Bild zu vereinen. Meines Erachtens nach dringt hier immer wieder ein Stück weit der Innenarchitekt durch, der deutlich Proportionen, Bildfolgen und Farben zu einem in sich schlüssigen Gesamtwerk zusammensetzt. Dabei ist Hermann noch nicht einmal unbedingt ein Schmeichler, betrachtet man sich seine manchmal fast schon „kratzig“ erscheinenden Figuren im Comic „Comanche“.

 

Qualität & Übersetzung:

Der zweite Band der Reihe „Comanche“ erscheint als gebundenes Hardcover im Großformat in der vom Splitter Verlag gewohnt hochwertigen Druckqualität. Die 72-seitige Ausgabe beinhaltet die Albenausgabe und einen Anhang mit zusätzlichem Material, welches von Volker Hamann editorisch zusammengetragen wurde und sich im nunmehr zweiten Teil der Reihe intensiv mit weiteren Hintergründen über der Entstehung der Reihe auseinandersetzt und dabei mit etlichen interessanten Informationen aufwarten kann. Weiterhin gibt es im Anhang noch den Comic „Der Gefangene“, in dem man erfährt, warum Red Dust in Band 1 ohne Pferd und nur noch mit Sattel am Straßenrand steht und die Kutsche nach Greenstone Falls anhält.

 

Das „frequenzmodulierte Feinraster“ ist ein von Splitter in die Comicwelt eingeführter Fachbegriff, der zwischenzeitlich zum Standard avanciert ist und mittlerweile „ältere“ Comics durch technische Bearbeitung in ihrer Bildqualität auf ein Level hebt, wie es dem 21. Jahrhundert gebührt. Und so wird durch diese Methode die vorliegende Gesamtausgabe zu einem grafischen Highlight in bislang noch nicht da gewesener Hochglanzfrische. Ein weiteres besonderes Highlight dürfte sicherlich auch diesmal das Titel-Cover sein, welches als herausnehmbarer Kunstdruck beigefügt ist.

 

Insgesamt betrachtet kann man bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis für diese Edition, als Sammler oder aber einfach nur als Liebhaber „klischeebehafteter Western-Geschichten“, nur vollends zufrieden sein, da man eine Edition in Händen halten, die diesen Namen auch verdient.

 

Fazit:

Die Comic-Reihe „Comanche“ ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder von verschiedenen Verlagen neu aufgelegt worden, aber der Splitter Verlag legt nunmehr eine absolut hochwertige und sorgfältig editierte Ausgabe vor, auf die Fans des Genre sicherlich seit vielen Jahren gewartet haben. Insgesamt möchte der Verlag alle 10 Alben des genialen Teams Greg und Huppen (inklusive der Kurzgeschichten) komplett vorlegen und jeden einzelnen Band noch mit einer Fülle von Zusatzmaterial versehen. Bislang ist diese Absicht sehr überzeugend gelungen!

 

Die grundlegende Idee von „Comanche“ ist eigentlich sehr einfach: Eine fast schon herkömmliche Geschichte aus dem „Wilden Westen“, die vor Klischees strotzt und mit ihren sympathischen Helden und fiesen Schurken keinen sonderlich großen Wert auf intellektuellen Tiefgang legt, sondern einfach nur unterhalten möchte. Dennoch nimmt sich dieser Band trotz aller Klischees einer der dunkleren Seiten der Besiedlung Nordamerikas an und wirft ein Licht auf das Leben der Indianer, die von den Siedlern und der Armee in die Reservate verdrängt worden sind. Wenn man sich die Entstehungszeit dieses Comics betrachtet, so war Régnier mit seiner Teils kritischen Darstellung des „Weißen Mannes“ schon damals seiner Zeit ein gutes Stück weit voraus.

 

Wer ein Faible für die Western-Reihen „Jerry Spring“ oder „Leutnant Blueberry“ hat, sollte auf jeden Fall zugreifen. Für mich persönlich – auch als ZACK-Leser der ersten Stunde – war es ein großes Vergnügen, den kompletten Comic in neu aufpolierter Fassung wieder in Händen zu halten und zu lesen. Ansonsten dürfte es letztlich eine Geschmacksfrage sein – wer die etwas antiquierten Geschichten aus dem Wilden Westen mag, dürfte hier hervorragend aufgehoben sein. Für mich persönlich ein Stück Kindheitserinnerung, die nichts von ihrem Charme verloren hat. Absolute Kaufempfehlung!