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Dungeon Tiles DU6 - Harrowing Halls
Bewertung:
(4.1)
Von: Stefan Koller
Alias: Windjammer
Am: 11.04.2010
Autor:
Typ:Rollenspielzubehör
System:D&D 4e
Setting:Generisch
VerlagWizards of the Coast
ISBN/ASIN:978-0786953974
Inhalt:6 Blätter
Sprache:Englisch

Inhalt

Das Produkt kommt in der herkömmlichen Aufmachung daher, d. h., man findet sechs doppelseitig bedruckte Seiten mit heraus lösbaren „Dungeon Tiles“ vor, die, von einer dünnen Papierhülle umgeben, eingeschweißt wurden. Auf der Innenseite dieser „Hülle“ findet man wie üblich einen Beispielsdungeon, der sich aus den neuen Tiles bauen lässt. Hier fällt positiv auf, dass man diesen Beispielsdungeon auch mit dem Besitz nur eines Tile-Sets von „Harrowing Halls“ nachbauen kann (etwas, das bei früheren Sets nicht immer der Fall war).

Wie immer sind die Dungeon Tiles hervorragend verarbeitet und versprechen, dem langjährigen Einsatz am Spieltisch problemlos standzuhalten. Die Pappe, auf der die Dungeon-Elemente gedruckt werden, ist äußerst stabil und so beschichtet, dass sie auch dem Ausgesetzt sein von Flüssigkeiten (ausgeschütteten Getränken am Spieltisch) standhält. Auf eine einzige Schwäche in der Ausführung komme ich später noch zurück.

Wie immer bei den neueren Serien seit „Streets of Shadow“ bedient das Set zwei grafische Themen, die jeweils (ausschließlich) auf Vor- und Rückseite abgedruckt sind. Zum einen finden wir das klassische unterirdische Gewölbe mit dem vertrauten Grauton und zum anderen finden wir hellbraune Tiles mit dem Motiv von Bretterböden u. ä., die Flächen im Gebäudeinneren von Tavernen und anderen Gebäuden in einer Stadt darstellen, die nicht aus Stein, sondern Holz gebaut sind. Das begrüße ich außerordentlich, weil man als D&D-Kunde bisher auf die Flip-Mat „Theater“ (von Paizo) ausweichen musste, um das Gebäudeinnnere eines Holzbaus darzustellen, und sei es das Innere der Taverne – einem Hauptschauplatz so einiger Begegnungen in D&D. Das Thema ist auch sehr schön umgesetzt – so finden wir leere, volle, zerbrochene etc. Krüge an Bartischen, Stühle usw. – alles Elemente, mit denen sich die buchstäbliche Wirtshausprügelei, die in keiner deftigen D&D-Kampagne fehlen darf, sehr schön untermalen lässt.

Bei den „Dungeon“-Elementen hingegen winkt nichts Neues, außer punktuell ein paar netten Spielereien, bei denen ich v. a. die tolle Hängebrücke über dem dunklen Abgrund (2x8 Kästchen) und das bekannte Gargoylen-Gesicht aus dem D&D-Klassiker „Tomb of Horror“ hervorheben möchte.

Tatsächliches Highlight beider Themen ist die Einführung von dreidimensionalen Elementen. So erhalten wir Treppen, Tische, Wände und Säulen, die der Kunde aus den Tiles zusammensetzt. Das Zusammensetzen verläuft trotz fehlender „Bastelanleitung“ relativ unproblematisch, da dies nämlich durch den (dreidimensional dargestellten) Beispielsdungeon erleichtert wird (sprich, als Kunde sieht man sofort, welche Teile ineinandergesteckt werden, um dann die jeweilige Treppe etc. zu erhalten). Anmerken möchte ich jedoch, dass selbst beim Gebrauch eines Bastelmessers, um die feineren Elemente zu entfernen (genauer: dünne Spalten, die für die Verzahnung der Tiles sorgen), es sich nicht vermeiden ließ, dass sich mehrmals die einzelnen Schichten der Pappe voneinander lösen. Hier empfehle ich den Gebrauch von normalem Papierkleber, um das ganze problemlos zu beheben. Darauf hinweisen wollte ich aber schon, denn dies stellt die (weiter oben erwähnte) einzige Ausführungsschwäche des Produktes dar. Zur Klarstellung: Die Papierschichten lösen sich nicht zur Gänze (das wäre verheerend!) sondern nur an den Ecken ein wenig.

Auch unter den dreidimensionalen Elementen finden sich einige nette grafische Spielereien, wie ein Vorhang oder eine rostige Leiter in der Steinwand. Ich schätze solche Elemente enorm, da man sie unmittelbar in das Treiben am Spieltisch einbringen kann (wie etwa der Vorhang, der in guter „Mantel und Degen“-Manier dazu benutzt werden kann, den Gegner „einzuwickeln“, sich hinter ihm zu verstecken etc.). Das ist etwas, das mir in bisherigen „Dungeon Tiles“-Sets immer zu sehr gefehlt hat – Elemente, die die Spieler zu den in der 4. Edition geläufigen „Stunts“ einladen (wie vom Kronleuchter schwingen, einen Tisch umstoßen, etc.), um so die Gegner auf unkonventionelle Weise in Schach zu halten.

Inhaltsaufschlüsselung

Abschließend noch eine grobe Auflistung der Größenverhältnisse der einzelnen Tiles, wie sie in Gate-Rezensionen von Dungeon Tiles üblich geworden ist. Da für mich selber gilt, „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“, habe ich auch einen Thread im Forum „Enworld“ verlinkt, wo Ihr sehr aufschlußreiche Bilder der Tiles (einschl. der zusammengebauten, dreidimensionalen Tiles) finden könnt. Damit aber zur Aufschlüsselung in Worten.

 

Auf den zwei „Sheets“ mit 3D-Elementen findet man Folgendes. Eine (in Kästchen) 4x4-Plattform mit den zwei grafischen Grundthemen des Sets auf Vorder- und Rückseite (also Holzbretter und Steinmauer). Eine 2x4-Wand mit dem erwähnten Gargoyle aus „Tomb of Horrors“, sowie 2x4 mit dem Vorhang in der Taverne. Diese lassen sich vertikal aufstellen. Eine vierstufige Treppe zum zusammenbauen. Weiters: eine 2x2-Plattform, zwei niedrige 2x4-Plattformen, eine Tür, eine 1x1 niedrige Plattform und ein Springbrunnen (rückseitig eine Tischplatte).

Auf den restlichen vier „Tile-Sheets“ mit 2D-Motiven findet Ihr zwei 8x8-Tiles mit folgenden Motiven: kleiner runder Turm, große Fläche mit Holzboden, Eingang zu einem Landhaus, festliche Halle mit U-förmigem Tisch (letzterer ideal, um ein Festbankett darzustellen). Weiters: zwei 4x8-Tiles mit Baracken, Küche, Bar und offener Tavernenfläche. Vier 4x4-Tiles: ein kleines Esszimmer, eine Ruhestätte mit zwei Sofas, ein kleiner „Büroraum“ mit Schreibtisch, ein Schlafzimmer, ein Vordereingang und zwei leere Zimmer. Alles, woraus sich insgesamt diverse Stadtgebäude in den weniger reichen Vierteln darstellen lassen.

Weiters: ein 2x8-Tile mit leerem Holzboden und auf der Rückseite eine Seilbrücke über einem schwarzen Abgrund (sehr atmosphärisch). Noch mehr kleine und leere Räume als 2x4-Tiles – darunter auch ein Badezimmer. Zum Schluß noch diverse 2x2-Tiles, größtenteils leer (also unbesetzter Holz- oder Steinboden, um Gänge darzustellen), darunter auch ein offener Kamin sowie ein kleiner Tisch mit vier Stühlen. Insgesamt sehr vielseitig und modular einsetzbar, ohne dass jedoch die Tiles an zu geringer Größe leiden (etwas, das von einigen Kunden an dem Set „DT 7 – Fane of the Forgotten Gods“ bemängelt wurde).

Fazit

Die Dungeon Tiles „Harrowing Halls“ sind grafisch und anderweitig hervorragend verarbeitet, benötigen aber seitens des Kunden noch ein wenig Bastelarbeit bei dem Zusammenbau der (erstmals mitgelieferten) 3D-Elemente. Von der Hängebrücke zu der Treppe, den plastischen Tischen und Steinmauern und Gewölbesäulen winken so einige Spielereien im Set. Daher ein klarer Kauftipp an alle, die sich schon immer mal an dreidimensionalen Dungeons versuchen wollten, ohne gleich ein Riesenvermögen für hochkarätige Produkte aus dem Hause „Dwarvenforge“ und ähnliches auszugeben. Zu beachten ist lediglich, dass „Harrowing Halls“ wohl ein Experiment für WotC darstellt und den 3D-Effekt auf nur 2 von 6 Tile-Sheets bedient. Hier ist unter Umständen der Kauf eines zweiten Sets zu überlegen, der aber in jeder anderen Hinsicht nicht vonnöten ist.

Weiters gebe ich eine klare Kaufempfehlung an Spielleiter ab, die schon seit langem auf ein Tile-Set warten, mit dem sich das Innere von Tavernen und ähnlichen Holzgebäuden darstellen lässt. Unabhängig von diesen beiden Aspekten würde ich das Set keinesfalls empfehlen, denn um eine Sammlung abzurunden, die größtenteils aus den verbreiteten grauen 2D-Gewölbe-Tiles besteht, gibt es deutlich bessere Möglichkeiten – wie den Kauf eines früheren Sets. Ebenso möchte ich abschließend darauf hinweisen, dass in wenigen Monaten die sogenannten „Master Sets“ winken, bei denen wir zu einem angehobenen Preis jeweils 10 Sheets an „Dungeon Tiles“ kaufen können, was insgesamt vielseitiger einsetzbare Sets verspricht. Allzu lange sollte man allerdings diese Produktentwicklung nicht abwarten, denn die Erfahrung hat gelehrt, dass das jeweilige auf dem Markt erhältliche Set an „Dungeon Tiles“ immer nur 2-3 Monate zum Amazon-Einkaufspreis zu haben ist. Wer sich also an den 3D-Tiles versuchen möchte (diese werden, soweit wir momentan wissen, nicht neu aufgelegt), sollte also möglichst bald zugreifen.