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Pathfinder Chronicles - Almanach der Götter und der Magie
Bewertung:
(4.2)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 28.07.2010
Autor:Sean K. Reynold
Übersetzer:Björn Arnold
Typ:Quellenbuch
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-005-1
Inhalt:64 Seiten, Softcover
Preis:17,95 EUR
Sprache:Deutsch

Cover und Verarbeitung:

Zur Verarbeitung der Ulisses-Produkte kann man ja nur selten etwas Schlechtes sagen. Das gilt auch für die Pathfinder-Almanach-Reihe, die ist ohne Fehl und Tadel gebunden und der einheitliche Look hat einen hohen Wiedererkennungswert. Sowohl die Buchrücken in meinem Rollenspielregal bilden eine feste Einheit, auch die Vorder- und Rückseiten sind alle gleich aufgebaut.

Ich habe mal versucht, im Almanach und dem Monsterhandbuch herauszufinden, wer oder was sich da auf dem Cover bekriegt, und ich vermute stark, dass es ein weiblicher Avatar der Göttin Sarenrae ist, der einen Bebilith (oder ist es der Gott Rovagug?) mit einem Zauberspruch attackiert. Ich bin allerdings mit beiden Ähnlichkeiten nicht hundertprozentig zufrieden, bin also für Aufklärung dankbar.

Sehen wir mal, wie sich die Umbenennung der amerikanischen Produktreihen auf die deutschen Bücher auswirkt, denn an den Schriftzug „Pathfinder Chronicles“ und die Windrose unten links, in die der Titel hineingedruckt ist, habe ich mich mittlerweile gewöhnt und freue mich immer sie wiederzusehen.

Übersetzung und Lektorat:

Was soll ich sagen? Insgesamt werden die Ulisses-Pathfinder-Produkte in diesem Bereich immer sattelfester, aber gerade in diesem Almanach sind mir einige Sätze aufgefallen, die doch irgendwie nicht ganz koscher sind. Dies stört nicht den Lesegenuss, aber einige Fakten werden dadurch nicht klarer. Ich greife mal wahllos zwei Beispiele raus. In der Spruchbeschreibung „Rache des Liebhabers“ ist der letzte Satz nicht ganz hasenrein, ich würde fast sagen, durch die Wortwahl beinahe nicht zu verstehen: „Für den Zweck mehrerer Notfalleffekte zählt dieser Zauber als Notfall auf das Ziel.“ Wie belieben?

In eine andere Kategorie – verständlich, aber eher unüblich - fällt die Formulierung: „Glückliche Hochzeiten und neugeborene Babys machen ihn lächeln.“ That makes me smile, but where the f*** in Germany can you say it without sounding ridiculous?

Die (ich denke, es war) Halvar’sche Überschlagsrechnung von 1-2 Fehlern pro Seite wird hier knapp unterboten – der Schnitt dürfte bei etwas weniger als einem Lapsus pro Seite liegen. Dass man immer wieder auf dass/das-Fehler stößt, verwundert hingegen sehr. Mittlerweile müssten die deutschen Verlage doch mitbekommen haben, dass das mein Referenz-Fehler ist, den ich immer bemängle… (Okay – vielleicht ist es auch etwas größenwahnsinnig davon auszugehen, dass das irgendjemanden jucken könnte.)

Layout und Aufbau:

Hervorragend! Hier könnte ich nahtlos an meine Rezension zum „Almanach zu Absalom“ anschließen. Man weiß immer genau, wo man sich befindet und welche Information man wo suchen soll. Gerade bei den Abschnitten, die die einzelnen Gottheiten vorstellen, ist äußerste Klarheit gegeben. Auf jeweils zwei Seiten findet man auf der ersten Seite oben links den Namen der Gottheit mit einer Art Motto und Herrschaftsbereich, Gesinnung, Domänen, bevorzugter Waffe, Zentren der Verehrung und Nationalität im Steckbriefformat. In unmittelbarer Nähe findet sich in Farbe das Symbol, auf der zweiten Seite ein Farbbild der Gottheit selber. Oben rechts auf der zweiten Seite wird je ein neuer Zauberspruch vorgestellt, der den Klerikern der Gottheit zur Verfügung steht. Auch im dazu gehörigen Text findet man sich immer gut zurecht, denn die Abschnitte schildern immer in genau dieser Reihenfolge: Geschichte des Gottes, Beschreibung der Persönlichkeit, Art des Eingreifens in die Welt, Aussehen des Herolds/Avatars und Beziehungen zu anderen Göttern. Im Abschnitt „Die Kirche, ihre Tempel und ihre Priester“ erfährt man mehr über die Charakterklassen, die die Gottheit bevorzugt anbeten, über die Priester, die Tempel und Gottesdienste sowie Besonderheiten in Bezug auf die Sprüche der weltlichen Vertreter.

 

Sehr hilfreich ist eine Kurzzusammenfassung aller Götter mit Gesinnungen, Einflussbereichen, Domänen und bevorzugte Waffen auf der ersten Umschlagseite – schnell zu finden und hervorragend, um sich einen Überblick zu verschaffen. Wo wir schon bei Umschlagseiten sind: Auf der Innenseite der Rückseite ist die gelungene Cover-Illustration noch mal in voller Pracht zu sehen und wirkt auf dem dickeren Papier nicht so grell – gefällt mir noch einen Tick besser als das Titelbild selber.

 

An die teils recht mangaesken Zeichnungen gewöhne ich mich langsam, auch wenn mir die Schmetterlingsgöttin Desna oder Gorum mit seinem mörderlangen Schwert – um nur zwei Beispiele zu nennen – immer noch die Augen tränen lassen.

Inhalt:

Was erwartet den Leser wohl im „Almanach der Götter und Magie“?

 

Richtig! Ein großer Abschnitt über Götter und ein kleiner, der sich mit Magie befasst. Ganz am Ende des Buches, in den letzten – Moment, ich zähle nach – 25 Zeilen, wird noch eine neue Domäne, nämlich die der Erschaffung, vorgestellt.

Über den Einstieg, die Geschichte der Götter auf Golarion, möchte ich gerne den Mantel des Schweigens decken, denn es ist der einzige wirklich schwache Teil des Buches. Ebenso wirr und uninspiriert wie uninspirierend werden Namen heruntergerasselt und einige wenige Zusammenhänge erwähnt. Ich habe diese Doppelseite extra dreimal gelesen und was soll ich sagen – es gibt nichts, was sich irgendwie festsetzen würde. Also singen wir schnell den Schwamm-drüber-Blues und auf zum größten Teil – nämlich der Vorstellung der 20 Hauptgötter des Settings zwischen Abadar und Zon-Kuthon: Wie schon im Abschnitt zum Layout geschildert, finden sich hier alle spielrelevanten Informationen auf einer knappen Doppelseite, wobei die Texte sich ausgesprochen gut lesen und dem aufmerksamen Spielleiter etliche gute Ideen an die Hand geben, um kleinere Abenteuer zu schreiben oder gar ganze Kampagnen darauf aufzubauen.

Die beschriebenen Götter decken wirklich alles ab, was ein Pantheon, das etwas auf sich hält, beherrschen muss. Wie gesagt: An diesem Teil lässt sich wirklich nichts kritisieren.

Anschließend gibt es kurze Informationen zu weiteren Göttern der Menschen, zudem finden sich hier Einblicke in die Götterhimmel der Zwerge, Elfen, Riesen, Gnome, Goblins, Halblinge und der Schuppenwesen, sowie „Tote Götter“. Na, ist euch etwas aufgefallen? Richtig! Die nicht-menschlichen Götter sind alphabetisch sortiert, aber leider in der englischen Reihenfolge belassen worden. Nicht sonderlich störend, aber 0,1 Pünktchen möchte ich trotzdem gerne abziehen.

Auf den letzten Seiten erfährt man etwas über „die Magie der Götter“. Ich tippe mal, dass die meisten Leser – wie auch ich – hier neue Zaubersprüche für ihre Kleriker erwarten. Weit gefehlt! Hier sind 37 magische Gegenstände sowie 4 Artefakte beschrieben. Auch interessant, aber einfach brutal an meiner Erwartungshaltung vorbei. Vielleicht wäre hier eine andere Überschrift angebracht gewesen? Nicht, dass wir uns missverstehen – die Gegenstände selber sind wirklich interessant: Ihr Aussehen und Wirkungsweise sind gut beschrieben, teils gibt es sogar noch eine kurze Hintergrundgeschichte. Was mir fehlt, sind kleine Zeichnungen der Gegenstände – gerade der Artefakte. „Vespers Rapier“ ist toll beschrieben: „… Die Parierstange und das Heft der Waffe bestehen aus unglaublich feinen Drähten, die wie Stoff miteinander verwoben wurden und die teilweise dünner als Elfenhaar sind. Der Griff ist mit grünlichschwarzem Nagaleder umwickelt. Der Knauf besteht…“ Das Rapier sieht sicher richtig gut aus – warum habe ich davon nicht ein schickes Bild, das ich meinem Spieler direkt zeigen kann, der sich dieses Schätzchen unter den Nagel gerissen hat? Schade.

Fazit:

Keine Besprechung ohne meinen üblichen religionskritischen Kommentar:

Aufmachung: Die Pforte zum Himmel ist eng, wurde aber gerade so passiert.

Geschichte der Götter: Himmel, hilf!

Beschreibung der Götter: Halleluja, frohlocket!

Magie der Götter: Mit Bildern und einer passenden Überschrift hinge der Himmel voller Geigen.