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Red Star 4 - Schwert der Lügen
Bewertung:
(3.6)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 07.12.2010
Autor:Christian Gossett & Red Star Team
Übersetzer:Christian Langhagen
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:The Red Star
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-941248-35-9
Inhalt:208 Seiten, Hardcover, DinA4
Preis:29,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Die Besatzung des Wolkenbrüters RSS Konstantinov hat gegen seine eigene Nation rebelliert, die Vereinigten Republiken des Roten Sterns. Einst verehrt als Helden haben diese Soldaten das schreckliche Geheimnis hinter der militärischen und industriellen Stärke ihrer Nation erkannt: Energie, gewonnen aus den gefangenen Seelen der Toten. Die Visionen der Zauberin Maya Antares führen die abtrünnige Besatzung des gigantischen Schiffes durch die dunklen Gefilde des Jenseits. Bereit zum Sturm auf die Festung Erzengel – Gefängnis für Millionen Seelen ihrer gefallenen Landsleute, um diese zu befreien...

 

Schreibstil & Artwork:

„Schwert der Lügen“ macht genau dort weiter, wo der dritte Band endete, nämlich damit das die Konstantinov schwer beschädigt in den Seelensturm eingetreten ist und dort ihren Verfolgern zu entkommen versucht. Doch der eigentliche Comic – oder in diesem Falle besser Graphic Novel – geht erst los, nachdem zahlreiche Seiten die einzelnen Charaktere, Gruppierung, Geschehnisse et cetera noch einmal auf arbeiten. Das muss auch sein, denn die Story von „Red Star“ ist so komplex und vielschichtig geworden, das man nur schwer einfach so durchblicken kann. Immer noch ist „Red Star“ ein umwerfendes und mächtiges Science-Fiction-Fantasy-Action-Epos allerfeinster Güte, aber die Macher haben sich auch wenig in ihr Setting verstrickt und scheinen sich selbst ein bisschen damit gefangen zu haben. Das merkt man gerade im vorliegenden vierten Band besonders, denn Autor Christian Gossett scheint den eigentlichen Plot aus den Augen verloren zu haben und gibt sich viel zu überschwänglich mit politischen Machtgefilden und der Vergangenheit ab. „Schwert der Lügen“ verfolgt nämlich zwei Handlungsstränge: zum Einen ist dies der, den wir auch schon aus den vorigen Bänden kennen und bei dem es um die Besatzung der RSS Konstantinov geht, zum Anderen geht es um das große Vorbild der roten Nation, wie sie über 100 Jahre zuvor ebenfalls eine Revolution angestrebt hat. Auf der einen Seite durchaus interessant, verwirrt das Zeitgehopse aber doch enorm und nimmt vor allem Schwung aus dem Hauptplot. Durch diese Sprünge verliert diese Story an Fokus und man weiß als Leser oft nicht so recht, was das Ganze jetzt soll und mit den aktuellen Geschehnissen zu tun hat. Zwar werden einige Elemente nachher zusammengeführt, aber dennoch bleiben Lücken zurück.

Das ist schade, denn mit den ersten Bänden haben die Macher ein umwerfendes Epos begonnen, das man durchaus einzigartig in seiner Art nennen kann. Das „Red Star“ Setting ist komplex, durchdacht und unglaublich umfangreich, aber auch unkonventionell und auch enorm anspruchsvoll und fordernd für den Leser.

„Schwert der Lügen“ ist bei diesem ganzen Gejammer aber keineswegs schlecht geworden. Der Band ist deutlich überladen und verliert einiges aus den Augen, auf das er sich hätte konzentrieren sollen, aber alles in allem ist auch diese Red Star-Episode durchaus lesenswert und ist dabei ebenso faszinierend, wie die gesamte bisherige Serie. Das liegt zu einem nicht unerheblichen Teil auch daran, dass der Genre-Mix eine gute Waage hält. Es gibt viel hochtechnologisierte Gerätschaften (allein schon die Wolkenbrüter…), aber auf der anderen Seite eben auch Fantasyelemente in Form von Magie, Beschwörern, Seelen und Geistern – mal ganz zu schweigen von unfassbaren und grauenvollen Kreaturen.

 

Optisch gesehen haut die vierte Episode wieder vom Hocker. „Red Star“ ist auch optisch gesehen bisher ein Meisterwerk gewesen – jene die die Serie bisher verfolgt haben, werden dies bezeugen können - und der vorliegende Band steht seinen „Brüdern“ in dieser Hinsicht in absolut nichts nach. Die Panels sind oft gigantisch pompös und haben schon fast einen wahnsinnigen Touch, aber sie sehen auch einfach umwerfend schick aus, was aus der Mischung zwischen Handzeichnungen und Computer-CGIs liegen mag, die eine tolle Symbiose eingehen. Hier hat sich wie gesagt nicht allzu viel geändert, allerdings wirken einige Panels analog zur Story ein wenig zu überladen. Dennoch klasse.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Der vierte Band kommt – wie die Vorbände – im DinA4-Format, ist vollfarbig und wird von einem hervorragend produzierten Hardcover geschützt. Die 208 Seiten sind hervorragend produziert und es gibt allerlei Extras, wie die bereits erwähnte Charakterbibliothek und den Rückblick, aber auch ein Interview und einige Skizzen. Der Preis von fast 30 Euro ist allerdings auch nicht ohne.

 

Fazit:

Wie das so mit den Fortsetzungen ist, kommt „Schwert der Lügen“ nicht so ganz an seine Vorgänger heran. Das liegt aber weniger an der cineastischen Inszenierung – die wieder einmal absolut hervorragend und umwerfend geworden ist – sondern vielmehr an der Tatsache, dass die Macher sich mehr und mehr in erzählerische Aspekte verstricken, die die eigentliche Handlung als Nebensache stehen lassen, für den Leser aber weniger interessant und vor allem zunehmend verwirrend sind. Das ist schade, denn „Red Star“ hat immer noch enormes Potential und kann noch einiges bieten. Teilweise wird man als Leser auch belohnt und trotz der genannten Mängel ist die vierte Episode immer noch enorm spannend, weil komplex und unglaublich atmosphärisch, aber trotzdem: ein wenig geht der Sache ab.

Schade, den optisch gesehen ist auch diese Story wieder einfach umwerfend toll gestaltet und sucht ihres Gleichen. Fans der Red Star-Reihe kommen hier aber trotzdem auf ihre Kosten und können an diesem Band eigentlich nicht vorbei. Vor allem da abzusehen ist, das die Reihe noch weitergehen wird und man dann wiederrum hoffen kann, das die Macher die Kurve wieder bekommen und vielleicht einen Gang runterschalten.

Sehr gut aber bei weitem nicht so fantastisch wie zuvor!