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The Rocketeer - Die kompletten Abenteuer
Bewertung:
(4.8)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 29.01.2011
Autor:Dave Stevens
Übersetzer:Christian Langhagen
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Die 1930er
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-941248-36-6
Inhalt:160 Seiten, Hardcover, DinA4
Preis:29,80 EUR
Sprache:Deutsch

"The Rocketeer" ist ein Pulp-Klassiker, auch wenn er eigentlich erst Anfang der 80er Jahre entstanden ist. Der moderne Comic-Klassiker reanimierte seinerzeit den 30er-Jahre Stil und vereinte ihn mit Pin-Up-Optik und einer klassischen Superhelden-Erzählung. Bis zu seinem viel zu frühen Tod vor ein paar Jahren träumte Rocketeer-Erfinder und Zeichner Dave Stevens immer von einer Komplettausgabe seines eigentlich viel zu kurzen Opus Magnums, das aber zu seinem Lebzeiten ebenso wenig entstand, wie weitere Rocketeer-Geschichten. Im Jahr 2009 - ein Jahr nach dem Tod des Künstlers - hat der amerikanische IDW Publishing Verlag nun doch eine Gesamtausgabe realisiert, die hierzulande kürzlich von Cross-Cult lokalisiert und veröffentlicht wurde. Erstmalig finden sich alle jemals erschienenen Rocketeer-Geschichten von Stevens in einem üppigen Band - und dazu noch in einer komplett neuen und modernen Kolorierung von Laura Martin.

 

Inhalt:

Das Jahr 1938. Cliff Secord ist ein Showpilot bei Bigelows Luftzirkus und immer klamm in der Tasche. Als er eines Tages durch einen Zufall in den Besitz eines Raketenrucksacks kommt, wittert er schnelles Geld. Obwohl offensichtlich Regierungseigentum, macht er sich mit seinem Tüftler-Freund Peevy daran, einen Steuerhelm zu entwickeln, so dass er selbst mit dem Rucksack fliegen kann. Sein erster Ausflug verläuft aber gänzlich anders als erwartet, denn er rettet einem anderen Piloten das Leben. Doch Cliff gerät schnell in Schwierigkeiten, denn nicht nur das FBI ist auf der Suche nach dem geklauten Regierungseigentum, auch ein paar Nazi-Spione wollen das Teil für sich. Cliff hat aber noch ganz andere Probleme: seine wunderschöne Freundin Betty ist an einen Röcke nachjagenden Hollywood-Fotografen geraten, der ihr eine große Karriere verspricht, aber eigentlich nur ganz andere Dinge mit ihr im Kopf hat...

 

Schreibstil & Artwork:

"The Rocketeer" ist zweifellos ein echter Klassiker, der in den 80er Jahren entstanden ist und zu dieser Zeit riesigen Erfolg hatte. 1991 brachte Disney sogar einen abendfüllenden Realfilm auf die Leinwand, der leider - obwohl eigentlich wirklich gut gelungen - kaum sein Budget einspielte und damit quasi floppte.

Anders die Comics, die sich super verkauft hatten und schnell sehr populär wurden und das, obwohl sie zunächst nur ein kleiner Lückenfüller für eine Anthology eines Independent Verlages waren.

 

Obwohl die Handlung von Rocketeer recht simpel und einfach gestaltet ist, macht dieser Comic von der ersten Seite an einfach Spaß - wahrscheinlich ist gerade diese Geradlinigkeit der Grund, warum die Story so gut funktioniert. Bei "Rocketeer" sind Gut und Böse ganz klar voneinander getrennt - eben wie in den klassischen Pulp-Geschichten an die "Rocketeer" ohne Zweifel angelehnt ist. Das ist auch kein Wunder, denn Dave Stevens war selbst ein großer Fan der so genannten Movie Serials - billig produzierte B-Movie-Serien, die zwischen 1930 und 1960 von Republic Pictures in Massen produziert wurden. Neben zahlreichen namhaft bekannten Serials, die in diesem Zuge produziert wurden, war vor allem "King of the Rocket Men" die Inspiration für Dave Stevens späteren Rocketeer.

 

Genug Geschichte. "Rocketeer" ist feinstes Pulp, so wie die ursprünglichen Geschichten, die man in den Vorläufern der Comics en masse finden konnte. Die Story - wenn auch wie gesagt recht einfach gehalten - zeigt sich dennoch spritzig und erfrischend dynamisch, hat eine gute Mischung aus Action, Spannung, Witz und Romantik respektive Erotik, denn allein schon durch Cliffs Freundin Betty Page (die an die 50er Jahre Pin-Up-Ikone Bettie Page angelehnt ist) und der atemberaubenden Optik, die Stevens dieser gegeben hat, erhält auch ein gewisses Maß an Erotik Einzug in diesen Comic. Das Ganze hat dabei ebenfalls diesen Pin-Up Stil (und damit hat Stevens in den 80ern Bettie Page quasi wiederbelebt), was an der umwerfenden Art Stevens liegt, wie er gezeichnet hat. Überhaupt sind seine Artworks einfach atemberaubend und sehen schlichtweg toll aus. Die Illustrationen sind enorm sauber umgesetzt und zeigen feinste Details. Die einzelnen Panels sind schön dynamisch und abwechslungsreich angeordnet und inszeniert und sorgen für die richtige Geschwindigkeit.

Aber die vorliegende Gesamtausgabe hat auch einen echten Bonusfaktor gegenüber den alten Comics von Rocketeer: die neue und top moderne Kolorierung von Laura Martin, die "Rocketeer" einfach unglaublich gut aufbereitet und mit kraftvollen Farben neu koloriert hat. Einfach umwerfend gut.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Die Gesamtausgabe kommt im fetten Album-Hardcover und umfasst satte 160 Seiten. Eine harter und schwerer Brocken, der es in sich hat. Cross-Cult hat das Layout und das Design der amerikanischen IDW-Vorlage dabei weitestgehend beibehalten und hat daran gut getan, denn optisch sieht das alles einfach wie aus einem Guss aus. Neben einem Vorwort von Übersetzer Christian Langhagen, gibt es einen ausführlichen Artikel über Rocketeer, dessen Entstehung und Entwicklung, aber auch über Dave Stevens Leben am Ende des Bandes. Abgerundet wird das Ganze dann durch eine tolle Covergalerie, die alle unglaublich schicken Original-Covers - immer eins auf einer Seite - würdevoll präsentiert.

Der Band ist dabei absolut hervorragend und hochwertig produziert. Hochqualitatives Papier sowie ein brillanter Druck wurden hier verwendet und machen dieses Comicbuch zu einem kleinen Kunstwerk.

 

Fazit:

Wow, wow, wow!

Schon in den späten Achtzigern bin ich auf Rocketeer gestoßen und spätestens mit dem Film war ich von dieser Comic-Reihe so richtig begeistert. Viele Jahre habe ich diesen Pulp-Klassiker allerdings aus den Augen verloren und bin deswegen umso mehr erfreut, dass Cross-Cult hierzulande ein komplettes Werk in deutscher Sprache herausgebracht hat. Alle Rocketeer-Stories aus der Feder von Erfinder Dave Stevens und das auch noch in einer komplett neuen und modernen Kolorierung. Einfach umwerfend. Nicht, dass die Artworks an sich nicht schon einfach Hammer sind, die neue Kolorierung setzt sie noch einmal in ein komplett neues, deutlich kraftvolleres Licht. Dabei hat die actionreiche und schnelle, wenn auch simpel lineare Story, nichts von ihrer Faszination verloren. Ein Zeichen dafür, dass "Rocketeer" tatsächlich dieser zeitlose Klassiker ist, für den er gehalten wird. Wer den Rocketeer von damals kennt, sollte hier unbedingt einen sehr genauen Blick riskieren, dieser Band hier darf in keiner Fan-Sammlung fehlen. Aber "Rocketeer" ist ohne Zweifel auch etwas für die neuen Generationen, die diesen Comic nicht von früher kennen, denn die Abenteuer des Raketenmanns machen einfach unheimlich viel Spaß... auch heute noch und es ist hier sicher kein Wunder, dass diese Neu-Edition mit dem Eisner- und dem Harvey-Award die wichtigsten amerikanischen Comicpreise erhalten hat.