Sharner Kobold Sharner Kobold

 

u
Galal's Grave
Bewertung:
(1.8)
Von: Daniel Heymann
Am: 10.01.2004
Autor:Jamie Lloyd
Typ:
System:d20
VerlagTroll Lord Games
ISBN/ASIN:TLG1501
Inhalt:24 Seiten
Sprache:Englisch

Galal's Grave

 Die d20 Lizenz bietet für viele Verlage die Chance ihre eigenen Produkte veröffentlichen zu können, ohne die Gefahr einzugehen eine neue Produktlinie etablieren zu müssen. In vielen Fällen hat es sich gezeigt, dass hierdurch vor allem auch kleinere Verlage in die Lage versetzt werden, sich am Markt zu positionieren. Auf der anderen Seite haben die letzten Monate aber auch gezeigt, dass einige Verlage den d20 Hype ausnutzen, um Produkte an den Mann zu bringen, die es besser nie hätte geben sollen. Einer dieser neuen Verlage, die nun versuchen sich erfolgreich im d20 Markt zu etablieren ist Fiend Games, die ihr Erstlingswerk Galal´s Grave kurz nach Veröffentlichung der OGL auf den Markt gebracht haben. Mittlerweile veröffentlich Fiend Games seine Werke jedoch nicht mehr selbst, sondern steht bei Troll Lord Games unter Vertrag, die von nun an die Werke von Fiend Games unter ihrem Laben produzieren wollen.

 

Nun stellt sich die Frage, in welche Gattung von d20 Publikation Galal´s Grave fällt - und leider wird man nach dem Lesen des Werkes feststellen, dass es sich leider nicht um die erste Gattung handelt. Das Abenteuer selbst ist für Charaktere der ersten Stufe konzipiert und soll sich vor allem als Einsteigerabenteuer eignen. Der Umfang ist in jedem Fall recht knapp bemessen und die 24 Seiten kann man an einem ausgedehnten Abend ohne Hast und Eile zu Ende spielen - dafür ist der Preis mit gerade 6 EURO jedoch auch sehr gering. Die Aufmachung des Buches ist nicht begeisterungswürdig. Die Illustrationen sind schlecht und die Karten wirken lieblos und amateurhaft. Das Layout und die allgemeine Aufmachung des Buches sind traurigerweise jedoch auch nicht besser, so dass es für den optischen Gesamteindruck hier nur eine Minimalnote geben kann. Mit ein wenig Mühe bringt man mit Word bessere Resultate zustande.

 

Gehen wir zum inhaltlichen Aspekt des Werkes über. Studiert man den Hintergrund ein wenig, wird man viel über die großen Kämpfe zwischen Gut und Böse zu hören bekommen, wobei Gut in diesem Fall eine Gemeinschaft von Elfen und Zwergen darstellt, während das Böse irgendetwas Undefiniertes ist. Dieses undefinierte Böse überrascht dann auch die Armee der "Feen", wobei die beiden Heerführer Galal (der Elf) und Balor (der Zwerg) tödlich verwundet werden. In einem unbekannten Grab wurden sie zur Ruhe gebettet und bis heute fehlt jede Spur vom Grab der großen Helden (das ganze ist 87 Jahre her). Nun erreichen die Spieler ein kleines Dorf und werden unter fadenscheinigen Gründen dazu motiviert Galals Grab aufzusuchen, welches sich ganz in der Nähe befinden soll (im Dorf weiss so ziemlich jeder, wo sich das verschollene Grab befindet). Ein zwergischer Wegweiser führt die Spieler dann auch zum Pfad des Todes (zum Grab), wo sie einen riesigen Baum treffen. Dieser Baum hat eine ganz eigene Geschichte, die mit dem ursprünglichen Plot wenig zu tun hat und auch nur begrenzt Sinn zu machen scheint. Ein wütender Ork Schamane befand sich auf der Suche nach einem mächtigen Schwert, welches er in dem Innern des Zauberbaums vermutete - also versuchte er mit aller Macht in den Baum zu gelangen, was jedoch fehlschlug. So ward er zornig, verfluchte den Baum, der daraufhin abstarb und pervertierte. Die Charaktere erreichen also den pervertierten Baum, gelangen hinein, weil sich der Jahrestag des Begräbnisses gerade zum 78ten mal jährt, kämpfen sich durch acht Räume des Baumes (der ein kleines Dungeon darstellt) und bergen am Ende in der Grabkammer eine handvoll Gold und ein meisterlich gearbeites Kurzschwert - denn es handelte sich nicht um das richtige Grab (was die Spieler feststellen, nachdem ein 600 Pfund schwerer Sarg auf die gefallen ist). Bei der zu erwartenden Beute aus dem Grab des Elfenprinzen werden die Spieler das Abenteuer sicherlich nicht zu schätzen wissen...

 

Fazit: Das Abenteuer birgt eine Reihe von derben Fehlern, die in dieser Form bei einem Abenteuer von nur 24 Seiten in keinem Fall aktzeptabel sind. So war der Kampf zwischen Gut und Böse mal 87 und dann wieder 78 Jahre her. Auch erinnert sich niemand an das Grab, ausser so ziemlich jedem Bewohner des Dorfes, welches die Spieler erreichen. Auch fragt man sich was aus den ganzen Elfen und Zwergen geworden ist, die nach knapp 80 Jahren wohl zum größten Teil noch leben dürften. Das Dungeon selbst ist ebenfalls recht sinnlos konzipiert - so ist eine der letzten Fallen im Sargraum ein Gift, welches den Charakteren Übelkeit bereitet - da es in dieser Kammer aber niemanden mehr gibt, der davon profitieren kann, ist die Falle vollkommen sinnlos (dann ist den Charakteren halt schlecht, während sie die 50 gp der Beute zählen). Dann stellt sich auch die Frage nach dem Orkschamanen, der so mächtig war, dass er einen elfischen Zauberbaum mit 20 Trefferwürfeln mit einem tödlichen Fluch belegen konnte und nichts besseres vor hatte, als einen solch mächtigen Zauber auszusprechen, bevor er sich schmollend in einen anderen Winkel der Welt verzogen hat - warum sollte er das tun. Die Frage nach dem Warum stellt man sich leider in diesem Abenteuer immer wieder und auch die an vielen Stellen unstimmige Hintergrundgeschichte trägt nicht viel dazu bei, dass Abenteuer zu einem Erfolg werden zu lassen. Gerade bei der Einführung der Hintergrundgeschichte hat man das Gefühl, als hätte der Autor sich nicht wirklich Gedanken über das gemacht, was er da gerade niederschrieb - das es nach 80 Jahren nichteinmal mehr bekannt ist, was DAS Böse gewesen ist, ist in höchstem Maße irritierend...

 

Fazit:

Alles in allem ein schlecht präsentiertes Abenteuer, dessen Handlung wenig glaubwürdig ist. Die Motivation das Abenteuer überhaupt anzugehen ist sehr gering und am Ende werden die Spieler, die sich bis zur Spitze des Baumes durchkämpfen konnten ein wenig säuerlich auf den Spielleiter schauen - und das zurecht. Das Modul ist sehr billig - das ist jedoch auch schon beinahe alles, was man an positiven Dingen darüber verlieren kann. Überzeugen können sonst nur noch das gute Cover und die Tatsache, dass man mit etwas Mühe die Geschichte des Abenteuers durchaus ausbauen kann, um eigene Abenteuer zu entwickeln, die sich dann wirklich um Galal´s Grab drehen. Man fragt sich, warum Troll Lord Games sich entschieden hat, Fiend Games unter seine Fittiche zu nehmen - Galal´s Grave zumindest kann nicht die treibende Kraft hierfür gewesen sein.