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Thorgal, Die Welten von... - Kriss de Valnor 1 - Ich vergesse nichts!
Bewertung:
(3.8)
Von: Martin Möller
Alias: Goemoe
Am: 03.08.2011
Autor:Yves Sente, Giulio de Vita, Grzegorz Rosinski
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic
Setting:Fantasy
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-378-2
Inhalt:80 Seiten, Hardcover, übergroßes Albumformat(230 x 320mm)
Preis:15,80 €
Sprache:Deutsch

Vorwort

Thorgal erfreut seine Fans schon seit über 30 Jahren. Bis zum Jahr 2007 schafften der Zeichner Grzegorz Rosinski und der Texter Jean van Hamme stolze 29 Bände, die eine fortlaufende Geschichte oder aber Teile dieser Geschichte aus der Sicht anderer Personen erzählten. Ab 2007 schrieb Yves Sente, der auch in diesem Band tätig war, die Serie weiter. Die Auflagen der Thorgal-Comics erreichten solide sechsstellige Werte und haben eine große Fangemeinde auch außerhalb Frankreichs.

Thorgal wird, ähnlich Superman, in einer Raumkapsel als Kind gefunden und wächst bei Wikingern auf. Die Serie zeigt ihn im Kampf mit Wesen der nordischen Mythologie, seien es Fabelwesen oder selbst Götter, im Konflikt mit Herrschern und Naturgewalten bis hin zu Außerirdischem. Dabei bleibt Thorgal der Bursche von nebenan, der mit seiner Familie in Ruhe leben und von all dem verschont bleiben möchte. Eine seiner häufigeren Gegenspieler ist die Diebin, Schurkin und Mörderin Kriss de Valnor, die erst in den späteren Bänden auch mal auf Thorgals Seite zu finden ist. Der vorliegende Band beginnt, als Kriss de Valnor stirbt. In der Hauptreihe passiert das in Band 28 Alte Feindin.

Der vorliegende Band ist ein Sammlerstück mit über 20 Seiten voller Hintergründe, Bilder und Interviews mit allen beteiligten Autoren.

 

Inhalt

Kriss de Valnor wacht bei den Walküren von Walhalla auf, die vor einer schwierigen Frage stehen. Sollen sie die große Kriegerin Kriss de Valnor ehren und sie nach Walhalla führen oder sollen sie die hinterhältige Mörderin und Diebin, die stets nur die Umwelt zum eigenen Vorteil genutzt hat, einfach sterben lassen. Kriss de Valnor starb dabei, als sie sich opferte, damit ihr Sohn sowie Thorgal und dessen Familie überleben konnten. Eine Tat, die als kompletter Gegensatz zu ihrem gesamten Leben erscheint und selbst die Göttin Freya verwirrt. Hier nun, vor einem wahren Gottesgericht, muss Kriss erzählen, wie sie zu dem wurde, was sie heute ist.

Der Band erzählt eine Geschichte aus ihrer Kindheit, in der sie mit ihrer Mutter bei einem prügelsüchtigen reichen Bauern wohnt. Die Mutter lässt sich alles gefallen und schaut sogar weg, als sich der Bauer an Kriss vergeht. Als Kriss versucht den Bauern zu überraschen und zu töten, hält ihre Mutter sie davon ab. Kriss läuft fort und versucht fortan allein in den Wäldern zu überleben. Sie wird wieder eingefangen und erleidet ein finsteres Sklavendasein unter dem Bauern und seinen Neffen. Erst als ihre Mutter sich aus Gram über sich selbst das Leben nimmt, kann Kriss frei handeln. Die Neffen und der Bauer unterschätzen sie und bezahlen dafür. Wieder versucht Kriss ihr Leben allein in der Wildnis zu führen.

Doch die Wildnis, in der sie mäßig erfolgreich jagt, fischt und Obst klaut, gehört einem Baron, der eine unangenehme Eigenschaft hat, er fängt Mädchen ein, die seine überaus hässliche Tochter als Spielgefährten bekommt. Als lebendige Plüschtiere sozusagen. Eines dieser Mädchen ist die Tochter eines fahrenden Schaustellers, der um die Burg des Barons herum schleicht, um einen Weg zu finden, seine Tochter wieder zu befreien.

Kriss de Valnor hat Hunger und nichts zu verlieren. Noch ist sie in dem Alter, in dem die irre Baronstochter sie als Spielzeug akzeptieren würde. So schmieden der Schausteller und sie einen Plan, der nicht ungefährlich ist.

 

Schreibstil & Artwork

Beginnen wir mit den Zeichnungen. Grzegorz Rosinski hat seinen ganz eigenen Stil und ich finde es beachtlich, wie sehr Giulio de Vita diesem nahe kommt. Dazu schreibt Yves Sente ganz ähnliche Geschichten, wie man sie von Thorgal gewohnt ist. Wenn jemand auf den Band Rosinski - van Hamme geschrieben hätte, ich würde es fast glauben. Die Zeichnungen sind ausdrucksstark und geben die raue Wirklichkeit der Wikinger gelungen wieder. Die Geschichte ist glaubhaft, die Charaktere haben die bekannte Tiefe und doch ist in diesem Band etwas anders als in der Thorgal Reihe, deshalb schrieb ich eben auch 'fast'. Kriss de Valnor ist eine brutale Person. Sie teilt ebenso hart aus, wie das Schicksal es offenbar mit ihr gemeint hat. Sie vergisst nicht, was man ihr angetan hat, daher auch der Titel des Bandes. Thorgal war ungleich sanfter, ja jugendfreundlicher geschrieben und gezeichnet. Gewalt ließ sich erahnen, wurde aber nie plastisch gezeigt. Doch die Gewalt wird bereits mit dem Titelbild angedeutet und passt auch gut zu der Geschichte. Insgesamt eine gute Arbeit, wie auch erneut von Tanja Krämling, die diesen Band übersetzen durfte.

 

Qualität und Ausstattung

80 Seiten im übergroßen Hardcover des Splitter Verlages liegen wirklich gut in der Hand. Der Druck, das Papier und der Einband sind wie gewohnt spitze. Die Bonusseiten der Sammler-Edition sind etwas für Fans oder alte Freunde der Serie wie mich. Sehr aufschlussreich und unterhaltsam geschrieben sind sie zudem. Ich habe dies aber nicht in die Bewertung mit hineingenommen.

 

Fazit:

Kriss de Valnor ist nicht nur heimtückisch und kalt, sie hat auch eine wirklich miese Kindheit gehabt. Dieser Band schildert eine dieser Geschichten, in der man sich stets fragt, ist sie nun die Gute oder die Böse? Das gleiche fragen sich die Walküren. Und auch das Ende der Geschichte löst diese Frage nicht eindeutig auf. Wer Kriss de Valnor erst in diesem Band kennen lernt, wird schnell für sie Partei ergreifen, was auch nicht verkehrt ist nach diesem Band. Die Geschichte kann man auch ohne jede Vorkenntnisse genießen, manches dazu wird in dem Begleitmaterial noch erläutert. Wer Kriss de Valnor aus den Thorgal-Bänden kennt, wird wohl weniger Mitleid aufbringen, aber vielleicht die Geschichte mehr mögen als andere. Im Prinzip ist die Geschichte gut, spannend und nichts für Kinder, obwohl sie Kinder und Jugendliche in den tragenden Rollen anbietet. Es fällt mir schwer zu bewerten, ob ein Serienfremder mit diesem Band seinen Spaß hätte. Es fehlt jede Spur von Humor, aber der wäre bei dieser Geschichte auch fehl am Platze. Ich gebe dem Band 3.8 Punkte. Doch das ist aus der Sicht eines Lesers, der vor einer gefühlten Ewigkeit ein großer Fan der Serie war. Wer die Serie noch gar nicht kennt, der mag einen halben Punkt abziehen.