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Carthago Adventure - Bluff Creek
Bewertung:
(3.2)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 18.10.2011
Autor:Christophe Bec (Autor), Jaouen (Zeichner)
Übersetzer:Resel Rebiersch
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Mystery
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-199-3
Inhalt:56 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Im Winter 1924 werden zwei Goldsucher am Willow Creek in Oregon nachts von einem seltsamen Wesen angegriffen. Beide überleben den nächtlichen Kampf im Schutz ihrer Hütte, doch die Entdeckung, die sie am nächsten Morgen machen müssen, bringt sie zum Staunen.

 

Im Jahr 1985 schickt sich Wolfgang Freisinger, genannt „der Hundertjährige aus den Karpaten“, dieser und einigen anderen Spuren zu folgen, um der Erscheinung des Bigfoot auf die Schliche zu kommen, der von den Indianern in Oregon auch Sasquatch genannt wird, denn scheinbar gibt es wirklich lebende Exemplare in der Gegend von Willow Creek. So besitzt Freisinger Filmmaterial des amerikanischen Militärs, in dem diese in einen Kampf mit einigen Exemplaren dieser seltsamen Gattung verwickelt sind. Zur Unterstützung seines Teams hat Freisinger den Abenteurer und Jäger London Donovan rekrutiert, der ihn und sein Team aus Wissenschaftlern und Forschern begleiten soll.

 

So macht sich der Tross auf den Weg nach Willow Creek, um dort unter der Führung der Indianerin Luyana in die unerschlossene Wildnis der Berge zu ziehen. Mit großem Aufwand und unter Verwendung modernster Technik macht sich die Gruppe in dem aufgeschlagenen Basislager in den Bergen an die Arbeit und es soll nicht lange dauern, bis sich ein Erfolg bei ihrer Suche einstellt. Während Professor Richardson im Basislager zurückbleibt, folgen Feininger, Donovan und Luyana mit zwei weiteren Männern den Spuren des Bigfoot in der Wildnis. Doch die Berge haben auch ihre Tücken und so dauert es nicht lange, bis sich eine unangenehme Begegnung einstellt, welche die Gruppe in Schrecken versetzt.

 

Auch wenn die Widrigkeiten zunehmen, so begibt sich die Gruppe von Feininger, Donovan und Luyana immer tiefer in die Wildnis, während sich am Basislager die Dinge gänzlich anders entwickeln, als Professor Richardson sie sich vorgestellt hat. So wird die Suche nach dem Mysterium des Bigfoot zu einer ganz persönlichen Grenzerfahrung für alle Teilnehmer dieser überaus denkwürdigen Expedition.

 

Schreibstil & Artwork:

Bedingt durch eine Zwangspause der „Carthago“-Reihe, die von Eric Henninot verursacht wurde, der an einem Band der Reihe „XIII Mystery“ arbeitet, hat der französische Autor Christophe Bec sich kurzerhand entschlossen, ein Spin-Off zur Erfolgsserie „Carthago“ zu konzipieren.

Ein Sequel ist mittlerweile auch bei Comics nichts Ungewöhnliches mehr und so dürfte dieserOne-Shot niemanden erstaunen. So werden in diesem Band sowohl der Charakter des wohlhabenden und einflussreichen Wolfgang Freisinger, genannt „der Hundertjährige aus den Karpaten“, als auch London Donovan näher vorgestellt, welche im Jahr 1985 zum ersten Mal aufeinander treffen. In den bislang erschienenen Bänden der Reihe „Carthago“ blieb die Zusammenarbeit der beiden im Dunklen und so musste man mit den bisherigen Randbemerkungen dieser beiden hochinteressanten Charaktere Mutmaßungen anstellen, ob und wie sie sich kennen gelernt haben.

 

Was das Szenario angeht, so bleibt Bec weit hinter seinen Möglichkeiten zurück und präsentiert eine eher etwas biedere Geschichte, welches Elemente des „Bigfoot“ aufnimmt, sie mit indianischer Mythologie mischt und das ganze Abenteuer dann in die Bergwildnis von Nordkalifornien verlegt. Sicherlich mag es durchaus spannende und gute Momente in diesem Band geben, doch leider sind diese selten.

 

Die Zeichnungen von Salaün unterscheiden sich mehr als deutlich von Henninot, auch wenn er ebenfalls durch überzeugende Natur- und Technikdarstellung besticht. Dennoch sind die Charaktere in ihrer Darstellung längst nicht so hölzern und wirken dynamischer als die von Bec innig geliebten fotorealistischen Darstellungen seiner Protagonisten. Dabei mag dieser ungemein weiche Stil nicht jeden zu überzeugen. Ich fand ihn sehr gewöhnungsbedürftig, aber dennoch sehr gelungen.

 

Salaün besitzt ein recht sicheres Gespür für die Anordnung seiner Panels, auch wenn er nicht unbedingt ein Freund gewagter Experimente ist. Er glänzt eher durch den geschickten Einsatz von unterschiedlichen und immer wieder passenden Einstellungen seiner Panels. Egal ob Nahaufnahmen, Großeinstellungen oder Detail – immer wieder passen die Stimmungen der Bilder zu den Erzählungen.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Wie die anderen Ausgaben dieser Reihe, so überzeugt auch dieser Hardcover-Band des Splitter Verlages sowohl durch seine qualitativ hochwertige Verarbeitung als auch durch die Papier- und Druckqualität. Zusätzliche Extras gibt es in diesem Band nicht, wobei ich mir einige zusätzliche Worte zu dem Thema „Bigfoot“ bzw. „Sasquatch“ hätte gut vorstellen können. Hier bleibt es bei den Erläuterungen von Freisinger, welche er in seinen Monologen zu diesem Thema macht. Die Übersetzung aus dem französischen von Resel Rebiersch ist tadellos und lässt sich angenehm lesen.

 

Fazit:

Es gibt in der Reihe „Carthago“ zwei Charaktere, die überaus interessant sind, zumal der Leser bislang nicht viel über ihre Vergangenheit erfahren hat: Wolfgang Freisinger, genannt „der Hundertjährige aus den Karpaten“ und den Abenteurer London Donovan. Umso erfreuter war ich, von dem Spin-Off zu hören, welches genau diese beiden Charaktere näher beleuchten sollte. Leider ist das Szenario nicht sonderlich einfallsreich und Bec bleibt erzählerisch weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Hier gibt es nichts zu spüren von gelungenen Cliffhangern oder verschiedenen Erzählebenen, die den Leser zum eigenen Nachdenken geradezu anregen. Die Zeichnungen sind gut gelungen, mögen aber nicht richtig zu dem Szenario passen – zu viele weich gezeichnete Gesichter und Körper mit einer Farbgebung, die immer wieder ins Pastell abgleitet.

 

Was als Lückenfüller gedacht war, um die Zeit zu überbrücken bis Eric Henninot als Zeichner die originäre Reihe „Carthago“ wieder fortsetzen kann, soll wohl noch mit weiteren „Spin-Offs“ gefüllt werden, in denen auch den anderen Protagonisten der Reihe einzelne Abenteuer gewidmet werden sollen. Der Blick in die Vergangenheit von so manchem Charakter der Reihe ist sicherlich sehr reizvoll, doch war dieser Start mit dem Band „Bluff Creek“ nicht unbedingt gelungen. Fans der Reihe werden sich diesen Band bestimmt kaufen, doch Einsteiger dürften nach der Lektüre nicht unbedingt dazu animiert werden, sich auch die weiteren Bände der Reihe anzuschaffen. Insgesamt sehr bedauerlich, ist die Reihe „Carthago“ doch in ihrer Konzeption überaus ambitioniert.