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Yiu 7 - Die Schmieden von Egothik
Bewertung:
(3.9)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 27.10.2011
Autor:Téhy (Szenario), Vax (Zeichnungen) und J. M. Vee (Ausarbeitung)
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Science-Fiction
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-029-3
Inhalt:48 Seiten, Hardcover
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt

März 2159: Ein neuer Auftrag für Yiu, der nicht unbedingt einfach ist und noch eine Attentäterin, die es auf Yiu, die beste Auftragsmörderin der Ökumene abgesehen hat. Ihre ärgste Widersacherin aus den Reihen der Auftragsmörderinnen soll Yiu Kamkura Yigi Ih Yomho innerhalb von 24 Stunden eliminieren – dann könnte sie ihren Platz als Nummer 1 einnehmen. Yiu ahnt noch nichts von ihrem Schicksal und ist im Kyrenia-Gebirge auf Zypern unterwegs, wo sie einen berüchtigten Hehler treffen soll, der ihr einen Karbotitan-Schlüssel besorgt hat, den sie benötigt um in die Schmieden von Egothik einzudringen, wo sie die neue Waffenbasis der Hinduisten zerstören soll. Doch die Abwicklung des Deals in der Einöde des Gebirges entwickelt sich anders, als der Hehler es sich vorgestellt hat. Im Austausch für einen menschlichen Embryo sollte Yiu den Schlüssel erhalten – doch leider hat der Hehler kein Interesse an einem Tausch und Yiu gerät in eine Falle. Allerdings ist Yiu gewappnet und nicht zuletzt dank Luftunterstützung ist der Hinterhalt kein unüberwindbares Problem für sie.

 

Als nach dem Kampf urplötzlich eine ungekennzeichnete Kampfdrohne auftaucht, die Yiu das Leben schwer macht, scheint die Gelegenheit für die Kontrahentin von Yiu gekommen zu sein. Doch Yiu hat das Spiel durchschaut und es kommt zu einem erbitterten Kampf und Yiu muss feststellen, dass man eine Auftragskillerin auf sie angesetzt hat, die nur einen Zweck erfüllen soll – sie als Auftragskillerin Nummer 1 zu entthronen.

 

Nur mit knapper Not und dank weiterer verheerender Luftunterstützung überlebt Yiu und macht sich auf den Weg in die Verbotene Zone in der Negev-Wüste, wo sie auf Daka Daka Dakadiran trifft, einen unübertroffenen Dechiffrierer und Analyst, mit dem es dann weiter nach Jerusalem, in die Schatten der gigantischen ökumenischen Festung geht, wo sie Bekanntschaft mit dem Meisterchiffrierer des Klerus macht. Hier erfährt Yiu vom Meister der Masken, der in den Schmieden von Egothik daran arbeitet, denkende Maschinen zu konzipieren. Der Karbotitan-Schlüssel, den Yiu erhalten hat, birgt sämtliche Codes um die Türen des größten Heiligtums der künstlichen Intelligenz zu öffnen.

 

Doch die Verfolgerin von Yiu gibt nicht auf – ihre Zeit ist knapp und sie hat ihr Ziel klar vor Augen. Aber auch der Weg in das Fabrik-Heiligtum von Egotik ist nicht einfach.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Szenarist und Zeichner Thierry Terrason (Jahrgang 1966) studierte nach seinem BAC (Baccalauréat) zunächst an der renommierten „École de bandes dessinées“ in Angoulême, bevor er gemeinsam mit seinem Bruder im Animationsbereich zu arbeiten begann, bis er 1988 in den Bereich der Comics wechselte und erstmalig unter dem Pseudonym Téhy für den Verlag Vents d´Ouest an dem Band „La Teigne“ arbeitete und in Erscheinung trat. Allerdings blieb er dem Animationsbereich treu und arbeitete ab 1992 für verschiedene Fernsehsender, wie beispielsweise Canal J., Canal + und France 3 im Bereich Layout und Storyboard. Andere Arbeiten folgten unter dem zweiten Pseudonym Jim, wobei er allerdings auch unter dem Namen Téhy Szenarios für Zeichner wie Béatrice Tillier („Fee et Tendres Automates“), Curd Ridel („Rigoletto Loustic“) oder aber Fredman und Gaston verfasste.

 

In der Reihe „Yiu“ obliegt Téhy nicht alleine die Konzeption und die Ausgestaltung des Szenarios. Hier gibt es noch J.M. Vee, dem die historische und technologische Ausarbeitung zufällt und der es immer wieder schafft, die düster-spektakuläre Welt der Reihe um weitere Ideen und Konstruktionen zu ergänzen, die in diesem Genre ihresgleichen suchen. Der dritte in diesem Bund ist der französische Zeichner VAX, der mit bürgerlichem Namen Vincent Cara heißt, und 1974 in Charleville Mézières geboren wurde. Ihm obliegen die Graphikrecherchen, Bleistiftzeichnungen und die Ausarbeitung in Tusche. Durch ihn erreichen die Vorlagen ihre schier unermüdliche Dynamik, welche die Reihe auszeichnet und die mittlerweile auch ihr Markenzeichen geworden ist. Neben dem Einfallsreichtum bezüglich der technologischen Ausgestaltung bestechen die fast perfekt arrangierten Panels, die gewählten Einstellungen und Perspektiven.

 

Zusätzlich zu dem aufwändigen Artwork bekommt der Leser bei „Yiu“ aber auch erzählerisch etwas geboten. Was vordergründig nach einem Spektakel aus Endzeitstimmung, düsterer SF und einer unbarmherzigen Auftragsmörderin aussieht, entpuppt sich auf den zweiten Blick als durchaus ernst zu nehmende Geschichte, die, wenn auch nicht unbedingt mit Moral, so dennoch mit einer Botschaft aufwarten kann. Fast konstant rasante Szenen durchziehen den Band und führen den Leser durch ein aufwändiges Artwork – Unterhaltung pur, die man gebannt liest, insbesondere, wenn man sieht, mit welcher Energie die ansonsten meist statistisch wirkenden Figuren eines Comic in fast schon greifbare Bewegung gesetzt werden.

 

Zu guter Letzt fällt in diesem Band die gelungene Kolorierung von Stambecco auf, der es hervorragend versteht die dunkle Endzeitstimmung einzufangen, auch wenn ihm manchmal vielleicht hier und da die Schattierungen von Figuren und Objekten etwas schwer zu fallen scheinen.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Die Qualität des Splitter Verlages gibt wieder einmal keinen Grund zur Klage: Für sein Geld bekommt man einen tadellose verarbeiteten und stabilen Hardcoverband, der mit seinem klaren Druckbild und der Beschaffenheit seines Papiers restlos überzeugt. Aber schließlich druckt der Splitter Verlag im Gegensatz zu manch anderen Produzenten ziemlich patriotisch in Deutschland.

Etwas verwirrend könnte allerdings die Bezeichnung der Reihe sein, die in Frankreich unter dem Titel „Yiu - Première Mission: Les Forges d´Egothik“ erschien. Der Splitter Verlag hat diese Reihe in Deutschland auf die Bezeichnung „Yiu“ reduziert, was nicht sonderlich schlimm wäre, hätte nicht auch noch die Reihe „Yiu – Die Apokalypse“ gegeben. Also: Augen auf beim Kauf, damit nicht aus Versehen der verkehrte Band gekauft wird!

Extras gibt es leider keine bei der Ausstattung, die ich hier schmerzlich vermisse. Die tadellose Übersetzung stammt von Tanja Krämling und lässt sich angenehm lesen. In Sachen Ausstattung gibt es leider keine Extras, was allerdings zu verschmerzen ist.

 

Fazit

Wer meint, mit dem siebten Band der Reihe „Yiu“ würden dem Team von Téhy, Vax und J. M. Vee die Ideen ausgehen, den muss ich enttäuschen. Mit gnadenloser Härte schickt das Trio seine Protagonistin in die Negev-Wüste, konfrontiert sie mit einer nahezu ebenbürtigen Gegnerin und einem weiteren Auftrag, der es wahrlich in sich hat. Interessanterweise wird Yiu in diesem Band selbst zur Gejagten und es scheint, als würde sie in ein Spiegelbild schauen, wenn sie sich dem Kampf gegen ihre Gegnerin stellen muss.

Insgesamt eine weitere spannende und zugleich finstere Science-Fiction Geschichte aus dem Yiu-Universum, die alles aufbietet was von der Reihe gewohnt ist: Brutale Gewalt, Action und ein einzigartiges apokalyptisches Setting. Natürlich kommen auch einige philosophische Betrachtungen nicht zu kurz und es gibt einige kritische Aussagen zur alternativen Welt des Jahres 2159, die von der Ökumene beherrscht wird. Wer bislang die Reihe verfolgt hat, wird auch mit diesem Band voll auf seine Kosten kommen.