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Victorian Undead 2 - Sherlock Holmes vs Dracula (und Mr. Hyde)
Bewertung:
(4.3)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 12.01.2012
Autor:I. Edginton, H. Domingues, D. Fabbri, T. Mandrake, M. Guevara
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Viktorianische London
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86201-174-2
Inhalt:156 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Victorian Undead: Sherlock Holmes vs. Dracula / Sherlock Holmes vs. Mr. Hyde
Preis:16,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Es ist einige Zeit vergangen seit die Zombieinvasion in London von Holmes und Watson (siehe Band 1) abgewendet worden ist und das Leben im viktorianischen England geht mittlerweile wieder einen recht gewohnten Gang. Doch die beiden Detektive bekommen es erneut mit mysteriösen Gestalten zu tun: Warum hat der Irrenarzt Dr. Jekyll dem Vater eines Streichholzmädchens Geld geschickt? Und dann klopft auch noch eine bekannte Versicherungsagentur an die Tür, weil die gesamte Mannschaft eines Segelschiffes auf äußerst seltsame Weise verschwunden ist. Sherlock Holmes und Dr. Watson müssen bald erfahren, das sie es mit Wesen zu tun bekommen, die jeglicher Logik ihres messerscharfen Verstandes trotzen, denn es geht um Vampire und Gestaltwandler...

 

Schreibstil & Artwork:

"Sherlock Holmes vs Dracula" ist der Titel dieses Bandes und ganz klar Zugpferd. Den Anfang macht aber dann doch die Story um die Begegnung mit dem legendären Dr. Jekkyl/Mr. Hide. Gleich vorweg: beide Stories sind enorm gut gelungen und äußerst spannungsvoll wie kurzweilig. Ganz Sherlock Holmes gerecht, spielt die Geschichte im viktorianischen London, ein paar Monate nach den Ereignissen in der ersten Episode. Deswegen ist die Verknüpfung auch nur locker und die Geschehnisse werden nur am Rande erwähnt. War halt ein anderer Fall. Der erfahrene Leser erkennt sowohl bei der Jekkyl, wie auch der Dracula Geschichte schnell die üblichen Zeichen dieser beiden klassischen Horror-Geschichten. Dabei richtet sich "Victorian Undead" mehr an ein erwachsenes Publikum und ist demnach auch nicht ganz ohne, was Gewaltdarstellung und Gruselfaktor angeht. Wie auch immer, die Spannungskurve ist durchweg hoch und - wahrscheinlich weil es sich um zwei abgeschlossene Geschichten handelt - sogar höher, als die des ersten Bandes, der nur aus einer großen Geschichte bestand. Holmes und Watson werden dabei sehr passend dargestellt. Beide haben - wie die Originalvorlagen von Sir Artur Conan Doyle, dem geistigen Vater der Detektive - einen sehr scharfen Verstand und ein hohes kriminologisches Wissen, das seinerzeit enorm voraus ist. Man muss dabei immer im Hinterkopf behalten, das die Kriminaltechnik damals, Ende des 19. Jahrhunderts, noch in den Kinderschuhen stand und die Geschichten um Sherlock Holmes eine ganz neue Herangehensweise aufzeigten. Diese Tatsache binden die Autoren von Victorian Undead gut in die Story ein und vermischen sie mit den übernatürlichen Klassikern. Dabei kommt auch die Charakterzeichnung und der Humor niemals zu kurz. Letzterer zeigt sich oft auch selbstironisch und ist voller schwarzem Humor.

 

Auch von der künstlerischen Seite her, weiß der Comic zu überzeugen. Die Artworks sind enorm detailreich und bringen das Ambiente des viktorianischen Londons sehr gut herüber. Der Detailreichtum macht die Sache authentisch und die düster wirkende Kolorierung, die oft mit Braun- und Gelbtönen dargestellt wird, tut ihr übriges, wird aber auch gerne durch etwas kräftigere Farben aufgelockert. Wie bereits erwähnt, ist die Gewaltdarstellung dabei nicht ohne, aber der Künstler schafft eine Gratwanderung zwischen Splatter und gutem Geschmack. Überzeugend das Ganze.

 

Fazit:

Die Skepsis die noch beim ersten Band da war, ist mittlerweile verflogen. Der Grund: die Autoren haben den berühmten Detektiv und das Setting, sehr glaubwürdig und gut mit den übernatürlichen Horrorklassikern aus derselben Ära gemixt. Das passt wunderlicherweise doch recht gut, vor allem weil die grundlegenden Elemente von Sherlock Holmes nicht über den Haufen geworfen wurden. Immer noch gehen Holmes und Watson mit berechnendem Kalkül und messerscharfem Verstand vor, auch wenn sie es mit übernatürlichen Wesen zu tun haben. Die Story an sich ist dabei sehr spannend und fesselnd und ist durchweg kurzweilig. Die Optik ist klasse, sehr detailliert und sieht einfach brillant aus. So gehört "Victiorian Undead" zwar nicht zu den State-of-the-Art Comics der letzten Jahre, aber bewegt sich ganz klar im oberen Bereich der wirklich guten Comics. Wer darüber hinaus skurrile und abgefahrene Ideen mag, der ist hier richtig, vor allem wenn ihm der erste Band schon gefallen hat. Mir hat dieser Band sogar einen Hauch besser gefallen, als der Auftaktband und das obwohl es in Ersterem um Zombies ging. ;) Sehr gut!