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Rhein-Ruhr-Megaplex
Bewertung:
(4.9)
Von: Dirk Schlösser
Alias: Drumlin
Am: 16.02.2012
Autor:Peer Bieber, Lars Blumenstein, Torben Förder, Tobias Hamelmann, Jan Helke, Jörg Middendorf, Sascha Morlok, Martina Noeth, Christian Paschke, Roman Reiß, Michael Rösner, Martin Schmidt, Andreas “AAS” Schroth, Melanie Schulze, Alex Spohr, André Sko
Typ:Kampagenweltbeschreibung
System:Shadowrun 4
Setting:Die sechste Welt
VerlagPegasus Press
ISBN/ASIN:978-3-941976-36-8
Inhalt:208 Seiten, Hardcover
Preis:29,95 EUR
Sprache:Deutsch

Anm. d. Redakteurs: Diese Rezension behandelt die unlimitierte Edition. Die limitierte Edition enthält als Zusatz neben dem Ledereinband eine Kurzgeschichte von André Wiesler.

 

Erster Eindruck

Auf den ersten Blick hat der Band um den größten Sprawl der ADL ein schickes Cover mit netten subtilen Hinweisen auf den Inhalt. Rhein-Ruhr-Megaplex besitzt exakt 208 Seiten inklusive acht Farbseiten, die eine Werbebroschüre für Saeder-Krupp von Lofwyr persönlich sind und besonders hübsch daran: Sie ist an Shadowrunner gerichtet. Die Illustrationen sind ausnahmslos gut und passend und teilweise sogar unglaublich genial. Das Leseband komplettiert den positiven ersten Eindruck.

 

Inhalt

Acht Kapitel besitzt dieser neue Band, der komplett aus der Pegasus-Schmiede stammt. Jedes besitzt zwischen zwanzig und vierzig Seiten und widmet sich einem anderen Aspekt des größten Megasprawls innerhalb der Grenzen der ADL.

 

Das erste Kapitel „Deutscher Megasprawl“ zeigt die Geschichte des Ruhrpotts und den Rheinstädten auf, die sich schließlich zu dem Rhein-Ruhr-Megaplex zusammenfügen. Die Geschichte ist nachvollziehbar und interessant geschrieben. Alles passt zusammen.

Es folgt eine Beschreibung der Bewegungsarten die man dazu nutzen kann reinzukommen, wieder rauszukommen und sich innerhalb des Sprawls zu bewegen. Alles in schönem Ruhrplatt angehauchtem Deutsch. Auch hier passt alles zusammen und mit dem „Freight Tube System“ wurde auch noch eine interessante Art des Reisens eingeführt, auch wenn sie nicht unbedingt zum Reisen von Metamenschen gedacht ist.

 

Das zweite Kapitel „Rundflug“ ist genau das, was sein Name verspricht. Alle Städte, aus denen der Megasprawl besteht, erhalten eine eigene Beschreibung, mit Ausnahme von Wuppertal, das in einem späteren Kapitel auftaucht. Die Beschreibungen der Städte glänzen durch Diversität und auch ihre gegenseitige Konkurrenz wird sehr schön hervorgehoben.

Eine kurze Übersicht über die Nachbarn des Sprawls darf natürlich auch nicht fehlen.

 

Das nächste Kapitel widmet sich ganz der „Rhein-Ruhr-Kultur“. Dazu gehört natürlich eine Erklärung des Unterschieds zwischen Rheinis und Ruhris, die absolut notwendig zum Verständnis der restlichen Kultur ist. In diesem Kapitel wird vor allem (aber nicht nur) die Unterschicht untersucht, mit ihren Büdchen und Imbissen. Aber auch die anderen Aspekte kommen nicht zu kurz. So zum Beispiel Mode, Freizeit, Fußball und Promis, um nur einige zu nennen. Einen eigenen Abschnitt bekommt hier auch die Schrauberszene, die im Pott besonders stark vertreten ist.

Insgesamt ein sehr schönes Kapitel, das die Grundlage bildet auf der die Beschreibung des Megaplexes später aufgebaut wird.

 

„Essen und Saeder-Krupp“ gehören zusammen wie Köln und der Dom. So verwundert es nicht, dass diesem Thema ein eigenes Kapitel gewidmet wurde. Nach einem Blick auf die Führungsriege von S-K und einer kurzen Abteilungsübersicht wird über das Ausmaß und die Art der Kontrolle Saeder-Krupps über Essen und den Pott referiert. Außerdem wird dem Leser hier noch eine Karte von Saeder-Krupp-Stadt und eine Beschreibung von Lofwyrs Hort, der S-K-Arkologie geboten.

 

Trotz seiner Vormachtstellung ist Saeder-Krupp nicht der einzige Machtfaktor im Plex und daher folgt das Kapitel über die „Mächte im Pott“. Dazu zählen sowohl Konkurrenz-Konzerne, was hauptsächlich Japanokons sind, als auch Parteien, Arbeiterverbände, Antikon-Guerilla und sogar die Polizei. Ja, im Pott ist tatsächlich noch die gute alte deutsche Polizei unterwegs.

Unterweltmächte wie die Mafia, Yakuza und Graue Wölfe dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Das ganze Kapitel beschreibt eine nachvollziehbare Entwicklung der Zustände des Potts von Anfang des 21. Jahrhunderts bis 2073 und das alles einfach in sich stimmig.

 

Das vorletzte Kapitel widmet sich den „Brennpunkten“ des Rhein-Ruhr-Megaplexes. Dabei dreht es sich um wirkliche Brennpunkte. So werden die aufgegebenen Grubenschächte beschrieben, so wie das im zweiten Kapitel ausgelassene Wuppertal, das in eine dreistöckige Dystopie verwandelt wurde.

Diese Orte begeistern ausnahmslos, aber selbst darunter stechen die Hot-Spots für Shadowrunner hervor, es macht einfach unglaublich Spaß sie zu lesen. Außerdem wird ein Leitfaden für Arbeit sowohl für als auch gegen Saeder-Krupp geliefert, der dem Spielleiter enorm hilft, Lofwyrs Handlungen abzuschätzen.

Sehr schön wurden von den Autoren auch Nachrichtenmeldungen der letzten Jahre aufgegriffen und zu urbanen Mythen umfunktioniert. Wer erinnert sich noch an die massenweise auftretenden großen Spinnen, die vibrierten, wenn man ihnen nahe kam?

 

Das letzte Kapitel ist eines das immer wieder in den Shadowrun-Quellenbücher auftaucht: „Spielinformationen“. Dort werden neben Tipps für eine Lowlevel-Kampagne auch jede Menge Locations geliefert, die auch in anderen Städten benutzt werden können, inklusive Karten. Anschließend folgen noch ein paar Beispielchars und Ideen für drei verschiedene Kampagnen mit kurzen Beschreibungen der Runs. In diesem Kapitel finden sich auch die einzigen Kritikpunkte die ich an diesem Quellenband anzumerken habe. Aber diese sind eigentlich unbedeutend. Zum einen sind die Beispiel-NSC nur in drei Professionalitätsstufen erstellt und zum anderen wäre es schön gewesen, wenn die Karten auf seperaten Blättern gedruckt worden wären.

 

Fazit:

Rhein-Ruhr-Megaplex ist der beste Shadowrun-Quellenband der mir bisher untergekommen ist. Er ist in sich einfach stimmig und sehr strukturiert aufgebaut, garniert mit schönen Illustrationen. Es macht einfach Spaß den Band zu lesen und ich habe ihn förmlich verschlungen. Nach der Lektüre bestehen keinerlei Fragen mehr. An Ideen für Runs mangelt es auf keinen Fall, ja es werden sogar noch durch Jobangebote welche geliefert, und wenn da nicht die wenigen fast unbedeutenden Kritikpunkte wären, würde ich dem Band die vollen fünf Punkte geben.

Rhein-Ruhr-Megaplex ist wirklich nur haarscharf am perfekten Quellenband vorbeigeschrammt und ich bin auf die nächste Produktion aus dem Hause Pegasus gespannt, auch wenn nicht mehr viele Städte in der ADL übrig sind. Aber mir würde da noch die Hauptstadt Hannover einfallen.