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Ronson Inc. 1 - Die Abrechnung
Bewertung:
(3.2)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 01.06.2012
Autor:Willem Ritstier (Autor), Minck Oosterveer (Zeichner)
Übersetzer:James ter Beek und Nikolaus Danner
Typ:Comic
Setting:Wilder Westen
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-86869-446-8
Inhalt:In der Goldgräberstadt Dalbart besitzt Richard Ronson ein Detektivbüro und einige überaus talentierte Mitarbeiter. Die Ronson Inc. übernimmt verschiedene Aufträge, insbesondere für die Goldminen der Stadt und der näheren Umgebung, die insbesondere
Preis:13,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

In der Goldgräberstadt Dalbart besitzt Richard Ronson ein Detektivbüro und einige überaus talentierte Mitarbeiter. Die Ronson Inc. übernimmt verschiedene Aufträge, insbesondere für die Goldminen der Stadt und der näheren Umgebung, die insbesondere ihre wertvolle Fracht sicher transportiert wissen wollen.

 

Als zwei Agenten von Pinkerton bei Richard Ronson auftauchen eskaliert die Situation zwischen den beiden verfeindeten Detektivbüros, die um die Vorherrschaft in Dalbart buhlen und die Männer von Ronson müssen sich um die beiden Agenten kümmern. Während der eine geradewegs erstochen wird, wird der andere, bei dem es sich um niemand geringeren als Hugh Ronson, den Sohn von Richard Ronson, handelt, aus der Stadt gejagt. Doch Hugh hat nicht viel Glück, wird er doch von anderen Pinkterton-Männern außerhalb der Stadt abgefangen und für sein Versagen in Dalbart „bestraft“. Die beiden schießen auf Hugh, doch anstatt sich von seinem Tod zu überzeugen, machen sich die beiden Mörder weiter auf den Weg.

 

Richard Ronson ist es gelungen, einen neuen und lukrativen Auftrag an Land zu ziehen. Für die einige Kilometer außerhalb von Dalbart liegende Goldmine von Henry Driscol hat er den Auftrag erhalten, regelmäßig den Goldtransport zur Bank nach Greentown zu übernehmen. Noch kann Richard Ronson nicht ahnen, in welche Falle er getappt ist, handelt es sich bei seinem Vertragspartner nicht um den echten Henry Driscol, sondern um einen Hochstapler, der im Auftrag von Pinkerton handelt.

 

So schickt Richard Ronson seine Mitarbeiter Diane Holland, Denny Forever, John McClury sowie Becker auf den Weg zur Driscol-Mine am Rande von Cromstock, von wo sie das Gold anschließend bis zum Bahnhof nach Blisk transportieren sollen. Doch während sich die Ronson-Agenten am nächsten Tag auf den Weg machen, überschlagen sich die Geschehnisse in Dalbart und Richard Ronson gerät erneut in ziemlich große Gefahr. Und auch die Agenten ahnen noch nichts von dem Hinterhalt der ihnen auf dem Weg nach Cromstock gestellt werden soll.

 

Schreibstil & Artwork:

Der Autor Willem Ritstier wurde am 12.06.1959 in Rotterdam geboren. Als Autodidakt begann er seine Karriere mit verschiedenen Serien für das niederländische Magazin „Robbedoes“, welches eine ähnliche Bedeutung wie „Spirou“ in Frankreich hat. Später folgten Veröffentlichungen von Strips für verschiedene niederländische Tageszeitung wie „Algemeen Dagblad“, „Telegraaf“ und „Leeuwarder Courant“ und diverse Arbeiten für Wochen- und Firmenzeitschriften. Zusammen mit dem Zeichner Minck Oosterveer entstanden Comic-Beilagen wie „Zodiak“ und „Nicky Saxx“. Der überaus geschäftstüchtige Holländer verdient sein Geld aber auch mit der Konzeption von Grußkarten und Kalender unter dem Pseudonym „Bill Risty“.

 

Recht und Ordnung heißt in der zwielichtigen Goldminenstadt Dalbert wahrscheinlich eher Lynchjustiz und die Verteidigung von Kapitalinteressen mit allen Mitteln. Falls jemand dennoch Hilfe benötigt, so kann er sich getrost an die Agenten der Ronson Inc. wenden, die unter der Führung von Richard Ronson so manchen dreckigen Job erledigen, wie ihn auch die Agenten der bekannteren Pinkerton-Agentur übernehmen. Dass es dabei nicht immer mit sauberen Mitteln zugeht dürfte hinlänglich klar sein – schließlich sind wir im „Wilden“ Westen. Bei aller Härte und einem spröden Sinn für Humor schafft es Ritstier allerdings nur schlecht, seine Protagonisten zu platzieren und so bleiben die Ronson-Agenten Diane Holland, Denny Forever, John McClury sowie Becker seltsam farblos, obwohl sie (trotz aller gepflegten Klischees) eine ganze Menge Potential besitzen, um diese Reihe auszufüllen. Auch ist das Szenario in seiner Konzeption nicht sonderlich ausgeklügelt, sondern besticht eher durch seine rasante Aktionen und einen dynamischen Ablauf, welche zusammen einige Schwächen des Szenarios geschickt, aber auch kurzweilig überspielen.

 

Auch wenn der 1961 geborene Minck Oosterveer mit Comics europäischer Prägung aufwuchs, so war er doch wesentlich mehr an den amerikanischen Klassikern der 30er, 40er und 50er Jahre interessiert. Es war der direkte und unverfälschte Stil mit dem harten schwarz-weiß Kontrast in dem realistischen Artwork, der es ihm angetan hatte. So verwundert es auch nicht, wenn die Arbeiten von ihm von Zeichnern wie Milton Caniff, Alex Raymond, and Will Eisner beeinflusst sind.

 

Seine erste eigene Veröffentlichung war 1983 mit dem Band „Kronieken van de Platte Aarde: Xorque de Vrijgeborene“. Während seiner Tätigkeit für das „Yèch Magazine“ lernte er Willem Ritstier kennen, mit dem „June Mary“ entstand und in den nächsten Jahren zahlreiche weitere Arbeiten folgen sollten, wozu insbesondere „Nicky Saxx“ gehörte, die zwischen 2002 bis 2008 in der Tagezeitung „De Telegraaf“ erschien. Minck Oosterveer gehört zudem zu den wenigen niederländischen Zeichnern, die sich auf dem amerikanischen Markt etablieren konnten. Für den Neustart des Magazins „Eppo“ entstand 2009 die Western-Reihe „Ronson Inc.“. Am 17.09.2011 starb Minck Oosterveer bei einem Autounfall.

 

Oosterveer pflegt einen klassischen Bildaufbau, der durch recht großformatige Panel angelegte beeindruckt. Ganz- oder halbseitige Bilder kommen nicht bzw. nur selten vor. Die Figuren, Landschaften und Objekte sind sehr klar in Ausführung und recht flächig in der Kolorierung ausgearbeitet. Hier wird man Details zum Teil verzweifelt suchen müssen – diese sind kaum vorhanden und sonderlich großer Wert auf deren Ausarbeitung wurde auch nicht immer gelegt. Dieser Umstand dürfte wahrscheinlich der jahrelangen Arbeit von Oosterveer für verschiedene Zeitungen geschuldet sein, die in der Ausprägung der Gestaltung ihrer Figuren und Landschaften ähnliche Mittel einsetzen.

 

Die Bildkompositionen für sich sind immer wieder überzeugend durch ihre Perspektive und voller Dynamik, doch fehlt irgendwie der letzte Funke in den Panels um den Leser richtig zu packen. Wer die großen Zeichner von franko-belgischen Comics kennt und auch liebt, der dürfte hier nicht unbedingt auf seine Kosten kommen. Dennoch ist Oosterveer durchaus sehenswerter Zeichner, der sein Handwerk versteht, hier aber nicht zur vollen Größe auffährt. Bedauerlich konnte Oosterveer als Zeichner lediglich die beiden ersten Bände der Reihe fertigstellen. Insoweit dürfte es interessant werden, ob und wer diese Reihe unter Umständen fortsetzen wird.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Die Qualität des Splitter Verlages gibt wieder einmal keinen Grund zur Klage: Für sein Geld bekommt man einen tadellose verarbeiteten und stabilen Hardcoverband, der mit seinem klaren Druckbild und dem verwendeten Material restlos überzeugt. In Sachen Ausstattung gibt es in diesem Band leider keine Extras, was allerdings durchaus zu vertreten ist. Die angenehm zu lesende Übersetzung stammt diesmal von dem Duo James ter Beek und Nikolaus Danner.

 

Fazit:

Eigentlich war es in den letzten Jahren auf dem Sektor Western-Comic eher ein bisschen leise geworden, doch scheint es, als gäbe es hier und da einige Neuerscheinungen, die dieser unterrepräsentierte Gattung neues Leben einhauchen wollen. Wer allerdings meint, in diesen Comics würde es traditionell zugehen, der täuscht sich. Was uns Ritstier als Szenario liefert, hat es auf jeden Fall in sich: Die Sprache ist herb, die Sitten brutal und sexistisch, es gibt verwegene Gestalten, harte Männer (und Frauen), dunkle Saloons und natürlich ein gerüttelt Maß an Schießereien. Leider verliert sich aber das Szenario ein wenig und hat hier und da einige Schwächen, so dass man sich als Leser manchmal über gewisse Brüche in der Entwicklung der Geschichte wundert. Dies macht der Band aber mit seiner rasanten Dynamik ohne Probleme wieder wett.

 

Es ist sicherlich nichts neues historische Ereignisse, Persönlichkeiten oder Institutionen mit fiktiven Geschehnissen aufzubereiten, wie es hier mit dem fiktiven Goldminenstädtchen Dalbart und den Männern von Pinkerton geschieht. Was allerdings hierbei entstanden ist, dürfte eine Serie sein, die so manchem Westernfreund Stirnrunzeln bereiten könnte und sicherlich nicht jedermanns Geschmack ist. Wer „klassischen“ Western mag, der sollte diesen Band vielleicht besser meiden. Wer sich allerdings in einem flott (wenn auch zum Teil recht brutal) arrangierten Szenario unterhalten lassen möchte, der kann hier sicherlich keinen Fehler machen.