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Siegfried 3 - Götterdämmerung
Bewertung:
(4.0)
Von: Jörg Deutesfeld
Alias: Debaser
Am: 19.06.2012
Autor:Alex Alice
Übersetzer:Tanja Krämling
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Fantasy
VerlagSplitter Verlag
ISBN/ASIN:978-3-940864-23-9
Inhalt:80 Seiten, Hardcover
Preis:15,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Nach einem dramatischen und opulent in Szene gesetzten Anfang, der sich Odin und dem nahenden Ende der Götter widmet, wechselt das Szenario zu Siegfried und Mime, die in Begleitung des Pferdes Grane die Kristallwälder erreichen, wo sich tief verborgen im Erdreich auch Nebelstadt, die einstige Heimstatt der Nibelungen befindet. Tief unter der Oberfläche hält sich nunmehr Fafnir verborgen, dem sich Siegfried entgegenstellen will, um ihm das Geheimnis der Menschenwelt zu entreißen.

Für Mime gibt es ein emotionales Wiedersehen mit seiner alten Heimat, welche er gemeinsam mit Siegfried betritt, doch alle anderen Nibelungen sind längst tot oder verschwunden. Hier erfährt Siegfried von Mime, das Fafnir einst sein Bruder war, bis das Gold ihn in ein Monster verwandelt hat. Was Siegfried allerdings noch nicht ahnt, ist der hinterhältige Plan von Mime, der es selbst auf das Gold von Fafnir abgesehen hat.

 

Während Mime zurückbleibt, steigt Siegfried tiefer in die Höhlen unter die Nebelstadt hinab, wo er Fafnir stellen möchte. Hier kommt es dann auch zu einer geradezu epischen Schlacht zwischen Fafnir und Siegfried, bei der allerdings nicht nur der Kampf zwischen den beiden im Vordergrund steht. Hier geht es um weitaus mehr, da Fafnir mit den Ängsten von Siegfried ein perfides Spiel treibt. Nach einem erbitterten Kampf kommt Siegfried zurück zu Mime. Dieser versucht Siegfried um das Gold von Fafnir zu bringen – aber es kommt auch hier gänzlich anders als man meint und Mime findet seinen Frieden.

 

Der Kampf ist für Siegfried allerdings noch nicht zu Ende, da er sich mit Grane auf den Weg zu dem Flammenberg macht, auf dem Odin die Walküre gefangen hält. Und hier ist es die Begegnung mit Odin, der sich Siegfried in den Weg stellt. Doch Siegfried schickt sich an mit Grane die Bergspitze zu erreichen und es kommt zum unausweichlichen Kampf zwischen Siegfried und Odin, der ihm anbietet ihm das Gold zu geben und sich einen Platz in der Ewigkeit an der Seite des Göttervaters zu sichern. Die Liebe ist es aber, die Siegfried antreibt und so entbrennt ein erbitterter Kampf inmitten der Flammen des Berges zwischen Odin und Siegfried, dessen Ausgang ich dem neugierigen Leser an dieser Stelle nicht mitteilen werde.

 

Schreibstil & Artwork:

Der 1976 in Frankreich geborene Zeichner und Autor Alex Alice machte zunächst eine Ausbildung an der Elitewirtschaftsschule „École Supérieure de Commerce“ in Paris. Zu diesem Zeitpunkt war an eine Karriere als Comiczeichner noch nicht zu denken, obwohl er bereits nebenher Illustrationen für das Rollenspielmagazin „Casus Belli“ fertigte. Im Jahr seines Abschlusses landete er 1997 allerdings mit dem ersten Band der Serie „Das Dritte Testament“ nach dem Szenario von Xavier Dorison für den Verlag Glénat ein überaus erfolgreiches und von den Kritiken gefeiertes Debüt, dem bis 2003 noch weitere Bände folgten. 1998 erschien der Comic zu dem Film „Tomb Raider“ mit den Abenteuern von Lara Croft nach einem Szenario von Patrick Fréon (Pion). Und auch sonst zeigt sich Alex Alice ziemlich umtriebig, da er unter anderem in den Bereichen Illustrationen, Konzeptkunst und Animation tätig ist.

 

Wer sich in der Welt eines Richard Wagner auskennt oder aber den vielfältigen historischen Sagenschatz rund um die Nibelungensage zu schätzen weiß, der wird auch weiterhin verwundert die Augen reiben, was Autor Alice aus dem angestaubten Repertoire zaubert. Die postmoderne Interpretation, die den von Richard Wagner erschaffenen Ring-Mythos bereits im zweiten Band weit hinter sich ließ, hat nur noch vom Titel und mit einigen groben Handlungsfäden etwas mit dem „Original“ zu tun. Hier gelingt es Alice erzählerisch den Menschen Siegfried darzustellen, den es in seine Heimat, die Welt der Menschen drängt und der dem verlockenden Angebot seines Vaters widersteht. Auch die anderen Charaktere werden vertieft und können nun zum Schluss der Trilogie noch einmal richtig groß in Szene gesetzt werden, egal ob es Mime ist, der sogar mit dem Gedanken spielt, seinen eigenen Ziehsohn umzubringen. Selbst wenn die Figur des Mime in ihrer optischen Gestaltung immer wieder die Tendenz hat, in den Bereich „Funny“ abzugleiten, so beeindruckt doch die überzeugende Darstellung dieses Griesgrams im Angesicht seines nahenden Endes. Der Drachen Fafnir, dem ein überaus gelungener Auftritt in spektakulären Bildern geboten wird, ist ebenfalls weitaus mehr als nur das Opfer eines epischen Kampfes mit Siegfried. Hier beweist Alice sein Gespür für treffsichere Dialoge in einer sicheren Inszenierung, die dennoch nicht mit Texten überladen ist und langweilig daher kommt.

 

Wer meint, Alice hätte bereits mit einigen Passagen im zweiten Band die Grenzen seiner künstlerischen Möglichkeiten erreicht, der dürfte erneut erfreut sein über den visuellen Rausch, den er im vorliegenden Band geboten bekommt. Es gelingt Alice eine absolut stimmige Synthese von Bild und Text, die sich in der wunderbaren Komposition der Panels, der Perspektiven und der Darstellung seiner Akteure äußert. Die Akteure sind dabei durchweg dynamisch in ihrer Bewegung und auch die immer wieder abwechslungs- und detailreichen Bilder, die großformatig daher kommen und herrliche Blicke auf gekonnt in Szene gesetzte Hintergründe bieten, besitzen etwas Grandioses. Auch wenn der Band in vollkommener Dunkelheit seinen Anfang nimmt und von seiner Farbgestaltung kühlen und kräftigen Farben verpflichtet ist, so kehrt doch gegen Ende das Licht, mit einem ohne kitschig wirkenden, sondern wunderbar in Szene gesetzten Sonnenaufgang förmlich zurück.

 

Qualität, Ausstattung & Übersetzung

Wie so oft gibt es bei der Qualität des Splitter Verlages keinen Grund zur Klage. Der Käufer bekommt einen tadellos verarbeiteten und stabilen Hardcoverband, der mit seinem klaren Druckbild und der Beschaffenheit seines Papiers restlos überzeugt. In Sachen Ausstattung gibt es auch in diesem Band leider keine Extras, was recht bedauerlich ist, bei insgesamt rund 80 Seiten Comic die man präsentiert bekommt aber auch verständlich ist. Wer es gerne noch opulenter hätte, dem sei die auf 500 Exemplare limitierte Sonderausgabe dieses Bandes empfohlen, der es auf stolze 152 Seiten bringt und mit einer Fülle von zusätzlichen Informationen und Hintergründen aufwarten kann. Hier heißt es allerdings schnell zugreifen, da die Auflage nicht sonderlich hoch und die Nachfrage sicherlich groß sein wird. Die angenehm zu lesende Übersetzung stammt von der von mir immer wieder hochgeschätzten Tanja Krämling.

 

Fazit:

Auch wenn sich Alex Alice mit dem letzten Band fast zwei Jahre Zeit gelassen hat, so kann man doch auf jeden Fall feststellen, das sich das Warten gelohnt hat. Was hier präsentiert wird bewegt sich fernab von einer einfachen Adaption des klassischen Sagenstoffes, der einfach nur mit schönen Bildern hinterlegt und einem belanglosen Szenario dem Leser präsentiert wird. Hier gibt es eine gänzlich eigene Interpretation von Siegfried als Protagonisten zu entdecken, der auf einer ganz besonderen Suche ist, die zu guter Letzt auch von Erfolg gekrönt ist. Absolut stimmig ergänzen sich Bilder und Texte, wobei es insbesondere bei den Panels detailreich, opulent und gewaltig zugeht, so dass es eine wahre Freude ist, dem Fortgang des Szenarios auf den 80 Seiten zu folgen.

 

Man kann also insgesamt nur voll des Lobes über diese Reihe sein, die den Leser mit ihrer Handlung nicht unbedingt überrascht (dafür hält sich Alice doch irgendwo weitestgehend an den Sagenstoff), aber es auf jeden Fall schafft, nicht nur das Auge zu erfreuen sondern ein stimmiges und schlüssiges Szenario für einen zerrissenen Helden wider Willen darzustellen. Für mich auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung, die sich nicht nur an Freunde klassischer Sagengestalten richtet.