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All Star Batman - Collection
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 30.10.2012
Autor:Frank Miller, Jim Lee
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:DC
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:
Inhalt:252 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: All-Star Batman and Robin 1-10
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Da dieser Band die beiden ursprünglichen deutschen Ausgaben von All Star Batman umfasst, wird hier weitestgehend auf die Reviews zu diesen Heften zurückgegriffen, die zum ursprünglichen Release dieser Hefte veröffentlicht wurden. (Anm.d.Red.)

 

Frank Miller und Jim Lee sind sicherlich zwei Namen, die aus dem Comic-Business nicht mehr wegzudenken sind und gleichzeitig Garanten für Bestseller. Mit All Star Batman präsentieren sie eine sehr düstere Neu-Interpretation der Geschichte von Batman und Robin.

 

Inhalt:

Die Geschichte um Batman und Robin sollte eigentlich den meisten Fans bekannt sein, aber diese Version weicht an vielen Punkten von der „normalen“ Variante ab, weswegen ich sie hier nochmal kurz wiedergebe.“ (Anm.d.Red.)

 

Gotham City ist ein Sündenpfuhl voller Verbrechen und Gewalt. Batman versucht mit seinen zweifelhaften Methoden, dieses Problem in den Griff zu bekommen, was sich schwierig gestaltet, denn selbst die meisten Cops sind korrupt. Schon lang hat er den Jungen Dick Grayson im Auge, der in Batmans Augen ein vielversprechender Rekrut ist, denn Dick und seine Eltern sind Zirkusakrobaten. In Begleitung der umwerfenden Reporterin Vicky Vale besucht er deshalb als Bruce Wayne eine Zirkusvorstellung mit den Graysons. Plötzlich werden die Eltern des Jungen vor den Augen aller Zuschauer von einem Killer erschossen und Chaos bricht aus.

Zwar kann Batman den Killer dingfest machen, doch die korrupten Cops nehmen den Jungen mit, um ihn umzubringen. Batman unterbindet das und „entführt“ Dick in die Bathöhle, um ihn unter seine Fittiche zu nehmen. Außerdem sucht er nach den Auftraggebern des Killers.

Gleichzeitig machen sich mehr und mehr Nachahmer von Batman in Gotham breit. „Black Canary“ ist eine solche Nachahmerin - talentiert aber nicht ganz so gesetzestreu wie der dunkle Ritter selbst. Außerdem ist auch - die noch junge - Justice League (Gerechtigkeitsliga) auf Batman und seine Vorgehensweise aufmerksam geworden, und natürlich ist auch der Polizist James Gordon mit von der Partie…

 

Später dementiert Dick Grayson aka Robin vor der Presse, das er von Batman entführt wurde, sondern bezeichnet ihn als seinen Retter. Batman und Robin sind mittlerweile ein Team, das heißt Robin ist Batmans Sidekick. Die Beiden treffen auf Green Lantern, der mit der Art und Weise von Batman überhaupt nicht glücklich ist und dem dunklen Ritter die Leviten lesen will. Doch diese Begegnung läuft anders als der Mann mit dem grünen Ring sich gedacht hatte.

Derweil macht sich Batgirl, eigentlich die Tochter von Comissioner Jim Gordon, auf, das Böse in der Stadt selbst zu bekämpfen. Doch auch sie muss schnell einsehen, das das nicht so einfach ist, als sie von den Cops festgenommen wird. Währenddessen machen Catwoman und Black Canary Gotham City unsicher und hinterlassen eine Spur der Verwüstung…

 

 

Qualität, Stil & Übersetzung:

Frank Miller ist für düster-brutale Geschichten bekannt und genau damit glänzt der renommierte Autor auch in dieser Neu-Interpretation der Zusammenkunft von Batman und Robin. Der dunkle Ritter ist ohnehin schon immer recht düster gewesen und seine Methoden noch nie ganz astrein und liebenswert. Miller schaltet diesbezüglich mindestens drei Gänge hoch und präsentiert Batman fast schon als elitäres Arschloch, der keine Gefühle (gegenüber Robin) zeigt. Auch seine Vorgehensweise wirkt brutal und rücksichtlos. Batman nimmt hier sogar Kollateralschäden in Kauf, wenn er gegen das Verbrechen vorgeht, was Vicky Vale am eigenen Leib zu spüren bekommt. Selbst der so selbstkontrollierte Superman, der einen kleinen Gastauftritt hat, wird von Miller recht aggressiv dargestellt – für Superman-Verhältnisse versteht sich.

Doch zurück zu Batman und Robin. Der Hauptplot der Geschichte dreht sich auf jeden Fall darum, wie die beiden zu einem Team werden, auch wenn dies in diesem Band noch nicht abschließend erzählt wird. Dennoch ist die Beziehung zu Beginn alles andere als gut. Der 12-jährige Dick erhält keinen guten ersten Eindruck von Batman und dieser tut alles dafür, dass der Junge in hasst.

Miller erzählt seine Geschichte extrem düster und brutal, ganz so wie man es von ihm gewohnt ist. Dabei ist sie durchweg spannend und hat eine sehr hohe Erzählgeschwindigkeit, die keine Langeweile aufkommen lässt. Batman wirkt extrem rau und cool, lässt aber auch teilweise ungewöhnlich harte Sprüche von den Lippen. An einigen Stellen wirkt es allerdings selbst für Batman-Verhältnisse etwas übertrieben, gerade wenn es um die Verfolgungsjagd mit dem Batmobil geht.

Wie eingangs erwähnt, ist Jim Lee für die Artworks der Serie verantwortlich und man kann dazu nicht mehr sagen, als dass der Zeichner hier ein wahres Meisterwerk abliefert. Dieses passt zur Stimmung von Millers Geschichte wie die sprichwörtliche Faust auf das Auge. Zwar zeigt Lee den typischen Superhelden-Comic-Stil, aber er setzt diesen so genial und detailliert in Szene, dass man nur staunen kann. Batman wirkt einfach nur beängstigend, Vicky Vale und Wonderwoman sind einfach atemberaubend dargestellt und das gesamte Artwork wirkt absolut stimmig. Dabei spielt Lee geschickt mit Größen und der Anordnung der verschiedenen Panels, die die gesamte Bandbreite von ganz klein bis seitenfüllend und von brav angeordnet bis überlappend verschachtelt bieten. Auch der recht gewalttätige Grundtenor von Millers Story wird von Lee passend umgesetzt: Blut und Knochen fliegen en masse, glücklicherweise wird dabei nicht zu sehr übertrieben. Abschließend muss aber fairerweise noch erwähnt werden, dass es kleinere Ungereimtheiten in den Artworks gibt, die aber wahrscheinlich aber einfach aus Gründen der Stimmung begangen wurden. Zum Beispiel ist Bruce Waynes Gesichtsbehaarung im Zirkus penibel glatt rasiert, aber Batman hat wenige Minuten später plötzlich einen Drei-Tage-Bart.

 

Die Story geht nach dem ersten Zyklus nicht minder brutal, sexistisch und düster weiter.

Doch was ist mit Frank Miller los? Während der erste Zyklus hervorragend geschrieben war und eine einzigartige Story feilgeboten hat, hat Miller im späteren Verlauf (also dem ursprünglichen Heft 5) enorm nachgelassen und kann so gar nicht überzeugen. Sicher gibt es interessante Ansätze und auch ein paar der typischen bitterbös witzigen Dialoge und Kommentare, aber alles in allem wirkt dieser Doppelband - er beinhaltet zwei US-Ausgaben, nämlich die Nummern 9 und 10 - eher schwach und inhaltlos, was den Plot angeht. Auch wird dieser kaum vorangetrieben und dümpelt nur so vor sich hin. Das wird zum einen durch die verschiedenen Handlungsstränge klar, die alle nebeneinander her laufen, aber nicht wirklich etwas miteinander zu tun zu haben scheinen, zum Anderen entwickelt sich auch die Beziehung zwischen Robin und Batman nicht wirklich.

 

Der Band wird durch Ausnahmezeichner Jim Lee aber quasi gerettet, denn seine Artworks sind wieder atemberaubend, einem Meisterwerk gleich. Das fängt bei den Protagonisten an und hört bei den vielen Details auf, die die enorm aufwändigen Zeichnungen präsentieren. Das der Zeichner dabei seine Phantasien ebenso umsetzt, sieht man an den sehr aufreizend gezeichneten weiblichen Heldinnen, die im Comic so auftauchen.

Besonders in Szene gesetzt wird der Comic dabei auch durch die ansprechende Anordnung der Panels, die es quasi in allen Formen und Größen gibt. Aber die tollen Artworks von Jim Lee wären wohl auch nur die Hälfte wert, wenn nicht der Kolorist Alex Sinclair seine Farbgebung hier so akribisch vorgenommen hätte. Gerade der Teil, wo Batman und Robin auf Green Lantern treffen und alles in ein goldgelb getaucht ist, ist toll gemacht und weiß optisch zu überzeugen.

 

Fazit:

Wow! Hammer! Megastark! Kein Witz. „All Star Batman“ ist genau das, worauf ich bei Batman schon immer gewartet habe. Ein noch düsterer, brutalerer dunkler Ritter, der seine Rachegelüste kaum kontrollieren kann. Das Ganze wird von Miller und Lee in eine fesselnde Story gepackt, die den ersten Kontakt und die ersten Schritte von Batman und Robin erzählt. Gotham City besteht dabei nur aus Verbrechen und korrupten Cops. Batman wird von Miller quasi als Arschloch dargestellt, der weder Rücksicht auf den zukünftigen Robin nimmt, der gerade seine Eltern durch einen Mord verloren hat, noch auf Kollateralschäden achtet. Auch interessiert es ihn nicht, was aus den Verbrechern wird, die er zur Strecke bringt und mehr als einmal freut er sich in Gedanken darüber, dass sein Gegenüber ewig Schmerzen haben wird oder nie mehr richtig gehen kann.

Dabei zeigt Miller auch, dass Batman quasi dem Wahnsinn nahe ist, und sich nur schwer selbst kontrollieren kann. Außerdem ist er Zielscheibe der Öffentlichkeit sowie anderer Superhelden, die seine Vorgehensweisen mehr als daneben finden.

Die Artworks von Jim Lee sind einfach atemberaubend und nahezu perfekt. Wahrlich eine der besten Arbeiten, die ich je bei Superhelden-Comics gesehen habe. Lee setzt die düstere Stimmung von Millers Story perfekt um. Einfach herrlich.

 

Dummerweise ändert sich das nach dem ersten Zyklus spürbar und was ich zuvor noch als Non-Plus-Ultra bezeichnet und als den Batman-Comic schlechthin beschrieben habe, schafft es nun nicht mehr diesen Status weiter zu halten. Man muss enttäuscht feststellen, das Frank Miller scheinbar überfordert ist oder zu abgedreht weitergemacht hat. Auf jeden Fall kann die Story in diesem fünften Heft nicht wirklich überzeugen und hinkt an vielerlei Stellen. Nur Jim Lee rettet mit seinen State-of-the-Art Illustrationen ganz klar diesen Doppelband und macht den Comic zu einem Augenschmaus. Seine Artworks sind einfach atemberaubend und es gibt meiner Meinung nach kaum was Besseres auf dem Markt. Hier passt und sitzt einfach jeder Strich, jedes Panel, jedes Detail.

 

Wer die Reihe noch nicht kennt, ist mit diesem Sammelband auf jeden Fall bestens bedient und sollte zugreifen, wenn er mal eine wirklich andere Batman-Story lesen mag, denn auch wenn der hintere Teil ein wenig nachlässt, gehört diese Batman-Neuinterpretation zum Besten was man in den letzten Jahren dahingehend zu lesen bekommen hat – vorausgesetzt man kommt mit Frank Millers Hardcore-Stil klar.

 

Anzumerken ist, dass wer die beiden deutschen Einzelbände bereits besitzt, mit Ausnahme einer kompletten Covergalerie eigentlich keinen Mehrwert mit diesem Band erhält, denn außer das man alles in einem fetten Buch bekommt, ist nichts anders.