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Haunt 4
Bewertung:
(3.5)
Von: Gordon Gurray
Alias: Talamar
Am: 21.11.2012
Autor:Joe Casey, Nathan Fox
Typ:Comic / Graphic Novel
Setting:Haunt
VerlagPanini Comics
ISBN/ASIN:978-3-86201-391-3
Inhalt:104 Seiten, Softcover, US-Format, US-Originale: Haunt 19-22
Preis:14,95 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt:

Plötzliche Lebenswandel ist Daniel Kilgore ja mittlerweile gewöhnt, spätestens seit er den Geist seines toten Bruders um sich hat und mit ihm zum Haunt werden kann. Allerdings kommt es für Daniel nun richtig Dicke, denn während sich sein toter Bruder mehr und mehr verändert und er plötzlich beständig gegen Daniel agiert, taucht mit der Zweiten Kirche ein neuer und tödlicher Feind auf der Bühne auf, der es auf Daniel abgesehen hat. Daniel sucht Zuflucht bei der Agency, nur um zu erkennen, dass sowohl sie wie auch ihr geheimer Stützpunkt komplett von der Bildfläche verschwunden sind. Dann erwischt ihn die Zweite Kirche...

 

Schreibstil & Artwork:

Was ist denn bitte das?

"Haunt" begann als Ausnahme-Comicserie und schlug vor allem in den USA ein wie eine Bombe. Kein Wunder, haben sich für dieses Setting zwei der renommiertesten Künstler des Business zusammengeschlossen - Todd McFarlane und Robert Kirkman - die sich eine überzeugende Story ausgedacht haben. Dann waren da noch die Artworks von Greg Capullo und Bamm... ein umwerfender Agenten-Horror-Mix war geboren.

Doch nun haben die geistigen Väter des Haunts das Zepter an neue Leute weitergegeben (Joe Casey und Nathan Fox) und diese beiden Gesellen haben nichts Besseres zu tun, als das gesamte Konzept offensichtlich komplett umzukrempeln. Nicht nur das die beiden Hauptcharaktere sich plötzlich mehr als nur uneinig sind - was prinzipiell für die Story nicht mal ein schlechter Ansatz wäre - sondern auch die liebgewonnen Nebencharaktere sind quasi allesamt von der Bildfläche verschwunden. Dafür gibt es neue Gegner und auch neue Freunde. Auch vom Flair bewegt sich Haunt in eine spürbar andere Richtung, weg von dem Agenten-Ambiente und stärker zu Horror- und Mystery. Losgelöst gesehen ist das nicht mal schlecht, nur ist es eben was vollkommen anderes, als das, was man als bisheriger Haunt-Leser und Fan zu schätzen gelernt hat. Im Grunde hat man hier ein gänzlich anderes Comic vor sich und das ist schade, denn "Haunt" hatte in seiner ursprünglichen Version immer noch sehr viel Potenzial.

 

Mit der Zweiten Kirche, einem scheinbar übermächtigen Gegner, kommt ein neuer Feind einher. Das bringt für die neue Story durchaus Geschwindigkeit und Gehalt, wobei einige Ereignisse und Wendungen schon sehr offensichtlich und wenig überraschend sind. Und dann ist da noch Still Harvey Tubmann (der stark an den Big Lebowski guy erinnert), ein Surfer-Typ mit rasselndem Schwert, von dem man nicht so ganz weiß, was er eigentlich hier zu suchen hat und was er will.

 

Was "Haunt" aber immer noch definitiv hat, ist Tempo und hervorragend inszenierte Action. Das liegt nicht zuletzt auch an den Artworks von Nathan Fox, die zwar keineswegs an die Klasse eines Greg Capullos und dessen Illustrationen heranreichen, aber für sich gesehen, auf jeden Fall überzeugen können und schick aussehen. Fox glänzt mit einer dynamischen Inszenierung, die für sich allein schon für Geschwindigkeit sorgt, dabei aber auch sehr detailliert vorgeht d.h. sehr fein ausgearbeitete Panels präsentiert, die mitunter sogar schon etwas zu voll wirken. Gerade die Kampfszenen sehen toll aus und sind ein echter Bonuspunkt.

 

Fazit:

Früher war alles besser... gut bei Haunt ist das noch gar nicht so lange her und ganz so extrem würde ich es auch nicht ausdrücken, aber wer Haunt bisher wegen seinem tollen und ungewöhnlichen Agenten-Horror-Mix und den ausgefeilten Nebencharakteren liebgewonnen hat, der kann hier quasi aufhören, denn "Haunt" ist ab dem deutschen Band 4 nicht mehr das was es zuvor war. Das neue Kreativ-Team hat das Setting quasi von jetzt auf gleich komplett umgekrempelt und eine ganze Menge Drumherum einfach über Bord geworfen. Haunt ist immer noch spannend und auch ein lesenswertes Comic, aber es ist eben nicht mehr das was es zuvor war, geht jetzt mehr in Richtung Mystery und es gibt neue Feinde und Freunde. Die Artworks sind schick und sehen gut aus, kommen aber auch nicht an die Artworks des vorigen Zeichners heran. Also: Haunt-Fans sollten einen genauen und skeptischen Blick riskieren. Wer offen für Neues ist, ist hier aber richtig. Mir hat die vorige Haunt-Richtung besser gefallen, jetzt bewegt sich die Serie mehr und mehr Richtung Mystery-Einheitsbrei. Aber abwarten was demnächst noch so passiert!