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Unter Piraten 4 - Insel der toten Augen
Bewertung:
(3.9)
Von: Moritz Mehlem
Alias: Glgnfz
Am: 23.04.2013
Autor:James Jacobs
Übersetzer:Jan Enseling, Ulrich-Alexander Schmidt
Typ:Abenteuerpfad
System:Pathfinder
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-245-1
Inhalt:96 Seiten, vollfarbiges Softcover
Sprache:Deutsch

Inhalt

(Vorsicht Spoiler!!!)

Da ich die vier Bände des Abenteuerpfades im Regal stehen habe, kann ich beurteilen, dass dieses das unpiratigste Cover der Serie ist. Nur die Reling auf der Illusration verrät uns, dass wir uns auf einem Schiff befinden und von einer höher gelegenen Klippe aus von Riesen (später erfährt man, dass es Zyklopen sind) mit Steinbrocken beharkt werden. Sieht so aus, als bekämen wir es im Laufe des Abenteuers mit den Knilchen zu tun.

 

Haben die Helden sich in den vergangenen Abenteuern von den alleruntersten Deckschrubbern bis zu den Käpitänen eines Kaperfahrers im Bereich der Fesselinseln emporgearbeitet und in Teil drei bei der Regatta der Freien Kapitäne eine Insel gewonnen, so geht es in diesem Abenteuer darum, diese Insel bewohnbar zu machen.

 

Aber blicken wir kurz zurück, denn „Insel der toten Augen“ ist nach dem Vorwort ganz genau so aufgebaut wie alle anderen Bände der Abenteuerpfade, es gibt nämlich nicht nur das Abenteuer, sondern auch noch Setting-Infos und eine passende Kurzgeschichte:

- Abenteuer (46 Seiten)

- NSC (8 Seiten)

- Piratenschätze (2 Seiten)

- Geheimnisse der Fesselinseln – Settinginfos (6 Seiten)

- Die Lebensweise der Zyklopen (6 Seiten)

- Feinde mit Flossen und Federn – Die Chroniken der Kundschafter 4 von 6 (6 Seiten)

- Bestiarium (12 Seiten)

- Farbkarten (4 Seiten)

- Vorschau auf Band 5 (1 Seite)

Zusätzlich gibt es im Umschlag vorne eine Farbkarte der Fesselinseln und hinten 4 kurze Abenteueraufhänger. Apropos „Farbkarte“´- wie üblich ist die Produktion schick vollfarbig (sowohl im PDF als auch in der Prinfassung) und alles sieht aus wie aus einem Guss. Gegen die „production value“ der Paizs/Ulisses-Abenteuerpfade kann man beim besten Willen nichts sagen – da kann es nur Höchstnoten hageln.

 

Das eigentliche Abenteuer besteht aus zwei großen Elementen -. Einmal der (fast) völlig freien Erkundung der Insel. Klar – man will nicht alle möglichen Feinde und Unwägbarkeiten auf „seiner“ Heimatinsel rumkreuchen und –fleuchen haben, zum anderen aus einem Festbankett für die örtliche Piratenorganisation, auf die man als „Neulinge“ einen guten Eindruck machen will.

Okay – ganz genau genommen sind es vier Elemente, denn die Exploration ist hier der Übersicht halber in drei Teile unterteilt – die „Landnahme“, das verlassene Fort und die Ruinen von Ghol-Gar. Dass das Fort nicht komplett verlassen ist und in den Ruinen noch irgendjemand wohnt, sollte jedem klar sein. Dass man nicht alles und jeden kaputt hauen muss, dürfte eigentlich auch allgemein bekannt sein, aber ich möchte es an dieser Stelle noch mal erwähnen, denn nicht alle Konflikte und scheinbaren Probleme kriegerisch gelöst werden müssen. Wirklich ein großes Lob für diese drei Teile. Da gibt es viele überraschende Begegnungen und knackige Kämpfe.

Ist die Insel erst einmal übernommen, gilt es ein Bankett auszurichten, bei dem man ein Komitee aus Piratenherrschern beeindrucken muss, um sich eine gute Position im Rat der Fesselinseln zu sichern. Natürlich geht auch hier nicht alles glatt – so stehen 8 festgelegte Ereignisse an, die im Laufe der Veranstaltung passieren. Das ist zwar mechanisch nicht die allereleganteste Art und ein Weise ein solches Abenteuer aufzuziehen, aber dafür wird man mit einem wirklich coolen „Endboss“ und einem fast schon James-Bond-mäßigen Abschlussfeuerwerk entschädigt. Daumen rauf für das große Finale!

 

Mechanisch gefällt mir bei diesem Abenteuerpfad außerordentlich gut, wie mit dem „Respekt“-Wert umgegangen wird. So findet man zum Abschluss eine Liste aller Dinge, die man auf der Insel hätte erledigen können und ihre jeweilige Auswirkung auf den Respekt der Gruppe.

 

Weiteres Lob gibt es von mir für das Abenteuerpfad-Konzept mit wichtigen Hintergrundinformationen in den hinteren Teilen der Hefte. Die Kurzgeschichten von Robin D- Laws sind immer sehr treffend und vermitteln Flair, wohingegen hier beispielsweise der Abschnitt über die Zyklopen dem Spielleiter einiges an die Hand gibt, um den betreffenden Abschnitt des Abenteuers souveräner und „tiefer“ leiten zu können. Auch die neuen Monster tragen weiter dazu bei, dem Setting (das gerade mit solchen Wesen wie dem Korallenkapuziner und dem Werkrokofil auch gleich noch einen Tacken mehr abdreht) mehr Tiefe zu verleihen.

 

Noch eine kurze Anmerkung zum PDF: Ich hatte Probleme beim Runterladen mit meinem Tablet, was ich aber nicht Ulisses in die Schuhe schieben möchte, sondern eher meinem Geiz, der mich nicht direkt zur State-of-the-Art-Technik hat greifen lassen. Auch werden manchmal Grafiken nicht angezeigt oder ich habe weiße Quadrate mitten in einer Seite – aber auch das wird vermutlich eher an meiner Technologie liegen, als an der Datei; am Laptop und PC runtergeladen gibt es nämlich keinerlei Probleme.

 

 

Fazit:

Harrrrrr… piratige Angelegenheit, ihr Süßwassermatrosen!

Um das Modewort mal zu strapazieren – wir haben es hier im ersten Teil des Abenteuers mit einer fast reinen Sandbox zu tun – was sich aus dem Auftrag „Erforsche die Insel und sorge dafür, dass keine Feinde übrig bleiben!“, ergibt. Der zweite Teil – die Feierlichkeiten – verläuft dann zwar auch halbwegs frei, aber das System, wie es abgewickelt wird, schmeckt mir nicht ganz so gut, da es dann doch wieder etwas zu sehr auf Handwedelei hinausläuft.

Insgesamt haben wir hier aber einen wirklich gelungenen Mittelteil des (wie üblich) sechsbändigen Abenteuerpfades zu tun, der im großen Handlungsbogen der Reihe dafür sorgt, dass unseren Nachwuchspiraten anschließend ein eigenes Eiland als Basis zur Verfügung steht und dass sie in der „Piratengewerkschaft“ ein gewisses Standing aufbauen.

 

Abgesehen von den Feierlichkeiten im abschließenden Teil kommt recht wenig „piratiges Feeling“ auf, da wir uns zu 90% der Zeit auf der Insel befinden und es sich um ein recht gewöhnliches Explorationsabenteuer mit ein paar schönen Ideen handelt.

 

Trotzdem eine absolute Kaufempfehlung, wobei ich fast darauf tippen würde, dass man auf den gesamten Pfad über betrachtet auf diese Inselerkundung am ehesten verzichten könnte.