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Star Trek - Die neue Zeit 4
Bewertung:
(3.0)
Von: Marc Drozella
Alias: Xiam
Am: 07.04.2014
Autor:Mike Johnson, Stephen Molnar, Claudia Balboni
Typ:Graphic Novel
VerlagCross Cult
ISBN/ASIN:978-3-86425-206-8
Inhalt:104 Seiten, Softcover
Preis:14,80 EUR
Sprache:Deutsch

Inhalt (laut Klappentext)

Findet in diesem brandneuen Band heraus, wie Scotty und sein Alien-Kompagnon Mr. Keenser sich kennengelernt haben und wie der kleine Kerl zu einem Ingenieur der Sternenflotte wurde! Die Episode „Hendorff“ zeigt das Leben auf der Enterprise aus den Augen eines Redshirts!

Überblick

Ein neuer Band der Star Trek Comicreihe liegt zur Rezension vor und kaum ist er ausgepackt, steigt einem der angenehme Duft frisch gedruckter Comic Seiten in die Nase und breitet sich im Raum aus. Und wenn ich das schreibe, dann meine ich das so. Der Comicband riecht tatsächlich extrem nach Druckerschwärze. Tatsächlich gefällt mir der Geruch allerdings sogar.

 

Mit 104 Seiten etwas weniger stark als der Vorgängerband, doch nicht weniger voller Action und unterhaltsamer Lektüre präsentiert sich das neue Werk. Der Einband zeigt im Hintergrund das Rote Uniform-Shirt aus der neuen Zeit und unten im Vordergrund fünf gesichtslose Figuren, die ebenfalls rote Uniformhemden tragen. Zweifelsfrei zu erkennen ist nur Uhura als einzige Frau. In einer Zwischenebene sehen wir die Enterprise in der Draufsicht in einem Ausschnitt, der in der Form dem Sternenflotten-Delta entspricht. Farblich dunkel und bedeckt gehalten – Schwarz- und Rottöne überwiegen deutlich – vermittelt das Cover des Comicbandes eine eher düstere Stimmung.

 

Drei Geschichten finden wir in den Comicband. In der ersten Geschichte „Hendorff“ geht es um ein Abenteuer einer gleichnamigen Figur. Fähnrich Hendorff ist ein Mannschaftmitglied der Enterprise und er begleitet ein Außenteam, dem u.a. Captain Kirk, Doktor McCoy und Mr. Spock angehören. Eingebettet ist die Geschichte in eine Rahmenhandlung, in der Hendorff seinen Eltern zu Weihnachten eine Nachricht schickt und darin von diesem Einsatz erzählt. Erstmals wird in dieser Geschichte ein sogenanntes Redshirt zum Protagonisten und wir erfahren etwas mehr über das Leben an Bord der Enterprise abseits der Seniorcrew. Der Comicautor bricht dadurch mit den Konventionen, dass Redshirts für gewöhnlich namen- und mehr oder weniger gesichtslose Besatzungsmitglieder sind, die nur einen Zweck haben: durch ihren Tod die Gefährlichkeit einer Situation zu veranschaulichen.

In der zweiten Geschichte, „Keenser“, werden wir näher bekannt mit dem kleinen und nicht besonders gesprächigen Sidekick des Chefingenieurs der Enterprise. Keenser hatte nämlich durchaus ein Leben, bevor er an Bord des Flaggschiffs der Föderation gekommen ist. Wir erfahren, dass er auf seinem Heimatplaneten als zu groß gewachsen gilt und deswegen bereits als Kind gehänselt wurde, während er sich jetzt damit herumschlagen muss, dass die Einrichtung der Föderationsschiffe für Wesen geschaffen wurde, die eine deutlich größere Körpergröße haben. Wir erfahren, dass Keenser Zeuge des Erstkontakts seine Spezies mit der Sternenflotte war und dass er bereits als Jugendlicher ein großes Talent für Maschinen und Reparaturen hat, was ihn schließlich auf die Sternenflotten-Akademie verschlägt. Kurz, die gesamte Vorgeschichte des kleinen Mannes wird in dieser Geschichte zusammengefasst.

Als drittes schließlich nehmen uns die Autoren auf einen erneuten Ausflug in das Spiegeluniversum mit. Über diese dritte und längste Geschichte möchte ich inhaltlich gar nicht so viele Worte verlieren, denn sie stellt wie auch schon im letzten Band die Adaption und Neuinterpretation einer klassischen Fernseh-Episode dar, nämlich „Mirror, Mirror“ (dt.: „Ein Parallel-Universum“).

Von der Qualität der Zeichnungen her sind die drei Geschichten relativ unterschiedlich. Während die Zeichnungen der ersten Geschichte eine größere Realitätstreue aufweisen und insgesamt strahlende und lebendiger wirken, ist die zweite Geschichte fast durchgehend in dunklen Farben gehalten und zeigt einen deutlicheren Comicstil – was die Geschichte jedoch nicht schlecht macht. Die Zeichnungen der dritten Geschichte gefallen mir persönlich nicht so gut. Die Figuren wirken wie Wachsfiguren, zu ebenmäßig und zu idealisiert. Die Farbgebung ist zwar ansprechend, doch das Gefühl, die ganze Zeit nicht handelnden Charakteren sondern nur Abbildern davon zuzuschauen, irritiert mich als Leser schon arg.

Von der Handlung her gefällt mir wiederum die dritte Geschichte („Mirror, Mirror“) am besten. Sie ist ausführlich und verfügt über Wendungen, die das Geschehen unvorhersehbar machen und den Leser zu überraschen vermögen. Die erste Geschichte („Hendorff“) ist leider die ganze Zeit über viel zu vorhersehbar. Durch die Rahmenhandlung wissen wir bereits zu Beginn der Geschichte, dass Hendorff überleben wird, und auch die Frage wie er das schafft kommt leider an keiner Stelle richtig auf. Die zweite Geschichte („Keenser“) hingegen ist viel zu kurz um der Vorgeschichte dieser interessanten Figur auch nur ansatzweise gerecht zu werden. So hetzt der Leser von Bild zu Bild und von Station zu Station im Leben des kleinen Ingenieurs und kann am Ende nicht wirklich beurteilen, wie viel Zeit vom Beginn bis zum Schluss vergangen sein mag.

Fazit

Auf den comictypischen Nachteil, dass man mit einem Comic generell zum Preis eines Romans Unterhaltung für lediglich ein oder zwei kurzweilige Stunden erhält, muss wohl nicht weiter eingegangen werden, dies habe ich bereits im eine Rezension für den vorherigen Band ausführlich getan. Die Zeichnungen sind hochwertig, wenn auch der Stil nicht immer jeden Geschmack treffen mag. Die Atmosphäre der einzelnen Geschichten ist in den Bildern gut eingefangen, so dass den Zeichnern handwerklich in keiner Weise etwas vorzuwerfen ist. Die zweite Geschichte ist etwas zu schnell erzählt, die erste und die dritte machen jedoch nahezu alles richtig. Fans der Star Trek Comics sei der Band daher wärmstens ans Herz gelegt.