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Maus und Mystik
Bewertung:
(3.5)
Von: Matrix
Alias: Matrix
Am: 10.06.2014
Autor:Jerry Hawthorne
Typ:Brettspiel
VerlagHeidelberger Spieleverlag
ISBN/ASIN:4015566000964
Inhalt:1 Regelheft, 1 Schicksalstafel, 18 Begegnungskarten, 1 Geschichtenbuch, 8 doppelseitige Spielplanteile, 6 Heldenbögen, 6 Mausfiguren, 28 Maus-Fähigkeitskarten, 5 Aktionswürfel, 16 Gegnerfiguren, 71 Suchkarten, 3 Stanzbögen mit Markern
Sprache:Deutsch

Maus und Mystik ist ein Brettspiel, welches sich mit starken Anleihen an ein Rollenspiel in einem Fantasysetting bewegt, in dem es gilt, mit mutigen Mäusen Abenteuer zu bestehen.

Erster Eindruck

Das Spiel kommt in der üblichen Brettspielverpackung daher. Bereits auf der Schachtel kann man das wunderschöne Artwork sehen, welches sich durch das gesamte Material zieht. Der Stil ist sehr dunkel gehalten, mit stilvollen Illustrationen, schöner Typografie und angemessenen grafischen Elementen. Das Material und die Karten anzuschauen, macht bereits Spaß.

 

Das Spiel kommt mit einigem Spielmaterial daher, von Karten, Markern, über modularen Kacheln, die das Spielfeld darstellen, einer Übersichtstafel, hin zu Plastikfiguren. Diese sind äußert detailgenau modelliert, aber leider unbemalt, was aber auch kaum zu erwarten gewesen wäre. Im Internet lassen sich bereits Malanleitungen finden, was den Figuren zusätzliches Flair verleiht.

 

Die Spielregeln sind in einem ebenfalls schön gestaltenden Heft enthalten. „Maus und Mystik“ wird in Kapiteln gespielt, das „Geschichtsbuch“ ist das zweite, deutlich dickere Heft, mit dem das Spiel letztendlich gespielt wird.

Spielregeln

Maus und Mystik beinhaltet einige Rollenspielelemente, die von erfahrenen Spielern schnell und ohne weitere Probleme aufgegriffen werden dürften. So gibt es insgesamt sechs verschiedene Mäuse zur Auswahl, die jeweils eine oder mehrere Klassen haben. Jede Klasse bietet einen einzigartigen Vorteil, aus weiteren klassenspezifischen Fähigkeitskarten dürfen die Spieler eine weitere wählen. Jede Maus hat darüber hinaus Werte für den Angriff, Verteidigung, Geschwindigkeit und Gelehrsamkeit, die sich in verschiedenen Spielmechanismen wiederfinden und zum Tragen kommen. Die Lebenspunkte sind analog zu den Trefferpunkten im Rollenspiel die Einheit, die die Zähigkeit der Maus beschreibt. Sobald die Lebenspunkte weg sind, wird eine Maus jedoch nur gefangen, aber nicht getötet. Sie verliert sodann all ihre Gegenstände, Treffermarker sowie weitere Ausrüstungsobjekte und scheidet bis zum nächsten Zug aus dem Spiel aus, bevor sie wieder „befreit“ werden kann.

 

Maus und Mystik wird in Kapiteln gespielt, die zusammen eine Kampagne ergeben, die auch als zusammenhängende Geschichte gespielt werden kann. Jedes Kapitel stellt dabei einen eigenen Abschnitt dar, der sich durch einen eigenen Spielaufbau, Ziel, Gegner und Sonderregeln unterscheidet. Zu Beginn jedes Kapitels gibt es einen sehr stimmungsvollen Einführungstext, der in das Kapitel einführt. Den aufbautechnischen Anweisungen folgen die besonderen Regeln und Zielbedingungen.

 

Wie im Rollenspiel sind die Mäuse sodann frei, ihre Aktionen zu wählen. Dabei können sie aus einer Reihe an Tätigkeiten wählen, wie „Bewegen“, „Entdecken“ oder „Suchen“. Kämpfe sind in Maus und Mystik sehr präsent und nehmen einen zentralen Teil des Spieles ein. Dazu gibt es auch gesonderte Regeln, die auf einem einfachen Angriff/Verteidigungs-Wert System basieren, bei denen alle nicht abgeblockten Angriffspunkte zu Schaden führen.

 

Eine gewisse Komplexität erhält das Spiel vor allem durch seine mechanischen Details, wie verschiedenen Zuständen, besonderen Bewegungsregeln, den Sonderregeln jedes Kapitels, sowie Gegenständen, Tricks, Gruppengegenständen, Ereignissen, Waffen, Rüstungen und Accessoires, die im Spielverlauf gefunden werden können. Die Basisregeln sind daher schnell verinnerlicht, bis alle Details sitzen, braucht es aber eine gewisse Einspielzeit. Dies wird an mancher Stelle leider etwas unnötig erschwert, da die Regeln nicht ganz logisch strukturiert sind und so häufiges Blättern die Folge ist. So sind beispielsweise die Regeln für Hauptgegner gleich auf mehreren Seiten verteilt und müssen recht mühsam zusammen gesucht werden.

Spielerlebnis

Maus und Mystik konnte durch seine äußerst hübsche Aufmachung den anwesenden Spieler gleich einen positiven ersten Eindruck verschaffen. Auch beim Erklären des Spieles wurde sofort deutlich, was das Spiel besonders auszeichnet: Flair. So fanden sich auch die anderen Mitspieler begeistert von den detaillierten Figuren, den schön gezeichneten und erklärten Charakteren und den äußerst stimmigen Vorlesetexten und Geschichten, die in diesem Fantasy-Setting zu finden sind. Durch die Einarbeitung meinerseits konnte das Spiel relativ rasch gestartet werden. Hier bestätigte sich der Eindruck aus der Lektüre der Regeln, dass die Basisregeln schnell verstanden sind, an den Details aber etwas länger gefeilt werden muss. Wir haben das Spiel an einigen Stellen unterbrechen müssen und intensiv die Regeln gewälzt, bis alle Unklarheiten beseitigt waren. Bei einigen Regeln gab es auch durchaus Interpretationsspielraum, hier wäre eine präzisere Formulierung schön gewesen.

 

Der Schwierigkeitsgrad war für das erste Spiel überraschend knackig und so konnte das erste, als Einstieg konzipierte, Kapitel nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Erst beim zweiten Anlauf gelang der erfolgreiche Abschluss. Nach einigen weiteren Kapiteln zeigte sich trotz allen Flairs jedoch eine gewisse Ermüdung bei den Spielern. Das Spiel ist in sich äußerst kampflastig, durch das einfache Kampfsystem wird dies mit der Zeit etwas monoton. Zeitweise fand man sich an den Munchkin-Slogan „Trete die Tür ein, töte das Monster und klau seinen Schatz“ erinnert. Auch die Wiederspielbarkeit ist durch den Kapitelaufbau eher weniger gegeben. Es sind zwar bereits Erweiterungen erschienen, langfristig ist dies aber nur eine unbefriedigende Lösung für all jene, die mit der Ausstattung des Grundspieles zufrieden sind.

Fazit

Maus und Mystik ist ein wunderschön gestaltetes Spiel. Angefangen bei der Verpackung zieht sich ein klares künstlerisches Konzept durch das gesamte Spiel und kann insbesondere mit seinen schönen Illustrationen und Materialien begeistern und stellt somit die Stärke von Maus und Mystik dar. Die Regeln haben Rollenspielcharakter, sind aber für das Brettspiel stark abstrahiert worden. Die Basisregeln sind schnell angeeignet, in den Details kann man sich, auch dank manch schwammiger Formulierung, verheddern. Der kapitelweise Aufbau bietet beim erstmaligen Spielen eine schöne Geschichte und viel Flair, leider wird es durch die stark gehäuften Kämpfe in Kombination mit einem eher simplen Kampfsystem recht schnell monoton.

Wer nach einem schönen Spiel Ausschau hält, das insbesondere durch Flair, statt durch ausgefuchste Spielmechanismen punktet, kann Maus und Mystik durchaus einen Versuch geben. Besonders als Einstiegsspiel, welches sodann den Übergang zum „richtigen“ Rollenspiel darstellt, kann dieses Spiel durchaus dienen. Für alle Regel- und Taktikfans ist das Spiel eher nicht anzuraten.