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Pathfinder Kampagnenwelt - Almanach der fernen Welten
Bewertung:
(4.7)
Von: Mathias Jäger
Alias: Hunter
Am: 04.09.2014
Autor:James L. Sutter
Übersetzer:Anne-Janine Naujoks-Sprengel
Typ:Settingbeschreibung
System:Pathfinder
Setting:Golarion
VerlagUlisses Spiele
ISBN/ASIN:978-3-86889-787-6
Inhalt:68 Seiten, PDF (auch als Softcover erhältich)
Preis:19,95 EUR
Sprache:Deutsch

Der Weltraum, unendlich Weiten. Dies sind die Abenteuer von Spielercharakteren, welche auszogen um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Millionen Kilometer von Golarion entfernt dringen sie dabei in Gebiete vor, die nie ein Abenteurer zuvor gesehen hat.

 

So könnte der Klappentext für den neuen Kampagnenband der Pathfinder Welt Golarion lauten. Denn genau darum geht es hier. Im üblichen Format von 68 Seiten werden die Planeten jenes Sonnensystems vorgestellt, von dem auch Golarion ein Teil ist. Aber nicht nur die Planeten werden beschrieben, sondern auch all das Leben und die Zivilisationen, die sich darauf befinden. Und davon gibt es eine Menge, denn Leben gibt es hier jede Menge.

 

 

Inhalt

Nacheinander werden in dem Band die zwölf Planeten des Sonnensystems und ihre Monde, sowie die Sonne (ja, auch die Sonne!) vorgestellt. Bei dieser Menge an Objekten ist es verständlich, dass für Details nicht genug Platz bleibt. Dennoch schafft es Paizo zu jedem Planeten einen kurzen Abriss der Geschichte, eine Darstellung der aktuellen politischen Situation, ein paar interessante Orte, Abenteueraufhänger und eine Übersichtskarte des Planeten unterzubringen. Die fehlende Detailbetrachtung der Planeten und Monde stört dabei jedoch nicht wirklich, denn es wird schlicht und ergreifend einfach sehr tief in die Klischee-Kiste gegriffen und auch nicht davor zurückgescheut, großzügig Parallelen zu unserem Sonnensystem zu ziehen.

 

Die innerste Welt des Sonnensystems ist Aballon. Sie ist aufgrund der Nähe zur Sonne glühend heiß und von einer Asimovschen Roboterzivilisation bewohnt. Der zweite Planet nennt sich Castrovel und ist eine von Wolken verhüllte und dampfenden Dschungeln bedeckte urzeitliche Welt; inklusive Dinosauriern und Rieseninsekten. Damit entspricht sie genau dem Bild, welches Utopisten von der Venus hatten, bevor die ersten Raumsonden ihre Wolkendecke durchstießen. Die Welt ist außerdem der Zufluchtsort der Elfen, den sie aufgrund des Himmelsfalls in Golarion aufgesucht haben.

 

Der dritte Planet ist Golarion selbst. Hier wird mehr auf den Mond eingegangen, auf dessen dunkler Seite sich eine Basis des untergegangenen Reichs der Azlanti befindet (Iron Skies…). Auf Golarion folgt Aktion, der rote, kalte Wüstenplanet – eine direkte Kopie des realen Mars. Kenner von John Carter werden sich hier sofort heimisch fühlen, und das ist angesichts der direkten Kopien der dort lebenden Spezies wohl auch beabsichtigt. Der fünfte Planet ist Verces, der die Frage beantwortet, ob ein rotationsgebundener Planet (er wendet der Sonne immer die gleiche Seite zu) Leben beherbergen kann: Ja er kann. Auf einem schmalen Streifen in der Zwielichtzone entwickelte sich eine hochentwickelte Zivilisation, welche auch die Raumfahrt beherrscht und einen Weltraumfahrstuhl errichtet hat.

 

Als nächstes folgen die Überreste zweier Welten, die heute einen Asteroidengürtel bilden (hier wird eine alte Theorie aus der Astronomie und der Science Fiction aufgegriffen). Heute treiben sich in den Trümmern der „Diaspora“ noch Weltraumpiraten und Schatzsucher herum. Außerdem findet man hier ein Volk, welches mit riesigen energetischen Flügeln auf dem Sonnenwind reitet – Dan Simmons Hyperion lässt grüßen. Der Planet jenseits des Asteroidengürtels trägt den Namen Eox und wird nur noch von Untoten bewohnt – sie wurden durch eine planetenweite Katastrophe in solche Verwandelt.

 

Triaxus ist die nächste Welt. Sie hat eine extrem exzentrische Umlaufbahn, wodurch die Jahreszeiten unterschiedlicher nicht sein könnten. Die Welt, welche auch im Abenteuerpfad „Die Winterkönigin“ eine größere Rolle spielt, wird dabei von einem Volk aus Drachenreitern bewohnt. Wer sich jetzt an die alte Buchserie „Die Drachenreiter von Pern“ erinnert fühlt: ich glaube, das ist ebenfalls beabsichtigt. Die nun folgenden beiden Planeten – Liavara und Breheda – sind Gasriesen, welche ebenfalls bewohnt sind. In den oberen Gasschichten dieser Planeten leben riesige Geschöpfe, die durch die Atmosphäre gleiten. In den Ringen von Liavara findet man außerdem Weltraumwale, Kreaturen groß und schnell genug um die Distanzen zwischen den Planeten und sogar zwischen einzelnen Sonnen zurückzulegen. Praktischerweise kann man sich von ihnen verschlucken lassen und sie so als Gefährt zweckentfremden.

 

Nach den beiden Gasriesen folgen zwei Welten, die streng genommen nicht Teil des Sonnensystems sind: Apostae, ein durchtunnelter Felsbrocken aus dem interstellaren Raum, bewohnt von eigenartigen Kreaturen („Es ist eine Raumstation und kein Mond!“), und Aucturn. Letztere ist die einzige Welt, welche nicht durch Portale mit den anderen Planeten verbunden ist (einige dieser Portale führen auch aus dem Sonnensystem hinaus, wie bei Stargate), dafür aber von Wesen bewohnt wird, welche die Großen Alten anbeten – eine weitere der vielen Cthulhu Referenzen in Golarion.

 

Die letzten beiden Kapitel sind kurz und beschäftigen sich damit, worauf man als Abenteurer zwischen den Welten vorbereiten sollte – Vakuum, unterschiedliche Gravitation, feindliche Umwelt – und stellen sechs außergolarische Wesen vor.

 

Deutsche Übersetzung

Die deutsche Übersetzung ist wie üblich gelungen und es gibt nichts daran auszusetzen.

 

 

Fazit:

Um es kurz zu machen: Ich liebe diesen Band! Ja, er strotzt vor Klischees, aber nur so ist es auch möglich, die geballte Menge an Informationen unterzubringen. Jeder, der die entsprechenden Referenzen kennt, auf die sich die Welten beziehen, braucht nicht mehr als drei bis vier Seiten um sich auszumalen, welche Abenteuer man hier spielen könnte. Zumal die Aufhänger weitere Ideen liefern. Selbstverständlich muss man Pulp und der Idee des interplanetaren Reisens an sich etwas abgewinnen können. Wenn man sich aber darauf einlassen kann und möchte, bietet dieser Ban alles was notwendig ist um wie John Carter ein kurzes Abenteuer auf dem roten Planeten zu erleben und dort die Prinzessin zu retten. Ob das gelieferte Material ausreicht um ganze Kampagnen auf den einzelnen Planeten zu spielen, ist wiederum zweifelhaft, aber dafür ist dieser Band auch nicht ausgelegt.

 

Da einzig negative, was man dem Band vorwerfen kann, ist die schiere Anzahl an Planeten und Monden. Zwei, drei bewohnte Planeten weniger, wären immer noch genug gewesen und hätten den anderen etwas mehr Platz gegeben – von etwas mehr Realismus ganz zu schweigen.