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Firefly – Das Spiel
Bewertung:
(4.2)
Von: Mathias Jäger
Alias: Hunter
Am: 03.08.2015
Autor:Sean Sweigart Aaron Dill
Übersetzer:Thomas Römer
Typ:Brettspiel
Setting:Firefly
VerlagHeidelberger Spieleverlag
ISBN/ASIN:
Inhalt:
Preis:49,99
Sprache:Deutsch

Die nach nur einer Staffel abgesetzte Serie Firefly, welche eine wilde Mischung aus Science Fiction und Western im Weltall darstellte, zieht nach und nach immer weitere Kreise im Merchandise-Sektor, zumal die Serie und der anschließende Kinofilm eine riesige Anzahl an Fans weltweit hat. Daher war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch ein Brettspiel zu dem Thema herausgebracht wurde. „Firefly – Das Spiel“ ist genau das.

 

Das Spiel ist laut Packung für 1 - 4 Spieler geeignet. Da der deutschen Version jedoch standardmäßig ein Schiff für einen fünften Spieler beiliegt (im englischen nur als Promo-Artikel erhältlich), gibt es eigentlich keinen Grund, warum man es nicht auch zu fünft spielen könnte. Alleine lässt sich das Spiel in einer Stunde durchspielen, für jeden weiteren Mitspieler steigt die Zeit um etwa 30 Minuten.

 

Spielprinzip

Das Firefly Brettspiel ist im Grunde genommen ein simples Lade- und Lieferspiel. Mit seinem Raumschiff – natürlich ein Schiff der Firefly-Klasse – fliegt man durch das `Verse, nimmt legale und illegale, moralische und unmoralische, Aufträge von verschiedenen Auftraggebern an und versucht, diese anschließend auf anderen Planeten des `Verse zu erfüllen. Dabei werden Passagiere, Flüchtlinge, Fracht und Schmuggelware transportiert und stets sieht man sich der Gefahr gegenüber, entweder vom Kreuzer der Allianz – einer Art Polizeipatrouille im Weltraum – aufgebracht, oder von den Reavern – Weltraumkannibalen – gefressen zu werden. Damit aber nicht genug, viele Aufträge bringen es mit sich, dass man zu Beginn oder zum Ende der Mission Provokationskarten ziehen muss. Diese Karten stellen Hindernisse dar, die es zu überwinden gilt. Je nach Hinderniss gilt es dann entsprechende Fertigkeiten in Kampf, Technik oder Verhandeln mitzubringen – manchmal erlauben auch spezielle Charaktere oder Ausrüstungsgegenstände, Hindernisse zielsicher zu überwinden.

 

Damit kommen wir auch schon zu einem weiteren wichtigen Merkmal des Spiels: Schwierige Missionen sind ohne eine breit aufgestellte Crew und gute Ausrüstung gar nicht oder nur mit viel Glück zu schaffen. Man arbeitet sich also sukzessive über einfache Aufträge vor, erwirbt an verschiedenen Planeten neue Crew, Schiffsausbauten und Ausrüstungsgegenstände und wagt sich erst dann an die Aufträge von berüchtigteren Auftraggebern. Diese sind zwar schwerer, bringen aber auch mehr Gewinn ein. Nebenbei sollte man aber auch nie vergessen für Treibstoff und Ersatzteile an Bord zu sorgen, seine Crew zu bezahlen und diese auch noch glücklich zu halten.

 

Was ist nun eigentlich das Ziel des Spieles? Nun, man kann als Ziel erklären, möglichst viel Geld anzuhäufen, man kann aber auch andere Ziele wählen. Dem Spiel liegen mehrere Karten bei, wovon sich die Spieler vor Spielbeginn eine aussuchen. Einige der dabei vorgestellten Szenarien erzählen dabei ganze Geschichten, die gut und gerne auch ein Abenteuer für eine Rollenspielrunde abgeben würden. Es liegt dem Spiel auch eine Auftragskarte bei, die es erlaubt, alleine gegen die Zeit zu spielen.

 

Um an das jeweilige Ziel zu kommen stehen jedem Spieler pro Runde zwei von vier unterschiedlichen Aktionen zur Verfügung:

 

Flug: Entweder kann man sich via Schleichfahrt ein Feld weit bewegen oder unter Vollschub (was auch Treibstoff benötigt), so weit, wie es der eingebaute Antrieb hergibt. Fliegt man unter Vollschub, muss man für jedes Feld eine Flugkarte ziehen, auf der interessante Zwischenfälle passieren können. Wie auch Provokationskarten, bieten auch die meisten Flugkarten zwei Optionen an, wie man anstehende Probleme überwinden kann, wodurch die wenigsten unschaffbar sind.

 

Kaufen: Ist man auf einem Versorgungsplaneten, kann man sich mit neuen Ausrüstungsgegenständen, Crew und Schiffsausbauten eindecken. Jeder Versorgungsplanet setzt dabei andere Schwerpunkte, wodurch man – wenn möglich – planen sollte, wo man einkaufen geht.

 

Deals: Auf einigen Planeten sitzen Arbeitgeber, welche dich mit Jobs versorgen. Einen Deal für einen Job auszuhandeln, ist ebenfalls eine Aktion.

 

Arbeit: Das ein- und ausladen von Fracht und Passagieren, das Überfallen von Zügen und ähnliche Dinge sind unter Arbeit zusammengefasst.

 

Material

Das Spiel kommt mit Karten. Mit vielen Karten. Mit sehr, sehr vielen Karten! Und einem großen Spielfeld. Tatsächlich wurde es auf unserem großen Küchentisch, auf dem sich problemlos Twilight Imperium mit sechs Leuten spielen lässt, schon fast zu eng. Die Karten sind groß, von guter Qualität und mit schönen Motiven bedruckt. Genauso wie das Geld fangen sie mit ihrem Stil die Atmosphäre der Serie gut ein. Neben den fünf Modellen der Spielerraumschiffe gibt es noch je ein Modell für ein Reaverschiff und einen Allianzkreuzer. Auch hier sind die Modelle schön geraten, auch wenn die Farben der Firefly Schiffe etwas gewöhnungsbedürftig sind. Alles in allem ist das Material aber durchwegs von hoher Qualität und übersteht sicherlich zahlreiche Spieleabende ohne Probleme.

Fazit:

Firefly hat einen relativ simplen Grundmechanismus, womit es das Rad eindeutig nicht neu erfindet. Aber es fügt einem altbekannten Prinzip neue Details hinzu, wodurch es wieder sehr ansprechend wird. Gerade die vielen Referenzen zur Serie und das exzellente Wiedergeben der dort vorherrschenden Atmosphäre macht das Spiel für einen Fan natürlich zu einem absoluten Pflichtkauf. Wenn man Aufträge von aus der Serie bekannten zwielichtigen Gestalten annimmt (jeder Auftrag ist hierbei mit einer kleinen Hintergrundgeschichte versehen) und sich mit seiner zusammengewürfelten Crew den Provokationskarten stellt (auf denen ebenfalls immer in wenigen Worten eine Situation beschrieben wird), fühlt man sich fast wie Malcolm Reynolds und in eine Folge der Serie versetzt.

 

Wo viel Licht ist, ist natürlich auch Schatten: Taktiker werden mit dem Spiel nicht viel Freude haben. Zu viel ist glücksabhängig. Welche Aufträge ziehe ich, was steht mir zum Kauf auf dem Planeten zur Verfügung, was wird mir in der Leere zwischen den Planeten zustoßen… Dadurch dass es eine große Anzahl an Subfertigkeiten und speziellen Gegenständen gibt, ist es unmöglich, dann auch noch das gerade zur Hand zu haben, was der jeweilige Auftrag oder die jeweilige Situation gerade erfordern. Es braucht einfach Glück. Wenn man sich damit abgefunden hat und einem das Gewinnen zweitrangig gegenüber einem unterhaltsamen Abend mit unerwarteten Wendungen ist, wird man aber auch hier nichts falsch machen.

 

Es gibt nur zwei Dinge, die in unseren Spielerunden durchwegs bekrittelt wurden. Zum einen die zahlreichen unterschiedlichen Kartenstapel auf dem Tisch und die vielen Karten, die man vor sich ausliegen hat. Gerade Schiffsausbauten nehmen hierbei noch einmal viel Platz weg (wobei sie so teuer sind, dass sie nur selten gekauft werden). Hier hätten alle Spieler es vorgezogen, wenn die Schiffe von Anfang an unterschiedliche Fähigkeiten besessen hätten, anstatt sie später – während des Spiels – nachrüsten zu können. Zum anderen die fast vollkommen fehlende Interaktion der Spieler untereinander. Außer durch die Bewegung des Allianzkreuzers und des Reaverschiffes gibt es keine Möglichkeit seinen Gegnern das Leben schwer zu machen und so kreuzt man mehr nebeneinander als miteinander durch das Verse. Eine in Englisch bereits vorhandene Erweiterung behebt diese Problematik jedoch.

 

Als abschließendes Fazit ist zu sagen, dass das Spiel für Fans der Serie und des Kinofilms ein absoluter Pflichtkauf ist. Leute, welche die Serie nicht kennen, werden mit vielen Referenzen wohl wenig anfangen können. Für sie ist aber immer noch ein schön gemachtes, unterhaltsames Spiel mit hohem Glücksfaktor, mit dem man einen schönen Abend verbringen kann.