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Chaositech
Bewertung:
(3.8)
Von: Markus Busse
Am: 26.05.2004
Autor:Monte Cook
Typ:
System:D20 v3.5
Setting:Sourcebook
VerlagMalhavoc Press
ISBN/ASIN:1-58846-056-8
Inhalt:112 Seiten, Softcover
Sprache:Englisch

Chaositech

„Chaositech“ ist ein neues Quellenwerk aus dem Hause Malhavoc Press, das voll kompatibel zu D&D v3.5 ist. Es stammt aus der Feder des berühmt-berüchtigten Regelwerk- und Abenteuer-Autor Monte Cook und umfasst insgesamt 112 Seiten. Es umfasst neben einer Einführung und einem Anhang insgesamt sechs Kapitel, auf die im Einzelnen eingegangen werden.

 

Das Artwork (ausschließlich in schwarz-weiß) des Buches ist im ganzen solide, ohne allerdings wirklich glänzen zu können. Die Aufmachung des Werkes ist insgesamt als schlicht zu bezeichnen.

 

In der Einführung wird auf einigen Seiten kurz auf den Inhalt und den Sinn des Buches eingegangen. Als erstes wird erläutert, was Chaositech eigentlich ist: Es ist weder Magie, noch Technik im herkömmlichen Sinne, sondern eine von Chaos beeinflusste böse Technologie, die Körper und Geist massiv beeinflusst. Chaositech wird in diesem Zusammenhang als „der böse Zwilling“ der normalen Technologie bezeichnet, die nicht dem normalen Verlauf der Physik folgt. Als Beispiel wird hier Frankensteins Monster angeführt. Chaositech trifft man in zwei Formen an: Einerseits in Form von Gegenständen, die vom Chaos beeinflusst sind, andererseits in Form von Implantaten, die im Körper von Wesen quasi „leben“ und diesen auf morbide Art verändern. Weiterhin werden in der Einführung einige Möglichkeiten aufgezeigt, wie man Chaositech in eine Kampagne einbauen kann. Meiner Meinung nach dürfte dies aber in traditionellen Kampagnen fast ein Ding der Unmöglichkeit sein....

 

Chaos

Im ersten, 10 Seiten umfassenden, Kapitel wird „Chaos“ erläutert. Es geht hierbei nicht allein um „chaotisch“ in Bezug auf die Gesinnungen, sondern um die Vernichtung von Recht und Ordnung in der bestehenden Welt mit allen Mitteln. Wahnsinn und Zerstörung sind die Ziele, die durch Einsatz von Chaos erreicht werden sollen, was letztendlich die Zerstörung der Welt bedeuten würde.

Als Wesen, die dieses Chaos repräsentieren, werden erstmals die „Galchutt“ vorgestellt, uralte Götter, die bei der Entstehung des Universums dabei waren und es als mangelhaft befunden haben und nun seine Zerstörung suchen. Auf die „Galchutt“ wird in Kapitel 6 näher eingegangen.

Im weiteren Verlauf des Kapitels werden einige Kulte dargestellt, die dem Chaos dienen und zwar in verschiedenster Form. Insgesamt sind es sieben Kulte, von denen einige stimmig sind, andere dagegen sehr „abgefahren“. Den einen oder anderen Hintergrund dieser Kulte kann man sicherlich in normale Kampagnen einbauen und verwenden.

Den Abschluss bilden einige neue Zaubersprüche im Zusammenhang mit Chaositech/Chaos, die teilweise recht stimmig sind, teilweise aber auch sehr mächtig.

 

Bones of Steel

Im zweiten Kapitel (23 Seiten) wird die erste Form des Chaositech vorgestellt, nämlich die Gegenstände, die vom Chaos beeinflusst sind und auch den Anwender beeinflussen. Es handelt sich meist um Waffen oder Rüstungen mit besonderen Eigenschaften, die wohl wirklich als chaotisch und böse anzusehen sind.

Da haben wir z.B. die Chain Blade, was praktisch nicht anderes ist, als ein Schwert, dass auch als Kettensäge funktioniert. Oder der Drilling Spear, dessen Spitze rotiert, während er in das Fleisch des Opfers eindringt (warum musste ich dabei bloß an Anthony Perkins in „The Black Hole“ denken ?).

Des weiteren werden Bomben eingeführt, die geworfen werden müssen, Emitter, die wie futuristische Laserwaffen anmuten und verschiedene Effekte hervorrufen und Rüstungen, die an jene aus dem Film „Predator“ erinnern.

Hier sind wirklich einige sehr „kranke“ Sachen aufgeführt, teilweise sehr futuristisch, teilweise „abgefahren“ und teilweise einfach so fies und gemein, dass sie ohne Probleme wohl auch den Weg ins Book of Vile Darkness hätten finden können. Vieles wird natürlich nie in eine normale Kampagne passen, aber das ein oder andere Stück wird man sicherlich einbauen können.

 

Betryal of Flesh

Das dritte Kapitel (21 Seiten) befasst sich dann mit der noch unheimlicheren Site des Chaositech, den Implantaten. Wer „Shadowrun“ kennt und mag, wird hier seine Ware Freude dran haben, denn es gilt das Motto: Nichts ist unmöglich !

Einen Drachenkopf an die Schulter implantiert ? Kein Problem.

Ein zweites Rückgrat ? Wird gemacht.

Ein beschleunigtes Herz und damit verbundene Adrenalinausschüttung, um für einen Moment schneller zu sein ? Wird eingepflanzt.

Oder es werden ganze Gliedmassen wie Augen, Arme, Beine durch bestimmte Formen von Chaositech ersetzt, so dass der Arm auf einmal in einem Hammer endet oder der Kiefer so geformt wird, dass man ein Gebiss wie der „Beißer“ aus den James Bond-Filmen hat.

Hirnimplantate, Hautverstärker, Biokristalle.....all dieses wird in dem Kapitel behandelt. Vieles ist sehr, sehr abgefahren und man fragt sich, wie man es verwenden soll. Ich war sehr fasziniert von dem Ganzen, doch auch sehr ratlos.

 

Blessed Mutations

Chaositech bleibt, wie schon erwähnt, nicht ohne Folgen für den Anwender. Abgesehen von einer Gesinnungsverschiebung bei längerer Anwendung von Chaositech, kann es auch zu wesentlich schlimmeren Auswirkungen kommen: Mutationen !

Kapitel 3 stellt drei Schablonen vor, die ein Charakter irgendwann erlangen wird, wenn er sich zuviel mit Chaositech beschäftigt. Sind es am Anfang noch recht harmlose und nicht sichtbare Mutationen, die vor allem Vorteile in sich bergen, so ist auf der letzten Stufe der perfekte Mutant vorhanden.

Es gibt hier zahlreiche Tabellen, auf denen die „Blessings“ und die „Drawbacks“ ausgewürfelt werden und bei einem Probelauf ist bei mir z.B. folgendes entstanden:

Mein fiktiver Charakter bekam die Schablone der „Major Mutation“ (Level Adjustment +3) und neben horrenden Boni auf die Attribute (ausgenommen Charisma, wo er 4 Punkte verlor) noch folgende Fähigkeiten. Der Charakter bekam sowohl die „Scent“ wie auch die „Tremorsense“-Ability und konnte auf 20ft Reichweite mit 50prozentiger Wahrscheinlichkeit Krankheiten entdecken. Zusätzlich konnte er aufgrund seiner Pheromone dreimal am Tag „Charm Person“ benutzen und fünfmal am Tag Eisbolzen aus seiner Hand verschießen. Allerdings hatte er seine kleine Augen und in Stresssituationen wie etwa ein Kampf bestand die 10prozentige Gefahr, dass er von spasmischen Anfällen betroffen wurde und damit hilflos wurde.

Wer so etwas immer schon spielen wollte, bekommt hier die Gelegenheit. Oder auch ein SL kann hier mal wirklich einen unheimlichen Gegner „zusammenbauen“.

 

Chaos Slaves und Master of Chaos

Die beiden letzten Kapitel lassen sich relativ schnell zusammenfassen. In „Chaos Slaves“ werden zwei Prestigeklassen vorgestellt, zum einen der „Chaositechnican“, der Chaositech herstellen, reparieren und implantieren kann, zum anderen der „Machine Mage“, der seine Zauberkraft mittels Chaositech verstärkt. Des weiteren werden drei Monster-Schablonen in Zusammenhang mit Chaositech eingeführt.

Kein schlechtes Kapitel, aber auch nicht wirklich spannend oder inspirierend.

„Master of Chaos“ beinhaltet die Werte und Hintergründe der schon erwähnten alten Götter „Galchutt“, die aber wohl nur in Epic-Kampagnen zu gebrauchen sind.

 

Den Abschluss des Buches bildet ein Anhang, wo alle erwähnten Gegenstände nochmals mit Preis und Seitenzahl ihrer Beschreibung aufgelistet sind, was die Suche nach einzelnen Dingen natürlich immens erleichtert.

 

Fazit:

Tja, was soll ich sagen ?

Ich habe hier ein Buch, dass in sich stimmig ist, teilweise sehr faszinierend und gar beängstigend (der EN-World-Rezensent wurde danach krank, also drückt mir die Daumen).....und weiß nicht, wie ich es verwenden soll. Die meisten hier vorgeschlagenen Dinge können meiner Meinung nach einfach nicht in eine Standardkampagne eingebracht werden, weil es entweder generell zu „abgefahren“ ist oder auch das Gleichgewicht einer Kampagne empfindlich stören könnte. Wer aber immer schon eine „Fantasy meets Cyberpunk meets Cthulhu meets Mutants“-Kampagne spielen wollte, dem sei das Werk wärmstens ans Herz gelegt. Es hat zwar einige Schwächen, meist bei der Balance, aber im Großen und Ganzen ist es gut.