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Doom - Das Brettspiel
Bewertung:
(4.5)
Von: Gordon Gurray
Am: 30.11.2005
Autor:-
Typ:
System:Brettspiel
Setting:Doom
VerlagHeidelberger Spieleverlag
ISBN/ASIN:-
Inhalt:Siehe Rezension
Sprache:Deutsch

Doom - Das Brettspiel

Vom 3D-Shooter Doom, welchen es mittlerweile in drei Teilen gibt, hat wahrscheinlich schon jeder mal gehört - sei es Negatives oder auch Positives. Der recht bekannte amerikanische Spielehersteller Fantasy Flight Games (FFG), der viele erstklassige Fantasy- und Actionbrettspiele entwickelt hat, hat sich schon vor einiger Zeit die Rechte an einer Brettspielvariante des Shooter-Klassiker gesichert. Der deutsche Vertriebspartner von FFG – der Heidelberger Spieleverlag – hat die amerikanische Version ins Deutsche übersetzt.

 

<b<Der erste Eindruck:</b>

Schon die Verpackung ist üppig und schon das Gewicht der typisch quadratischen Pappbox läßt auf einigen Inhalt spekulieren. Nach dem Öffnen der Box, die im typischen Doom-Style gehalten ist, fallen dem Spieler haufenweise Spielmaterialien entgegen. Neben knapp 60 Spielplanteilen, die sich variabel aneinander fügen lassen und letztendlich verschiedene Szenarien bilden, finden sich unter anderem 66 Plastikspielfiguren (in drei verschiedenen Farben), Türen, haufenweise verschiedene Spielsteine, Spezialwürfel, rund 85 Spielkarten, 4 Übersichtstafel, sowie ein Regelheft und ein Szenarienführer, im Inneren der Box. Schon das „Ausdrücken“ der Spielteile zeigt, daß diese auf fester, dicker Pappe beidseitig bedruckt sind. Die Optik der Spielpläne, Steine und Karten ist dabei hervorragend. Die verschiedenen Spielfiguren – Spielerfiguren und verschiedene Monster – sind jeweils einfarbig (entweder rot, blau oder grün), sind aber recht detailreich gemacht. Das Durchblättern des Regelbuchs und des Szenarienführers offenbart eine Fülle an Regeln.

 

Die Hintergrundstory:

Die Story ist simpel und basiert ebenfalls auf der Shooter-Vorlage. Die Marines sind gerade auf einer Forschungsstation der UAC Corporation angekommen und während sie auf ihren Führer warten, wird schon der Notstand auf der Station ausgerufen und die Evakuierung ausgerufen. Ein Unfall in der Forschungsabteilung für Dimensionstore ist der Auslöser und die Stimme die aus den Lautsprechern dröhnt gibt die Waffenbenutzung zur Selbstverteidigung frei. Dummerweise befinden sich die Rettungsshuttles am anderen Ende der Station und so müssen sich die Marines quer durch die Station bewegen. Schon nach wenigen Metern beginnt für sie der reinste Horror…

 

Das Spiel:

Doom erinnert zunächst einmal an das altbekannte HeroQuest oder SpaceQuest, ist also eine Art abgespecktes Tabletop mit Plastikfiguren. Aber schnell schon wird klar, daß die Regeln nicht einfach abgekupfert sind, sondern mit sehr hoher Komplexität entwickelt wurden, um den Flair des düster-gruseligen Ballerspiels auch möglichst gut umzusetzen. Wer den Shooter kennt, wird sehr schnell viele Parallelen entdecken.

Das Spiel erfordert mindestens 2 und maximal 4 Spieler, wobei immer einer den Part der Bösewichter übernimmt. Dieser Spieler – quasi eine Art Spielleiter - erhält dazu das Szenarienheft, in dem die verschiedenen Szenarien visuell dargestellt sind inklusive der Aufbaupläne und den Beschreibungen der einzelnen Gebiete, Räume und Begegnungen. Im Grundspiel sind 5 Szenarien, die auch als fortlaufende Kampagne gespielt werden können, enthalten. Weitere Szenarien und Kampagnen gibt es Internet als kostenlose Downloads.

Das zweite Heft, das dem Spiel beiliegt, ist das Regelheft. Auf zwölf dreispaltigen und kleinbedruckten Seiten, werden hier die recht komplexen Regeln, die verschiedenen Karten, Spielsteine und Befehlsmöglichkeiten erklärt.

Das Spiel läuft reihum im Uhrzeigersinn, beginnend mit dem ersten Marine und endend bei dem Spieler der so genannten Eindringen – den Monstern. Das grundlegende Spielprinzip ist einfach und wird erst durch die vielen Möglichkeiten komplex gestaltet. Zuerst wird das Szenario vorgestellt und die Missionsziele genannt. Dann bewegen sich die Marines, nehmen Gegenstände und Waffen auf (ganz wie in der Computervorlage), kämpfen und erhalten Befehle, um besondere Aktionen und Fähigkeiten auszuspielen. Die Gebiete, die von Türen voneinander getrennt sind, werden aufgedeckt, sobald die Marines in diese Gebiete eindringen. Dann tauchen auch die Monster auf und es geht richtig zur Sache. Für den Kampf wird gewürfelt und abhängig von der Waffe oder dem Monster wirken sich diese Würfe auf Kampfentfernung und Schaden, sowie Munitionsverbrauch aus. Erleidet eine Spielfigur (egal ob Marine oder Monster) Schaden, so wird dieser gegen seine Rüstung aufgerechnet und verursacht dann dementsprechend Schaden, der in Form von Gesundheitssteinchen dargestellt wird. Sind keine Steine mehr da ist der Marine tot und er verliert so ziemlich alles an Ausrüstung und der Eindringlingsspieler erhält einen „Kill“. Hat er eine gewisse Anzahl davon so siegt er. Erleichtert wird ihm das Spiel gegen die Marines durch spezielle Aktionskarten, die nur der Eindringlingsspieler ziehen darf (und zwar nicht wenige davon) und durch die er besondere Aktionen gegen die Marines führen kann (z.B. Nachschub an Monstern usw.). Die Marines haben aber auch besondere Aktionen zur Verfügung, sie sind also nicht hoffnungslos unterlegen. Außerdem können sie neue Lebenssteine, Munition und auch Waffen finden.

Letztendlich gilt es, daß Szenario nach den Missionsvorgaben zu bewältigen. Dazu müssen sie die Gebiete durchforsten und bestimmte Kode-Schlüssel finden, die wiederum spezielle Türen öffnen. Auch gibt es Besonderheiten im Gelände, wie Mauern die die Sicht versperren, besondere Felder, die besondere Ereignisse auslösen und vielerlei anderer Dinge. Auch die Monster gibt es in insgesamt acht verschiedenen Varianten – vom einfachen Zombie bis hin zum Cyberdemon. Sie unterscheiden sich logischerweise nicht nur im Aussehen, sondern auch in Größe, Fähigkeiten, Kampfstärke usw. In der Regel gilt aber: je weiter das Szenario voranschreitet, desto fieser werden die Gegner.

 

Das ganze Spiel ist dabei sehr variabel ausgelegt und das bietet natürlich auch viel Möglichkeit, daß Spiel immer wieder durch Add-Ons (seien sie offiziell oder selbstgemacht) zu erweitern. Das sorgt zum einen für mehr Spielspaß, zum anderen ist jede Spielrunde unterschiedlich und auch ganze Kampagnen lassen sich gestalten, für die es dann auch noch Sonderregeln gibt (u.a. die Möglichkeit das die Marines ihre Waffen und Fähigkeiten für die nächste Mission behalten). Dazu wird es Internet sicher haufenweise Material geben. Ein paar Links findet ihr in der Infobox.

Das Spiel kostet 47,95 Euro, was zwar ein stolzer Preis ist, aber aufgrund der üppigen Ausstattung des Spiels durchaus angemessen ist. Die Spielzeit beträgt 60-90 Minuten pro Szenario (was allerdings auch ein wenig von den Spielern abhängt) und das Spiel ist geeignet für Spieler ab 12 Jahren.

 

Fazit:

Doom – das Brettspiel ist ein wirklich spannendes, kurzweiliges und taktisches Action-Brettspiel, daß sich sehr nah an der 3D-Shooter-Vorlage orientiert und gekonnt den Flair des PC-Spiels einfängt. Dabei ist das Grundprinzip des Spiels relativ einfach und ähnelt so bekannten Spielen, wie HeroQuest oder SpaceQuest. Aber durch die umfangreichen Regeln, Spielkarten, Spielsteinen und anderen Komponenten gewinnt das Spiel an Komplexität und wird damit mehr als ein reines Action-Ballerbrettspiel. Taktisches Vorgehen ist hier ein Muß und auch Teamwork ist gefragt, um die Szenarien oder Kampagnen zu bewältigen. Außerdem bergen grad die Aktionskarten der Marines, aber vor allem auch die des Gegenspielers immer wieder plötzliche Wendungen im Spielablauf. Ich muß zugeben, daß man als Eindringlingsspieler sehr schnell eine fiese Ader gegenüber den armen Marines entwickelt und dabei keine Gemeinheit, die man anwenden kann, ausläßt.

Die Qualität ist - wie man es von Fantasy Flight Games Produkten (und ursprünglich ist das Brettspiel ja von FFG) her gewohnt ist - hervorragend und dies ist auch in der deutschen Fassung so, denn der Heidelberger Spieleverlag hat die deutsche Lokalisation wirklich sehr gut - sowohl was Sprache als auch Qualität angeht - realisiert.

Auf jedenfall ist „Doom – Das Brettspiel“ für jeden Fan von Brett- bzw Gesellschaftsspielen (mit einem Hauch von Tabletop-Charakter) eine durchaus lohnende Anschaffung und das Spiel sorgt mit Sicherheit für viele spannende Spielabende – gerade jetzt bei den kalten Winterabenden, die vor der Tür stehen.

 

Info:

Eine offizielle Erweiterung steht auch in Kürze bereit.